Überblick über die Sicherheit und Wirksamkeit von Medikamenten

VonShalini S. Lynch, PharmD, University of California San Francisco School of Pharmacy
Überprüft vonEva M. Vivian, PharmD, MS, PhD, University of Wisconsin School of Pharmacy
Überprüft/überarbeitet Geändert Apr. 2025
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DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Ein Medikament ist jede Substanz (neben Nahrungsmitteln oder Vorrichtungen), die zur Verwendung bei der Diagnose, Heilung, Linderung und Behandlung oder Vorbeugung einer Erkrankung oder zur Beeinflussung des Aufbaus oder der Funktion des Körpers bestimmt ist. (Orale Verhütungsmittel sind ein Beispiel für Medikamente, die sich auf eine Körperfunktion und nicht auf eine Erkrankung auswirken.) Einfacher und praktikabler lässt sich ein Arzneistoff oder ein Medikament als chemische oder biologische Substanz definieren, die auf den Körper und seine Prozesse einwirkt.

Medikamente können auch als Arzneistoff bzw. Droge bezeichnet werden. Im Englischen wird das Wort „Droge“ (engl. „Drug“) auch für eine Substanz gebraucht, die ein angenehmes Sinneserlebnis verschafft und nicht für einen medizinischen Zweck eingenommen wird. Bewusstseinsverändernde Substanzen werden neben der Verwendung als sinnvolles Mittel für medizinische Zwecke auch schon von jeher verwendet, ohne dass sie medizinisch notwendig sind. Einige Arzneistoffe (Medikamente) aus dieser Kategorie sind für legitime medizinische Zwecke vorgesehen, andere jedoch nicht (siehe Überblick über substanzbezogene Störungen).

Verschreibungspflichtige oder nicht verschreibungspflichtige Medikamente

Nach US-amerikanischem Gesetz werden Medikamente (Arzneistoffe) in zwei Kategorien unterteilt: verschreibungspflichtige und nicht verschreibungspflichtige Medikamente.

Verschreibungspflichtige Medikamente sind solche, deren Einnahme nur unter ärztlicher Aufsicht als sicher gilt. Sie dürfen nur nach Verordnung durch einen Mediziner mit gesetzlicher Verschreibungsbefugnis an Patienten ausgegeben werden. (Dazu zählen beispielsweise Ärzte, Zahnärzte, Fußspezialisten, Fachpflegekräfte, medizinische Fachangestellte oder Tierärzte.)

Nicht verschreibungspflichtige Medikamente sind solche, die auch ohne ärztliche Aufsicht sicher angewandt werden können (wie etwa Aspirin) und direkt an Verbraucher verkauft werden oder rezeptfrei erhältlich sind. In den Vereinigten Staaten entscheidet die US-amerikanische Lebens- und Arzneimittelbehörde (Food and Drug Administration, FDA) darüber, welche Medikamente rezeptpflichtig und welche rezeptfrei sind.

Nahrungsergänzungsmittel können Vitamine, Aminosäuren, Mineralstoffe und Kräuter oder andere pflanzliche (botanische) Stoffe enthalten. Da diese Produkte die Ernährung ergänzen und nicht der Behandlung oder Vorbeugung von Krankheiten dienen sollen, werden sie nicht als Medikamente eingestuft und benötigen keine Zulassung von der FDA, bevor sie auf den Markt kommen. Sie müssen daher nicht die gleichen Standards hinsichtlich der Sicherheit und Wirksamkeit erfüllen. Der Hersteller darf auch nicht behaupten, dass sie bestimmte medizinische Krankheiten behandeln. Nahrungsergänzungsmittel können gesundheitliche Probleme verursachen, wenn sie falsch oder in großen Mengen eingenommen werden. Außerdem kann bei einer bestimmten Erkrankung die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln anstelle der vom Arzt verschriebenen Medikamente zu einer Verschlechterung oder keiner Verbesserung der Erkrankung führen.

Namen von Medikamenten

Wenn man weiß, wie die Namen von Medikamenten entstehen, kann man vielleicht die Produktinformationen auf dem Etikett von Arzneistoffen besser verstehen. Jedes Medikament hat mindestens drei Namen – einen chemischen Namen, einen generischen Namen (einen internationalen oder offiziellen Freinamen) und einen Handelsnamen (Markennamen) (siehe Randleiste Was steckt in einem Namen?).

Die chemische Bezeichnung beschreibt die atomare und molekulare Struktur des Arzneimittels. Dieser Name ist gewöhnlich zu komplex und zu lang für den allgemeinen Gebrauch, daher wird dem Medikament ein generischer Name zugewiesen.

Generische Namen für Arzneimittel einer bestimmten Art (Klasse) haben in der Regel dieselbe Endung. So enden z. B. die Namen aller Betablocker, die u. a. zur Behandlung von Bluthochdruck (Hypertonie) eingesetzt werden, auf „-lol“ (bspw. Metoprolol und Propranolol).

