(Siehe auch Diabetes mellitus Diabetes mellitus (DM) Der Diabetes mellitus beruht auf einer Störung der Insulinsekretion und/oder auf einer peripheren Insulinresistenz unterschiedlichen Ausmaßes, die zur Hyperglykämie führen. Die Frühsymptome... Erfahren Sie mehr und Komplikationen bei Diabetes mellitus Komplikationen von Diabetes Mellitus Bei Patienten mit Diabetes mellitus führen jahrelange, schlecht kontrollierte Hyperglykämie zu multiplen, vor allem vaskulären Komplikationen, die kleine Gefäße (mikrovaskulär), große Gefäße... Erfahren Sie mehr .)
Ein hyperosmolar hyperglykämischer Zustand (früher als hyperglykämisches hyperosmolares nichtketotisches Koma und nichtketotisches hyperosmolares Syndrom bezeichnet [NKHS]) ist eine Komplikation des Typ-2-Diabetes mellitus und hat eine geschätzte Mortalitätsrate von bis zu 20%, die signifikant höher ist als die Mortalität für diabetische Ketoazidose Diabetische Ketoazidose (DKA) Die diabetische Ketoazidose (DKA) ist eine akute metabolische Komplikation eines Diabetes, welche durch das Auftreten einer Hyperglykämie, Hyperketonämie und einer metabolischen Azidose charakterisiert... Erfahren Sie mehr (derzeit < 1%). Es tritt gewöhnlich nach einer Periode symptomatischer Hyperglykämie auf, während deren die Flüssigkeitsaufnahme zur Vermeidung einer starken Dehydratation, die im Rahmen einer hyperglykämisch induzierten osmotischen Diurese auftreten kann, nicht ausreichend war.
Auslösende Faktoren umfassen:
Akute Infektionen und andere medizinische Bedingungen
Medikamente, die die Glukosetoleranz beeinträchtigen (Glukokortikoide) oder den Flüssigkeitsverlust erhöhen (Diuretika)
Fehler in der Befolgung des Diabetestherapiplans
Serum-Ketone sind nicht vorhanden, da die Mengen an Insulin bei den meisten Patienten mit Diabetes-Typ-2 die Ketogenese ausreichend unterdrücken. Da die Symptome der Azidose fehlen, ertragen die meisten Patienten eine signifikant längere osmotische Dehydratation vor der Präsentation beim Arzt, weswegen die Plasma-Glukose (> 600 mg/dl [> 33,3 mmol/l]) und die Osmolalität (> 320 mOsm/l) in der Regel viel höher ist als bei diabetischer Ketoazidose.
Symptome und Beschwerden
Das primäre Symptom eines hyperosmolaren hyperglykämischen Zustands ist ein veränderter Bewusstseinszustand, der von Konfusion über Desorientierung bis hin zum Koma reichen kann. Normalerweise liegt dem eine extreme Dehydratation mit oder ohne prärenale Azotämie, Hyperglykämie und Hyperosmolarität zugrunde. Im Gegensatz zur Diabetische Ketoazidose können fokale oder generalisierte Krampfanfälle und eine transiente Hemiplegie auftreten.
Diagnose
Blutzuckerspiegel
Serumosmolarität
Im Allgemeinen wird ein hyperglykämischer hyperosmolarer Zustand zunächst vermutet, wenn ein deutlich erhöhter Glukosespiegel in einer Fingerstabprobe gefunden wird, die im Zuge einer Aufarbeitung eines veränderten Geisteszustandes gewonnen wurde. Solange keine Messungen erfolgten, sollte die Messung der Serum-Elektrolyte, des Harnstoffstickstoffs, des Kreatinin, der Glukose, der Ketone und der Plasmaosmolalität erfolgen. Der Urin sollte auf Ketone getestet werden. Serum-Kalium-Werte sind üblicherweise normal, aber die Werte für Natrium können je nach Volumendefizit hoch oder niedrig sein. Hyperglykämie kann dilutionale Hyponatriämie verursachen, sodass der gemessene Serum Natrium-Wert korrigiert wird, indem 1,6 mEq/l (1,6 mmol/l) je 100 mg/dl (5,6 mmol/l) Erhöhung der Serum-Glukose über 100 mg/dl (5,6 mmol/l) hinzugefügt wird. Der Harnstofstickstoff und das Serumkreatinin sind deutlich erhöht. Der arterielle pH beträgt normalerweise > 7,3, jedoch tritt gelegentlich aufgrund einer Akkumulation von Lactat eine geringfügige metabolische Azidose Metabolische Azidose Eine metabolische Azidose ist eine primäre Verminderung von Bicarbonat (HCO3−), die typischerweise mit einem kompensatorischem Abfall des Carbondioxid-Partialdrucks (PCO2) auftritt... Erfahren Sie mehr auf.
