Systemische Krebstherapie

VonRobert Peter Gale, MD, PhD, DSC(hc), Imperial College London
Überprüft/überarbeitet Aug. 2022
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Die systemische Krebstherapie umfasst Chemotherapie (d. h. konventionelle oder zytotoxische Chemotherapie), Hormontherapie, zielgerichtete Therapie und Immuntherapie (siehe auch Überblick über die Krebstherapie). Die Zahl der zugelassenen Krebstherapien nimmt rasch zu. Das National Cancer Institute pflegt eine aktuelle Liste der zur Krebsbehandlung eingesetzten Medikamente. Die Liste enthält eine kurze Zusammenfassung der Verwendung jedes Arzneimittels und Links zu zusätzlichen Informationen.

Das ideale Medikament würde nur gegen Krebszellen wirken und hätte keine negativen Auswirkungen auf normale Zellen. Obwohl ältere Chemotherapeutika häufig für normale Zellen toxisch sind, haben Fortschritte in der Genetik sowie in der Zell- und Molekularbiologie zur Entwicklung von selektiveren Medikamenten geführt.

Die meisten Krebsmedikamente werden systemisch verabreicht, in der Regel intravenös oder subkutan, aber einige werden auch oral verabreicht. Häufige Dosierungen über längere Zeiträume können intravenös implantierte Zugangsgeräte erforderlich machen.

Resistenzen gegen Krebsmedikamente sind häufig. Mechanismen umfassen

  • Überexpression von Zielgenen

  • Mutation von Zielgenen

  • Entwicklung von alternativen Stoffwechselwegen für Arzneimittel

  • Medikamenteninaktivierung durch Krebszellen

  • Defekte Apoptose in Krebszellen

  • Verlust von Rezeptoren für Hormone

Einer der am besten beschriebenen Resistenzmechanismen für zytotoxische Medikamente ist die Überexpression von MDR1-1, ein Transportprotein der Zellmembranen, das verschiedene Medikamente (z. B. Vincaalkaloide, Taxane, Anthracycline) aus der Zelle hinaustransportiert. Versuche, die Funktion des MDR-1-Gens zu beeinflussen und die Medikamentenresistenz zu verhindern, waren bisher erfolglos.

Chemotherapie

Zytotoxische Arzneimittel schädigen die DNA und töten viele normale Zellen und auch Krebszellen. Antimetabolite, wie z. B. Fluorouracil und Methotrexat, sind zellzyklusspezifisch und haben keine lineare Dosis-Wirkungs-Kurve. Im Gegensatz dazu zeigen andere Substanzen (z. B. Alkylanzien, die eine Quervernetzung der DNA bewirken), eine lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung, wobei mehr Tumorzellen bei höheren Dosen abgetötet werden In hohen Dosen schädigen sogenannte DNA-Crosslinker das Knochenmark.

Einzelne Medikamente können bei bestimmten Tumorerkrankungen zu einer Heilung führen (z. B. Chorionkarzinom, Haarzellleukämie). Häufiger werden Multidrogenregime mit Medikamenten mit unterschiedlichen Wirkungsmechanismen und Toxizitäten eingesetzt, um die Wirksamkeit zu erhöhen, die dosisabhängige Toxizität zu reduzieren und die Wahrscheinlichkeit einer Arzneimittelresistenz zu verringern. Diese Therapien führen zu beträchtlichen Heilungsraten (z. B. bei akuter Leukämie, Hodenkrebs, Lymphomen und, seltener, bei soliden Krebsarten wie Lungen- und Nasopharynxkrebs). Polychemotherapien werden üblicherweise in Form von sich wiederholenden Zyklen mit einer festen Medikamentenkombination verabreicht. Das Intervall zwischen den Zyklen sollte das kürzestmögliche sein, in dem sich das Normalgewebe wieder erholt. Bei einigen zellzyklusspezifischen Substanzen kann eine kontinuierliche Infusion (z. B. Fluorouracil) zu einer verstärkten Tumorzellzerstörung führen.

