Migräne

VonStephen D. Silberstein, MD, Sidney Kimmel Medical College at Thomas Jefferson University
Reviewed ByMichael C. Levin, MD, College of Medicine, University of Saskatchewan
Überprüft/überarbeitet Geändert Feb. 2025
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Migräne ist eine chronische episodische primäre Kopfschmerzerkrankung. Die Symptome dauern typischerweise 4–72 h an und können heftig sein. Der Schmerz ist oft einseitig, pulsierend, verschlimmert sich bei Anstrengung und wird von Symptomen wie Übelkeit und Überempfindlichkeit auf Licht, Geräusche oder Gerüche begleitet. Eine Aura tritt bei etwa 25% der Patienten auf, in der Regel kurz vor, manchmal jedoch nach dem Kopfschmerz. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Die Behandlung erfolgt mit Triptanen, Dihydroergotamin, Antiemetika und Analgetika. Prophylaktische Behandlungsansätze umfassen Veränderungen des Lebensstils (z. B. der Schlaf- oder Ernährungsgewohnheiten) und Medikamente (z. B. Betablocker, Amitriptylin, Topiramat, Divalproex, monoklonale Antikörper).

(Siehe auch Untersuchung des Kopfschmerzpatienten.)

Epidemiologie der Migräne

Migräne ist die häufigste Ursache für immer wiederkehrende mittelschwere bis schwere Kopfschmerzen. Die Ein-Jahres-Prävalenz beträgt in den USA bei Frauen 18% und bei Männern 6% (1). Am häufigsten beginnt die Migräne während der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter und schwankt in Häufigkeit und Schwere während der darauffolgenden Jahre; sie lässt meist nach dem 50. Lebensjahr nach. Studien zeigen eine familiäre Häufung der Migräne.

Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass Migräne häufig nach einer leichten traumatischen Hirnverletzung auftreten kann (2, 3).

Literatur zur Epidemiologie

  1. 1. Lipton RB, Bigal ME, Diamond M, Freitag F, Reed ML, Stewart WF; AMPP Advisory Group. Migraine prevalence, disease burden, and the need for preventive therapy. Neurology. 2007 Jan 30;68(5):343-9. doi: 10.1212/01.wnl.0000252808.97649.21

  2. 2. Ishii R, Schwedt TJ, Trivedi M, Dumkrieger G, Cortez MM, Brennan KC, Digre K, Dodick DW. Mild traumatic brain injury affects the features of migraine. J Headache Pain. 2021 Jul 22;22(1):80. doi: 10.1186/s10194-021-01291-x

  3. 3. Couch JR, Stewart KE. Headache Prevalence at 4-11 Years After Deployment-Related Traumatic Brain Injury in Veterans of Iraq and Afghanistan Wars and Comparison to Controls: A Matched Case-Controlled Study. Headache. 2016;56(6):1004-1021. doi:10.1111/head.12837

Pathophysiologie der Migräne

Migräne wird als neurovaskuläres Schmerzsyndrom mit veränderter zentraler neuronaler Verarbeitung (Aktivierung der Kerne im Hirnstamm, kortikale Hyperexzitabilität und sich ausbreitende kortikale Dämpfung) sowie Beteiligung des trigeminovaskulären Systems (Triggern der Freisetzung von Neuropeptiden [z. B. CGRP], die eine schmerzhafte Entzündung in den Gehirngefäßen und der Dura mater hervorrufen) verstanden.

Viele potenzielle Auslöser wurden für Migräne identifiziert; zu ihnen gehören die folgenden (1):

  • Genuss von Rotwein

  • Auslassen von Mahlzeiten

  • Übermäßige afferente Stimuli (z. B. Blitzlichter, starke Gerüche)

  • Wetterwechsel

  • Schlafmangel

  • Stress

  • Hormonelle Faktoren, besonders Menstruation

  • Bestimmte Lebensmittel

Lebensmittelauslöser variieren von Person zu Person.

Kopftrauma, Nackenschmerzen oder kraniomandibuläre Dysfunktion (Costen-Syndrom) triggern oder exazerbieren manchmal eine Migräne.