Das Flüssigkeitsdefizit kann 10 l übersteigen, und ein akuter Kreislaufzusammenbruch ist eine häufige Todesursache. Eine ausgedehnte Thrombose wird bei der Autopsie häufig gefunden. In einigen Fällen kann es auch wegen einer intravasalen disseminierten Gerinnung zu Blutungen Disseminierte intravasale Gerinnung (DIC) Die disseminierte intravasale Gerinnung (DIC) ist durch eine pathologische, exzessive Bildung von Thrombin und Fibrin im zirkulierenden Blut charakterisiert. Während dieses Prozesses kommt es... Erfahren Sie mehr kommen. Andere Komplikationen sind eine Aspirationspneumonie Aspirationspneumonitis und -pneumonie Aspirationspneumonitis und -pneumonien werden durch die Inhalation toxischer und/oder reizenden Substanzen, üblicherweise von Mageninhalt in die Lunge, verursacht. Chemische Pneumonitis, bakterielle... Erfahren Sie mehr , akutes Nierenversagen Akute Nierenschädigung (AKI) Unter akuter Nierenschädigung versteht man den schnellen Verlust der Nierenfunktion innerhalb von Tagen oder Wochen, was zu einer Akkumulation von stickstoffhaltigen Substanzen im Blut führt... Erfahren Sie mehr und ein akutes respiratorisches Akute hypoxämische respiratorische Insuffizienz (AHRF, ARDS) Unter akuter hypoxämischer respiratorischer Insuffizienz versteht man eine hochgradige arterielle Hypoxämie, die durch bloße O2-Gabe nicht aufgehoben werden kann. Sie wird durch intrapulmonale... Erfahren Sie mehr Distress-Syndrom.
Behandlung
Intravenöse 0,9% ige Kochsalzlösung
Korrektur von Hypokaliämie
Intravenöses Insulin (solange das Serum-Kalium bei ≥ 3,3 mmol/l liegt [≥ 3,3 mmol/l])
Die Behandlung besteht aus IV Kochsalzlösung, Korrektur der Hypokaliämie und IV Insulin (1 Behandlungshinweise Hyperosmolarer hyperglykämischer Zustand ist eine metabolische Komplikation des Diabetes mellitus, die durch schwere Hyperglykämie, extreme Dehydrierung, hyperosmolares Plasma und verändertes... Erfahren Sie mehr ).
Die Behandlung ist 0,9% ige (isotonische) Salzlösung mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 20 ml/kg/h während der ersten Stunden. Danach sollte das korrigierte Natrium berechnet werden. Wenn das korrigierte Natrium < 135 mEq/l (< 135 mmol/l) beträgt, sollte die isotonische Kochsalzlösung mit einer Geschwindigkeit von 250 bis 500 ml/Stunde weitergeführt werden. Wenn das korrigierte Natrium normal oder erhöht ist, sollte 0,45% Kochsalzlösung (halb normal) verwendet werden.
Dextrose sollte hinzugefügt werden, sobald der Glukosespiegel 250 bis 300 mg/dl erreicht (13,9 bei 16,7 mmol/l). Die Infusionsgeschwindigkeit sollte dem Blutdruck, der Herzfunktion und der Flüssigkeitsbilanz angepasst werden.
Nachdem der erste Liter der Kochsalzlösung gegeben wurde, wird Insulin in einer Dosis von 0,1 Einheiten/kg als Bolus IV verabreicht. Dann folgt eine kontinuierliche Infusion mit einer Dosis von 0,1 Einheiten/kg KG/h. Die Rehydrierung alleine kann gelegentlich schon die Plasmaglukosewerte beträchtlich absenken, so dass die Insulindosis eventuell reduziert werden muss. Eine zu schnelle Reduzierung der Osmolalität kann zu einem zerebralen Ödem führen. Gelegentlich brauchen Patienten mit insulinresistentemTyp-2-Diabetes mit einem hyperosmolaren hyperglykämischen Index höhere Insulindosen. Wenn die Plasmaglukosewerte sich bei 300 mg/dl (16,7 mmol/l) befinden, sollte die Insulininfusion auf Basalwerte (1–2 Einheiten/h) reduziert werden, und zwar so lange, bis die Rehydrierung abgeschlossen ist und der Patient wieder essen kann.
Zielplasmaglukose liegt zwischen 250 und 300 mg/dl (13,9 bis 16,7 mmol/l). Nach der Erholung von der akuten Episode werden die Patienten in der Regel auf eine angepasste Dosierung von subkutanem Insulin umgestellt.
Die Kaliumsubstitution erfolgt ganz ähnlich wie bei diabetische Ketoazidose: 40 mEq/h bei Serumkalium < 3,3 mEq/l (3,3 mmol/l); 20 bis 30 mEq/Stunde bei Serumkalium zwischen 3,3 und 4,9 mEq/l (3,3 und 4,9 mmol/l); und keine Substitution bei Serumkalium ≥ 5 mEq/l (≥ 5 mmol/l).
Behandlungshinweise
1. Kitabchi AE, Umpierrez GE, Miles JM, et al: Hyperglycemic crises in adult patients with diabetes. Diabetes Care 32: 1335–1343, 2009.
Wichtige Punkte
Infektionen, schlechte Einhaltung des Behandlungsplans und bestimmte Medikamente können den Glukosespiegel signifikant ansteigen lassen, zu Dehydratation und Bewusstseinsstörungen bei Patienten mit Diabetes-Typ-2 führen.
Die Patienten haben ausreichend Insulin, um eine Ketoazidose zu verhindern.
Das Flüssigkeitsdefizit kann 10 l übersteigen; die Behandlung ist 0,9%ige Kochsalzlösung IV plus Insulin Infusion.
Der Zielwert für Plasma-Glukose bei akuter Behandlung liegt zwischen 250 und 300 mg/dl (13,9 bis 16,7 mmol/l).
Verordnen Sie Kaliumersatz abhängig von Serum-Kalium-Spiegeln.