Eierstockkrebs, Eileiterkrebs und Bauchfellkrebs

VonPedro T. Ramirez, MD, Houston Methodist Hospital;
Gloria Salvo, MD, MD Anderson Cancer Center
Überprüft/überarbeitet Aug. 2022
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Kurzinformationen

Eierstockkrebs ist eine Krebserkrankung der Eierstöcke (Ovarien). Er ähnelt dem Eileiterkrebs, der in den Eileitern entsteht, die von den Eierstöcken zur Gebärmutter führen, und dem Bauchfellkrebs, dem Krebs des Gewebes, das den Bauch auskleidet. Diese Krebserkrankungen werden in der Regel im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert.

  • Eierstockkrebs verursacht ggf. erst Symptome, wenn er sich ausgebreitet hat.

  • Bei Verdacht auf Eierstockkrebs werden Bluttests, Ultraschalluntersuchungen und eine Magnetresonanztomografie oder Computertomografie durchgeführt.

  • Meist werden beide Eierstöcke, beide Eileiter und die Gebärmutter entfernt.

  • Nach der Operation ist oft eine Chemotherapie erforderlich.

(Siehe auch Übersicht über die Krebserkrankungen des weiblichen Fortpflanzungsapparats.)

Die Krebserkrankung der Eierstöcke (Ovarialkarzinom) befällt meist Frauen zwischen 50 und 70 Jahren. Diese Krebsart entwickelt sich in der Regel bei 1 von 70 Frauen. In den Vereinigten Staaten ist dies die zweithäufigste gynäkologische Krebserkrankung. Jedoch sterben mehr Frauen an Eierstockkrebs als an anderen gynäkologischen Krebserkrankungen. Eierstockkrebs stellt die fünfthäufigste Ursache der durch Krebs verursachten Todesfälle bei Frauen dar.

Da Krebs an Eierstöcken und Eileitern viele gemeinsame Merkmale aufweist (Symptome, Diagnose und Behandlung), werden sie in der Regel gemeinsam untersucht. Krebserkrankungen, die in den Eileitern beginnen, sind selten.

Lage der inneren weiblichen Fortpflanzungsorgane

Es gibt viele Typen von Eierstockkrebs. Sie entwickeln sich aus den vielen verschiedenen Zelltypen in den Eierstöcken. Mehr als 90 Prozent der Karzinome gehen von der Oberfläche der Eierstöcke aus (Epithelkarzinome). Die meisten anderen Ovarialkarzinome beginnen in den eiproduzierenden Zellen (Keimzelltumoren) oder im Bindegewebe (Stromazelltumoren). Keimzelltumoren treten gewöhnlich bei Frauen unter 30 auf.

Manchmal greifen Krebsarten anderer Körperteile auf die Eierstöcke über.

Eierstockkrebs kann sich wie folgt ausbreiten:

  • Direkt auf umliegende Bereiche

  • Durch die Abstoßung von Krebszellen in die Bauchhöhle

  • Durch das lymphatische System auf andere Teile des Beckens und Bauchraums

  • Weniger häufig durch den Blutkreislauf bis in entfernte Teile des Körpers, hauptsächlich Leber und Lunge

Risikofaktoren für Eierstockkrebs

Folgende Faktoren erhöhen das Risiko von Eierstockkrebs:

  • Fortgeschrittenes Alter (der wichtigste Faktor)

  • Verwandte ersten Grades (Mutter, Schwester oder Tochter) mit Eierstockkrebs

  • Kinderlosigkeit

  • Späte Erstgebärende

  • Früher Beginn der Menstruation

  • Spätes Einsetzen der Wechseljahre

  • Wenn bereits Krebserkrankungen der Gebärmutter, der Brust oder des Dickdarms aufgetreten sind oder wenn ein Familienmitglied eine dieser Krebserkrankungen hatte

Die Einnahme von oralen Verhütungsmitteln senkt das Risiko erheblich.

Bei ungefähr 14 bis 18 Prozent der Fälle besteht ein Zusammenhang mit Mutationen in den Genen BRCA1 und BRCA2, die auch bei manchen Brustkrebsarten eine Rolle spielen. Bei einer Mutation dieser Gene oder anderen seltenen Genmutationen können Eierstock- und Brustkrebs in Familien gehäuft auftreten. Solche Krebsarten werden manchmal hereditäres Brust- und Eierstockkrebssyndrom genannt. Bei Frauen mit einer BRCA1-Mutation liegt das Lebenszeitrisiko der Entwicklung von Eierstockkrebs bei 20 bis 40 Prozent. Das Risiko ist geringer für Frauen mit einer BRCA2-Mutation. Die Gene BRCA1 und BRCA2 sind bei aschkenasischen Jüdinnen häufiger anzutreffen als in der Allgemeinbevölkerung.