Für jeden Patienten sollte die Wahrscheinlichkeit von unerwünschten Wirkungen gegenüber der Wahrscheinlichkeit eines Therapienutzens abgewogen werden. Vor der Verabreichung von Arzneimitteln mit organspezifischen Toxizitäten sollte die Funktion der Endorgane überprüft werden. Bei Patienten mit Lungenerkrankungen (z. B. Bleomycin), Nierenversagen (z. B. Methotrexat), Leberfunktionsstörungen (z. B. Taxane) oder Herzerkrankungen (Daunorubicin, Cyclophosphamid) kann eine Dosisänderung oder der Ausschluss bestimmter Arzneimittel erforderlich sein.

Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen hat die zytotoxische Chemotherapie meist Nebenwirkungen. Am häufigsten hiervon betroffen sind die Normalgewebe mit den höchsten Umsatzraten. Dies sind das Knochenmark, die Haarfollikel und das Epithel des Gastrointestinaltrakts.

Zur Beurteilung des Ansprechens wird nach 2 oder 3 Therapiezyklen oftmals eine Bildgebung (CT, MRT, PET) durchgeführt. Die Therapie wird bei Respondern oder Patienten mit stabiler Erkrankung fortgesetzt. Bei Patienten, deren Krebserkrankung fortschreitet, wird die Therapie häufig geändert oder abgesetzt.

Endokrine Therapie

Bei der endokrine Therapie werden Agonisten oder -antagonisten eingesetzt, um den Verlauf des Tumorwachstums zu beeinflussen. Sie kann allein oder in Kombination mit anderen Therapien eingesetzt werden.

Die endokrine Therapie ist besonders wertvoll bei Prostatakarzinomen, deren Wachstum durch Androgene gesteuert wird. Andere Krebsarten mit Hormonrezeptoren, wie z. B. Brust- und Endometriumkarzinome, können durch eine endokrine Therapie wie etwa die Östrogen-Rezeptorbindung (Tamoxifen) kontrolliert werden. Andere endocrine Therapien unterdrücken die Umwandlung von Androgenen in Östrogene durch Aromatase (Letrozol) oder inhibieren die Synthese von adrenalen Androgenen (Abirateron). Die häufigste Anwendung der endokrine Therapie erfolgt bei Brustkrebs. Tamoxifen und Raloxifen werden in der Regel über mehrere Jahre nach einer Brustkrebsoperation verabreicht (adjuvante Therapie) und reduzieren das Risiko eines Krebsrezidivs erheblich.

Alle Hormonblocker verursachen Symptome, die mit einem Hormonmangel im Zusammenhang stehen, einschließlich Hitzewallungen, und die Androgen-Antagonisten induzieren zudem ein metabolisches Syndrom, das die Risiken für Diabetes und eine Herzerkrankung erhöht.

Immuntherapie

Die Immuntherapie ist die neueste systemische Krebstherapie (siehe auch Immuntherapie von malignen Tumoren). Die Immuntherapie wird in zwei Formen unterteilt:

  • Aktiv: Die Behandlung erfolgt durch aktive Immunität und zielt darauf ab, die Immunreaktion des Patienten gegen den Krebs auszulösen oder zu verstärken.

  • Adoptiv: Die Behandlung erfolgt durch passive Immunität und umfasst die Gabe von Antikörpern oder Zellen gegen Krebs

Aktive Immuntherapie kann Impfstoffe, modifizierte T-Zellen des Patienten (z. B. chimärer Antigenrezeptor [CAR]-T-Zellen) oder bestimmte Arten von monoklonalen Antikörpern umfassen, die das Immunsystem des Patienten gegen den Krebs aktivieren (z. B. Checkpoint-Inhibitoren). Ein weiteres Beispiel für eine aktive Immuntherapie ist die Instillation von Bacille Calmette-Guérin (BCG) in die Blase von Patienten mit Blasenkrebs.

