Schlafprobleme bei Kindern

VonStephen Brian Sulkes, MD, Golisano Children’s Hospital at Strong, University of Rochester School of Medicine and Dentistry
Überprüft/überarbeitet Apr. 2023
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Bei den meisten Kindern sind Schlafstörungen intermittierend oder temporär und bedürfen in der Regel keiner Behandlung.

(Siehe auch Verhaltensstörungen bei Kindern im Überblick,)

Normaler Schlaf

Die meisten Kinder schlafen nach einem Alter von 3 Monaten nachts mindestens 5 h durch, erleben dann aber dann in den ersten Jahren immer wieder Perioden mit häufigerem nächtlichen Aufwachen, oft verbunden mit einer Krankheit. Mit zunehmender Reife erhöht sich die Anzahl der Schlafperioden mit Rapid-Eye-Movements (REM-Schlaf) mit einer zunehmenden Komplexität von Übergängen zwischen den Schlafphasen. Bei den meisten Menschen überwiegt am Anfang der Nacht der Schlaf ohne REM (NREM-Schlaf) während im Laufe der Nacht der REM-Schlaf zunimmt. Auf diese Weise ereignen sich NREM-Phänomene in der frühen Nacht, während die REM-bezogenen Phänomene später in der Nacht auftreten. Eine Unterscheidung zwischen Phänomenen, die im eigentlichen Schlaf (REM oder NREM) auftreten und Verhaltensweisen, die während der Wachphasen passieren, kann für die Behandlung wichtig sein.

Es ist wichtig herauszufinden, ob die Eltern das gemeinsame Schlafen mit dem Kind als Problem sehen oder nicht, denn es gibt große kulturelle Unterschiede in den Schlafgewohnheiten (1, 2). Die American Academy of Pediatrics 2022 recommendations for reducing deaths in the sleep environment wird empfohlen, dass Säuglinge im selben Zimmer wie die Eltern, aber nicht im selben Bett schlafen; dies soll das Risiko des plötzlichen Kindstods (SIDS)einer Untergruppe des plötzlichen unerwarteten Kindstods (SUID)verringern.

Literatur zu normalem Schlaf

  1. 1. Mindell JA, Sadeh A, Wiegand B, et al: Cross-cultural differences in infant and toddler sleep. Sleep Med 11(3):274–280, 2010. doi: 10.1016/j.sleep.2009.04.012

  2. 2. Owens JA: Sleep in children: Cross-cultural perspectives. Sleep Biol Rhythms 2:165–173, 2004. doi: 10.1111/j.1479-8425.2004.00147.x

Albträume

Albträume sind Angst machende Träume, die im REM-Schlaf auftreten. Ein Kind mit einem Albtraum kann voll erwachen und sich lebhaft an viele Details im Traum erinnern.

Albträume sind kein Grund zur Beunruhigung, es sei denn sie treten sehr häufig auf. Sie können häufiger in Zeiten von Stress auftreten oder auch dann, wenn das Kind einen Film oder eine Fernsehsendung mit erschreckenden Geschehnissen gesehen hat. Wenn Albträume häufig auftreten, können Eltern ein Tagebuch anlegen, um zu sehen, ob sie die Ursache ermitteln können.

Nachtängste und Schlafwandeln

Nachtängste sind NREM-Episoden mit unvollständigem Erwachen, verbunden mit extremer Angst kurz nach dem Einschlafen. Am häufigsten sind solche Nachtängste im Alter zwischen 3 und 8 Jahren.

Das Kind schreit und scheint erschrocken, es hat Herzrasen und eine beschleunigte Atmung. Das Kind scheint nicht zu bemerken, dass die Eltern da sind, und kann heftig um sich schlagen und ist nicht zu beruhigen. Das Kind kann sprechen, ist aber nicht in der Lage, auf Fragen zu antworten. Normalerweise schläft das Kind nach ein paar Minuten wieder ein. Anders als bei Albträumen kann sich das Kind an diese Episoden nicht im Detail erinnern. Nächtliche Angstzustände sind dramatisch, weil das Kind schreien und während der Anfälle untröstlich sein kann.

Über ein Drittel der Kinder mit Nachtschreck sind auch Schlafwandler – das heißt sie stehen vom Bett auf und laufen herum, während sie offensichtlich schlafen. Dies wird auch Somnambulismus genannt. Über 15% der Kinder im Alter zwischen 5 und 12 Jahren haben mindestens eine Episode mit Schlafwandeln.

Nachtängste und Schlafwandeln hören fast immer von selber auf, obwohl gelegentliche Episoden noch Jahre später auftreten können. Normalerweise ist keine Behandlung erforderlich, aber wenn diese Vorkommnisse in der Adoleszenz oder im Erwachsenenalter bestehen bleiben und/oder schwerwiegend sind, ist eine Behandlung notwendig. Bei Kindern, die eine Behandlung benötigen, kann Nachtangst manchmal durch ein Beruhigungsmittel oder bestimmte Antidepressiva gemindert werden. Es gibt einige Hinweise, dass der gestörte Schlaf mit periodischen Beinbewegungen verbunden ist, was gut mit Eisen-Präparaten behandelt werden kann (1, 2), selbst wenn keine Anämie vorliegt. Wenn Kinder schnarchen und um sich schlagen, sollte die obstruktive Schlafapnoe in Betracht gezogen werden.