Symptome von Eierstockkrebs

Durch Eierstockkrebs vergrößert sich der betroffene Eierstock. Bei jungen Frauen wird die Vergrößerung eines Eierstocks wahrscheinlich durch eine gutartige, mit Flüssigkeit gefüllte Blase (Ovarialzyste) verursacht. Nach der Menopause kann ein vergrößerter Eierstock jedoch ein Zeichen für Eierstockkrebs sein.

Viele Frauen sind häufig symptomfrei, bis der Krebs fortgeschritten ist. Wenn Symptome vorliegen, sind sie allgemeiner Natur. Dazu gehören Bauchbeschwerden, Blähungen, Appetitlosigkeit, ein frühes Völlegefühl, eine Veränderung der Stuhlgewohnheiten und häufiges Wasserlassen.

Mit der Zeit schwillt der Bauch möglicherweise an, weil der Eierstock größer wird oder weil sich im Bauch Flüssigkeit ansammelt (sogenannter Aszites). In diesem Stadium kommt es häufig zu Schmerzen im Beckenbereich, Blutarmut und Gewichtsverlust.

Gelegentlich produzieren Keimzell- oder Stromazelltumoren Östrogene, die zu einem übermäßigen Wachstum der Gebärmutterschleimhaut und zu einer Vergrößerung der Brüste führen können. Die Tumoren können auch männliche Hormone (Androgene) produzieren, die zu einer übermäßigen Körperbehaarung führen, oder Substanzen, die Schilddrüsenhormonen ähneln und Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) hervorrufen können.

Diagnose von Eierstockkrebs

  • Ultraschall

  • Manchmal Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT)

  • Bluttests

Die Diagnose von Eierstockkrebs im Frühstadium ist schwierig, weil sich Symptome meist erst einstellen, wenn das Karzinom sehr groß ist oder sich über die Eierstöcke hinaus ausgebreitet hat, und weil viele weniger ernste Erkrankungen ähnliche Symptome verursachen.

Wenn der Arzt während einer körperlichen Untersuchung einen vergrößerten Eierstock feststellt oder anhand der Symptome einen Eierstockkrebs in einem frühen Stadium vermutet, wird zunächst eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Manchmal wird mithilfe der Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) eine Ovarialzyste von einer soliden kanzerogenen Geschwulst differenziert. Bei Verdacht auf ein fortgeschrittenes Karzinom wird eine CT oder Positronen-Emissions-Tomografie (PET) meist vor der Operation durchgeführt, um das Ausmaß des Karzinoms zu ermitteln.

Wenn eine Krebserkrankung unwahrscheinlich erscheint, wird die betroffene Frau in regelmäßigen Abständen untersucht.

Wenn ein Verdacht auf Krebs besteht oder die Testergebnisse unklar sind, werden meist Bluttests durchgeführt, um die Blutkonzentrationen von Substanzen zu messen, die auf das Vorhandensein von Krebs hinweisen können (Tumormarker), z. B. das Krebsantigen 125 (CA 125). Das Vorhandensein auffälliger Tumormarkerwerte allein bestätigt nicht die Krebsdiagnose, doch im Zusammenhang mit anderen Informationen kann die Diagnose damit erhärtet werden.

Eine Biopsie wird durchgeführt, um die Diagnose Eierstockkrebs zu bestätigen, und, nach Bestätigung der Diagnose, um die Form der Krebserkrankung zu bestimmen. Der Arzt untersucht die Eierstöcke und andere Organe im Bauch und Becken (um zu sehen, ob sich der Krebs ausgebreitet hat). Dieses Verfahren wird auf zwei Arten durchgeführt:

  • Laparoskopie: In der Regel wird ein dünner, biegsamer Beobachtungsschlauch (Laparoskop) durch einen kleinen Einschnitt genau unterhalb des Nabels eingeführt, besonders, wenn das Karzinom als nicht fortgeschritten angesehen wird. Durch das Laparoskop werden (manchmal mithilfe eines Roboters) Instrumente hindurchgeführt, um verschiedene Proben aus verschiedenen Geweben zu entnehmen und die Eierstöcke und andere Organe zu untersuchen. Die so erhaltenen Informationen können dem Arzt helfen, zu bestimmen, ob und wie weit sich das Karzinom ausgebreitet hat (Stadienbestimmung). Während der Laparoskopie können die Eierstöcke zur Behandlung des Ovarialkarzinoms entfernt werden.

