Placebos

VonShalini S. Lynch, PharmD, University of California San Francisco School of Pharmacy
Überprüft/überarbeitet Mai 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Placebos sind Substanzen, die wie Arzneimittel aussehen, aber keine wirksamen Bestandteile enthalten.

(Siehe auch Arzneimittel im Überblick.)

Ein Placebo gleicht äußerlich dem richtigen Arzneimittel, besteht aber aus einer inaktiven Substanz, wie Stärke oder Zucker. Placebos werden heutzutage nur mehr bei Forschungsstudien eingesetzt (siehe Die wissenschaftliche Medizin).

Obwohl sie keine aktiven Wirkstoffe enthalten, fühlen sich manche Menschen nach der Einnahme eines Placebos besser. Andere wiederum entwickeln „Nebenwirkungen“. Dieser sogenannte Placeboeffekt scheint aus zwei Gründen aufzutreten. Die erste besteht in einer zufälligen Veränderung. Viele medizinische Zustände und Symptome kommen und gehen ohne Behandlung. Also könnte eine Person, die ein Placebo einnimmt, sich nur zufällig besser oder schlechter fühlen. Wenn eine solche Änderung eintritt, könnte das Placebo zu Unrecht mit dem Ergebnis in Verbindung gebracht werden. Der zweite Grund besteht in der Antizipation (gelegentlich Suggestibilität genannt). Die Erwartung, dass ein Arzneimittel wirksam ist, führt oft dazu, dass Menschen sich besser fühlen.

Der Placeboeffekt betrifft hauptsächlich die Symptome und weniger die eigentliche Krankheit. Ein Placebo wird beispielsweise niemals bewirken, dass ein gebrochener Knochen schneller heilt, aber es lässt möglicherweise die Schmerzen geringer erscheinen. Manche Menschen scheinen leichter auf Placebos anzusprechen als andere. Wer Arzneimitteln und Ärzten positiv gegenübersteht, reagiert voraussichtlich besser auf Placebos als jemand mit einer negativen Einstellung.

Bei der Entwicklung eines neuen Medikaments werden Studien durchgeführt, in denen sogenannte Prüfer die Wirkung des Präparats mit der eines Placebos vergleichen, da jede Substanz unabhängig von ihrer Wirkweise auch einen Placeboeffekt haben kann. Die tatsächliche Wirkung des Arzneimittels muss vom Placeboeffekt unterschieden werden. Daher erhält üblicherweise die Hälfte der Studienteilnehmer das echte Arzneimittel, die andere Hälfte ein identisch aussehendes Placebo. Idealerweise wissen weder die Teilnehmer noch die behandelnden Ärzte (Prüfer), wer den Wirkstoff und wer das Placebo erhält. Diese Art von Studie nennt man doppelblinde Studie.

Nach Abschluss der Studie werden alle Veränderungen, die bei den Teilnehmern beobachtet wurden, die die aktive Substanz erhielten, mit denen der Teilnehmer verglichen, die das Placebo erhielten. Das Arzneimittel muss deutlich und statistisch gesichert (signifikant) besser abschneiden als das Placebo, damit sein Einsatz gerechtfertigt ist. Wenn sich in der Studie die Symptome bei der Hälfte der Teilnehmer bessern, die das Placebo erhalten, ist die Wirksamkeit der untersuchten Substanz schwer nachzuweisen.

Placebo: Ich werde gefallen

Das lateinische Wort placebo bedeutet „Ich werde gefallen“. Im Jahre 1785 tauchte es unter der Definition „eine alltägliche Methode oder Medizin“ erstmals in einem medizinischen Wörterbuch auf. Zwei Ausgaben später war daraus bereits eine angeblich unwirksame und harmlose „Scheinmedizin“ geworden. Heute weiß man, dass Placebos ganz erhebliche Wirkungen haben können, sowohl gute wie schlechte.

Weitere Informationen

Im Folgenden handelt es sich um einige englischsprachige Hilfsmittel, die nützlich sein könnten. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. The Center for Information and Study on Clinical Research Participation (CISCRP): Eine gemeinnützige Organisation, die Patienten, medizinische Forscher, die Medien und politische Entscheidungsträger über die Rolle informiert, die sie alle in der klinischen Forschung spielen

  2. ClinicalTrials.gov: Eine Datenbank für privat und öffentlich finanzierte klinische Studien, die weltweit durchgeführt werden