Ätiologie
Eine Sialadenitis tritt meist infolge einer Hyposekretion oder Obstruktion eines Ausführungsgangs auf, kann sich aber auch ohne ersichtlichen Grund entwickeln. Von den großen Speicheldrüsen (Parotis, Glandulae submandibularis und sublingualis) ist am häufigsten die Ohrspeicheldrüse betroffen.
Die Sialadenitis ist am häufigsten in der Ohrspeicheldrüse und tritt normalerweise auf bei
Staphylococcus aureus; ist der häufigste Erreger, daneben spielen noch Streptokokken, coliforme und verschiedene anaerobe Bakterien eine Rolle.
Eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse kann sich auch bei Patienten entwickeln, die eine Strahlentherapie der Mundhöhle oder Radiojodtherapie gegen Schilddrüsenkrebs hatten (1). Auch wenn manchmal als Sialadenitis beschrieben, ist diese Entzündung selten eine bakterielle Infektion, besonders wenn kein Fieber auftritt.
Hinweis zur Ätiologie
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1. Mandel SJ, Mandel L: Radioactive iodine and the salivary glands. Thyroid 13(3):265-271, 2003. doi: 10.1089/105072503321582060.
Symptome und Beschwerden
Begleitet von Fieber und Schüttelfrost entwickelt sich eine einseitige schmerzhafte Speicheldrüsenschwellung. Unter der geröteten, ödematös geschwollenen Haut fühlt sich die diffus berührungsempfindliche Drüse hart an. Auf Druck tritt oft Eiter aus dem Drüsengang aus, von dem man eine Kultur anlegen sollte. Eine herdförmige Vergrößerung könnte auf einen Drüsenabszess hindeuten.
Diagnose
Wenn sich die Diagnose klinisch nicht eindeutig stellen lässt, helfen CT, Sonografie und MRT, eine Sialadenitis bzw. einen Abszess nachzuweisen; ein obstruierender Stein im Drüsengang ist mit der MRT allerdings nicht unbedingt erkennbar. Wenn Eiter aus dem Gang der betroffenen Drüse ausgedrückt werden kann, wird dieser zur Gram-Färbung und zum Anlegen einer Kultur eingesendet.
Therapie
Nach anfänglicher Behandlung mit einem S. aureus-wirksamen Antibiotikum (z. B. Dicloxacillin, 4-mal 250 mg/Tag p.o., einem Cephalosporin der 1. Generation oder Clindamycin) wird die Therapie entsprechend modifiziert, sobald die Ergebnisse der Kultur vorliegen. Die steigende Prävalenz methicillin-resistenter S. aureus-Stämme (MRSA) – besonders unter älteren Menschen in Pflegeeinrichtungen – macht oft die Gabe von Vancomycin erforderlich. Mundspülungen mir Chlorhexidine 0.12% 3-mal täglich reduzieren die bakterielle Belastung in der Mundhöhle und unterstützen die Miundhygiene.
Wichtig ist darüber hinaus, für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Anregung des Speichelflusses (mit Sialagoga, z. B. Zitronensaft, Lutschbonbons oder Ähnliches, warmen Kompressen, Drüsenmassage) und gute Mundhygiene zu sorgen. Abszesse müssen durch Drainage entleert werden.
Bei chronischer oder rezidivierender Sialadenitis ist manchmal eine oberflächliche Parotidektomie oder Exzision der Unterkieferdrüse indiziert.
Andere Infektionen der Speicheldrüse
Häufig führt Mumps zu einer Parotisschwellung (siehe Tabelle: Ursachen der Parotis und anderen Speicheldrüsenvergrößerungen).
Bei HIV-Infizierten kann die Parotis oft durch eine oder mehrere lymphoepitheliale Zysten vergrößert sein.
Da es bei der Katzenkratzkrankheit, die durch eine Bartonella-Infektion verursacht wird, oft zu einer Invasion parotisnaher Lymphknoten kommt, kann sich die Ohrspeicheldrüse durch eine Erregeraussaat in unmittelbarer Umgebung infizieren. Obwohl die Katzenkratzkrankheit selbstlimitierend verläuft, wird sie oft antibiotisch behandelt; falls sich doch ein Abszess bildet, muss er eröffnet und entleert werden.
Aus einem Infektionsherd im Bereich der Tonsillen oder Zähne können sich atypische Mykobakterien auf benachbarte Speicheldrüsen ausbreiten. Der Tuberkulintest kann negativ ausfallen, und zur Diagnosestellung kann eine Biopsie und Gewebekultur auf säurefeste Bakterien erforderlich werden. Die Therapieempfehlungen divergieren. Als Optionen bieten sich chirurgisches Débridement mit Kürettage, komplette Exzision des infizierten Gewebes und eine Antituberkulotikatherapie an (selten nötig).