Zahnschmerzen

VonBernard J. Hennessy, DDS, Texas A&M University, College of Dentistry
Überprüft/überarbeitet Feb. 2022
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Schmerzen in und um die Zähne sind ein verbreitetes Problem, insbesondere bei Menschen mit schlechter Zahnhygiene. Die Schmerzen können konstant und/oder nach Reizung (durch Hitze, Kälte, süße Speisen oder Getränke oder Bürsten) auftreten.

Ursachen für Zahnschmerzen

Die häufigsten Ursachen von Zahnschmerzen sind

  • Karies

  • Entzündung der Zahnpulpa (Pulpitis)

  • Periapikaler Abszess

  • Trauma

  • Weisheitszähne, die durch das Zahnfleisch dringen (und Perikoronitis verursachen)

Zahnschmerzen gehen zumeist auf Zahnfäule (Karies) und deren Folgeerscheinungen zurück, wie Pulpitis und Abszesse. Zahnfäule (Karies) lässt sich durch eine gute Mundhygiene und die Beseitigung von Zahnbelag weitgehend verhindern. Die Beseitigung von Zahnbelag ist hilfreich, da die Bakterien im Zahnbelag Säuren erzeugen, die den Zahnschmelz und das Zahnbein schädigen können.

Karies (Zahnverfall) verursacht Schmerzen, wenn sie durch die Außenfläche des Zahns (Zahnschmelz) in das harte Gewebe unterhalb des Zahnbeins (Dentin) dringt. (Siehe die Abbildung Ein Blick ins Innere des Zahns.) Der Schmerz tritt zumeist nur nach Reizung durch Kälte, Hitze, süße Speisen oder Getränke oder Bürsten auf. Die Pulpa, das vitale Zentrum eines Zahns, wird wahrscheinlich nicht irreversibel geschädigt, wenn der Schmerz direkt nach Beseitigung der Reizquelle nachlässt.

Ein Blick ins Innere des Zahns

Die Pulpitis (Entzündung der Zahnpulpa) kann zumeist auf eine fortgeschrittene Karies zurückgeführt werden, kann aber auch durch Schädigungen der Pulpa aufgrund zahnärztlicher Arbeit oder Traumata bedingt sein. Pulpitis kann reversibel oder irreversibel sein. Wenn Hitze oder Kälte zugeführt werden, kann der Schmerz eine Minute oder länger anhalten. Schmerzen können auch ohne Reizung auftreten. Bei einer schweren Entzündung stirbt die Pulpa ab. Nach dem Absterben der Pulpa verschwindet der Schmerz kurzzeitig (für Stunden bis Wochen). Danach kann der Schmerz wiederkehren, wenn sich das die Zahnwurzel umgebende Gewebe entzündet (Parodontitis) oder sich Eiter bildet (Abszess).

Ein periapikaler Abszess (eine Eiteransammlung um die Zahnwurzel herum) kann auftreten, wenn eine Infektion zum Absterben der Pulpa führt und sich um die Wurzel des Zahns herum eine Entzündung bildet. Der Zahn reagiert extrem empfindlich auf das Abklopfen mit einer zahnärztlichen Metallsonde und auf Kauen. Der periapikale Abszess kann reifen und sich von selbst entleeren oder sich auf Nachbargewebe ausdehnen (Phlegmone).

Traumata können bspw. gebrochene oder gelockerte Zähne sein. Zahntraumata können die Pulpa beschädigen und Pulpitis, einen apikalen Abszess und gelegentlich eine Verfärbung des Zahnes verursachen, die kurz nach der Verletzung oder erst Jahrzehnte später auftreten kann.

Perikoronitis ist eine Entzündung und Infektion des Zahnfleischs um die Krone eines Zahns herum, zumeist dann, wenn dieser gerade durch das Zahnfleisch bricht oder daran gehindert wird. Sie tritt zumeist in der Umgebung eines durchbrechenden Weisheitszahns (fast immer im Unterkiefer) auf, aber auch in der eines beliebigen Zahns.

Bei kleinen Kindern ist das Zahnen ein häufiger Grund für Unbehagen, wenn der Zahn durch das Zahnfleisch bricht.

