Pilzvergiftung (Giftpilze)

VonGerald F. O’Malley, DO, Grand Strand Regional Medical Center;
Rika O’Malley, MD, Grand Strand Medical Center
Überprüft/überarbeitet Mai 2022 | Geändert Juli 2023
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Kurzinformationen

Viele Pilzarten sind giftig und können je nach Pilztyp unterschiedliche Symptome verursachen.

  • Verschiedene Pilzarten bilden unterschiedliche Toxine mit unterschiedlicher Wirkung.

  • Das Vergiftungspotenzial kann sogar bei derselben Art zu verschiedenen Jahreszeiten und je nach Zubereitungsart unterschiedlich sein.

  • Selbst für sachkundige Sammler kann es schwierig sein, in der Natur giftige von ungiftigen Pilzen zu unterscheiden. Auf die Volksweisheiten ist kein Verlass.

  • Da es schwierig sein kann, die verzehrten Pilze zu identifizieren, behandeln Ärzte die Patienten in der Regel nur aufgrund ihrer Symptome.

(Siehe auch Übersicht über Vergiftungen.)

Alle giftigen Pilze verursachen Erbrechen und Bauchschmerzen. Je nach Art von Pilz sind die anderen Symptome ganz verschieden. Im Allgemeinen sind Pilze, die früh (innerhalb von 2 Stunden) nach dem Verzehr zu Symptomen führen, weniger gefährlich als solche, die erst später (meist nach 6 Stunden) Symptome verursachen.

Wussten Sie ...

  • Pilze, die früh (innerhalb von 2 Stunden) nach dem Verzehr zu Symptomen führen, sind in der Regel weniger gefährlich als solche, die erst später (nach etwa 6 Stunden) Symptome verursachen.

Frühe Magen-Darm-Symptome

Gifte, die früh Symptome im Verdauungstrakt nach sich ziehen (wie etwa Chlorophyllum molybdites und die kleinen braunen Pilze, die oft auf dem Rasen wachsen), verursachen gewöhnlich innerhalb von 1 bis 6 Stunden Erbrechen und Durchfall. Manchmal ist der Durchfall blutig. Manche Betroffene haben Kopf- oder Gliederschmerzen. Die Symptome legen sich für gewöhnlich innerhalb von 24 Stunden wieder.

Frühsymptome, die das Gehirn und die Wirbelsäule betreffen

Pilze, die rasch Symptome verursachen, die das Hirn und das Rückenmark schädigen, sind unter anderem halluzinogene Pilze, die das Halluzinogen Psilocybin enthalten. Die häufigsten gehören zur Gattung Psilocybe, aber auch einige andere Pilze enthalten Psilocybin. Sie führen auch innerhalb von 15 bis 45 Minuten nach Verzehr zu Übelkeit und Erbrechen. Die Symptome beginnen innerhalb von 20 bis 90 Minuten nach der Einnahme und sind unter anderem Euphorie, Phantasievorstellungen und Halluzinationen. Häufig ist der Puls beschleunigt und der Blutdruck erhöht, manche Kinder entwickeln Fieber. Diese Symptome klingen aber ohne Behandlung ab und schwere Folgen sind selten, sodass meistens keine besondere Behandlung notwendig ist. Wenn der Betroffene aber sehr unruhig ist, verabreicht der Arzt eventuell ein Beruhigungsmittel (wie etwa Lorazepam).

Frühe Symptome, die durch muscarinhaltige Pilze verursacht werden

Bei vielen Risspilz- und einigen Trichterling-Arten ist Muscarin die toxische Substanz. Muscarin ist eine Chemikalie, die wie Acetylcholin wirkt, eine der Substanzen, die der Körper als Botenstoff für die Übertragung von Signalen zwischen Nerven verwendet (Neurotransmitter). Symptome, die innerhalb von 30 Minuten nach dem Verzehr auftreten können, sind unter anderem:

  • Erhöhtes Augentränen und Speichelfluss

  • Verengung (Konstriktion) der Pupillen

  • Schwitzen

  • Erbrechen, Magenkrämpfe, Durchfall

  • Schwindel

  • Muskelzucken (Faszikulationen)

  • Verwirrung, Koma, Anfälle (gelegentlich)

Auch wenn einige dieser Symptome schwerwiegend sind, haben die meisten Betroffenen nur leichte Beschwerden, die innerhalb von 12 Stunden abklingen. Patienten mit schweren Symptomen erhalten intravenös Atropin, ein Medikament, das Acetylcholin blockiert, und fast alle Patienten erholen sich innerhalb von 24 Stunden. Ohne Behandlung kann bei einer schweren Vergiftung innerhalb weniger Stunden der Tod eintreten.

