Sialadenitis

VonAlan G. Cheng, MD, Stanford University
Überprüft/überarbeitet März 2022
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Einer bakteriellen Speicheldrüseninfektion (Sialadenitis) liegt gewöhnlich eine Gangobstruktion durch Speichelsteine oder eine Hyposekretion zugrunde. Als Symptome treten eine schmerzhafte oder druckempfindliche Schwellung und Rötung auf. Die Diagnose wird klinisch gestellt. CT, Sonografie und MRT können bei der Suche nach der Ursache helfen. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika.

Ätiologie der Sialadenitis

Eine Sialadenitis tritt meist infolge einer Hyposekretion oder Obstruktion eines Ausführungsgangs auf, kann sich aber auch ohne ersichtlichen Grund entwickeln. Von den großen Speicheldrüsen (Parotis, Glandulae submandibularis und sublingualis) ist am häufigsten die Ohrspeicheldrüse betroffen.

Die Sialadenitis ist am häufigsten in der Ohrspeicheldrüse und tritt normalerweise auf bei

  • Patienten in ihren 50ern und 60ern

  • Chronisch kranken Patienten mit Xerostomie

  • Patienten mit Sjögren-Syndrom

  • Jugendliche und junge Erwachsene mit Anorexie

  • Kinder (im Alter von 1 bis 18 Jahren) mit juveniler rezidivierender Parotitis unklarer Ätiologie

Staphylococcus aureus; ist der häufigste Erreger, daneben spielen noch Streptokokken, coliforme und verschiedene anaerobe Bakterien eine Rolle.

Eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse kann sich auch bei Patienten entwickeln, die eine Strahlentherapie der Mundhöhle oder Radiojodtherapie gegen Schilddrüsenkrebs hatten (1, 2, 3). Auch wenn manchmal als Sialadenitis beschrieben, ist diese Entzündung selten eine bakterielle Infektion, besonders wenn kein Fieber auftritt. Die juvenile rezidivierende Parotitis ist eine Erkrankung unbekannter Ätiologie, die Kinder (meist im Alter von 4 bis 6 Jahren) betrifft und oft bis zur Pubertät abklingt. Allergien, Infektionen, genetische Vererbung und Autoimmunerkrankungen wurden als Ursachen nicht bestätigt. Mit Ausnahme von möglicherweise Mumps bleibt sie die zweithäufigste Form der Parotitis bei Kindern (4).

Literatur zur Ätiologie

  1. 1. Erkul E, Gillespie MB: Sialendoscopy for non-stone disorders: the current evidence. Laryngoscope Investig Otolaryngol 1(5):140-145, 2016. doi: 10.1002/lio2.33

  2. 2. An YS, Yoon JK, Lee SJ, et al: Symptomatic late-onset sialadenitis after radioiodine therapy in thyroid cancer. Ann Nucl Med 27(4):386-91, 2013. doi: 10.1007/s12149-013-0697-5

  3. 3. Kim YM, Choi JS, Hong SB, et al: Salivary gland function after sialendoscopy for treatment of chronic radioiodine-induced sialadenitis. Head Neck 38(1):51-8, 2016. doi: 10.1002/hed.23844

  4. 4. Schwarz Y, Bezdjian A, Daniel SJ: Sialendoscopy in treating pediatric salivary gland disorders: a systematic review. Eur Arch Otorhinolaryngol 275(2):347-356, 2018. doi: 10.1007/s00405-017-4830-2

Symptome und Anzeichen einer Sialadenitis

Fieber, Schüttelfrost sowie einseitige Schmerzen und Schwellungen entwickeln sich bei Patienten mit Sialadenitis. Unter der geröteten, ödematös geschwollenen Haut fühlt sich die diffus berührungsempfindliche Speicheldrüse hart an. Auf Druck tritt oft Eiter aus dem Drüsengang aus, von dem man eine Kultur anlegen sollte. Eine herdförmige Vergrößerung könnte auf einen Drüsenabszess hindeuten.

Diagnose von Sialadenitis

  • CT, Ultraschall oder MRT

Wenn sich die Diagnose klinisch nicht eindeutig stellen lässt, helfen CT, Sonografie und MRT, eine Sialadenitis bzw. einen Abszess nachzuweisen; ein obstruierender Stein im Drüsengang ist mit der MRT allerdings nicht unbedingt erkennbar. Wenn Eiter aus dem Gang der betroffenen Drüse ausgedrückt werden kann, wird dieser zur Gram-Färbung und zum Anlegen einer Kultur eingesendet.

Behandlung von Sialadenitis

  • Staphylokokkenwirksame Antibiotika

  • Lokale Maßnahmen (z. B. Sialagoga, warme Kompressen)

Nach anfänglicher Behandlung der Sialadenitis mit einem S. aureus-wirksamen Antibiotikum (z. B. Dicloxacillin, 250 mg oral 4-mal täglich, einem Cephalosporin der 1. Generation oder Clindamycin) wird die Therapie entsprechend modifiziert, sobald die Ergebnisse der Kultur vorliegen. Die steigende Prävalenz Methicillin-resistenter S. aureus-Stämme (MRSA) – besonders unter älteren Menschen in Pflegeeinrichtungen – macht oft die Gabe von Vancomycin erforderlich. Mundspülungen mir Chlorhexidine 0,12% 3-mal täglich reduzieren die bakterielle Belastung in der Mundhöhle und unterstützen die Miundhygiene.

Wichtig ist darüber hinaus, für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Anregung des Speichelflusses (mit Sialagoga, z. B. Zitronensaft, Lutschbonbons oder Ähnliches, warmen Kompressen, Drüsenmassage) und gute Mundhygiene zu sorgen. Abszesse müssen durch Drainage entleert werden.

Bei chronischer oder rezidivierender Sialadenitis ist manchmal eine oberflächliche Parotidektomie oder Exzision der Unterkieferdrüse indiziert.

Andere Infektionen der Speicheldrüse

Mumps verursacht oft eine Parotisschwellung (siehe Tabelle Ursachen für Parotis und andere Speicheldrüsenvergrößerung).

Bei HIV-Infizierten kann die Parotis oft durch eine oder mehrere lymphoepitheliale Zysten vergrößert sein.

Da es bei der Katzenkratzkrankheit, die durch eine Bartonella-Infektion verursacht wird, oft zu einer Invasion parotisnaher Lymphknoten kommt, kann sich die Ohrspeicheldrüse durch eine Erregeraussaat in unmittelbarer Umgebung infizieren. Obwohl die Katzenkratzkrankheit selbstlimitierend verläuft, wird sie oft antibiotisch behandelt; falls sich doch ein Abszess bildet, muss er eröffnet und entleert werden.

Aus einem Infektionsherd im Bereich der Tonsillen oder Zähne können sich atypische Mykobakterien auf benachbarte Speicheldrüsen ausbreiten. Der Tuberkulintest kann negativ ausfallen, und die Diagnose kann eine Biopsie und eine Gewebekultur für säurefeste Bakterien erfordern. Die Therapieempfehlungen divergieren. Als Optionen bieten sich chirurgisches Débridement mit Kürettage, komplette Exzision des infizierten Gewebes und eine Antituberkulotikatherapie an (selten nötig).

Speicheldrüsen können auch bei Sarkoidose und IgG4-bedingter Krankheit betroffen sein.