Oft wird der von einer Nebenhöhleninfektion verursachte Schmerz irrtümlich auf die Zähne nahe der Nebenhöhle zurückgeführt, insbesondere wenn die Zahnschmerzen während oder unmittelbar nach einer Erkältung auftreten. Zusätzliche Symptome, die für eine Sinusitis sprechen, sind Kopfschmerzen sowie Schwellung und Berührungsempfindlichkeit der Haut über der betroffenen Nebenhöhle.

Komplikationen

Die ernsthaftesten Komplikationen von Störungen, die Zahnschmerzen verursachen, gehen von der Ausdehnung der Infektion auf das Nachbargewebe in der Umgebung des Zahns aus. Die Infektion eines oberen Zahns kann sich auf die Nasennebenhöhlen (und eine Nebenhöhlenentzündung verursachen) oder auf eine große Vene an der Hirnbasis (Sinus cavernosus) ausbreiten und eine Thrombose des Sinus cavernosus verursachen. Eine Infektion eines unteren Zahns kann sich auf die Unterseite der Zunge ausbreiten. Eine Infektion des Mundbodens unter der Zunge wird als Mundbodenabszess (Angina Ludovici) bezeichnet und kann eine Schwellung von solcher Stärke erzeugen, dass die Atemwege verschlossen werden. Eine Sinus-cavernosus-Thrombose und der Mundbodenabszess sind lebensbedrohlich und müssen sofortig behandelt werden.

Beurteilung von Zahnschmerzen

Bei Zahnschmerzen sollte ein Zahnarzt aufgesucht werden. Die folgenden Informationen können dabei helfen zu entscheiden, wann die Untersuchung eines Zahnarztes erforderlich ist. Zudem liefern sie Gewissheit darüber, was bei einer solchen Beurteilung durch den Arzt zu erwarten ist.

Warnsignale

Bei Menschen mit Zahnschmerzen geben bestimmte Symptome und Merkmale Anlass zur Sorge. Diese Zeichen sind Warnhinweise, dass eine Zahninfektion sich ausgebreitet haben könnte. Dazu zählen

  • Kopfschmerzen und/oder Verwirrung

  • Fieber

  • Schwellung oder Berührungsempfindlichkeit am Mundboden

  • Sehstörungen oder Doppelsichtigkeit

Wann ein Arzt oder Zahnarzt aufgesucht werden sollte:

Von Warnzeichen und/oder Schwellung an einem Auge Betroffene sollten sich sofort in ein Krankenhaus begeben. Wer keine Warnzeichen, aber Schwellungen über dem Kiefer, schwerwiegende Schmerzen oder einen Eiterfluss von einer Zahnwurzel aus aufweist, sollte so schnell wie möglich einen Zahnarzt aufsuchen. Wer nur Zahnschmerzen verspürt, sollte demnächst einen Zahnarzt aufsuchen, aber eine Verzögerung um mehrere Tage schadet nicht.

Was der Zahnarzt tut

Zahnärzte fragen zunächst nach Symptomen und Vorerkrankungen einer Person. Danach untersuchen Zahnärzte Gesicht, Mund und Zähne. Was sie anhand der Vorgeschichte und der Untersuchung vorfinden, liefert oft einen Grund für die Zahnschmerzen und die erforderlichen Tests.

Tabelle

Tests

Der Bedarf an Tests richtet sich danach, was der Arzt oder Zahnarzt in der Krankengeschichte und körperlichen Untersuchung findet, insbesondere in Bezug auf Warnzeichen. Allerdings werden gewöhnlich zahnärztliche Röntgenbilder aufgenommen. Besteht ein Verdacht auf eine Thrombose des Sinus cavernosus oder eine Angina Ludovici, wird ein bildgebendes Verfahren - üblicherweise eine CT oder eine MRT - durchgeführt.

Behandlung von Zahnschmerzen

  • Schmerzmittel

  • Antibiotika

  • Behandlung spezifischer Ursachen

Rezeptfreie Schmerzmittel (Analgetika) wie Paracetamol oder Ibuprofen können eingenommen werden, solange die zahnärztlichen Befunde abgewartet werden.