Der Markenname wird von dem pharmazeutischen Unternehmen ausgewählt, das das Arzneimittel herstellt. Patentierte Arzneimittel werden in der Regel unter einem Markennamen verkauft. Generika dieser Handelsmarken, also Nachahmerprodukte mit demselben Wirkstoff, die nach Ablauf des Patents lizenzfrei hergestellt werden dürfen, können unter dem generischen Namen (bspw. Ibuprofen) vertrieben werden, aber auch unter einem eigenen Markennamen.

Medikamentengruppen und -klassen

Es ist auch nützlich, wenn man weiß, zu welcher Gruppe ein Arzneimittel gehört. Grundsätzlich werden Arzneimittel nach therapeutischen Gruppen eingeteilt, sprich bei welcher Erkrankung bzw. welchem Symptom sie eingesetzt werden. So nennt man Medikamente zur Behandlung von hohem Blutdruck Antihypertensiva (Hypertonie, medizinischer Fachbegriff für Bluthochdruck) und Arzneimittel gegen Übelkeit Antiemetika (Emesis, medizinischer Fachbegriff für Erbrechen).

Innerhalb einer therapeutischen Gruppe werden Arzneimittel nach Klassen unterteilt. Manche Klassen basieren darauf, wie das Arzneimittel den Körper beeinflusst. Diuretika, Calciumkanalblocker, Betablocker und ACE-Hemmer gehören beispielsweise zu den unterschiedlich wirkenden Klassen der Antihypertensiva.

Optimale Behandlung mit Medikamenten

Patienten mit einem medizinischen Leiden können zur Sicherheit und Wirksamkeit ihrer Behandlung beitragen, indem sie ihren Arzt, das Pflegepersonal oder den Apotheker darüber informieren:

  • welches medizinische Problem vorliegt

  • welche Medikamente (verschreibungspflichtig bzw. nicht verschreibungspflichtig) und Nahrungsergänzungsmittel (einschließlich Heilkräuter) sie in den vergangenen Wochen eingenommen haben

  • ob Allergien oder ungewöhnliche Reaktionen gegenüber Medikamenten, Nahrungsmitteln oder anderen Substanzen bestehen

  • ob sie eine besondere Diät einhalten oder bestimmte Nahrungsmittel meiden

  • ob sie schwanger sind, eine Schwangerschaft planen oder stillen

Darüber hinaus können Patienten sicherstellen, dass Medikamente sicher und wirksam eingesetzt werden, indem sie:

  • den Markennamen, den generischen Namen oder beide Namen der Medikamente kennen, die sie einnehmen

  • das Etikett von Medikamenten vor der Einnahme aufmerksam lesen, unabhängig davon, ob es sich um ein verschreibungspflichtiges oder nicht verschreibungspflichtiges Medikament handelt

  • wissen, wofür ein Medikament eingenommen wird, wann man weiß, dass die Wirkung des Medikaments anschlägt und welche möglichen Nebenwirkungen es haben kann

  • wissen, in welcher Dosis, wie oft und zu welcher Tageszeit das Medikament eingenommen werden muss

  • wissen, wie lange das Medikament eingenommen werden sollte

  • wissen, was zu tun ist, wenn eine Dosis ausgelassen wurde

  • einfache Mittel wie Tabellen oder Tabletten-Organizer zur Unterstützung der zeitgerechten Einnahme verwenden

  • einen Messlöffel mit den entsprechenden Messeinheiten darauf und nicht einen Haushaltslöffel zur Abmessung flüssiger Medikamente verwenden

  • eine Kapsel oder Tablette nur auf ärztlichen Rat kauen, teilen oder zerdrücken

  • auf Alkohol während der Einnahme des Medikaments verzichten, falls dies empfohlen wird

  • die Arzneimittel an einem geeigneten Ort (kühl, trocken, geschützt vor Sonnenlicht und außerhalb der Reichweite von Kindern und Haustieren) aufbewahren

  • Medikamente entsorgen, wenn die Behandlung einer bestimmten Erkrankung mit dem Medikament abgeschlossen ist

  • Ordnungsgemäße Entsorgung abgelaufener Medikamente

  • Niemals verschreibungspflichtige Medikamente einer anderen Person einnehmen

  • Eine Liste mit Medikamenten griffbereit halten

  • Die Liste der Medikamente in der Krankenakte auf ihre Richtigkeit überprüfen (indem die Liste mit dem Arzt, der Pflegekraft oder dem Apotheker durchgegangen wird oder man sich bei seinem Patientenkonto oder -portal anmeldet)

  • Mögliche Fragen mit der medizinischen Fachkraft oder Apotheker abklären

Die sichere Anwendung von Medikamenten hängt von folgenden Aspekten ab: den aktuellen medizinischen Problemen des Patienten und anderen Medikamenten, die der Patient einnimmt; von seiner Krankengeschichte und Familiengeschichte, ob er die Medikamente wie vorgeschrieben verwendet und wie vom Arzt empfohlen zur Nachsorge kommt.

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