Listeriose

(Listerien)

VonLarry M. Bush, MD, FACP, Charles E. Schmidt College of Medicine, Florida Atlantic University
Überprüft/überarbeitet März 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Listeriose ist eine Infektion, die durch das grampositive BakteriumListeria monocytogenes hervorgerufen wird, und zwar üblicherweise durch den Verzehr verunreinigter Nahrungsmittel.

  • Die Bakterien können über kontaminierte Milchprodukte oder Rohmilch, Gemüse, Fleisch oder Kühlkost, die vor dem Verzehr nicht gekocht werden muss, aufgenommen werden.

  • Die Betroffenen haben Fieber, Schüttelfrost und Muskelschmerzen in Verbindung mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.

  • Listeriose kann bei schwangeren Frauen zu einem Schwangerschaftsverlust oder zu vorzeitigen Wehen sowie bei Neugeborenen zu einer schweren Erkrankung oder zum Tod führen.

  • Bestätigt wird die Diagnose durch Identifizierung der Bakterien bei Blutuntersuchung oder der Untersuchung der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit.

  • Mithilfe von Antibiotika kann die Infektion geheilt werden.

  • Präventionsmaßnahmen umfassen den Verzicht auf möglicherweise kontaminierte Lebensmittel, besonders bei Menschen mit einem Risiko für invasive Listeriose.

(Siehe auch Bakterien – ein Überblick und Listeriose bei Neugeborenen.)

Der Erreger Listeria monocytogenes lebt im Darm des Menschen und vieler Tiere weltweit.

Die meisten Fälle von Listeriose entstehen wie folgt:

  • Essen verunreinigter Nahrung

Listeriose wird in der Regel durch den Verzehr von kontaminierten Nahrungsmitteln erworben. In solchen Fällen können Listeria-Bakterien in die Blutbahn gelangen und andere Organe befallen. Selten infizieren Listeria-Bakterien die Haut von Tierärzten, Landwirten und anderen Menschen, die in direkten Kontakt mit infizierten Tieren kommen (insbesondere beim Schlachten und Zerlegen von Schlachtkörpern).

Die Bakterien vermehren sich bei Kühlschranktemperatur in Lebensmitteln und überleben auch die Temperaturen im Gefrierschrank. Die Bakterien in Milchprodukten werden bei der Pasteurisierung abgetötet. Auch beim ausreichenden Garen oder Wiederaufwärmen von Nahrung sterben die Bakterien ab. Jedoch können sie auch in mit Nahrungsresten gefüllten Rissen und unzugänglichen Bereichen von Einrichtungen zur Nahrungsmittelherstellung vorkommen und die Nahrungsmittel so erneut verunreinigen. Wenn die Nahrungsmittel nach dem Kauf nicht noch einmal erhitzt werden müssen, werden die verbleibenden Bakterien mit den Lebensmitteln aufgenommen. Sie können sich in tiefgekühlten, verpackten Fertigprodukten, die vor dem Verzehr nicht gekocht werden müssen, vermehren, ohne dass sich dadurch der Geschmack oder Geruch des Nahrungsmittels ändert.

Nahrungsmittel, die bei früheren Ausbrüchen von Listeriose betroffen waren, sind beispielsweise Sorten von Weichkäse (wie lateinamerikanischer Weißkäse, Feta, Brie und Camembert), Feinkostsalate (wie Krautsalat), nicht pasteurisierte Milch, Aufschnitt, Putenwürstchen, andere Hotdog-Sorten, Garnelen, Räucherlachs und nicht ausreichend gegartes Hähnchenfleisch.

Invasive Listeriose

Die Bakterien gelangen mitunter vom Darm aus in die Blutbahn und besiedeln bestimmte Organe (sogenannte invasive Listeriose). Die Bakterien können dabei Folgendes befallen:

  • Gehirn- und Rückenmarkshäute (wo sie Hirnhautentzündung bzw. Meningitis hervorruft)

  • Die Augen

  • Die Herzklappen (wo sie eine Endokarditis hervorruft)

  • Gelenke

  • Bei schwangeren Frauen Gebärmutter und Fetus

In seltenen Fällen können sich im Gehirn und Rückenmark Eiteransammlungen (Abszesse) entwickeln.

Risikofaktoren

In den USA gibt es pro Jahr nur etwa 1600 Fälle von invasiver Listeriose, und 260 Personen sterben daran. Bei folgenden Bevölkerungsgruppen tritt sie häufiger auf:

Bei schwangeren Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, an Listeriose zu erkranken, etwa 10-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung, und bei schwangeren lateinamerikanischen Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, an Listeriose zu erkranken, etwa 24-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung.