Verzögert eintretende gastrointestinale und andere Symptome

Pilze, die verzögerte Symptome des Darmtrakts verursachen, sind zum Beispiel Amanita phalloides und damit verwandte Pilzarten (aus den Gattungen Amanita, Gyromitra und Cortinarius).

Knollenblätterpilze verursachen 95 Prozent der Todesfälle aufgrund einer Pilzvergiftung. Das Erbrechen und der Durchfall beginnen innerhalb von 6 bis 12 Stunden. Manchmal fällt der Blutzuckerspiegel gefährlich (Hypoglykämie). Die Symptome dauern nur ein paar Tage an. Bei einigen Patienten kann es dann jedoch auch zu einer Leber- und manchmal Niereninsuffizienz kommen. Durch ein Versagen der Leber wird die Haut gelb (Gelbsucht). Patienten mit einer Niereninsuffizienz scheiden weniger oder gar keinen Urin mehr aus. Manchmal verschwinden die Symptome von allein, aber etwa die Hälfte der Patienten mit dieser Art von Vergiftung stirbt innerhalb von 5 bis 8 Tagen. Patienten mit einem Leberversagen können eventuell überleben, wenn sie ein Lebertransplantat erhalten.

Amanita smithiana-Pilze führen tendenziell zu einem verzögerten Erbrechen und verzögertem Durchfall (etwa 6 bis 12 Stunden nach dem Verzehr). Eine Niereninsuffizienz kann innerhalb von 3 Tagen bis 1 oder 2 Wochen nach Verzehr der Pilze auftreten und die Patienten benötigen oft kurzzeitig eine Hämodialyse.

Auch Gyromitra-Pilze führen zu zeitlich verzögertem Erbrechen und Durchfall und einem niedrigen Blutzuckerspiegel. Weitere Probleme sind Vergiftungserscheinungen des Gehirns (wie etwa Krämpfe) und nach einigen Tagen Leber- und Niereninsuffizienz.

Die meisten Gyromitra-Pilze stammen aus Europa. Das Erbrechen und der Durchfall können 3 Tage lang anhalten. Eine Niereninsuffizienz mit Symptomen wie Flankenschmerzen und geringe Urinausscheidung können 3 bis 20 Tage nach dem Verzehr der Pilze eintreten. Die Nieren erholen sich von allein wieder.

Mehrere Pilzarten (wie Ritterlinge und Täublinge) sind für einen verzögerten Muskelabbau verantwortlich (Rhabdomyolyse), der in einigen Fällen tödlich verläuft. Es gibt keine spezifische Behandlung, daher konzentrieren sich die Ärzte darauf, bestimmte Symptome zu behandeln und die Schmerzen der Patienten zu lindern.

Einige andere Pilzarten (wie Trichterlinge, Hapalopilus rutilans und Pleurocybella porrigens) verursachen Störungen der Gehirn- und Nervenfunktion, einschließlich Taubheitsgefühl oder Brennen von Händen, Fingern, Füßen und/oder Zehen, Schwindelgefühl, Sehstörungen, Bewusstseinsstörungen, Krampfanfälle, Atemversagen und Tod.

Weitere Informationen

Bei dem Folgenden handelt es sich um ein englischsprachiges Hilfsmittel, das nützlich sein kann. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. American Association of Poison Control Centers: Vertretung der Giftzentren mit Sitz in den USA, die über die Gift-Hotline rund um die Uhr kostenlose, vertrauliche Beratung anbieten (1-800-222-1222)