Wechselnde Spiegel von Östrogen sind ein starker Migräneauslöser. Bei vielen Frauen beginnt die Migräne mit der Menarche, während der Menstruation (menstruelle Migräne) treten schwere Schmerzattacken auf, und es kann eine Verschlechterung während der Menopause auftreten. Bei den meisten Frauen bildet sich die Migräne während der Schwangerschaft zurück (aber manchmal kommt es zu einer Verschlimmerung während des 1. oder 2. Trimesters), sie verschlechtert sich nach der Geburt, wenn die Östrogenspiegel schnell sinken.

Orale Kontrazeptiva und andere Hormonbehandlungen können mitunter eine Migräne auslösen oder verschlimmern; sie wurden mit Insulten bei Frauen, die Migräne mit einer Aura haben, in Verbindung gebracht.

Die familiäre hemiplegische Migräne, ein seltener Migräne-Subtyp ist mit genetischen Defekten auf den Chromosomen 1, 2 und 19 assoziiert. Die Rolle der Gene bei den häufigsten Migräneformen wird derzeit erforscht (2). In einigen Familien variiert der Migränephänotyp erheblich, wobei bei einigen Familienmitgliedern vor allem Kopfschmerzen, bei anderen Schwindel und bei wieder anderen eine Halbseitenlähmung oder eine Aura auftreten. Dieser Befund deutet darauf hin, dass es sich bei der Migräne um eine generalisierte Erkrankung und nicht nur um eine Kopfschmerzerkrankung handelt.

Literatur zur Pathophysiologie

  1. 1. Kelman L. The triggers or precipitants of the acute migraine attack. Cephalalgia. 2007 May;27(5):394-402. doi: 10.1111/j.1468-2982.2007.01303.x.

  2. 2. Grangeon L, Lange KS, Waliszewska-Prosół M, Onan D, Marschollek K, Wiels W, Mikulenka P, Farham F, Gollion C, Ducros A; European Headache Federation School of Advanced Studies (EHF-SAS). Genetics of migraine: where are we now? J Headache Pain. 2023 Feb 20;24(1):12. doi: 10.1186/s10194-023-01547-8

Symptome und Anzeichen von Migräne

Oft kündigt ein Prodrom (ein Gefühl von beginnender Migräne) die Attacken an. Das Prodromalstadium kann Stimmungsschwankungen, Nackenschmerzen, Essensgelüste, Appetitlosigkeit, Übelkeit oder eine Kombination davon umfassen.

Eine Aura geht den Schmerzattacken bei etwa 25% der Patienten voraus. Auren sind vorübergehende neurologische Störungen, die die Empfindung, das Gleichgewicht, die Koordination der Muskeln, die Sprache oder das Sehvermögen beeinträchtigen können; sie dauern minutenlang bis zu einer Stunde an. Die Aura kann nach dem Beginn der Kopfschmerzen bestehen bleiben. Am häufigsten gehören zu Auren visuelle Symptome (Fortifikationsspektren, z. B. Blitze im Gesichtsfeld, Bögen von flimmerndem Licht, leuchtende Zick-Zack-Muster und Skotome). Parästhesien und Taubheitsgefühle (die typischerweise in einer Hand beginnen und zum ipsilateralen Arm und Gesicht wandern), Sprechstörungen und vorübergehende Funktionsstörungen des Hirnstamms (die z. B. Ataxie, Verwirrtheit oder sogar Bewusstseinstrübung hervorrufen) sind seltener als visuelle Auren. Einige Patienten haben eine Aura bei leichtem oder ohne Kopfschmerz.

Der Kopfschmerz variiert von mäßig bis schwer, und die Attacken dauern von 4 h bis zu einigen Tagen. Typischerweise verschwinden sie im Schlaf. Der Schmerz ist oft einseitig, er kann aber auch beidseitig sein, am häufigsten in einer frontotemporalen Lokalisation, und wird typischerweise als pulsierend oder pochend beschrieben.