  • Offene Operation: Wenn das Karzinom als fortgeschritten angesehen wird, nimmt der Arzt einen Einschnitt im Abdomen vor, um die Gebärmutter und das angrenzende Gewebe direkt sehen zu können. Das Stadium des Karzinoms wird bestimmt, und es wird so viel wie möglich vom Karzinom entfernt.

Jeder Frau, bei der ein Ovarialkarzinom (oder Eileiterkrebs) diagnostiziert wird, wird ein Gentest empfohlen. Dabei fragen die Ärzte auch nach Krebserkrankungen in der Familie. Diese Informationen können den Ärzten dabei helfen, festzustellen, ob die Frau mit erhöhter Wahrscheinlichkeit eine erbliche Krebserkrankung hat, wie z. B. eine, die durch Mutationen in den BRCA-Genen verursacht wird.

Stadieneinteilung von Eierstock-, Eileiter- und Bauchfellkrebs

Eine Operation zur Stadieneinteilung (Staging) von Eierstock- und Eileiterkrebs umfasst die Entfernung von Gebärmutter, Eierstöcken und Eileitern.

Die Stadieneinteilung beruht darauf, wie weit sich der Krebs ausgebreitet hat. Die Stadien reichen von I (frühestes Stadium) bis IV (fortgeschritten).

  • Stadium I: Der Krebs tritt nur in einem oder in beiden Eierstöcken oder in den Eileitern auf.

  • Stadium II: Der Krebs hat sich auf die Gebärmutter oder umliegendes Gewebe im Becken (in dem sich die inneren Geschlechtsorgane, die Blase und der Mastdarm befinden) ausgebreitet.

  • Stadium III: Der Krebs hat sich außerhalb des Beckens auf Lymphknoten und/oder andere Teile des Abdomens (wie die Oberfläche von Leber oder Milz) ausgebreitet.

  • Stadium IV: Der Krebs hat sich auf entfernte Bereiche ausgebreitet (z. B. in die Lunge).

Prognose bei Eierstockkrebs

Die Prognose für Frauen mit Eierstockkrebs hängt vom Stadium der Erkrankung ab.

Die Prognose ist schlechter, wenn der Krebs aggressiver ist oder wenn durch die Operation nicht alles sichtbar entartete Gewebe entfernt werden kann. Bei etwa 70 Prozent der Frauen mit Krebsstadium III oder IV tritt der Krebs wieder auf.

Vorbeugung von Eierstockkrebs

Es gibt keinen Früherkennungstest auf Eierstock- oder Eileiterkrebs. Einige Experten sind allerdings der Ansicht, dass bei einem familiär gehäuften Vorkommen von Eierstock- oder Brustkrebs die Frauen auf genetische Veränderungen untersucht werden sollten. Wenn bei Verwandten ersten oder zweiten Grades (besonders bei Familien aschkenasischer Juden) solche Krebsarten auftreten, sollten Frauen mit ihrem Arzt über Gentests auf BRCA-Veränderungen sprechen.

Frauen mit bestimmten BRCA-Genmutationen könnten die Option erhalten, sich die Eierstöcke und Eileiter entfernen zu lassen, nachdem sie keine Kinder mehr gebären möchten, selbst wenn kein Karzinom vorhanden ist. Dieser Ansatz beseitigt das Eierstockkrebsrisiko und vermindert das Brustkrebsrisiko. Weitere Informationen sind wie folgt erhältlich: National Cancer Institute Cancer Information Service (1-800-4-CANCER) und Foundation for Women's Cancer.

Wussten Sie ...

  • Wenn Frauen Verwandte ersten oder zweiten Grades mit Eierstock- oder Brustkrebs haben, sollten sie ihren Arzt zu Gentests auf BRCA-Veränderungen befragen.

Behandlung von Eierstockkrebs

  • Normalerweise Entfernung von Eierstöcken, Eileitern und Gebärmutter

  • Entfernung des betroffenen Gewebes (zytoreduktive Operation)

  • In der Regel Chemotherapie

Das Ausmaß der Operation richtet sich nach der Art der Eierstock- und Eileiterkrebserkrankung und nach dem Stadium.

