Als Stuhlinkontinenz bezeichnet man die unwillürliche Defäkation. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Die Behandlung besteht aus einem Darmmanagement und perinealen Übungen, aber manchmal ist auch eine Kolostomie erforderlich.
(Siehe auch Abklärung von Anorektalkrankheiten)
Stuhlinkontinenz kann folgende Ursachen haben:
Verletzungen oder Erkrankungen des Rückenmarks
Kongenitale Anomalien
Versehentliche Verletzungen des Rektums und des Anus
Rektumprolaps (Rektumsenkung)
Diabetes
Schwere Demenz
Koprostase
Umfangreiche entzündliche Prozesse
Tumoren
Geburtshilfliche Verletzungen
Operationen mit Teilung oder Dilatation der Analsphinkter
Diagnose von Stuhlinkontinenz
Klinische Untersuchung
Manchmal bildgebende Verfahren, und anorektale Manometrie
Bei der körperlichen Untersuchung sollten die grobe Sphinkterfunktion und die perianale Sensibilität beurteilt und einen rektalen Tumor oder Rektumprolaps ausgeschlossen werden.
Eine endoskopische Ultraschalluntersuchung des Analsphinkters, ein MRT von Becken und Perianalregion und eine anorektale Manometrie können ebenfalls nützlich sein.
Behandlung von Stuhlinkontinenz
Programm zur Stuhlregulierung
Beckenbodengymnastik, gelegentlich in Verbindung mit Biofeedback
Teilweise operativer Eingriff
Die Behandlung fekaler Inkontinenz besteht aus einem speziellen Programm, das den Darm zu einem vorhersagbaren Stuhlverhalten erziehen soll. Bestandteil des Programms ist auch eine angemessene Flüssigkeits- und ausreichende Ballaststoffzufuhr mit der Nahrung. Das Verweilen auf der Toilette oder andere gebräuchliche Stimulanzien des Stuhlgangs (z. B. Kaffee) fördern die Defäkation. Zäpfchen (z. B. Glyzerin, Bisacodyl) oder Phosphateinläufe sind ebenfalls förderlich. Wenn sich ein regelmäßiges Defäkationsverhalten nicht einstellt, können eine rückstandsarme Diät und oral verabreichtes Loperamid die Häufigkeit der Defäkation herabsetzen.
Einfache Übungen des Perineums, bei denen der Patient durch wiederholte Kontraktionen des Sphinkters, der perinealen Muskulatur und der Gesäßbacken diese Strukturen stärkt, können v. a. bei leichten Fällen zur Kontinenz beitragen. Bei gut motivierten Patienten, die Anweisungen verstehen und befolgen und bei denen der Analsphinkter auf eine Dehnung des Rektums noch reagieren kann, sollte Biofeedback in Erwägung gezogen werden (um den Patienten zu trainieren, seinen Sphinkter maximal einzusetzen und die physiologischen Vorgänge besser mit einzubeziehen), bevor man ein operatives Vorgehen empfiehlt. Etwa 64 bis 89% der Patienten sprechen auf Biofeedback an (1).
Ein Defekt im Sphinkter, der durch endoskopische Sonographie festgestellt wird, kann direkt genäht werden, aber die Wirksamkeit dieser Reparatur verschlechtert sich im Laufe der Zeit.
Die sakrale Nervenstimulation hat sich in der Behandlung der Stuhlinkontinenz als vielversprechend erwiesen (1). Die Elektroden werden vorübergehend implantiert, und wenn eine Probephase gute Ergebnisse zeigt, wird der Generator mit guten Erfolgsraten dauerhaft implantiert.
Wenn alle diese Maßnahmen nicht zum Erfolg führen, muss man eine Kolostomie in Erwägung ziehen.
Literatur zur Therapie
1. Bordeianou LG, Thorsen AJ, Keller DS, et al. The American Society of Colon and Rectal Surgeons Clinical Practice Guidelines for the Management of Fecal Incontinence. Dis Colon Rectum. 2023;66(5):647-661. doi:10.1097/DCR.0000000000002776