Migräne ist mehr als nur Kopfschmerz. Begleitsymptome wie Übelkeit (und gelegentlich Erbrechen), Lichtscheu, Geräusch- und Geruchsempfindlichkeit sind herausragend. Die Patienten berichten über Konzentrationsschwierigkeiten während der Schmerzattacken. Körperliche Routinetätigkeiten verstärken normalerweise die Migräne. Dieser Effekt bringt zusammen mit der Lichtscheu und der Geräuschempfindlichkeit, die meisten Patienten dazu, sich während der Kopfschmerzattacken in einem dunklen, ruhigen Raum hinzulegen. Schwere Schmerzattacken können die Patienten untauglich machen und stören damit das Familien- und das Arbeitsleben.

Die Schmerzattacken variieren erheblich in Frequenz und Schwere. Viele Patienten haben verschiedene Kopfschmerzarten, inkl. leichtere Schmerzattacken ohne Übelkeit und Photophobie; diese können an Spannungskopfschmerz erinnern, sind aber eine abgeschwächte Form von Migräne.

Chronische Migräne

Patienten mit episodischer Migräne können eine chronische Migräne (früher als kombinierter oder gemischter Kopfschmerz bezeichnet) entwickeln, die Merkmale von Migräne und Spannungskopfschmerz aufweist. Diese Patienten haben an 15 Tagen im Monat Kopfschmerzen. Der Übergebrauchskopfschmerz trägt häufig zur Umwandlung von episodischer in chronische Migräne bei.

Weitere Symptome

Seltene Formen von Migräne können andere Symptome hervorrufen:

  • Die Migräne mit Hirnstamm-Aura (früher Basilaris-Migräne genannt) verursacht Kombinationen aus Schwindel, Ataxie, Gesichtsfeldausfall, sensorische Störungen, fokaler Schwäche und Bewusstseinsveränderung.

  • Hemiplegische Migräne, die sporadisch oder familiär sein kann, verursacht einseitige Schwäche.

Diagnose der Migräne

  • Anamnese und körperliche Untersuchung

Die Diagnose von Migräne basiert auf den charakteristischen Symptomen und einem normalen Ergebnis der körperlichen Untersuchung, die eine gründliche neurologische Untersuchung beinhaltet.

Zu den Befunden mit Warnzeichen, die für eine alternative Diagnose sprechen (auch bei Patienten mit bekannter Migräne), gehören die folgenden:

  • Schmerzen, die ihre maximale Intensität innerhalb von wenigen Sekunden oder schneller erreichen ("Donnerschlagkopfschmerz").

  • Beginn nach dem 50. Lebensjahr

  • Kopfschmerzen, die über Wochen oder länger bzgl. Intensität oder Frequenz zunehmen

  • Anamnese mit Krebserkrankung (Gehirnmetastasen) oder immunsuppressiver Störung (z. B. HIV-Infektion)

  • Fieber, Meningismus, Bewusstseinsveränderungen oder eine Kombination davon

  • Persistierende fokale neurologische Defizite

  • Papillenödem

  • Deutliche Veränderung in einem etablierten Kopfschmerzmuster

Patienten mit charakteristischen Symptomen und ohne Warnzeichen brauchen keine Tests. Bei Patienten mit besonders auffälligen Befunden sind häufig Untersuchungen erforderlich, einschließlich MRT und manchmal Lumbalpunktion.

Häufige Fehldiagnosen sind die folgenden:

  • Es wird nicht bedacht, dass Migräne oft beidseitige Schmerzen verursacht und nicht immer als pochend beschrieben wird

  • Fehldiagnose von Migräne als Sinuskopfschmerz oder Augenbelastung, da autonome und visuelle Symptome der Migräne fehlen.

