Neuritis vestibularis

VonMickie Hamiter, MD, New York Presbyterian Columbia
Überprüft/überarbeitet Mai 2023
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Neuritis vestibularis ist eine Erkrankung, die durch einen plötzlichen starken Schwindelanfall (falsches Empfinden von Bewegung oder Drehung) gekennzeichnet ist. Ursache ist eine Entzündung des Nervus vestibularis, d. h. des Zweigs vom 8. Hirnnerv, der zur Kontrolle des Gleichgewichts beiträgt.

Der Vestibularapparat ist ein Teil des Innenohrs. Er enthält die für die Gleichgewichtskontrolle zuständigen Organe (siehe auch Das Innenohr im Überblick). Er ist über den Nervus vestibularis mit dem Gehirn verbunden. Vermutlich geht die Neuritis vestibularis auf eine Virusinfektion zurück.

Symptome einer Neuritis vestibularis

Eine Neuritis vestibularis kann als einziger, starker Schwindelanfall auftreten, der 7 bis 10 Tage anhält. Viele Patienten haben jedoch noch wochenlang leichte Schwindelattacken. Der erste Anfall ist gewöhnlich der schwerste. Schwindel ist das falsche Empfinden, dass die Umgebung, man selbst oder beide in Bewegung sind oder sich drehen. Die meisten Betroffenen beschreiben dieses unangenehme Gefühl als „Schwindelgefühl“, obwohl das Wort „schwindelig“ auch für andere Empfindungen wie Benommenheit verwendet wird.

Mögliche Begleiterscheinungen einer Schwindelattacke sind Übelkeit, Erbrechen und Nystagmus (schnelle, ruckartige Bewegung der Augen in eine Richtung im Wechsel mit einer langsameren Rückwärtsbewegung in die ursprüngliche Position). Zu Beginn ist der Schwindelanfall stark und lässt dann im Laufe einiger Tage nach, wobei eine Reststörung des Gleichgewichts auch einige Monate anhalten kann. Die Betroffenen leiden nicht an Tinnitus (Klingeln im Ohr), und das Hörvermögen ist in der Regel nicht beeinträchtigt.

Diagnose einer Neuritis vestibularis

  • Hörtests

  • Untersuchung auf Nystagmus

  • Gadolinium-verstärkte Magnetresonanztomographie (MRT)

Die Diagnose der Neuritis vestibularis stützt sich auf Hörtests und Tests auf Nystagmus, die zur Diagnose der Ursache des Schwindels beitragen.

Um sicherzustellen, dass die Symptome nicht durch eine andere Erkrankung wie beispielsweise einen Tumor ausgelöst werden, sollte eine Gadolinium-verstärkte MRT des Kopfes durchgeführt werden.

Behandlung einer Neuritis vestibularis

  • Medikamente wie Lorazepam oder Meclozin zur Linderung des Schwindels

  • Medikamente wie Prochlorperazin gegen Erbrechen

  • Manchmal Kortikosteroide wie Prednison

  • Intravenös verabreichte Flüssigkeit bei anhaltendem Erbrechen

  • Physiotherapie

Die Behandlung des Schwindels bei Patienten mit Neuritis vestibularis dient nur dazu, die entsprechenden Symptome zu lindern. Dazu werden Medikamente wie Meclozin oder Lorazepam verabreicht. Übelkeit und Erbrechen können durch Pillen oder Zäpfchen gelindert werden, die Wirkstoffe zur Linderung von Übelkeit enthalten (z. B. Prochlorperazin). Diese Medikamente sollten nur über einen kurzen Zeitraum verwendet werden, da eine längere Einnahme die Dauer der Symptome vor allem bei älteren Personen verlängern kann. Zudem kommen über kurze Zeit Kortikosteroide zum Einsatz. Bei anhaltendem Erbrechen müssen Flüssigkeit und Mineralsalze möglicherweise über einen Tropf (intravenös) verabreicht werden.

Während der Schwindel relativ schnell (innerhalb von Tagen) nachlässt, haben viele Patienten noch wochen- oder monatelang ein Gefühl der Benommenheit. Der Arzt rät, während dieser Zeit aktiv zu bleiben. Eine besondere Art der Physiotherapie, die sogenannte vestibuläre Therapie, kann hilfreich sein.