Eine chronische eitrige Otitis media kann Folge einer akuten Otitis media Akute Otitis media Eine akute Otitis media (bakterielle oder virale Mittelohrentzündung) tritt meist als Begleiterscheinung einer oberen Atemwegsinfektion auf. Ohrenschmerzen (Otalgie) oder oft auch Allgemeinsymptome... Erfahren Sie mehr , eines Tubenverschlusses, einer mechanischen, thermischen oder chemischen Schädigung (Verätzung) und eines Knalltraumas oder iatrogen bedingt sein (z. B. durch Einlegen eines Paukenröhrchens). Darüber hinaus haben Patienten mit kraniofazialen Anomalien (z. B. Down-Syndrom, Katzenschreisyndrom, Lippenspalte und/oder Gaumenspalte, 22q.2-Deletion [auch velocardiofaziales Syndrom, Shprintzen-Syndrom, Shprintzen-Goldberg-Syndrom und DiGeorge-Syndrom genannt]) ein erhöhtes Risiko.
Zur Exazerbation einer chronischen eitrigen Otitis media kann es durch obere Atemwegsinfekte kommen, oder wenn beim Baden bzw. Schwimmen Wasser durch das Trommelfell ins Mittelohr eindringt. Die chronische Belastung durch Luftverschmutzung und schlechte Hygiene, die mit dem Leben in einer ressourcenarmen Gemeinde zusammenhängt, kann die Symptome ebenfalls verschlimmern. Gramnegative Bakterien oder Staphylococcus aureus, sind oft die Erreger einer schmerzlosen, eitrigen, manchmal übelriechenden (fötiden) Otorrhö Otorrhö Bei Ohrenfluss (Otorrhö) „läuft“ das Ohr. Das austretende Sekret kann serös, blutig-serös oder eitrig sein Ohrenfluss kann mit Symptomen wie Ohrenschmerzen, Fieber, Juckreiz, Schwindel, Tinnitus... Erfahren Sie mehr . Eine persistierende chronische eitrige Otitis media kann zu Zerstörungen im Mittelohr (z. B. Nekrose des Crus longum incudis) oder zur Entwicklung von Ohrpolypen führen (durch einen Trommelfellriss in den Gehörgang vorfallendes Granulationsgewebe). Ohrpolypen sind ein ernst zu nehmendes Zeichen und fast ausnahmslos verdächtig auf ein Cholesteatom.
Durch epitheliales Zellwachstum im Mittelohr, Mastoid oder Epitympanon kann sich nach einer chronischen eitrigen Otitis media ein Cholesteatom entwickeln. Die von Cholesteatomen gebildeten lytischen Enzyme (z. B. Kollagenasen) können angrenzende Knochen und Weichteile zerstören. Ein Cholesteatom kann auch zu einem Infektionsherd (Nidus) werden, aus dem eine eitrige Labyrinthitis, Fazialisparese oder ein Hirnabszess hervorgeht.
Symptome und Beschwerden der chronischen eitrigen Otitis media
Eine chronische eitrige Otitis media manifestiert sich meist mit Schallleitungsschwerhörigkeit Hörverlust Weltweit leiden etwa eine halbe Milliarde Menschen (fast 8% der Weltbevölkerung) an Hörverlust ( 1). Mehr als 10% der Menschen in den USA haben einen gewissen Grad der Schwerhörigkeit, die ihre... Erfahren Sie mehr und Otorrhö Otorrhö Bei Ohrenfluss (Otorrhö) „läuft“ das Ohr. Das austretende Sekret kann serös, blutig-serös oder eitrig sein Ohrenfluss kann mit Symptomen wie Ohrenschmerzen, Fieber, Juckreiz, Schwindel, Tinnitus... Erfahren Sie mehr . Solange keine Schläfenbein-Ostitis hinzukommt, verursacht sie selten Schmerzen. Wenn das Trommelfell perforiert ist und nässt, kann die aufgequollene Schleimhaut im Ohrkanal mit Granulationsgewebe übersät sein.
Ein Patient mit Cholesteatom kann Fieber, Schwindel und/oder Ohrenschmerzen haben. Im Mittelohr befinden sich weiße Ablagerungen, eine auslaufende polypoide Masse, die durch die Trommelfellperforation ragt, und ein Gehörgang, der mit mukopurulentem Granulationsgewebe verstopft zu sein scheint.
Diagnose der chronischen eitrigen Otitis media
Klinische Untersuchung
Die Diagnose einer chronischen eitrigen Mittelohrentzündung wird in der Regel klinisch gestellt. Von Absonderungen aus dem Ohr werden Kulturen angelegt. Wenn ein Cholesteatom oder andere Komplikationen vermutet werden (wie bei einem fiebrigen Patienten oder bei einem mit Schwindel oder Ohrenschmerzen), wird ein CT oder MRT durchgeführt. Diese Untersuchungen können intratemporale oder intrakranielle Prozesse (z. B. Labyrinthitis, ossikuläre oder temporale Erosion, Abszesse) aufdecken. Bei Patienten mit persistierendem oder rezidivierendem Granulationsgewebe sollten Biopsien durchgeführt werden, um rezidivierende Neubildungen auszuschließen.
Behandlung der chronischen eitrigen Otitis media
Topische Antibiotika-Tropfen
Entfernen von Granulationsgewebe
Operation bei Cholesteatom
10 Tropfen einer topischen Ciprofloxacin-Lösung 2-mal täglich für 14 Tage in das betroffene Ohr geträufelt.
Wenn Granulationsgewebe vorhanden ist, wird dieses mit mikrochirurgischen Instrumenten entfernt oder mit einem Silbernitratstift kauterisiert. Ciprofloxacin und Dexamethason wird dann für 7–10 Tage in den Gehörgang instilliert. Wenn Granulationsgewebe trotz adäquater lokaler Behandlung persistiert oder weiterhin rezidiviert, sollte eine Biopsie durchgeführt werden, um eine Neoplasie auszuschließen.
Bei schweren Exazerbationen ist eine systemische Antibiotikatherapie mit Amoxicillin (250–500 mg oral alle 8 Stunden über 10 Tage) oder einem Cephalosporin der 3. Generation erforderlich; ob sie modifiziert werden muss, hängt von den Kulturergebnissen und dem Anschlagen der Therapie ab.
Bei Patienten mit randständiger, Attikus- oder chronischer zentraler Trommelfellperforation ist eine Tympanoplastik indiziert. Im Zuge der Tympanoplastik lässt sich auch eine unterbrochene Gehörknöchelchenkette reparieren.
Cholesteatome müssen operativ entfernt werden. Da Rezidive häufig sind, wird die Rekonstruktion des Mittelohrs in der Regel verschoben, bis nach Ablauf von 6–8 Monaten eine Zweitoperation (in Form einer offenen Operation oder mit einem Otoskop mit geringem Durchmesser) durchgeführt wird.
Wichtige Punkte
Bei der chronischen eitrigen Otitis media handelt es sich um eine persistierende Perforation des Trommelfells mit chronischer eitriger Sekretion.
Häufig kommt es zu einer Schädigung von Mittelohrstrukturen; seltener sind intratemporale oder intrakranielle Strukturen betroffen.
Die initiale Behandlung besteht in der Gabe topischer Antibiotika.
Schwere Exazerbationen verlangen eine systemische Analgetikagabe.
Eine Operation ist erforderlich bei bestimmten Formen der Perforation und bei geschädigten Gehörknöchelchen sowie um Cholesteatome zu entfernen.