  • Es wird angenommen, alle Kopfschmerzen bei Patienten mit bekannter Migräne seien eine weitere Migräneattacke (ein "Donnerschlagkopfschmerz" oder eine Änderung im bisherigen Kopfschmerzmuster kann eine neue, potenziell ernsthafte Erkrankung anzeigen)

  • Eine Migräne mit Aura wird bei älteren Patienten irrtümlich für eine transiente ischämische Attacke gehalten, v. a. wenn die Aura ohne Kopfschmerzen auftritt

  • Es wird ein "Donnerschlagkopfschmerz" als Migräne diagnostiziert, weil ein Triptan entlastend wirkt (ein Triptan kann auch Kopfschmerzen aufgrund einer Subarachnoidalblutung lindern)

Mehrere ungewöhnliche Störungen können Migräne mit Aura imitieren:

  • Dissektion der A. carotis oder vertebralis

  • Zerebrale Vaskulitis

  • Moyamoya-Krankheit

  • CADASIL (zerebrale autosomal dominant eArteriopathie mit subkortikalen Infarkten und Leukoenzephalopathie)

  • MELAS (mitochondriale Enzephalomyopathie, Laktatazidose und schlaganfallähnliche Episoden) -Syndrom

Behandlung der Migräne

Die Migränebehandlung kann folgende Ansätze umfassen (1, 2):

  • Beseitigung offensichtlicher Auslöser

  • Entspannungstechniken, Yoga oder Verhaltensinterventionen

  • Bei leichten Kopfschmerzen: Paracetamol oder nichtsteroidale Antiphlogistika

  • Bei akuten Attacken können Triptane, Lasmiditan, Gepants (niedermolekulare Calcitonin-Gen-verwandte Peptid [CGRP]-Rezeptorantagonisten) oder Dihydroergotamin zusammen mit einem Dopamin-Antagonisten als Antiemetikum eingesetzt werden.

  • Neuromodulatorische Geräte zur Akutbehandlung und Prävention

Eine gründliche Erklärung des Störungsbilds hilft den Patienten, zu verstehen, dass, obwohl es für die Migräne keine Heilung gibt, sie doch kontrolliert werden kann. Dies befähigt sie, bei der Behandlung besser mitzuarbeiten.

Die Patienten sollten unbedingt ein Kopfschmerztagebuch führen, um die Zahl und das zeitliche Auftreten der Schmerzattacken, mögliche Auslöser und das Ansprechen auf die Behandlung zu dokumentieren. Identifizierte Trigger werden nach Möglichkeit beseitigt. Auslöser werden jedoch häufig überdiagnostiziert und sollten in Maßen vermieden werden; die Eliminierung aller möglichen Auslöser kann übertrieben sein und zu unnötigen Lebenseinschränkungen führen.

Die Wahl der Arzneimittel zur Behandlung von akutem Migränekopfschmerz richtet sich nach Häufigkeit, Dauer und Schwere der Anfälle. Analgetika, Antiemetika, Triptane, Lasmiditan, Gepants oder Dihydroergotamin können verwendet werden (3). Wenn Patienten keine Arzneimittel einnehmen möchten oder diese unwirksam waren, können, neuromodulatorische Behandlungen manchmal zur Behandlung akuter Anfälle und/oder zur Prävention eingesetzt werden.

Patienten, die häufig (z. B. > 2 Tage/Woche) Medikamente zur Behandlung ihrer akuten Migräneanfälle einnehmen (insbesondere Analgetika, die Butalbital, Triptane, Ergotamin oder Opioide enthalten), sollten mit präventiven Migränemedikamenten behandelt werden, die mit einem Programm zum Absetzen der übermäßig verwendeten Analgetika kombiniert werden.

Ärzte empfehlen manchmal Verhaltensinterventionen (Biofeedback, Stressmanagement, Psychotherapie), um Migräne zu bewältigen, insbesondere wenn Stress ein wichtiger Auslöser ist oder wenn Analgetika übermäßig eingesetzt werden.

Yoga kann die Häufigkeit und Intensität von Kopfschmerzen reduzieren. Es verbessert den vagalen Tonus und verringert den sympathischen Antrieb, wodurch das kardiale autonome Gleichgewicht verbessert wird. Entspannungstechniken können die Aktivität des sympathischen Nervensystems verringern, Muskelverspannungen lösen und die Gehirnwellenaktivität verändern.

Akute Anfälle

Die Erstbehandlung neu diagnostizierter leichter bis mittelschwerer Migräneanfälle erfolgt mit NSAR oder Paracetamol.

