Lebertransplantation

VonMartin Hertl, MD, PhD, Rush University Medical Center
Überprüft/überarbeitet Aug. 2022
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Unter einer Lebertransplantation versteht man die Entnahme einer gesunden Leber oder manchmal eines Teils der Leber einer lebenden Person während einer Operation und die Einpflanzung dieser bzw. eines Teils dieser in den Körper der Person, deren Leber nicht mehr funktioniert.

(Siehe auch Übersicht über die Transplantation.)

Die Lebertransplantation ist die zweithäufigste Organtransplantation. Sie ist für Patienten, deren Leber nicht mehr funktioniert, die einzige Option.

Eine komplette Leber kann nur einem Totspender entnommen werden. Ein Lebendspender kann nur einen Teil seiner Leber zur Verfügung stellen. Eine Spenderleber kann bis zu 18 Stunden gelagert werden.

Zahlreiche Menschen sterben, während sie auf eine passende Leber warten, jedoch beträgt der Prozentsatz von überlebenden Leberempfängern:

  • Nach 1 Jahr: 90 bis 95 Prozent

  • Nach 3 Jahren: 80 bis 85 Prozent

  • Nach 5 Jahren: rund 75 Prozent

Die meisten Empfänger sind Personen, deren Leber durch Zirrhose (hier wird das Lebergewebe durch Narbengewebe ersetzt), häufig aufgrund einer Infektion mit dem Hepatitis‑C‑Virus, zerstört wurde. Andere Gründe für eine Lebertransplantation sind unter anderem primäre sklerosierende Cholangitis (Vernarbung der Gallengänge, was zu einer Zirrhose führt), eine Autoimmunerkrankung der Leber und bei Kindern eine teilweise oder vollständige Zerstörung der Gallengänge (biliäre Atresie) sowie Stoffwechselerkrankungen.

Menschen, deren Leber aufgrund einer alkoholbedingten Erkrankung zerstört wurde, können ein Transplantat erhalten, wenn sie abstinent sind bzw. werden. Eine Lebertransplantation wird ebenso bei Menschen durchgeführt, die an einem noch nicht weit fortgeschrittenen Leberkrebs leiden.

Auch wenn Hepatitis C und Autoimmunerkrankungen dazu neigen, auch in der transplantierten Leber wieder aufzutreten, so ist die Überlebensrate dennoch gut.

Sowohl Spender als auch Empfänger unterziehen sich einer Voruntersuchung (Screening) vor der eigentlichen Transplantation. Diese Voruntersuchung wird durchgeführt, um sicherzustellen, dass das Organ gesund genug für die Transplantation ist und dass der Empfänger keine Erkrankungen hat, die einer Transplantation im Weg stehen würden.

Spender

Beinahe alle gespendeten Lebern kommen von hirntoten Personen, deren Herz immer noch schlägt. Die Blutgruppe und Herzgröße des Spenders und Empfängers müssen übereinstimmen. Der Gewebetyp muss nicht immer genau übereinstimmen.

Manche Transplantate stammen von Lebendspendern, die einen Teil ihrer Leber spenden. Das ist möglich, da selbst nur ein Teil einer gesunden Leber ausreicht. Wenige Transplantate stammen von hirntoten Personen, deren Herz hat aufgehört, zu schlagen. Die Leber von diesen Spendern ist häufig aber beschädigt, da sie nicht ausreichend mit Blut versorgt wurde.

Verfahren bei einer Lebertransplantation

Die geschädigte Leber wird durch einen Bauchschnitt entfernt. Die neue Leber wird mit den Blutgefäßen und Gallengängen des Empfängers verbunden. Meist sind Bluttransfusionen erforderlich.

Die Operation dauert gewöhnlich mehr als viereinhalb Stunden; der Patient muss sieben bis zwölf Tage im Krankenhaus bleiben.

Medikamente zur Hemmung des Immunsystems (Immunsuppressiva), einschließlich Kortikosteroide, werden einen Tag nach der Transplantation eingeleitet. Diese Präparate können dabei helfen, das Risiko einer Abstoßung der transplantierten Leber zu senken. Verglichen mit anderen Organtransplantationen erfordert die Lebertransplantation die niedrigste Dosis von Immunsuppressiva.

Komplikationen bei einer Lebertransplantation

Eine Transplantation kann verschiedene Komplikationen auslösen.

Abstoßung

Selbst wenn die Gewebetypen sehr gut übereinstimmen, werden im Gegensatz zu transfundiertem Blut transplantierte Organe für gewöhnlich abgestoßen, wenn nicht zur Vorbeugung gegen solch eine Reaktion bestimmte Maßnahmen ergriffen werden. Eine Abstoßung ist die Folge eines Angriffs des Immunsystems des Empfängers auf das transplantierte Organ, das das Immunsystem als Fremdkörper ansieht. Eine Abstoßung kann leicht und einfach kontrollierbar oder schwerwiegend sein, was zu einer Zerstörung des Organs führt.

Lebertransplantate werden nicht so heftig abgestoßen wie andere Transplantatorgane (Nieren oder Herzen). Dennoch müssen nach der Transplantation Immunsuppressiva angewandt werden.

Wenn sich die Leber des Empfängers vergrößert und Übelkeit, Schmerzen, Fieber und Gelbsucht auftreten oder sich die Leberfunktion (nachgewiesen in Bluttests) verschlechtert, führt der Arzt möglicherweise eine Nadelbiopsie der Leber durch. Diese Biopsie gibt Hinweise darauf, ob das Lebertransplantat abgestoßen wird und die Immunsuppressionstherapie angepasst werden sollte.

Eine Abstoßung kann mit Kortikosteroiden oder, wenn Kortikosteroide nicht wirken, mit anderen Immunsuppressiva (wie Anti-T-Lymphozytenglobulin) behandelt werden. Sind die Medikamente unwirksam, kann, wenn verfügbar, auch eine andere Leber transplantiert werden.

Hepatitis

Die häufigste Ursache für eine Lebertransplantation ist Zirrhose infolge viraler Hepatitis. Immunsuppressiva, die zur Vorbeugung einer Abstoßung der transplantierten Leber erforderlich sind, reduzieren auch die körpereigene Abwehrkraft gegen Infektionen. Aus diesem Grund kehrt eine Hepatitis B oder C bei allen Leberempfängern wieder. Antivirale Medikamente sind jedoch bei der Behandlung von Hepatitis, die bei Empfängern von Lebertransplantaten auftritt, wirksam.

Weitere Komplikationen

Einige Komplikationen können 2 Monate nach einer Lebertransplantation auftreten. Beispielsweise kann sich eine Leberstörung entwickeln, Blutgerinnsel können Gefäße zu oder von der Leber blockieren oder Galle kann aus den Gallengängen austreten. Komplikationen, die kurz nach einer Transplantation auftreten, verursachen in der Regel Fieber, niedrigen Blutdruck und auffällige Testergebnisse der Leberwerte.

Zu einem späteren Zeitpunkt sind Vernarbungen und Verengungen der Gallengänge die häufigsten Komplikationen. Diese Erkrankung kann Gelbsucht, dunklen Urin, gelben Stuhlgang und Juckreiz überall am Körper auslösen. Gelegentlich lassen sich verengte Gallenwege wieder öffnen, dennoch ist häufig eine erneute Transplantation erforderlich.