Bei der [adoptiven Immuntherapie werden häufig im Labor hergestellte monoklonale Antikörper oder modifizierte T-Zellen oder natürliche Killerzellen (NK) von einer gesunden Person an Krebskranke verabreicht. Manchmal werden diese Zellen gentechnisch verändert, indem ein chimärer Antigenrezeptor (CAR) zur Krebsbekämpfung eingesetzt wird. Andere Formen der adoptiven Immuntherapie umfassen Lymphokine und Zytokine wie Interferone und Interleukine. Diese Formen werden in der Krebstherapie weniger häufig eingesetzt.

Impfungen

Impfungen, die zur Anregung oder Verstärkung der Immunsystemantwort auf Krebszellen entworfen wurden, sind ausführlich untersucht worden und haben in der Regel geringe Vorteile aufgewiesen. Jedoch ist Sipuleucel-T, ein autologer Impfstoff aus dendritischen Zellen, für Prostatakrebs verfügbar.

Wichtiger sind Impfstoffe gegen virusbedingte Krebs. Beispiele hierfür sind Impfstoffe gegen das humane Papillomavirus (HPV), die Gebärmutterhals- und Analkrebs (und möglicherweise auch Tumoren des Kopfes, Halses und der Tonsillen) verhindern können, sowie Impfstoffe gegen das Hepatitis-B-Virus (HBV), die Leberkrebs verhindern können.

Modifizierte T-Zellen

Bei dieser Technik werden T-Zellen aus dem Blut eines Krebspatienten entnommen, genetisch so verändert, dass sie ein krebsrelevantes Antigen erkennen, und dem Patienten zurückgegeben. Das häufigste Beispiel für diese Strategie sind die sogenannten chimären Antigenrezeptor (CAR)-T-Zellen. CAR-T-Zellen sind eine wirksame Therapie bei Patienten mit akuter lymphoblastischer Leukämie, B-Zell-Lymphomen und multiplem Myelom. Seit kurzem sind zwei CAR-T-Zelltherapien verfügbar, Tisagenlecleucel für junge Patienten mit fortgeschrittener akuter lymphatischer Leukämie und Axicabtagene ciloleucel bei fortgeschrittenen Lymphomen. Andere CAR-T-Zell-Medikamente sind Brexucabtagene Autoleucel, Idecabtagene Vicleucel und Lisocabtagene Maraleucel. Ihre Wirksamkeit bei soliden Krebserkrankungen ist noch nicht erwiesen.

Bei verwandten Techniken werden die extrahierten T-Zellen in einer Kultur gezüchtet und durch das Lymphokin Interleukin-2 (IL-2) aktiviert. Alternativ können T-Zellen aus dem Tumor des Patienten entnommen, zu einer größeren Menge gezüchtet und dann reinfundiert werden.

Monoklonale Antikörper

Monoklonale Antikörper werden häufig zur Behandlung von Krebserkrankungen eingesetzt. Monoklonale Antikörper können gegen krebsspezifische Antigene gerichtet oder auf Krebszellen überexprimiert werden. Sie können auch gegen linienspezifische Antigene gerichtet sein, die auch auf normalen Zellen vorhanden sind. Einige monoklonale Antikörper werden direkt verabreicht. andere sind mit einem Radionuklid oder Toxin verbunden. Diese verknüpften Antikörper werden als Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) bezeichnet. Einige Antikörper sind bi-spezifisch, wobei ein Rezeptor auf ein krebsrelevantes Antigen und ein anderer auf ein Antigen auf T-Zellen gerichtet ist. Das Ziel ist es, T-Zellen zum Krebs zu bringen, um ihn zu bekämpfen.