Wenn diese Medikamente unwirksam sind, können Triptane, Dihydroergotamin oder Gepants (niedermolekulare Calcitonin-Gen-verwandte Peptid [CGRP] -Rezeptorantagonisten) verwendet werden. Ein gutes Ansprechen auf Dihydroergotamin, ein Triptan oder ein Gepant sollte nicht als diagnostischer Hinweis auf eine Migräne gewertet werden, weil diese Medikamente auch Kopfschmerzen bei Subarachnoidalblutung oder anderen strukturellen Hirnveränderungen lindern können.

Wenn sich die leichten Anfälle verschlimmern oder wenn die Anfälle von Beginn an schwerwiegend sind, können Triptane oder Dihydroergotamin verwendet werden. Bei bedeutender Übelkeit ist die Kombination eines Triptans mit einem Antiemetikum zu Beginn der Schmerzattacken wirksam.

Triptane sind selektive Serotonin-1B,1D-Rezeptoragonisten. Sie wirken nicht analgetisch per se, sondern blockieren spezifisch die Freisetzung Neuropeptide, die den Migräneschmerz triggern. Triptane sind am wirksamsten, wenn sie zu Beginn einer Schmerzattacke eingenommen werden. Es gibt sie in oraler, intranasaler und subkutaner Form; die subkutane Form ist wirksamer, hat aber mehr unerwünschte Wirkungen. Der übermäßige Einsatz von Triptanen kann zu medikamenteninduziertem Kopfschmerz führen. Triptane und Dihydroergotamin können eine Konstriktion der Koronararterien verursachen und sind daher bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit oder nicht eingestellter Hypertonie kontraindiziert. Bei älteren Patienten und bei Vorliegen vaskulärer Risikofaktoren müssen diese Arzneimittel vorsichtig eingesetzt werden.

Lasmiditan (ein neuer selektiver Serotonin [5-HT] 1F-Rezeptor-Agonist) oder ein Gepant wie Ubrogepant oder Rimegepant können verwendet werden, wenn Triptane oder Dihydroergotamin aufgrund von Herz-Kreislauf-Störungen kontraindiziert sind. Lasmiditan, das eine viel größere Affinität für Serotonin-1F-Rezeptoren als für 1B-Rezeptoren hat, hat keine kardiovaskulären Kontraindikationen. (Triptane bewirken eine Vasokonstriktion durch die Aktivierung von 5-HT1B-Rezeptoren.)

Gepants sind orale CGRP-Antagonisten. Im Gegensatz zu anderen akuten Migränemedikamenten verursachen sie keine Kopfschmerzen durch Medikamentenübergebrauch und können zur Migräneprävention eingesetzt werden. Gepants haben keine bekannten schwerwiegenden kardiovaskulären oder gastrointestinalen Nebenwirkungen und keine kardiovaskulären Kontraindikationen.

Ein Antiemetikum (z. B. Metoclopramid, Prochlorperazin) kann allein eingesetzt werden, um leichte oder mäßig schwere Migräneanfälle zu lindern. Prochlorperazin Zäpfchen (25 mg) oder Tabletten (10 mg) sind eine Option für Patienten, die Triptane und andere Vasokonstriktoren nicht vertragen.

Beweise unterstützen die Verwendung von neuromodulatorischen Geräten für akute Anfälle und die Prävention von Migräne (3, 4).

Intractable Anfälle

Die Hydrierung mit intravenösen Flüssigkeiten wie physiologischer Kochsalzlösung kann helfen, Kopfschmerzen zu lindern und das Wohlbefinden zu steigern – insbesondere bei Patienten, die durch Erbrechen dehydriert sind.

Schwere persistierende Anfälle können mit einer Kombination aus intravenösem Dihydroergotamin und einem Dopaminantagonisten als Antiemetikum (z. B. Metoclopramid oder Prochlorperazin) behandelt werden. Dihydroergotamin ist auch in einer subkutanen Formulierung und als Nasenspray erhältlich.

Opioide sollten als Ultima Ratio (Rettungsmedikament) bei schweren Kopfschmerzen eingesetzt werden, wenn andere Maßnahmen wirkungslos waren.

