Retropharyngealabszess

VonAlan G. Cheng, MD, Stanford University
Überprüft/überarbeitet Mai 2022
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Ein Retropharyngealabszess ist eine Eiteransammlung an der hinteren Rachenwand.

  • Ein Retropharyngealabszess wird durch eine bakterielle Infektion verursacht.

  • Symptome sind Schwierigkeiten und Schmerzen beim Schlucken, Fieber, Nackensteifheit und lautes Atmen.

  • Die Diagnose beruht auf Symptomen und Röntgen- oder Computertomographie-Aufnahmen des Halses.

  • Kinder, die eine sofortige Behandlung erhalten, erholen sich schnell.

  • Der Abszess wird chirurgisch eröffnet und entleert. Die Infektion wird mit Antibiotika beseitigt.

Ein Retropharyngealabszess entsteht, wenn sich die Lymphknoten an der hinteren Rachenwand entzünden, zurückbilden und Eiter bilden. Da sich diese Lymphknoten ab einem Alter von 4 bis 5 Jahren zurückzubilden beginnen, kommen Retropharyngealabszesse hauptsächlich bei Kindern im Alter von 1 bis 8 Jahren vor und sind bei Erwachsenen selten.

Retropharyngealabszesse entstehen meist, wenn sich eine bakterielle Infektion der Gaumen- oder Rachenmandeln, des Rachens, der Nebenhöhlen oder der Nase ausbreitet. Viele Infektionen werden durch eine Kombination mehrerer Bakterien verursacht. HIV-Infektion und Tuberkulose werden bei Erwachsenen und Kindern immer häufiger zur Ursache. Eine Verletzung der hinteren Rachenwand durch einen scharfen Gegenstand, wie beispielsweise eine Fischgräte, kann gelegentlich ebenfalls einen solchen Abszess verursachen.

Ohren, Nase und Rachen

Symptome eines Retropharyngealabszesses

Die Hauptsymptome eines Retropharyngealabszesses sind Schluckbeschwerden, Fieber sowie geschwollene Halslymphknoten. Die Stimme hört sich gedämpft an, Kinder neigen zu verstärktem Speichelfluss. Der Hals kann steif sein, und Kinder halten ihren Kopf in einem bestimmten Winkel.

Der Abszess kann die Luftröhre blockieren, sodass das Atmen schwerfällt und laut zu hören ist, vor allem, wenn Kinder einatmen (sogenannter Stridor). Um die Atmung zu erleichtern, liegt das Kind bevorzugt auf dem Rücken, legt den Kopf in den Nacken und reckt das Kinn in die Höhe. Erwachsene können schwere Nackenschmerzen haben, doch nicht immer Stridor.

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Komplikationen bei einem Retropharyngealabszess sind Blutungen im Abszessbereich, ein Riss des Abszesses, aus dem sich Eiter in die Luftröhre entleert (was sie eventuell verstopfen kann), und Pneumonie (Lungenentzündung). Ein Stimmritzenkrampf des Kehlkopfs kann die Atembeschwerden verschlimmern. In den Jugularvenen, die in der sogenannten Drosselgrube an der vorderen Halsseite liegen, können sich Blutgerinnsel bilden. Schließlich kann sich die Infektion auch in den Brustraum ausbreiten. Manchmal kommt es zu einer ausgedehnten Entzündung und Infektion des Blutkreislaufs, was zu Funktionsstörungen in den Organen führen kann (eine Erkrankung, die als septischer Schock bezeichnet wird).

Diagnose eines Retropharyngealabszesses

  • Röntgenaufnahme oder Computertomographie

Der Arzt hegt den Verdacht auf einen Retropharyngealabszess bei Kindern mit schweren unerklärlichen Halsschmerzen, steifem Nacken und lautem Atmen.

Röntgenaufnahmen oder eine Computertomographie (CT-Scan) des Halses können die Diagnose bestätigen.

Behandlung eines Retropharyngealabszesses

  • Antibiotika

  • Beatmungsschlauch mit anschließendem operativem Eingriff, um Eiter aus dem Abszess abzuleiten

Die meisten Betroffenen erholen sich bei umgehender Behandlung gut von einem Retropharyngealabszess.

Zuerst erhält der Patient intravenös Antibiotika wie Ceftriaxon oder Clindamycin.

Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen führt der Arzt einen Kunststoff-Atemschlauch durch den Mund in die Luftröhre (Trachea) ein, um die Atemwege offen zu halten. Der Arzt kann den Abszess eröffnen, sodass der Eiter abfließen kann.