Literatur zu Nachtängsten und Schlafwandeln

  1. 1. Leung W, Singh I, McWilliams S, et al: Iron deficiency and sleep—A scoping review. Sleep Med Rev 51:101274, 2020. doi: 10.1016/j.smrv.2020.101274

  2. 2. Peirano PD, Algarin CR, Chamorro RA, et al: Sleep alterations and iron deficiency anemia in infancy. Sleep Med 11(7):637–642, 2020. doi: 10.1016/j.sleep.2010.03.014

Weigerung, ins Bett zu gehen

Kinder, vor allem im Alter von 1 bis 2 Jahren, weigern sich oft, ins Bett zu gehen, weil sie Trennungsangst, während ältere Kinder möglicherweise versuchen, mehr Aspekte ihrer Umgebung zu kontrollieren. Kleine Kinder weinen oft, wenn sie allein im Bett gelassen sind, oder sie steigen aus und suchen ihre Eltern. Eine weitere häufige Ursache für Probleme dieser Art ist eine Verschiebung der Schlafenszeit. Dies geschieht, wenn Kinder über eine gewisse Anzahl von Tagen länger aufbleiben dürfen und später als gewöhnlich aufstehen, sodass ihre innere Uhr sich verschiebt und die Einschlafzeit entsprechend später ist als vorher. Das Verschieben der Schlafenszeit auf ein paar Minuten früher in der Nacht ist die empfohlene Intervention, um die interne Uhr zurückzustellen, aber wenn nötig, kann eine kurze Behandlung mit einer rezeptfreien Schlafhilfe, wie Antihistaminikum oder Melatonin, den Kindern helfen, ihre Uhr zurückzustellen.

Die Weigerung, ins Bett zu gehen wird nicht dadurch besser, dass die Eltern längere Zeit im Raum bleiben, sie lange Zeit beruhigen oder sie aus dem Bett steigen lassen. In der Tat verstärken diese Verhaltensweisen ein nächtliches Aufwachen, denn die Kinder wollen die gleichen Bedingungen wie die während des Zubettbringens wiederholen. Um diese Probleme zu vermeiden, kann ein Elternteil eine Weile in Sichtweite des Kindes still im Flur sitzen bleiben und sicherstellen, dass das Kind im Bett bleibt. Das Kind etabliert dann ein Schlafverhalten, das ohne die Anwesenheit der Eltern auskommt, und es lernt, dass es keinen Sinn hat, aus dem Bett auszusteigen. Das Kind lernt auch, dass die Eltern zwar da sind, aber nicht für noch mehr Geschichten und Spiele zur Verfügung stehen. Mit der Zeit beruhigt sich das Kind und schläft ein. Es ist oft hilfreich, dem Kind ein Kuscheltier ins Bett zu legen, das es gerne mag. Ein kleines Nachtlicht, sogenannte "weiße Geräusche" oder beides kann auch tröstlich sein. Manche Eltern setzen dem Kind Grenzen, indem sie ihm einen "Schlafpass" geben, den es einmal außerhalb des Bettes einlösen kann.

Wenn das Kind es gewöhnt ist, in Körperkontakt mit einem Elternteil einzuschlafen, ist der erste Schritt für eine neue Einschlafsituation die allmähliche Entwöhnung dieses Kontakts von zunächst dem ganzen Körper bis zu einer Hand, die das Kind beim Einschlafen berührt, während der Elternteil neben dem Bett sitzt. Sobald das Kind regelmäßig einschläft, wenn ein Elternteil neben dem Bett sitzt, kann der Elternteil das Bett für eine immer längere Dauer verlassen.

Aufwachen während der Nacht

Jeder Mensch erwacht mehrmals in der Nacht. Die meisten Menschen aber schlafen in der Regel ohne Weiteres wieder ein. Kinder erleben wiederholtes nächtliches Erwachen oft nach einem Umzug, nach einer Krankheit oder einem anderen belastenden Ereignis. Schlafprobleme können sich verschlimmern, wenn Kinder am späten Nachmittag lange Nickerchen machen oder durch Spielen direkt vor dem Schlafengehen überreizt sind.

Die Erlaubnis, wegen des nächtlichen Aufwachens im Bett der Eltern zu schlafen verstärkt das Problem. Ebenfalls kontraproduktiv sind nächtliches Spielen, Füttern, Schimpfen oder gar Schläge. Das Kind mit einfachen beruhigenden Worten ins Bett zurückzubringen, ist vielversprechender. Ein Abendritual, etwa mit Vorlesen oder dem Erzählen einer kurzen Geschichte, das Anbieten eines Kuscheltiers oder einer Lieblingspuppe und ein kleines Nachtlicht (bei Kindern > 3 Jahre) ist oft hilfreich. Um Aufregung zu verhindern, ist es wichtig, dass die Bedingungen, unter denen das Kind in der Nacht erwacht die gleichen sind wie diejenigen, unter denen das Kind eingeschlafen ist. Eltern und andere Betreuungspersonen sollten versuchen, das Abendritual jeden Tag zu wiederholen, sodass das Kind lernt, was es erwarten kann. Wenn Kinder körperlich gesund sind, kann man Kinder auch ein paar Minuten im Bett weinen lassen. Damit wird es ihnen ermöglicht, sich selbst zu beruhigen, was die Häufigkeit des nächstlichen Erwachens verringert. Heftiges Schreien ist jedoch kontraproduktiv, denn die Eltern können sich dann veranlasst fühlen, wieder zu einem Ritual engen Körperkontakts zurückzukehren. Sanfte Beruhigung während das Kind im Bett liegt, ist in der Regel wirksam.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. American Academy of Pediatrics (AAP): Sleep-Related Infant Deaths: Updated 2022 Recommendations for Reducing Infant Deaths in the Sleep Environment

  2. For patients and caregivers: How to Keep Your Sleeping Baby Safe: AAP Policy Explained

  3. For patients and caregivers: Honor the Past, Learn for the Future: What does a safe sleep environment look like? (American Indian/Alaska Native Outreach)