Chronische Migräne

Die gleichen Medikamente, die zur Vorbeugung der episodischen Migräne eingesetzt werden, einschließlich monoklonaler Antikörper, die CGRP blockieren, werden auch zur Behandlung der chronischen Migräne eingesetzt. Auch gibt es starke Belege für OnabotulinumtoxinA und Topiramat.

Es gibt Evidenz für den Einsatz der Neurostimulation zur Akutbehandlung und Prävention von chronischen Migränekopfschmerzen. Zu den nichtinvasiven Optionen gehören die supraorbitale Stimulation, die Stimulation des Vagusnervs, die transkranielle Einzelimpuls-Magnetstimulation und die elektrische Fernstimulation.

Neuromodulatorische Behandlungen

Neuromodulatorische Behandlungen können verwendet werden, um Attacken zu behandeln und zu verhindern. Diese Behandlungen beeinflussen die Hirnaktivität durch elektrische Ströme oder Magnetfelder und können mit handelsüblichen Geräten nichtinvasiv durchgeführt werden.

Die nichtinvasive transkranielle Magnetstimulation, bei der ein tragbares Gerät am Hinterkopf angebracht wird, kann akute Migräne lindern (4). Ein Gerät, das mithilfe eines Armbands einen nicht schmerzhaften elektrischen Hautreiz abgibt (die sogenannte elektrische Fern-Neuromodulation), kann akute Migräneschmerzen lindern. Ein tragbares Gerät, das eine nichtinvasive Vagusnervstimulation ermöglicht, ist ebenfalls wirksam.

Die Stimulation des Trigeminusnervs mit einem Gerät, das an der Stirn angebracht wird, kann bei Patienten im Alter von ≥ 18 Jahren zur Behandlung akuter Migräneanfälle (mit oder ohne Aura) oder zur Verringerung der Häufigkeit der Anfälle eingesetzt werden.

Nichtinvasive neuromodulatorische Geräte haben keine signifikanten Nebenwirkungen. Invasive neuromodulatorische Behandlungen werden nur in spezialisierten Zentren angeboten und sind mit größeren Risiken verbunden als nichtinvasive Behandlungen.

Literatur zur Behandlung

  1. 1. Marmura MJ, Silberstein SD, Schwedt TJ. The acute treatment of migraine in adults: The American Headache Society evidence assessment of migraine pharmacotherapies. Headache. 55(1):3–20, 2015.

  2. 2. Puledda F, Sacco S, Diener HC, et al. International Headache Society global practice recommendations for the acute pharmacological treatment of migraine. Cephalalgia. 2024;44(8):3331024241252666. doi:10.1177/03331024241252666

  3. 3. Miller S, Sinclair AJ, Davies B, Matharu M. Neurostimulation in the treatment of primary headaches. Pract Neurol. 16 (5):362–375, 2016. doi: 10.1136/practneurol-2015-001298

  4. 4. Lipton RB, Dodick DW, Silberstein SD, et al. Single-pulse transcranial magnetic stimulation for acute treatment of migraine with aura: A randomised, double-blind, parallel-group, sham-controlled trial. Lancet Neurol. 9:373–380, 2010.  doi: 10.1016/S1474-4422(10)70054-5

Prognose bei Migräne

Für einige Patienten bedeutet Migräne eine seltene, erträgliche Unannehmlichkeit. Für andere ist sie eine quälende Krankheit, die häufige Zeiten von Arbeitsunfähigkeit, Produktivitätsverlust und eine stark eingeschränkte Lebensqualität nach sich zieht. In einer Studie aus einer US-amerikanischen Datenbank (National Hospital Ambulatory Medical Care Survey und National Health Interview Survey) war Migräne der fünfthäufigste Grund für einen Besuch in der Notaufnahme, und 40 Prozent der Erwachsenen mit Migräne waren arbeitslos und wirtschaftlich benachteiligt (1).

