Nerven

VonKenneth Maiese, MD, Rutgers University
Überprüft/überarbeitet März 2021
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Kurzinformationen

    Das periphere Nervensystem besteht aus mehr als 100 Milliarden Nervenzellen (Neuronen), die den Körper wie Kabel durchziehen und Verbindungen zum Gehirn, zu anderen Körperteilen und oft auch zueinander herstellen.

    Die peripheren Nerven bestehen aus Bündeln von Nervenfasern. Diese Fasern sind von mehreren Gewebeschichten einer fetthaltigen Substanz umhüllt, die man Myelin nennt. Diese Schichten bilden die Myelinscheide (auch Markscheide), welche die Leitung von Nervenimpulsen entlang der Nervenfasern beschleunigt. Nerven leiten Impulse mit unterschiedlicher Geschwindigkeit (Nervenleitgeschwindigkeit), abhängig von ihrem Durchmesser und der Menge der Myelinmasse, die sie umgibt.

    Das periphere Nervensystem setzt sich aus zwei Teilen zusammen:

    • Somatisches Nervensystem

    • Vegetatives Nervensystem

    Somatisches Nervensystem

    Das System besteht aus Nerven, die Gehirn und Rückenmark mit bewusst steuerbaren Muskeln (Skelettmuskulatur) und mit sensorischen Rezeptoren in der Haut verbinden. Sensorische Rezeptoren sind spezialisierte Nervenendigungen, die Informationen im Körper und um ihn herum wahrnehmen.

    Vegetatives Nervensystem

    Das vegetative Nervensystem verbindet das Stammhirn und das Rückenmark mit inneren Organen und reguliert interne Körpervorgänge, die nicht bewusst gesteuert und daher auch nicht bewusst wahrgenommen werden (siehe Überblick über das vegetative Nervensystem). Beispiele sind die Anzahl und die Stärke der Herzschläge, der Blutdruck, die Atemfrequenz und die Geschwindigkeit, mit der die Nahrung den Verdauungstrakt passiert.

    Das vegetative Nervensystem ist in zwei Bereiche unterteilt:

    • Sympathikus: Seine Hauptfunktion besteht darin, den Körper auf Stressbelastung und Notfallsituationen vorzubereiten – auf Kampf oder Flucht.

    • Parasympathikus: Seine Hauptfunktion besteht darin, die normalen Körperfunktionen in alltäglichen Situationen aufrechtzuerhalten.

    Diese Bereiche arbeiten zusammen, wobei das eine System in der Regel die Aktivität innerer Organe fördert, während das andere sie dämpft. Der Sympathikus erhöht z. B. Pulsfrequenz, Blutdruck und Atemfrequenz, während der Parasympathikus sie senkt.

    Typischer Aufbau einer Nervenzelle

    Eine Nervenzelle (Neuron) besteht aus einem großen Zellkörper und Nervenfasern – einer ausgedehnten Verlängerung (Axon), um Impulse auszusenden, und normalerweise vielen Abzweigungen (Dendriten), um Impulse zu empfangen. Die Impulse des Axons durchqueren eine Synapse (Kontaktstelle zwischen zwei Nervenzellen) zum Dendriten einer anderen Zelle.

    Jedes lange Axon ist im Gehirn und im Rückenmark von Oligodendrozyten und im peripheren Nervensystem von Schwann-Zellen (oder Lemnozyten) umgeben. Die Membranen dieser Zellen bestehen aus einer Fett-Eiweiß-Verbindung (Lipoprotein), dem Myelin. Die Membranen sind fest um das Axon gewickelt und bilden eine vielschichtige Hülle. Dieser Myelinmantel (Myelinscheide) funktioniert ähnlich wie die Isolierung eines elektrischen Kabels. Nervenimpulse wandern in von einer Myelinscheide umhüllten Nerven viel schneller als in solchen ohne.

    Hirnnerven und Spinalnerven

    Die Hirnnerven sind Nerven, die das Gehirn und den Hirnstamm direkt mit den Augen, den Ohren, der Nase und dem Hals sowie mit verschiedenen Teilen des Kopfes, des Nackens und des Rumpfes verbinden. Es gibt 12 Paare (siehe Überblick über Hirnnerven). Hirnnerven übermitteln sensorische Informationen, einschließlich Berührung, Sehen, Schmecken, Riechen und Hören.

    Nerven, die das Rückenmark mit anderen Körperteilen verbinden, nennt man Spinalnerven. Das Gehirn kommuniziert mit den meisten Körperteilen durch die Spinalnerven. Es gibt 31 solche Paare, die in regelmäßigen Abständen entlang der Wirbelsäule angeordnet sind (siehe Überblick über Erkrankungen des Rückenmarks). Mehrere Hirnnerven und die meisten Spinalnerven sind sowohl am somatischen als auch am vegetativen Teil des peripheren Nervensystems beteiligt.

    Die Spinalnerven verlassen das Rückenmark durch Lücken zwischen den Wirbeln. Jeder Nerv tritt in Form von zwei kurzen Ästen (Spinalnervenwurzeln genannt) aus: einem an der Vorderseite des Rückenmarks und einem an der Hinterseite.

    • Motorische Nervenwurzel (vordere Nervenwurzel): Die motorische Wurzel tritt aus der Vorderseite des Rückenmarks aus. Die motorischen Nervenfasern leiten Befehle von Gehirn und Rückenmark zu anderen Körperregionen, insbesondere zur Skelettmuskulatur.

    • Sensorische Nervenwurzel (hintere Nervenwurzel): Die sensorische Wurzel tritt in den hinteren Teil des Rückenmarks ein. Die sensorischen Nervenfasern leiten sensorische Informationen (über Körperhaltung, Licht, Berührung, Temperatur und Schmerz) aus anderen Körperregionen ans Gehirn weiter. Die sensorischen Nervenfasern einer bestimmten sensorischen Nervenwurzel übertragen Informationen von einer bestimmten Körperregion, die man Dermatom nennt (siehe Abbildung Dermatome).

    Nach Verlassen des Rückenmarks verbinden sich die benachbarten motorischen und sensorischen Nervenwurzeln zu einem einzigen Spinalnerv.

    Einige Spinalnerven bilden Netzwerke miteinander verwobener Nerven, Nerven-Plexus genannt. In einem solchen Plexus werden die Nervenfasern von verschiedenen Spinalnerven sortiert und neu zusammengefasst, sodass alle Nervenfasern, die aus einem bestimmten Körperbereich kommen oder dorthin ziehen, in einem einzigen Nerv gebündelt sind (siehe Abbildung Nervengeflechtverbindungen: Die Plexus).

    Es gibt zwei große Nervenplexus:

    • Plexus brachialis: Sortiert die zu den Armen und den Händen hinziehenden Nervenfasern und fasst sie neu zusammen.

    • Plexus lumbosacralis: Sortiert die zu den Beinen und Füßen ziehenden Nervenfasern und fasst sie neu zusammen.