Trachom

(Körnerkrankheit; Conjunctivitis trachomatosa)

VonZeba A. Syed, MD, Wills Eye Hospital
Reviewed BySunir J. Garg, MD, FACS, Thomas Jefferson University
Überprüft/überarbeitet Geändert Apr. 2025
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Das Trachom ist eine chronische Konjunktivitis, die durch Chlamydia trachomatis verursacht wird und durch progressive Exazerbationen und Remissionen gekennzeichnet ist. Es ist weltweit die führende Ursache für eine vermeidbare Erblindung. Konjunktivale Hyperämie, Lidödem, Photophobie und Tränenträufeln sind die Frühsymptome. Später kommt es zu einer Neovaskularisation der Hornhaut und zur Vernarbung von Bindehaut, Hornhaut und Lidern. Die Diagnose wird in der Regel klinisch gestellt. Die Behandlung erfolgt mit lokalen oder systemischen Antibiotika.

Das Trachom ist in ressourcenbeschränkten Teilen Nordafrikas, des Nahen Ostens, des indischen Subkontinents, Australiens und Südostasiens endemisch und betrifft 1,9 Millionen Menschen. Es ist auch die Ursache für etwa 1,4% aller Erblindungen weltweit (1). Der Auslöser ist Chlamydia trachomatis (Serotypen A, B, Ba, und C).

In den Vereinigten Staaten ist das Trachom selten und tritt gelegentlich bei amerikanischen Indianern und Einwanderern auf. Die Krankheit tritt hauptsächlich bei Kindern auf, insbesondere bei Kindern unter 10 Jahren (2, 3). Ältere Kinder und Erwachsene sind aufgrund einer erhöhten Immunität und besserer persönlicher Hygiene viel weniger anfällig.

Im Frühstadium ist das Trachom sehr ansteckend und die Infektion wird durch Augen-Augen- oder Hand-Augen-Kontakt, durch Fliegen, die in das Auge gelangen, oder durch gemeinsam benutzte kontaminierte Gegenstände (z. B. Handtücher, Kleidung, Augen-Make-up) übertragen.

Allgemeine Literatur

  1. 1. Trachoma: World Health Organization. Published October 21, 2024. Accessed January 15, 2025.

  2. 2. Delelegn D, Tolcha A, Beyene H, Tsegaye B. Status of active trachoma infection among school children who live in villages of open field defecation: a comparative cross-sectional study. BMC Public Health. 2021;21(1):2051. Published 2021 Nov 9. doi:10.1186/s12889-021-12106-8

  3. 3. Mekonnen J, Kassim J, Ahmed M, Gebeyehu N. Prevalence of active trachoma and associated factors among children 1-9 years old at Arsi Negele Town, West Arsi Zone, Oromia Regional State, Southern Ethiopia. PLoS One. 2022;17(10):e0273808. Published 2022 Oct 7. doi:10.1371/journal.pone.0273808

Symptome und Anzeichen von Trachom

Das Trachom betrifft in der Regel beide Augen.

Im Bewertungssystem der Weltgesundheitsorganisation werden fünf Stufen beschrieben (1):

  • Trachomatöse Entzündung, follikulär (TF): Charakterisiert durch fünf oder mehr Follikel in der oberen Tarsalkonjunktiva

  • Trachomatöse Entzündung, intensiv (TI): Charakterisiert durch ausgeprägte entzündliche Verdickung der Tarsalkonjunktiva, die mehr als die Hälfte der normalen tiefen Tarsalgefäße verdeckt

  • Trachomatöse Narbenbildung (TS): Charakterisiert durch Narbenbildung in der Tarsalkonjunktiva

  • Trachomatöse Trichiasis (TT): Charakterisiert durch mindestens eine Wimper, die den Augapfel reibt

  • Hornhauttrübung (CO): Charakterisiert durch leicht sichtbare Hornhauttrübung über der Pupille

Manifestationen von Trachom
Trachomatöse Entzündung - follikulär (TF) und Trachomatöse Entzündung - intensiv (TI)
Trachomatöse Entzündung - follikulär (TF) und Trachomatöse Entzündung - intensiv (TI)

Auf diesem Foto sind mehrere kleine Follikel und eine starke Entzündung der oberen Tarsalkonjunktiva zu sehen, was mit einer trachomatösen Entzündung (follikulärer und intensiver Typ) vereinbar ist.

Auf diesem Foto sind mehrere kleine Follikel und eine starke Entzündung der oberen Tarsalkonjunktiva zu sehen, was mit

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WESTERN OPHTHALMIC HOSPITAL/SCIENCE PHOTO LIBRARY

Trachomatöse Narbenbildung (TS) und Hornhauttrübung (CO)
Trachomatöse Narbenbildung (TS) und Hornhauttrübung (CO)

Dieses Foto zeigt die Vernarbung des oberen inneren Augenlids und der Hornhaut. Das obere Viertel der Hornhaut ist aufgrund von Vernarbungen getrübt.

