Übersicht über Erkrankungen der Herzklappen

VonGuy P. Armstrong, MD, Waitemata District Health Board and Waitemata Cardiology, Auckland
Überprüft/überarbeitet Juli 2022
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Kurzinformationen

Die Herzklappen regulieren den Blutfluss durch die beiden kleinen, runden, oben gelegenen Vorhöfe (Atria) und die beiden größeren länglichen, tiefer gelegenen Kammern (Ventrikel). In jeden Ventrikel führt eine „Einbahnstraße“ mit einer Einlassklappe hinein und eine „Einbahnstraße“ mit einer Auslassklappe heraus. Jede Klappe besteht aus dünnen Gewebeschichten (Segel oder Blättchen), die sich öffnen und schließen wie Schwingtüren, aber immer nur in einer Richtung.

Die Einlassklappe der rechten Kammer ist die Trikuspidalklappe, die sich vom rechten Vorhof in die Kammer öffnet, während sich die Auslassklappe, die Lungen(Pulmonal-)Klappe zu den Pulmonalarterien hin öffnet.

In der linken Kammer öffnet sich die Mitralklappe aus dem linken Vorhof, die Auslassklappe ist die Aortenklappe, die sich zur Aorta öffnet.

Die Mitral- und die Trikuspidalklappe werden von robusten Fasersträngen (Sehnenfäden oder auch Chordae tendineae genannt) fixiert, die mit den dünnen Muskeln an den Herzkammerwänden (Papillarmuskeln) verbunden sind.

Ein Blick in das Herz

Der Querschnitt durch das Herz zeigt, wie das Blut normalerweise fließt.

Veränderungen der Herzklappen mit dem Älterwerden

Mit zunehmendem Alter verdicken sich die Mitral- und Aortenklappen. Die Aorta wird unelastischer, wodurch sich der Blutdruck und die Belastung der Aortenklappe erhöhen, und das Herz benötigt zusätzlichen Sauerstoff, um ausreichend Blut zu pumpen. Diese altersbedingten Veränderungen können bei älteren herzkranken Menschen zu Beschwerden und Komplikationen führen.

Herzklappendefekt

Die Herzklappen können folgende Defekte haben:

  • Undicht sein (wird als „Regurgitation“, „Versagen“ oder „Insuffizienz“ bezeichnet).

  • Sich nicht richtig öffnen und dadurch teilweise den Blutfluss durch die Klappe blockieren (wird als „Stenose“ bezeichnet).

Beide Probleme können die Pumpleistung des Herzens erheblich beeinträchtigen. Manchmal ist eine Klappe von beiden Störungen zugleich betroffen. Fehlerhafte Herzklappen verursachen in der Regel Herzgeräusche und andere abnorme Herztöne, die der Arzt mit dem Stethoskop hören kann. Sie lassen sich anhand einer Echokardiografie nachweisen. Ein geringer Rückfluss (Regurgitation) ist oftmals nicht mit dem Stethoskop hörbar, wird jedoch bei einer Echokardiografie erkannt. Der Arzt sieht dies oft als normalen Befund an.

Die meisten Klappenfehler sind nicht so gravierend, dass sie der Person irgendwelche Probleme bereiten. Symptome können Folgendes umfassen: Schwellung in den Beinen, Kurzatmigkeit, Palpitationen, Erschöpfung, Brustschmerzen und Ohnmacht. Allerdings werden bei einigen Klappenfehlern häufiger Kontrollen gemacht, denn diese Fehler können sich mit der Zeit soweit verschlimmern, dass diese eine Operation (Reparatur oder Ersatz) nötig machen, damit die Symptome verringert werden oder das Überleben verlängert wird. Symptome sind kein zuverlässiger Hinweis auf das Vorliegen oder die Schwere der Klappenfehler. Daher wird eine Echokardiografie (eine Ultraschallaufnahme des Herzens) vorgenommen, um Probleme frühzeitig zu erkennen. Manchmal setzen Ärzte Belastungstests ein, um Menschen mit bestimmten Herzklappenfehlern zu überwachen. Im Allgemeinen können weder Umstellungen der Lebensweise noch Medikamente den Verfall einer fehlerhaften Klappe aufhalten.

Stenose und Regurgitation

Herzklappen können undicht sein (verursacht Regurgitation) oder sich nicht richtig öffnen und dadurch den Blutfluss durch die Klappe teilweise blockieren (führt zu Stenose). Stenose und Regurgitation können jede Herzklappe betreffen. Die zwei Erkrankungen werden hier am Beispiel der Mitralklappe dargestellt.

Normalerweise schließt sich die Aortenklappe und öffnet sich die Mitralklappe, kurz nachdem die linke Herzkammer ihre Kontraktionen beendet hat, sich entspannt und erneut mit Blut füllt (während der Diastole), und etwas Blut fließt aus dem linken Vorhof in die linke Herzkammer. Dann zieht sich der linke Vorhof zusammen und drückt damit mehr Blut in die linke Herzkammer.

Wenn sich der linke Ventrikel zusammenzieht (während der Systole), schließt sich die Mitralklappe, die Aortenklappe öffnet sich und das Blut fließt in die Aorta.

Bei der Mitralstenose ist die Mitralklappenöffnung verengt, und der Blutfluss aus dem linken Vorhof in die linke Herzkammer ist während der Diastole verringert.

Bei der Mitralinsuffizienz ist die Mitralklappe undicht, wenn sich der linke Ventrikel zusammenzieht (während der Systole), und etwas Blut fließt zurück in den linken Vorhof.