Trastuzumab, ein gegen das Protein ERBB2 gerichteter Antikörper, ist bei Brustkrebs aktiv, der dieses Antigen exprimiert. Antikörper gegen CD19 und CD20 auf normalen B-Zellen werden zur Behandlung von Lymphomen (Rituximab) verwendet, Anti-CD30-Antikörper werden zur Behandlung von Hodgkin-Lymphom (Brentuximab Vedotin) verwendet, und Anti-CD33-Antikörper werden zur Behandlung von akuter myeloischer Leukämie (Gemtuzumab-Ozogamicin) eingesetzt.

Mehrere monoklonale Antikörper aktivieren die ruhende oder blockierte Krebsimmunität (aktive Immuntherapie), indem sie Immun-Checkpoint-Inhibitoren binden, Moleküle, die an der natürlichen Hemmung von Immunreaktionen beteiligt sind. Die Blockierung dieser Hemmung setzt die vom Tumor unterdrückte Immunantwort des Patienten frei. Zu den Zielmolekülen gehören das zytotoxische T-Lymphozyten-assoziierte Protein 4 (CTLA4), das programmierte Zelltod-Protein 1 (PD1) sowie die programmierten Zelltod-Liganden 1 (PD-L1) und 2 (PD-L2). Zu den CTLA4-Inhibitoren gehören Ipilimumab und Tremelimumab. Zu den PD1-Blockern gehören Cemiplimab, Dostarlimab, Nivolumab und Pembrolizumab, und zu den PD-1L-Blockern gehören Atezolizumab, Avelumab und Durvalumab. Diese Medikamente werden in großem Umfang zur Behandlung verschiedener solider Krebsarten eingesetzt, allein oder in Kombination mit einer Chemotherapie; gegen Blut- und Knochenmarkskrebs sind sie nicht wirksam.

In letzter Zeit wurden gegen Krebs gerichtete monoklonale Antikörper entwickelt, die gegen 2 oder 3 Antigene gerichtet sind. Diese monoklonalen Antikörper zielen in der Regel auf krebsbezogene Antigene und T-Zell-Antigene ab, um die T-Zell-Tötung von Krebszellen zu verstärken. Ein Beispiel dafür ist Blinatumomab, das sich gegen CD19 auf akuten lymphatischen Leukämiezellen und CD3 auf T-Zellen richtet.

Arzneimittel zur Tumorzelldifferenzierung

Diese Substanzen induzieren eine Differenzierung der Tumorzellen. All-trans-Retinolsäure und Arsen sind in der Lage, akute promyelozytäre Leukämie zu heilen. Andere Medikamente in dieser Klasse sind hypomethylierende Medikamente wie Azacitidin und Decitabin und Medikamente mit Zielmutationen, die die Differenzierung blockieren. Beispiele hierfür sind Enasidenib und Ivosidenib, die Mutationen in IDH2 und IDH1 entgegenwirken. Ein anderer Ansatz verwendet Venetoclax, das eine durch BCL2 verursachte Differenzierungsblockade aufhebt. Differenzierungsmedikamente sind bei den meisten Krebsarten unwirksam.

Medikamente gegen Angiogenese

Solide Krebs produzieren Wachstumsfaktoren, die die Bildung neuer, für die Versorgung des Krebswachstums notwendiger Blutgefäße fördern. Es sind verschiedene Substanzen verfügbar, die diesen Prozess hemmen. Bevacizumab, ein monoklonaler Antikörper gegen den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF), ist wirksam bei Nierenzell- und Kolonkarzinomen. VEGF-Rezeptor-Inhibitoren, wie Sorafenib und Sunitinib, sind auch bei Nieren- und Leberkrebs wirksam.