Wenn Eierstock- und Eileiterkrebs zum ersten Mal diagnostiziert werden, hat sich der Krebs in der Regel bereits im Bauch ausgebreitet. Daher wird typischerweise mit einem der Folgenden behandelt:

  • Operation, um so viel Tumorgewebe wie möglich zu entfernen, gefolgt von einer Chemotherapie

  • Chemotherapie, gefolgt von einem operativen Eingriff und mehr Chemotherapie

Bei den meisten Ovarial- und Eileiterkarzinomen werden die Eierstöcke und Eileiter (Salpingoophorektomie) und die Gebärmutter (Hysterektomie) entfernt. Eine laparoskopische Operation oder eine roboterassistierte laparoskopische Operation kann zuerst durchgeführt werden, um festzustellen, ob eine umfangreichere Operation eine sinnvolle Option darstellt. Ist dies nicht der Fall, wird mit einer Chemotherapie begonnen.

Wenn sich der Krebs über die Eierstöcke hinaus ausgebreitet hat, werden auch nahe gelegene Lymphknoten und umgebende Strukturen, zu denen sich der Krebs üblicherweise ausbreitet, entfernt. Dieser Ansatz hat zum Ziel, alle sichtbaren Tumoren zu entfernen.

Hat eine Frau einen einseitigen Eierstockkrebs im Stadium I und möchte noch ein Kind bekommen, können nur der befallene Eierstock und der Eileiter entfernt werden.

Bei fortgeschrittenen Tumoren, die sich auf andere Körperteile ausgebreitet haben, wird in der Regel so viel wie möglich vom Tumor entfernt, um das Überleben zu verlängern. Diese Art von chirurgischem Eingriff wird zytoreduktive Chirurgie genannt. Abhängig vom Ort und vom Ausmaß der Ausbreitung des Tumors können die Frauen jedoch anstelle bzw. vor und nach der Operation mit Chemotherapie behandelt werden.

Nach der Operation ist bei Frauen mit einem weniger aggressiven Epithelkarzinom im Stadium I keine weitere Behandlung erforderlich. Bei anderen Karzinomen im Stadium I oder bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen kann eine Chemotherapie eingesetzt werden, um kleine verbleibende Tumorbereiche zu zerstören. In der Regel besteht die Chemotherapie aus Paclitaxel in Kombination mit Carboplatin.

Die meisten Frauen mit Keimzelltumoren können geheilt werden, indem der betroffene Eierstock samt dem Eileiter entfernt und eine Kombinationschemotherapie, meist mit Bleomycin, Cisplatin und Etoposid, verabreicht wird. Eine Strahlentherapie kommt selten zum Einsatz.

Bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs kommt es in der Regel zu einem Rezidiv. Daher werden nach der Chemotherapie in der Regel die Tumormarkerwerte (z. B. CA 125) gemessen. Tumormarkerwerte, die hoch bleiben, bedeuten meist, dass noch ein Teil des Tumors übrig ist.

Wenn der Krebs nach einer scheinbar wirksamen Chemotherapie wiederkehrt, wird die Chemotherapie wiederholt. Dafür können viele verschiedene chemotherapeutische Arzneimittel (z. B. Olaparib, Niraparib oder Rucaparib) oder Kombinationen davon verwendet werden.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Foundation for Women's Cancer: Auf dieser Website sind Links zu gynäkologischen Krebserkrankungen, klinischen Studien (mit Möglichkeiten der Teilnahme an einer Studie) und Forschungsarbeiten zu finden. Sie bietet auch Kurse über Themen rund um Krebs sowie persönliche Schicksale von Frauen, die mit einer Krebserkrankung kämpfen.

  2. National Cancer Institute: Krebs: Eierstock-, Eileiter- und primärer Bauchfellkrebs: Auf dieser Website sind Links zu allgemeinen Informationen über Eierstock-, Eileiter- und primären Bauchfellkrebs zu finden sowie Links zu Ursachen, Vorbeugung, Screening, Behandlung und Forschung, aber auch zum Umgang mit Krebs.

  3. National Cancer Institute: BRCA1 und BRCA2: Krebsrisiko und Gentests: Auf dieser Website sind Informationen über die BRCA-Gene, die Vor- und möglichen Nachteile von Gentests und die Konsequenzen einer BRCA-Mutation zu finden.