Prothesenteile

VonJan J. Stokosa, CP, American Prosthetics Institute, Ltd
Überprüft/überarbeitet Jan. 2021
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

    Eine Gliedmaßenprothese besteht aus vier Hauptteilen:

    • Kontaktfläche

    • Aufhängung

    • Strukturelle Komponenten

    • Optische Komponenten

    Kontaktfläche zwischen der verbleibenden Gliedmaße (Stumpf) und der Prothese

    Die Prothese wird entweder direkt auf die Haut oder über eine Kontaktfläche aus verschiedenen, dünnen, über die verbleibende Gliedmaße (Stumpf) sitzenden Gewebeschichten am Körper befestigt.

    Eine über der verbleibenden Gliedmaße getragene Gelpolster-Kontaktfläche schützt die Haut und hilft den Druck gleichmäßig zu verteilen. Wenn der Stumpf eine unregelmäßige Form hat (z. B. bei tiefen Narben, scharfen Knochen oder Verbrennungen), können formangepasste Kontaktflächen erforderlich sein. Idealerweise sollten Patienten 2 identische Kontaktflächen haben, damit sie diese tagsüber wechseln können. Wenn die Kontaktflächen häufig gewechselt werden, wird ihre Elastizität und Form geschont und sie halten länger. Die Kontaktfläche wird normalerweise alle 6 Monate ausgetauscht und bei sehr aktiven Patienten alle 3 bis 4 Monate.

    Ein Prothesenstrumpf kann anstelle einer Gel-Kontaktstelle getragen werden. Die Strümpfe sind aus Wolle, Nylon oder synthetischen Fasern gefertigt, wobei manchmal ein dünnes Gelkissen zwischen die Schichten der Fasern eingearbeitet ist. Die Strümpfe sind in unterschiedlichen Dicken (Lagen) erhältlich. Es ist ganz normal, dass sich die verbleibende Gliedmaße im Verlauf des Tages aufgrund der durchgeführten Aktivitäten, des Wetters und aufgrund anderer Faktoren verändert. Diese Veränderungen werden durch prothetische Socken und spezielle Polster abgefedert. Indem man einen oder mehrere Strümpfe unterschiedlicher Dicke anzieht oder auszieht, kann der Patient die Passgröße des Schafts anpassen, während sich die Größe der verbleibenden Gliedmaße tagsüber verändert. Wenn eine bequeme, stabile Passform nicht mit der Verwendung von prothetischen Socken oder speziellen Pads gewährleistet werden kann, kann der Orthopädietechniker (ein Experte, der Prothesen entwirft, anpasst, sie her- und einstellt) den Schaft anpassen.

    Aufhängung

    Die Aufhängung bezieht sich auf die Art und Weise, wie die Prothese am Stumpf befestigt ist. Bestimmte Gel-Kontaktflächenmaterialien eignen sich besser für bestimmte Formen der Aufhängung (z. B. passive Ansaugung, Stift oder Vakuum).

    Folgende Aufhängungen werden häufig verwendet:

    • Vakuum: Eine elektrische oder mechanische Vakuumpumpe entfernt die Luft aus dem Schaft. Dies ist die wirksamste Methode zur Fixierung einer Prothese an der verbleibenden Gliedmaße und hilft auch, die Menge an Flüssigkeit in der verbleibenden Gliedmaße zu stabilisieren. Für diese Art der Aufhängung sind Kontaktflächen aus Urethan-Gel am besten geeignet.

    • Passive Ansaugung: Während die verbleibende Gliedmaße in den Schaft gesteckt wird, wird Luft herausgepresst. Ein solcher Verschluss verhindert, dass Luft erneut eindringt und erzeugt einen Ansaugdruck. Eine Einwegklappe kann an der Unterseite des Schafts eingebaut werden, um Luft entweichen zu lassen.

    • Kontaktfläche mit Befestigungsstift: Eine gepolsterte Kontaktfläche mit einer abnehmbaren, verstellbaren Edelstahlschraube am Boden, wird in einen Befestigungsmechanismus unten am Kunststoffschaft eingesetzt. Um die Prothese zu entfernen, drückt der Patient auf einen Knopf, damit sich der Stift wieder löst.

    • Anatomisch: Hervorstehende Fortsätze an den Enden der Knochen, wie am Knie, am Knöchel oder Ellenbogen, können verwendet werden, um den Schaft am Körper festzuhalten.

    • Seilzug und Gurte: Ein Seilzug und/oder Gurte können verwendet werden, um die Prothese zu halten, wenn der Patient Vakuum-, Ansaug- oder Stiftsysteme nicht verträgt oder diese für zu kompliziert hält.

    Strukturelle Komponenten einer Gliedmaßenprothese

    Zu den grundlegenden Komponenten einer Prothese gehören:

    • Schaft (Kunststoffhülse, in welcher die verbleibende Gliedmaße steckt)

    • Körperglied (Hand oder Fuß)

    • Gelenk (Handgelenk, Ellenbogen, Schulter, Knöchel, Knie oder Hüfte)

    • Verbindungsmodul, das das Körperglied mit dem Schaft verbindet

    Der Schaft ist der wichtigste Bestandteil, weil er den Körper unterstützt und den Druck und die Kräfte überträgt, die mit der Bewegung auf die verbleibende Gliedmaße einwirken.

    Bei unteren Gliedmaßen können Mikroprozessor-gesteuerte Knöchel und Knie eine größere Sicherheit, Stabilität, weniger Energieverbrauch und Stress für die umliegenden Gelenke und die Wirbelsäule bieten.

    Für obere Gliedmaßen benötigt man für kraftzuggesteuerte Prothesen eine voll funktionsfähige Schulter und einen voll funktionsfähigen Arm, um den Schlaufenriemen zu bedienen, der die prosthetische Hand oder den Haken steuert. Myoelektrisch gesteuerte Prothesen der oberen Gliedmaßen benötigen hingegen keine voll funktionsfähige Schulter und Arm und benutzen stattdessen die natürlichen elektrischen Signale der Muskeln einer Person. Elektroden im Schaft erkennen die Muskelaktivität und übermitteln Signale, mit denen die prothetische Hand, das Handgelenk und/oder der Ellenbogen gesteuert werden. Es ist keine andere Körperbewegung erforderlich.

    Aussehen einer Gliedmaßenprothese

    Manche Patienten entscheiden sich für anatomische Prothesen, die wie natürliche Gliedmaßen aussehen. Die Techniker tragen eine weiche Schaumsubstanz auf und formen diese in gleichmäßiger Konsistenz wie der Muskel und das Gewebe um die Kunststoff- und Metallkomponenten. Mit diesem Material ist man in der Kleiderwahl nicht mehr so eingeschränkt. Die Prothese kann so geformt sein, dass sie der natürlichen Gliedmaße des Patienten gleicht.

    Über der anatomischen Form kann eine Kunststoffhaut aufgetragen werden, die farblich so angepasst wird, dass sie dem Hautton der Person entspricht.

    Einige Menschen, insbesondere Sportler während eines Wettkampfs, ziehen es vor, die Kunststoff- und Metallkomponenten ohne anatomische Form und Hautüberzug zu tragen. Dadurch wird das Gewicht der Prothese verringert und die Anpassungs- und Leistungsfähigkeit verbessert.