Hinweis zur Prognose

  1. 1. Burch R, Rizzoli P, Loder E. The prevalence and impact of migraine and severe headache in the United States: Updated age, sex, and socioeconomic-specific estimates from government health surveys. Headache. 2021;61(1):60-68. doi:10.1111/head.14024

Prävention von Migräne

Eine tägliche prophylaktische Therapie ist gerechtfertigt, wenn trotz Akuttherapie häufige Migräneanfälle die Aktivitäten des Patienten stören. Einige Experten halten OnabotulinumtoxinA für das Mittel der Wahl.

Bei Patienten, die häufig Analgetika einnehmen (z. B. > 2 Tage/Woche), insbesondere Patienten mit medikamenteninduzierten Kopfschmerzen, sollten präventive Medikamente mit einem Programm zum Absetzen der übermäßig verwendeten Analgetika kombiniert werden. Die Arzneimittelauswahl kann durch komorbide Störungen geleitet werden:

  • Eine Amitriptylin-Dosis vor dem Schlafengehen für Patienten mit Insomnie

  • Ein Betaezeptorenblocker bei Patienten mit Angst oder koronarer Herzkrankheit

  • Topiramat, das eine Gewichtsabnahme induzieren kann, für adipöse Patienten oder für Patienten, die eine Gewichtszunahme vermeiden wollen

  • Ein monoklonaler Antikörper (z. B. Erenumab, fremanezumab, Galcanezumab), wenn andere Medikamente unwirksam sind

  • Gepante können zur Migräne-Prävention verwendet werden (Atogepant, Rimegepant)

Monoklonale Antikörper und Gepants, die zur Vorbeugung von Migräne eingesetzt werden, blockieren die Aktivierung des Calcitonin-Gen-bezogenen Peptids (CGRP), das Migräne auslösen kann (1).

Auch neuromodulatorische Behandlungen können helfen. Die transkutane Stimulation des supraorbitalen Nervs, bei der ein Gerät an der Stirn angebracht wird, kann die Häufigkeit von Migräne verringern (2). Die transkranielle Magnetstimulation mittels eines Geräts, das am Hinterkopf angebracht wird, ist für die akute und prophylaktische Behandlung von Migränekopfschmerzen bei Jugendlichen (≥ 12 Jahre) und Erwachsenen angezeigt.

Literatur zur Prävention

  1. 1. Jain S, Silberstein SD. Invited commentary on preventive anti-migraine therapy (PAMT). Curr Treat Options Neurol. 21(4):14, 2019. doi:10.1007/s11940-019-0555-4.

  2. 2. Schoenen J, Vandersmissen B, Jeangette S, et al. Migraine prevention with a supraorbital transcutaneous stimulator: A randomized controlled trial. Neurol. 80(8):697–704, 2013. doi: https://doi.org/10.1212/WNL.0b013e3182825055

Wichtige Punkte

  • Die Migräne ist eine häufige primäre Kopfschmerzerkrankung.

  • Symptome können sein: pochende ein- oder beidseitige Schmerzen, Übelkeit, Empfindlichkeit auf sensorische Stimuli (z. B. Licht, Geräusche, Gerüche), unspezifische Prodromalsymptome und vorübergehende neurologische Symptome, die dem Kopfschmerz vorausgehen (Auren).

  • Die Diagnose Migräne basiert auf klinischen Befunden; sollten die Patienten Befunde mit Warnzeichen haben, werden bildgebende und andere Untersuchungen oft benötigt.

  • Beziehen Sie die Patienten in ihre Behandlung mit ein durch Vermeidung von Triggern und mittels Biofeedback, Stressmanagement und Psychotherapie.

  • Behandeln Sie die meisten Kopfschmerzen mit Analgetika, Dihydroergotamin IV oder Triptanen.

  • Wenn die Anfälle häufig auftreten und die Aktivitäten beeinträchtigen, sollten Sie eine präventive Therapie (z. B. monoklonale Antikörper, die das Calcitonin-Gen-verwandte Peptid [CGRP] blockieren, ein gepant, Amitriptylin, einen Betablocker, Topiramat, Divalproex), OnabotulinumtoxinA oder manchmal neuromodulatorische Behandlungen anwenden.

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