Zielgerichtete Therapien

Die meisten zielgerichteten Therapien sind gegen Tyrosinkinase-vermittelte Zellsignalwege gerichtet. Das beste Beispiel sind Tyrosinkinase-Inhibitoren wie Imatinib, Dasatinib und Nilotinib, die bei chronischer myeloischer Leukämie äußerst wirksam sind. Viele Epithelkarzinome weisen Mutationen auf, die Signalwege aktivieren, ohne dass eine Rezeptor-Ligand-Interaktion erforderlich ist, was zu einer kontinuierlichen Vermehrung der Krebszellen führt. Zu diesen mutierten Genen gehören die Gene für die Wachstumsfaktorrezeptoren und die nachgeschalteten Proteine, die Nachrichten an den Zellkern weiterleiten. Beispiele für solche zielgerichteten Therapien sind Erlotinib, Gefitinib und Osimertinib, die den Signalweg des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptors (EGFR) hemmen. Diese Medikamente sind besonders nützlich bei Lungenkrebs. Poly-Adenosin-Diphosphat (ADP) Ribose-Polymerase (PARP)-Inhibitoren werden zur Behandlung von Ovarial- und erblichen Brustkrebserkrankungen eingesetzt und umfassen Olaparib, Rucaparib, Niraparib und Talaparib. Weitere Beispiele sind die unspezifischen JAK1/2-Inhibitoren Ruxolitinib und Fedratinib, die zur Behandlung von myeloproliferativen Neoplasmen eingesetzt werden, sowie Selinexor, das den Transport von Proteinen aus dem Zellkern ins Zytoplasma hemmt, die Zellproliferation verringert und beim multiplen Myelom wirksam ist.

Eine neue Richtung in der zielgerichteten Krebstherapie ist der Einsatz von Medikamenten, die das Genprodukt einer Mutation unabhängig vom Krebstyp hemmen. Beispiele sind Medikamente wie Vemurafenib, Dabrafenib und Encorafenib, die das Protein hemmen, das durch eine Mutation in BRAF entsteht. Diese Mutation ist häufig bei Melanomen, kommt aber auch bei einigen Leukämien vor. Ein weiteres Beispiel sind Medikamente, die anomale Proteine hemmen, die aus MEK-Mutationen resultieren, darunter Trametinib, Cobimetinib und Binimetinib.

Gentherapie

Die Gentherapie von Krebs war bisher nicht erfolgreich, mit Ausnahme der Entwicklung von chimären Antigenrezeptor (CAR)-T-Zellen.

Gen-Editing

Es besteht die Hoffnung, dass CRISPR (clustered regularly interspaced short palindromic repeat)/Cas9 (CRISPR-associated protein 9) Gene Editing bei einigen Krebsarten allein oder in Kombination mit anderen Krebstherapien nützlich sein könnte. Ein Beispiel in der synthetischen Biologie ist die Veränderung der Antigenexpression auf normalen Zellen, sodass diese nicht durch CAR-T-Zellen oder biospezifische monoklonale Antikörper abgetötet werden.

Gezielte Gentherapie

Gezielte Gentherapie bezieht sich auf Therapien, die gegen ein spezifisches Gen oder ein spezifisches Genprodukt gerichtet sind, von dem man annimmt, dass es für die Ursache oder den Verlauf eines Krebses von Bedeutung ist, und nicht gegen die anatomische Stelle (z. B. Brust) oder sogar den Zelltyp. So können beispielsweise Patienten mit einer BRAF-Mutation einen BRAF-Hemmer erhalten, unabhängig davon, ob sie ein Melanom oder eine Leukämie haben. Therapieziele werden typischerweise durch genetische Analyse des Krebses eines Patienten identifiziert. Ein Beispiel für eine zielgerichtete Therapie ist die Verwendung von Tyrosinkinase-Inhibitoren (z. B. Imatinib, Dasatinib, Nilotinib) bei chronischer myeloischer Leukämie, einem durch eine Mutation verursachten Krebs (BCRABL1). Die meisten Krebserkrankungen werden jedoch durch 10 oder sogar 100 Mutationen verursacht, was den Ansatz erheblich komplexer macht.

