Unter Schluckauf versteht man unfreiwillige Spasmen des Zwerchfells mit folgendem Verschluss der Epiglottis, die den Einstrom von Luft kontrolliert und ein charakteristisches Geräusch hervorruft. Vorübergehende Anfälle von Schluckauf sind sehr häufig. Persistierender (> 2 Tage) und nichtbehandelbarer (> 1 Monat) Schluckauf ist selten, aber qualvoll.
Ätiologie von Schluckauf
Schluckauf tritt bei Irritation von afferenten oder efferenten Zwerchfellnerven oder von medullären Zentren auf, die die Atemmuskulatur, hier besonders das Zwerchfell, kontrollieren. Schluckauf kommt meist bei Männern vor.
Die Ursache von Schluckauf ist in der Regel unbekannt, aber vorübergehender Schluckauf entsteht oft durch folgende Ursachen:
Ausdehnung des Magens
Alkoholkonsum
Schlucken heißer oder reizender Substanzen
Persistierender und hartnäckiger Schluckauf hat unzählige Ursachen ( siehe Tabelle: Einige Ursachen für hartnäckigen Schluckauf Einige Ursachen für hartnäckigen Schluckauf ).
Auswertung von Schluckauf
Anamnese
Eine Anamnese der bestehenden Ekrankung sollte die Dauer des Schluckaufs und angewandte Heilmittel vermerken sowie die Beziehung zwischen dem Beginn und einer kürzlichen Krankheit oder Operation abfragen.
Die Untersuchung der Körpersysteme versucht begleitende gastrointestinale Symptome wie Reflux und Schluckbeschwerden, thorakale Symptome wie Husten, Fieber oder Schmerzen in der Brust sowie neurologische Symptome aufzudecken.
Die Anamnese sollte bekannte gastrointestinale und neurologische Störungen abklären. Eine Medikamentenanamnese sollte auch Einzelheiten hinsichtlich des Alkoholkonsums erfassen.
Körperliche Untersuchung:
Die Untersuchung ist in der Regel nicht zielführend, sollte jedoch nach Anzeichen für chronische Krankheiten (z. B. Kachexie) suchen. Eine vollständige neurologische Untersuchung ist wichtig.
Warnhinweise
Folgendes ist von besonderer Bedeutung:
Neurologische Symptome oder Anzeichen
Interpretation der Befunde
Wenige Befunde sind spezifisch. Ein Schluckauf nach Alkoholkonsum oder einer Operation kann sehr wohl mit diesen Ereignissen im Zusammenhang stehen. Andere mögliche Ursachen ( siehe Tabelle: Einige Ursachen für hartnäckigen Schluckauf Einige Ursachen für hartnäckigen Schluckauf ) sind zugleich zahlreich und selten eine Ursache für Schluckauf.
Testverfahren
Eine spezifische Abklärung ist beim akuten Schluckauf nicht notwendig, wenn die Routineanamnese und die körperliche Untersuchung unauffällig sind; pathologische Befunde werden mit geeigneten Testverfahren abgeklärt.
Bei Patienten mit einem Schluckauf von längerer Dauer oder ohne offensichtlichen Grund sind weitere Untersuchungen erforderlich, inkl. Serumelektrolyte, Harnstoff und Creatinin, Röntgenbild des Thorax und EKG. Eine endoskopische Untersuchung des oberen GIT und unter Umständen auch eine Überwachung des pH-Wertes im Ösophagus müssen in Erwägung gezogen werden. Wenn diese unauffällig sind, können ein MRT des Gehirns und ein CT des Thorax angefertigt werden.
Behandlung von Schluckauf
Identifizierte Probleme werden behandelt (z. B. Protonenpumpeninhibitoren bei gastroösophagealer Refluxkrankheit, Dilatation bei Strikturen der Speiseröhre).
Zur symptomatischen Erleichterung können zahlreiche einfache Maßnahmen ausprobiert werden, obwohl jede nur mäßig wirkungsvoll ist: der PaCO2 kann erhöht und die Zwerchfellaktivität gehemmt werden durch häufiges Anhalten des Atems oder durch tiefes Ein- oder Ausatmen in eine Papiertüte (CAVE: Plastiktüten können in den Nasenlöchern hängen bleiben und werden nicht empfohlen.) Eine Vagusstimulation durch eine Pharynxirritation (z. B. Schlucken von trockenem Brot, granuliertem Zucker oder Eisstückchen, Zug an der Zunge oder Einlegen eines Knebels) kann wirksam sein. Außerdem existieren eine Vielzahl von Hausmitteln.
Persistierender Schluckauf ist häufig therapieresistent. Viele Medikamente sind anekdotisch eingesetzt worden. Baclofen, ein Gamma-Aminobuttersäure-Agonist (5 mg p.o. alle 6 Stunden, gesteigert auf 20 mg), kann wirkungsvoll sein. Andere orale Medikamente sind Chlorpromazin, 10–50 mg 3-mal täglich je nach Bedarf, Metoclopramid, 10 mg 2- bis 4-mal täglich, und verschiedene Antikonvulsiva (z. B. Gabapentin). Zusätzlich kann ein Versuch mit Protonenpumpeninhibitoren unternommen werden. Bei schweren Symptomen kann Chlorpromazin, 25-50 mg i.m. oder IV, gegeben werden.
Bei intraktablen Fällen kann man den N. phrenicus durch geringe Mengen von 0,5%iger Procainlösung blockieren; hierbei ist ein vorsichtiges Vorgehen angezeigt, um eine Atemdepression und einen Pneumothorax zu vermeiden. Selbst die bilaterale Phrenikotomie ist nicht in allen Fällen heilsam.
Wichtige Punkte
Die Ursache ist in der Regel unbekannt.
Selten besteht eine ernsthafte Erkrankung.
Eine Abklärung ist in der Regel nicht zielführend, sollte aber für einen Schluckauf von langer Dauer erfolgen.
Es gibt zahlreiche Heilmittel, aber keines mit einer klaren Überlegenheit (oder vielleicht sogar Wirksamkeit).