Listeriose kann zu einer Fehlgeburt, Totgeburt und Frühgeburt führen, aber schwere Erkrankungen oder Todesfälle sind bei Schwangeren selten. Allerdings übertragen schwangere Frauen in seltenen Fällen die Listeriose an ihr ungeborenes oder neugeborenes Kind, welches dann schwer erkranken kann (siehe Listeriose bei Neugeborenen).

Wussten Sie ...

  • Schwangere Frauen sind besonders gefährdet, da Listeriose zu einem Schwangerschaftsverlust oder zu vorzeitigen Wehen führen oder dem Neugeborenen schaden kann.

Symptome der Listeriose

Von Listeriose Betroffene haben typischerweise Schüttelfrost, Fieber und Muskelschmerzen (ähnlich wie bei Grippe) in Verbindung mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Gewöhnlich gehen diese Symptome innerhalb von 1 bis 7 Tagen zurück.

Bei invasiver Listeriose entwickeln sich die Symptome abhängig von der infizierten Körperregion.

Bei einer Meningitis (Hirnhautentzündung) leiden die Betroffenen unter Kopfschmerzen und Genickstarre. Sie leiden möglicherweise an Verwirrtheit und haben Gleichgewichtsstörungen.

Bei einer Infektion des Uterus oder der Plazenta einer Schwangeren kann es zu einer Fehlgeburt oder Totgeburt kommen. Bei zwei Dritteln der überlebenden Säuglinge entwickelt sich eine Listeriose, die eine Blutvergiftung (Sepsis) oder eine Hirnhautentzündung (Meningitis) nach sich ziehen kann. Etwa die Hälfte der Neugeborenen, die sich am Ende der Schwangerschaft oder kurz vor der Geburt infizieren, stirbt.

Diagnose von Listeriose

  • Kultur einer Blutprobe oder einer Probe der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit

Zur Diagnose der Listeriose wird eine Blutprobe entnommen oder eine Lumbalpunktion durchgeführt, wobei eine Probe der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) entnommen wird. Die Proben werden ins Labor geschickt, wo Bakterienkulturen angelegt werden. Durch Identifizierung der Bakterien in der Probe wird die Diagnose bestätigt.

Behandlung von Listeriose

  • Antibiotika

Listeriose kann mit Antibiotika geheilt werden.

Bei den meisten Infektionen durch Listeria, einschließlich Endokarditis und Meningitis (Hirnhautentzündung), werden die Antibiotika Ampicillin und Gentamycin über die Vene (intravenös) verabreicht. Bei einer Penicillinallergie wird anstelle von Ampicillin Trimethoprim/Sulfamethoxazol angewendet.

Augeninfektionen können mit Erythromycin in Tablettenform oder mit Trimethoprim/Sulfamethoxazol, das intravenös verabreicht wird, behandelt werden.

Vorbeugung gegen Listeriose

Viele Lebensmittel sind mit Listeria-Bakterien kontaminiert. Diese Bakterien können sich bei im Kühlschrank vorherrschenden Temperaturen vermehren. Daher können nur leicht verunreinigte Nahrungsmittel, die im Kühlschrank gelagert werden, plötzlich stark kontaminiert sein.

Gewisse Vorsichtsmaßnahmen sind erforderlich, insbesondere für Menschen, die das Risiko schwerwiegender Konsequenzen bei einer Infektion aufweisen. Dazu gehören Personen mit geschwächtem Immunsystem, Schwangere und Menschen ab dem 60. Lebensjahr. Gefährdete Personen sollten daher beispielsweise auf die folgenden Lebensmittel verzichten:

  • Weichkäse aus nicht pasteurisierter Milch (z. B. Feta, Brie, Frischkäse, Quark und Camembert)

  • Rohe (nicht pasteurisierte) Milch und daraus hergestellte Käsesorten (obwohl Kontamination mit Listerien nach der Pasteurisierung auftreten kann)

  • Gekühlte Fertigprodukte (z. B. Hotdogs, Aufschnitt, Pasteten und Fleischaufstriche), sofern diese nicht direkt vor dem Verzehr auf eine Kerntemperatur von mindestens 74 °C erhitzt werden

  • Gekühlte geräucherte Fisch- und Meeresfrüchteprodukte (z. B. Räucherlachs, Bückling oder Stockfisch), sofern diese nicht gekocht werden

Folgende Maßnahmen können dazu beitragen, das Infektionsrisiko zu senken:

  • Speiseresten in flachen, zugedeckten Behältern innerhalb von 2 Stunden in den Kühlschrank stellen und innerhalb von 3 bis 4 Tagen aufbrauchen

  • Die Kühlschranktemperatur auf höchstens 4,4 °C einstellen

  • Die Temperatur des Gefrierschranks auf mindestens -17,8 °C einstellen

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. Centers for Disease Control and Prevention: Listeriose: Informationen über Listeriose, einschließlich Links zu Ausbrüchen, Personen mit hohem Infektionsrisiko und Vorbeugung