Die zentrale Netzhautarterie ist das Hauptgefäß, das die Netzhaut mit Blut versorgt. Diese Arterie kann durch eine Embolie oder Thrombose (Bildung eines Blutgerinnsels in der Arterie) vollständig blockiert werden. Eine Blockierung kann in der Hauptarterie oder in den Ästen der Arterie auftreten.
Eine Embolie ist eine Ansammlung von festem Material, das in der Blutbahn schwebt, bis es dort stecken bleibt und ein Blutgefäß blockiert. Das Material, aus dem der Embolus entsteht, kann von einem Stück atherosklerotischer Plaque, Fett, infiziertem Material aus einer infizierten Herzklappe (Endokarditis) oder einem nicht bösartigen (benignen) Tumor in einer Herzkammer (atriales Myxom) stammen.
Riesenzellarteriitis ist eine Entzündung der Blutgefäße und ebenfalls ein möglicher Grund für eine Blockierung der Netzhautarterie.
Manchmal ist die Ursache der Blockierung nicht bekannt.
Symptome
Das betroffene Auge erfährt einen plötzlichen, schweren, jedoch schmerzlosen Verlust des Sehvermögens über das gesamte Gesichtsfeld. Manchmal ist nur ein Teil des Gesichtsfelds betroffen.
Ein Verschluss der zentralen Arterie der Netzhaut kann auch das Wachsen abnormaler Blutgefäße auf der Netzhaut oder Iris zur Folge haben. Manchmal bluten diese abnormalen Blutgefäße oder rufen eine schmerzhafte Art des Glaukoms (bezeichnet als neovaskuläres Glaukom) hervor. Bei einem neovaskulären Glaukom verschließen anormale Blutgefäße, die sich in der Iris gebildet haben, den Raum zwischen der Iris und der Hornhaut, was den Abfluss der Flüssigkeit aus dem Auge blockiert und zu einem Druckanstieg im Auge führt (Glaukom).
Diagnose
Mit Einsatz eines Ophthalmoskops kann der Arzt Veränderungen in den Blutgefäßen und der Netzhaut erkennen. Wenn die zentrale Arterie blockiert ist, kann die Netzhaut blass erscheinen.
Eine Fluoreszenzangiographie hilft, das Ausmaß der Netzhautschädigung zu bestimmen und unterstützt den Arzt bei der Erstellung eines Behandlungsplans. Bei diesem Verfahren injiziert der Arzt einen Farbstoff in eine Armvene und fotographiert dann die Netzhaut. Eine optische Kohärenztomographie (eine bildgebende Untersuchung) kann eine Schwellung der Netzhaut zeigen, was häufig vorkommt.
Sobald ein Verschluss der Netzhautarterie diagnostiziert wurde, muss der Arzt nach dem Ursprung eines Embolus suchen. Er führt Tests durch, wie etwa eine Echokardiographie und eine Untersuchung der Halsschlagader mit Dopplersonographie. Zudem kann der Arzt auch Bluttests zur Diagnose einer Riesenzellarteriitis durchführen.
Prognose
Wenn der Verschluss in einem Ast der zentralen Netzhautarterie erfolgt ist, kann der Patient ein gutes bis ausreichendes Sehvermögen beibehalten.
Wenn der Verschluss in der zentralen Netzhautarterie selbst erfolgt ist, ist der Verlust des Sehvermögens oft auch mit einer Behandlung schwerwiegend.
Sobald das Gewebe der Netzhaut dauerhaft geschädigt wurde, was bereits 90 Minuten nach erfolgter Blockierung geschehen kann, ist der Verlust des Sehvermögens irreversibel.
Falls die Ursache eines Verschlusses der Netzhautarterie eine Riesenzellarteriitis ist, kann der Sehverlust bei sofortiger Diagnose und Behandlung möglicherweise bis zu einem gewissen Grad rückgängig gemacht und einer Schädigung des anderen Auges vorgebeugt werden.
Menschen mit Verschluss der Netzhautarterie können eine Verstopfung in den Venen haben, die das Gehirn versorgen. Diese Verstopfungen erhöhen das Risiko für Schlaganfall, insbesondere in den Wochen nach einem Verschluss der zentralen Netzhautarterie.
Behandlung
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Vorbeugung durch Kontrolle der Risikofaktoren
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Manchmal Maßnahmen, um den Augendruck zu senken, unter anderem Augentropfen, Augenmassage oder Entfernen von Flüssigkeit aus dem Auge mit einer Nadel
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Manchmal eine Laserbehandlung der abnormalen oder einblutenden Blutgefäße
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Bei Riesenzellarteriitis: Kortikosteroide
Da Behandlungen oft nicht sehr wirksam sind, ist es wünschenswert, solche Blockierungen durch die Kontrolle der Risikofaktoren (z. B. Bluthochdruck, Diabetes und andere Risikofaktoren für Atherosklerose) zu verhindern.
Eine sofortige Behandlung wird oft durchgeführt, um die Blockierung der Netzhautarterie zu öffnen. Dennoch sind Behandlungen selten wirksam. Der Augeninnendruck kann manchmal durch die Verabreichung von Medikamenten (wie zum Beispiel Timolol-Augentropfen oder oral eingenommenes Acetazolamid) verringert werden, die den Blutdruck senken, oder durch eine intermittierende Massage der geschlossenen Augenlider mit den Fingern.
Alternativ gelingt dies durch eine sogenannte Parazentese der Vorderkammer, welche den Augeninnendruck senken kann. Bei diesem Verfahren wird das Auge durch Augentropfen betäubt, anschließend eine Kanüle in die Vorderkammer eingeführt und etwas Flüssigkeit abgezogen, wodurch sich der Druck im Auge rapide senkt.
Sinkt der Augeninnendruck durch Massage oder die Parazentese der Vorderkammer, kann sich der Thrombus unter Umständen lösen und in einen dünneren Zweig des Gefäßes weiterwandern, sodass das Ausmaß der Netzhautschädigung geringer wird.
Bei einem Verdacht auf Riesenzellarteriitis werden so bald wie möglich hochdosierte Kortikosteroide entweder oral oder intravenös verabreicht.
Eine Laserbehandlung kann zur Zerstörung der abnormalen Blutgefäße eingesetzt werden, um ein neovaskuläres Glaukom zu behandeln oder um einen weiteren Verlust des Sehvermögens durch Blutung im Auge zu vermeiden, oder beides. Die Behandlung des neovaskulären Glaukoms ist jedoch schwierig.