Dieses Foto zeigt die Vernarbung des oberen inneren Augenlids und der Hornhaut. Das obere Viertel der Hornhaut ist aufg

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© Springer Science+Business Media

Trachomatöse Trichiasis (TT) und Hornhauttrübung (CO)
Trachomatöse Trichiasis (TT) und Hornhauttrübung (CO)

Auf diesem Foto ist die Hornhaut vernarbt, und es besteht eine Trichiasis im unteren Augenlid.

Auf diesem Foto ist die Hornhaut vernarbt, und es besteht eine Trichiasis im unteren Augenlid.

© Springer Science+Business Media

In seltenen Fällen bildet sich die Hornhautneovaskularisation ohne Therapie vollständig zurück und die Hornhauttransparenz kehrt wieder zurück. Nach Behandlung und Verheilung wird die Hornhaut glatt und grauweiß.

Trachom-Trichiasis entsteht durch rezidivierende Infektionen, die zu einer chronischen Entzündung der tarsalen Konjunktiva führen. Die Vernarbung der Konjunktiva und die Trichiasis können schließlich zu einer Hornhauttrübung und schließlich zur Erblindung führen. In einer Bevölkerungsstudie im Nildelta von Ägypten hatten 6,5 % der Erwachsenen Trichiasis; von diesen hatten 13 % eine Sehbehinderung und 8 % waren blind (2).

Literatur zu Symptomen und Beschwerden

  1. 1. Solomon AW, Kello AB, Bangert M, et al. The simplified trachoma grading system, amended. Bull World Health Organ. 2020;98(10):698-705. doi:10.2471/BLT.19.248708

  2. 2. Ezz al Arab G, Tawfik N, El Gendy R, Anwar W, Courtright P. The burden of trachoma in the rural Nile Delta of Egypt: a survey of Menofiya governorate. Br J Ophthalmol. 2001;85(12):1406-1410. doi:10.1136/bjo.85.12.1406

Diagnose von Trachom

  • Augenuntersuchung

Die Diagnose eines Trachoms wird meistens klinisch gestellt, da in den Endemiegebieten selten Tests verfügbar sind. Im angemessenen klinischen Kontext werden Lymphfollikel am Lidknorpel oder entlang des Hornhautlimbus, lineare Bindehautnarben und ein Hornhautpannus als diagnostisch angesehen.

C. trachomatis kann in Kultur isoliert oder durch Nukleinsäureamplifikationstests (NAAT) und Immunfluoreszenztechniken identifiziert werden, und Tests sollten durchgeführt werden, wenn sie leicht verfügbar sind, um die Diagnose zu bestätigen und ein Fortschreiten der Krankheit in Fällen von diagnostischer Unsicherheit zu verhindern (1). Im Frühstadium lässt sich das Trachom durch die winzigen basophilen zytoplasmatischen Einschlusskörperchen in Epithelzellen der Giemsa-gefärbten konjunktivalen Abkratzpräparate von einer Nicht-Chlamydienkonjunktivitis abgrenzen (2). Einschlusskörperchen werden zwar auch bei der Einschlusskonjunktivitis des Erwachsenen gefunden, doch ihr klinischer Kontext und der Krankheitsverlauf unterscheiden sie vom Trachom.

Die palpebrale Conjunctivitis vernalis erscheint wie ein Trachom im follikulären hypertrophischen Stadium, aber die Symptome sind anders, die Papillen sind milchig abgeflacht und in Abkratzpräparaten werden Eosinophile (und keine basophilen Einschlusskörperchen) gefunden.

Literatur zur Diagnose

  1. 1. Wei Y, Xu X, Wang L, et al. A suitable and efficient optimization system for the culture of Chlamydia trachomatis in adult inclusion conjunctivitis. Pathog Dis. 2024;82:ftae020. doi:10.1093/femspd/ftae020

  2. 2. Streeten BW, Streeten EA. "Blue-body" epithelial cell inclusions in conjunctivitis. Ophthalmology. 1985;92(4):575-579. doi:10.1016/s0161-6420(85)33998-2

Behandlung von Trachom

  • Antibiotika, vorzugsweise systemisch, alternativ auch topisch

  • Chirurgie bei Augenliddeformitäten und/oder Hornhauttrübungen

  • SAFE (Surgery, Antibiotics, Facial cleanliness, Environmental improvement)- Programm in endemischen Gebieten

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, einzelne oder sporadische Fälle von trachomatöser Entzündung (follikulär) topisch zu behandeln (1). Die WHO empfiehlt ebenfalls eine topische Behandlung bei entzündlicher Trachomatose, aber eine systemische Behandlung sollte in Betracht gezogen werden. Die trachomatöse Vernarbung allein erfordert keine Behandlung, bis sie fortschreitet und eine trachomatöse Trichiasis verursacht.