Lokaler Nervenblock kann durchgeführt werden. Ein lokales Betäubungsmittel kann gespritzt werden, um starke Schmerzen zu lindern, bis der Betroffene einen Zahnarzt zur Behandlung der Ursache aufsuchen kann.

Antibiotika wie Penicillin oder Clindamyzin werden für Störungen wie Abszesse, Perikoronitis oder Zellulitis gegeben. Bei Verdacht auf Zellulitis verschreibt der Arzt Antibiotika. Bei Verdacht auf einen Abszess oder eine Perikoronitis ist ein Zahnarztbesuch erforderlich. Falls dieser Termin nicht am selben Tag stattfinden kann, verordnet der Arzt möglicherweise den Beginn der Einnahme von Antibiotika.

Bestimmte Erkrankungen werden behandelt. Ein Abszess wird gewöhnlich durch einen Einschnitt mit einem Skalpell entleert. Es kann ein Gummiablauf gelegt und mit einer Naht fixiert werden.

Perikoronitis wird durch Spülung des Mundes drei oder vier Mal täglich mit dem Antiseptikum Chlorhexidin oder mit Salzwasser behandelt (1 EL Salz in einem Glas heißem Wasser – nicht heißer als der Kaffee oder Tee, den man üblicherweise trinkt). Das Wasser wird auf der betroffenen Seite im Mund gehalten, bis es sich abkühlt, und dann ausgespuckt und ein neuer Schluck genommen.

Schmerzen durch Zahnen bei kleinen Kindern kann mit Paracetamol oder Ibuprofen (Dosierung je nach Körpergewicht des Kindes) behandelt werden. Weitere Möglichkeiten sind das Kauen harter Cracker (z. B. Biscotti) und Kauen auf allem, was kalt ist (wie gelhaltige Zahnringe). Rezeptfreie Zahnprodukte, die Benzocain enthalten, bergen schwerwiegende Risiken für Säuglinge und Kinder und sollten nicht verwendet werden.

Die seltenen Fälle von Thrombosen des Sinus cavernosus oder Angina Ludovici erfordern eine sofortige Einweisung ins Krankenhaus, die Entfernung des infizierten Zahns und intravenös verabreichte Antibiotika.

Wichtige Informationen für ältere Menschen

Ältere Menschen neigen stärker zu Karies an den Zahnhälsen, zumeist wegen des Rückgangs des Zahnfleisches und durch Medikamente verursachte Mundtrockenheit. Parodontitis beginnt oft im frühen Erwachsenenalter. Unbehandelt treten Zahnschmerzen und -verlust im Alter häufig auf.

Wichtigste Punkte

  • Die meisten Zahnschmerzen sind mit Karies oder Folgeerscheinungen wie Pulpitis oder einem Abszess verbunden.

  • Die Behandlung der Symptome und die Konsultation eines Zahnarztes sind meistens angezeigt.

  • Bei Abszessen, einem Zahn mit abgestorbenem Zahnmark (Pulpa) sowie Anzeichen einer Infektion (z. B. Fieber, Rötung oder Schwellung) oder schlimmeren Beschwerden werden Antibiotika verschrieben.

  • Eine Zahninfektion, die sich auf den Mundboden oder auf den Sinus cavernosus ausgedehnt hat, ist eine sehr seltene, aber ernsthafte Komplikation, die sofortige medizinische Hilfe erfordert.

  • Zahninfektionen verursachen selten Sinusitis, aber eine Nebenhöhleninfektion kann Schmerzen hervorrufen, die von den Zähnen herrühren zu scheinen.

Weitere Informationen

Bei dem Folgenden handelt es sich um ein englischsprachiges Hilfsmittel, das nützlich sein kann. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. MouthHealthy.org: Bietet Informationen zur Mund- und Zahngesundheit, zur Ernährung sowie Hinweise zur Auswahl von Produkten, die mit dem Siegel der US-amerikanischen zahnärztlichen Vereinigung (American Dental Association) gekennzeichnet sind. Sie enthält auch Ratschläge darüber, wie man einen Zahnarzt findet und wann man zu einem Zahnarzt gehen sollte.