Vor kurzem wurden Medikamente gegen die FLT3Mutation (Midostaurin) und die Isocitratdehydrogenase-2 (IDH2)-Mutation (Enasidenib) und IDH1 (Ivosidenib) zur Verfügung gestellt, um einige Formen der akuten myeloischen Leukämie und der systemischen Mastozytose (Midostaurin) zu behandeln. Andere Medikamente, die auf Rezeptoren abzielen VEGF und EGFR abzielen sind meist kleinmolekulare Kinase-Inhibitoren (z. B. Sorafenib, Erlotinib, Gefitinib, Osimertinib, Sunitinib, Regorafenib).

Bei einigen hämatologischen Erkrankungen, wie Polycythaemia vera und myeloproliferativer neoplasmatisch-assoziierter Myelofibrose, werden JAK2-Hemmer (Ruxolitinib, Fedratinib, Pacritinib) eingesetzt.

Gegen Poly adenosin-diphosphat (ADP) und Poly-ADP-Ribose-Polymerase (PARP) gerichtete Arzneimittel sind für BRCA-mutierten Ovarial-, Tuben- und Peritonealkarzinom verfügbar. Zu diesen Medikamenten gehören Olaparib, rucaparib und niraparib. Zu den Nebenwirkungen zählen Knochenmarkstoxizität (z. B. Infektion, Blutungen), Müdigkeit, Durchfall, Kopfschmerzen, Schwindel und Leber- und Nierenanomalien.

Onkolytische Viren

Einige Viren, sogenannte onkolytische Viren, scheinen Krebszellen selektiv oder relativ selektiv abzutöten, das Immunsystem zur Bekämpfung von Krebszellen zu stimulieren oder beides. Das einzige verfügbare onkolytische Virus ist Talimogene Laherparepvec, das bei Patienten mit Melanom in den Krebs injiziert wird. Dieses Virus, ein modifiziertes Herpesvirus, ist so konstruiert, dass es ein Protein produziert, das eine immunvermittelte Antikrebsreaktion stimuliert, und dass es ein Protein exprimiert, das ähnliche Effekte hat. Da das Virus gentechnisch verändert ist, könnte man es als eine indirekte Form der Gentherapie betrachten.

Adjuvante und Neoadjuvante Therapien

Bei einigen Krebsarten, bei denen die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls nach einer Operation und/oder Strahlentherapie hoch ist, werden Chemotherapeutika, Hormone und/oder zielgerichtete Therapien verabreicht, um das Risiko eines Rückfalls zu verringern, selbst wenn keine Anzeichen von Restkrebs vorhanden sind. Diese Strategie ist bei vielen Krebsarten wirksam und wird als adjuvante Therapie bezeichnet. Eine Strahlentherapie kann auch nach einer Operation oder Chemotherapie durchgeführt werden und wird als adjuvante Strahlentherapie bezeichnet.

Manchmal wird eine Therapie mit Chemotherapie, Hormonen und/oder zielgerichteten Medikamenten vor der endgültigen Operation oder Strahlentherapie durchgeführt, in diesem Fall spricht man von einer neoadjuvanten Therapie. Es gibt mehrere Ziele für die Erhaltungstherapie: Eines ist die Verkleinerung des Krebses, was eine weniger umfangreiche Operation und/oder ein kleineres Strahlentherapiefeld ermöglicht. Ein weiteres Ziel kann die Messung des Ansprechens auf eine neoadjuvante Therapie und/oder die Beurteilung des Krebses nach seiner chirurgischen Entfernung sein, was eine genauere Vorhersage des potenziellen Werts einer adjuvanten Therapie ermöglicht. Die neoadjuvante Therapie wird zunehmend bei Brust-, Eierstock-, kolorektalen, Lungen-, Magen- und anderen Krebsarten eingesetzt. Manchmal ist ein Krebs, der sonst nicht operativ entfernt werden könnte, nach einer neoadjuvanten Therapie operabel.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

National Cancer Institute's aktuelle Liste der zur Krebsbehandlung eingesetzten Medikamente