Reparatur oder Ersatz einer Herzklappe

Eine defekte Herzklappe kann repariert oder ersetzt werden. Die Wiederherstellung macht eine Operation notwendig, kann aber manchmal auch im Rahmen einer Herzkatheterisierung erfolgen, insbesondere, wenn eine Herzklappenstenose vorliegt. Eine stenotische (verengte) Herzklappe kann manchmal mit einer sogenannten Ballonvalvuloplastie gedehnt werden. Dabei wird ein Katheter mit einem Ballon an der Spitze in die verengte Arterie eingeführt und bis zum Herzen hochgeschoben. Ist er in der defekten Klappe angelangt, wird der Ballon so aufgeblasen, dass er die Klappensegel voneinander trennt. Hierfür ist keine Vollnarkose erforderlich und der Patient kann sich schnell wieder erholen.

Es gibt zwei Arten von Klappenersatz:

  • Einen mechanischen Typ

  • Bioprothese (Herzklappe vom Schwein oder einer Kuh)

Mechanische Klappen haben eine langjährige Haltbarkeit. Aber die Träger müssen für den Rest ihres Lebens das Antikoagulans Warfarin einnehmen, um der Bildung von Blutgerinnseln in der Klappe vorzubeugen. Die Einnahme eines Antikoagulans erhöht das Risiko einer Person für spontane Blutungen, wie z. B. im Gehirn (siehe Überblick über hämorrhagische Schlaganfälle). Bioprothetische Klappen sind nur begrenzt haltbar und müssen nach 10 bis 12 Jahren ersetzt werden. Die Einnahme von Gerinnungshemmern (Antikoagulanzien) ist hier allerdings nur für 3 bis 6 Monate nach der Operation erforderlich. Einige neuere bioprothetische Klappen halten länger.

Erkrankte Herzklappen sowie sämtliche Ersatzklappenarten sind anfällig für Infektionen. Menschen mit Ersatzklappen müssen in bestimmten Situationen (beispielsweise vor zahnärztlichen oder medizinischen Eingriffen) vorsorglich Antibiotika einnehmen, um bakteriellen Infektionen der Klappen (infektiöse Endokarditis) vorzubeugen.

Zudem können sich auf Ersatzklappen Blutgerinnsel bilden. Die Blutgerinnsel können die Klappe teilweise verschließen oder sich ablösen und durch den Blutstrom wandern, um Arterien in anderen Körperteilen zu verschließen (und z. B. einen Schlaganfall verursachen).

Die Ärzte setzen die Computertomografie und Echokardiografie ein, um die Ersatzklappen zu überwachen.

Ersatz einer Herzklappe

Eine geschädigte Herzklappe kann durch eine mechanische Klappe aus Plastik und Metall ersetzt werden oder durch eine bioprothetische Klappe aus organischem Gewebe, meist vom Schwein, die in einem Kunststoffring sitzt. Es gibt viele Arten von mechanischen Klappen. Häufig wird eine St.-Jude-Medical-Klappe verwendet.

Über die Wahl der Klappe entscheiden mehrere Faktoren, unter anderem ihre Eigenschaften. Eine mechanische Klappe ist dauerhafter als eine bioprothetische, macht aber die dauernde Einnahme von Antikoagulanzien erforderlich, um der Bildung von Blutgerinnseln auf der Klappe vorzubeugen. Bei einer bioprothetischen Klappe müssen Antikoagulanzien nur für eine kurze Zeit genommen werden. Ein wichtiger Gesichtspunkt ist also, ob jemand Antikoagulanzien anwenden kann. Schwangere Frauen dürfen beispielsweise keine Antikoagulanzien einnehmen, da sie die Plazenta passieren und das Kind schädigen können. Es wird auch berücksichtigt:

  • Wie alt die Person ist

  • wie aktiv die Person ist

  • wie gut das Herz der Person arbeitet

  • welche Herzklappe beschädigt ist

Bei Ersatz einer Aortenklappe wird für gewöhnlich eine mechanische Klappe bei Menschen unter 50 Jahren und eine Bioprothese bei Menschen über 50 Jahren gewählt.

Bei Ersatz einer Mitralklappe wird für gewöhnlich eine mechanische Klappe bei Menschen unter 65 Jahren und eine Bioprothese bei Menschen über 65 Jahren gewählt.

Die Operation erfolgt in Vollnarkose. Da das Herz ruhiggestellt werden muss, wird der Patient an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, die während des Eingriffs das Blut durch den Kreislauf pumpt. Die defekte Herzklappe wird entfernt und die neue an dieser Stelle angenäht. Die Operationswunde wird geschlossen, die Herz-Lungen-Maschine abgenommen und das Herz reanimiert. Die Operation dauert zwischen 2 und 5 Stunden. In einigen medizinischen Einrichtungen kann bei manchen Patienten die Herzklappe mit einer weniger invasiven Operationsmethode (ohne das Sternum durchtrennen zu müssen) ersetzt werden. Die Dauer des Krankenhausaufenthaltes variiert von Patient zu Patient. Bis zur vollständigen Genesung kann es 6 bis 8 Wochen dauern.

Weitere Informationen

Bei dem Folgenden handelt es sich um ein englischsprachiges Hilfsmittel, das nützlich sein kann. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. American Heart Association: Herzklappenerkrankung: Stellt umfassende Informationen zur Diagnose und Behandlung von Erkrankungen der Herzklappen bereit.