Bei der systemischen Behandlung ist eine orale Einzeldosis von 20 mg/kg (maximal 1 g) Azithromycin zu 78 bis 95% wirksam (2, 3). Als zusätzlicher Nutzen wurde die Anwendung von oralem Azithromycin mit einer signifikanten Senkung der Gesamtsterblichkeit bei Kindern in Verbindung gebracht. Alternativen sind Erythromycin 500 mg 2-mal täglich für 14 Tage oder Doxycyclin 100 mg 2-mal täglich für 10 Tage (nicht bei schwangeren oder stillenden Frauen oder bei Kindern unter 8 Jahren anwenden).

Zur topischen Behandlung kann Tetracyclin 1% Salbe auf beide Augen zweimal täglich für 6 Wochen verwendet werden.

Die WHO empfiehlt eine Augenlidoperation bei trachomatöser Trichiasis. Wenn die Trübung in die zentrale Hornhaut vorgedrungen ist, wird dies als Stadium der Hornhautblindheit angesehen. In entwickelten Ländern könnte eine Hornhauttransplantation das Sehvermögen wiederherstellen. Der Eingriff ist komplex, und die häufige und intensive Nachbehandlung zur Vermeidung von Abstoßung und Infektion macht die Hornhauttransplantation für viele Patienten in den meisten ressourcenarmen Ländern undurchführbar.

Trachombekämpfung in endemischen Gebieten

Die WHO hat ein vierstufiges Programm zur Bekämpfung des Trachoms in endemischen Gebieten empfohlen. Dieses Programm ist als SAFE bekannt (1):

  • Operation zur Korrektur von Liddeformierungen (z. B. Entropium und Trichiasis), die das Risiko des Patienten zu erblinden in sich bergen.

  • Antibiotika, um individuelle Patienten zu behandeln und Massenverabreichung, um die Krankheitsbelastung in der Gemeinschaft zu verringern

  • Gesichtshygiene zur Reduktion der Übertragung durch infizierte Personen

  • Umweltverbesserungen (z. B. Zugang zu Trinkwasser und verbesserte Hygiene), um die Übertragung von Krankheiten und eine erneute Infektion von Patienten zu verringern.

Das endemische Trachom konnte durch den gemeinschaftsweiten Einsatz von oralem Azithromycin bei Menschen über 6 Monaten in einer einmaligen oder wiederholten Dosis drastisch reduziert werden (1). Allerdings ist eine Reinfektion aufgrund einer erneuten Exposition häufig. Reinfektionen lassen sich durch Fliegenbekämpfung, besseren Zugang zu sauberem Wasser, Waschgelegenheiten und sanitären Einrichtungen, den Bau hygienischerer Latrinen und die Verlegung von Vieh und Latrinen in größerer Entfernung von den Wohnräumen der Familien verringern.

In hyperendemischen Gebieten hat sich die Massenverabreichung einer oralen Einzeldosis Azithromycin 20 mg/kg (maximal 1 g) oder einer Tetracyclin- oder Erythromycin-Augensalbe, die an fünf aufeinanderfolgenden Tagen im Monat sechs Monate lang 2-mal täglich aufgetragen wird, an die gesamte Bevölkerung im Alter von über sechs Monaten als wirksame Behandlung und Prophylaxe erwiesen (1, 4).

Literatur zur Behandlung

  1. 1. World Health Organization: Trachoma control: a guide for programme managers. Published 2006.

  2. 2. Bailey RL, Arullendran P, Whittle HC, Mabey DC. Randomised controlled trial of single-dose azithromycin in treatment of trachoma. Lancet. 1993;342(8869):453-456. doi:10.1016/0140-6736(93)91591-9

  3. 3. Evans JR, Solomon AW, Kumar R, et al. Antibiotics for trachoma. Cochrane Database Syst Rev. 2019;9(9):CD001860. Published 2019 Sep 26. doi:10.1002/14651858.CD001860.pub4

  4. 4. Xiong T, Yue Y, Li WX, et al. Effectiveness of azithromycin mass drug administration on trachoma: a systematic review. Chin Med J (Engl). 2021;134(24):2944-2953. Published 2021 Sep 16. doi:10.1097/CM9.0000000000001717

Wichtige Punkte

  • Das Trachom ist eine chronische, exazerbierende und remittierende Chlamydien-Konjunktivitis, die bei Kindern unter 10 Jahren in bestimmten ressourcenbeschränkten Gebieten weltweit weit verbreitet ist.

  • Die Manifestationen entwickeln sich in Etappen und umfassen Konjunktivitis, Bildung von Tarsalfollikeln, Verdickung und Narbenbildung von Tarsalbindehaut, Trichiasis, Hornhautneovaskularisation und Narbenbildung.

  • Trachom ist weltweit die führende Ursache für vermeidbare Erblindung.

  • Die Diagnose wird in der Regel klinisch gestellt, aber Standardmethoden zur Erkennung von Chlamydien können angewendet werden, wenn sie verfügbar sind.

  • Die Behandlung erfolgt mit lokalen oder systemischen Antibiotika.

  • In endemischen Gebieten befürwortet die WHO auch korrigierende Operationen, Massenverabreichung von Antibiotika, Gesichtshygiene und Umweltmaßnahmen, um die Übertragung zu reduzieren.

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