Retrograde Ejakulation

VonIrvin H. Hirsch, MD, Sidney Kimmel Medical College of Thomas Jefferson University
Überprüft/überarbeitet März 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Eine retrograde Ejakulation ist ein „fehlgeleiteter“ Samenerguss; dabei erfolgt der Samenerguss in die Harnblase statt durch den Penis nach außen.

(Siehe auch Überblick über sexuelle Funktionsstörungen bei Männern.)

Bei der retrograden Ejakulation bleibt der Blasenhals, der sich gewöhnlich beim Samenerguss schließt, offen, sodass der Samen rückwärts in die Harnblase gelangt. Eine der häufigsten Ursachen ist eine Prostataoperation wegen einer gutartig vergrößerten Prostata. Andere häufige Ursachen für eine retrograde Ejakulation sind u. a. Diabetes, Rückenmarksverletzungen, bestimmte Medikamente und manche Operationen (z. B. eine schwere Bauch- oder Becken-OP).

Männer mit retrograder Ejakulation können trotzdem einen Orgasmus erleben. Bei der retrograden Ejakulation verringert sich jedoch das aus dem Penis ausgestoßene Samenvolumen. In manchen Fällen wird gar kein Samen ejakuliert. Diese Erkrankung kann zu Unfruchtbarkeit führen, ist, davon abgesehen, aber harmlos.

Diagnostiziert wird die retrograde Ejakulation, wenn in einer Urinprobe unmittelbar nach dem Orgasmus große Mengen Sperma nachgewiesen werden.

Behandlung einer retrograden Ejakulation

  • Medikamente

Sofern die Unfruchtbarkeit keine Rolle spielt, ist eine Behandlung gewöhnlich nicht nötig. Bei etwa einem Drittel der Männer mit retrograder Ejakulation verbessert sich die Situation nach einer Behandlung mit Medikamenten, die den Harnblasenhals schließen (z. B. Pseudoephedrin oder Imipramin). Männer, die diese Medikamente anwenden, sollten jedoch auf eine erhöhte Herzfrequenz und erhöhten Blutdruck achten und sich regelmäßig ärztlich untersuchen lassen. Die Anwendung dieser Medikamente ist auf die Männer beschränkt, die ihre Fortpflanzungsfähigkeit wiedergewinnen wollen.

Wenn eine Behandlung der Unfruchtbarkeit nötig sein sollte und eine medikamentöse Behandlung keinen Erfolg bringt, kann der Arzt in bestimmten Fällen auch das Sperma des Mannes für eine Befruchtung entnehmen.

Wussten Sie ...

  • Bei Unfruchtbarkeit aufgrund einer retrograden Ejakulation oder Unfähigkeit zur Ejakulation kann eine künstliche Befruchtung durchgeführt werden.