Screening auf kolorektales Karzinom

VonAnthony Villano, MD, Fox Chase Cancer Center
Überprüft/überarbeitet Okt. 2023
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Eine frühe Diagnose von kolorektalem Karzinom kann bei routinemäßigen Voruntersuchungen gestellt werden, die bei Personen mit durchschnittlichem Risiko für kolorektales Karzinom üblicherweise das erste Mal ab dem 45. Lebensjahr und dann regelmäßig bis zum 75. Lebensjahr stattfinden. Bei Erwachsenen zwischen 76 und 85 Jahren berücksichtigen die Ärzte den Allgemeinzustand und die Ergebnisse früherer Screenings und entscheiden erst dann, ob sie ein weiteres Screening durchführen.

Bei manchen Personen wird schon früher ein Screening durchgeführt. Menschen, die z. B. einen direkten Verwandten (Elternteil, Geschwister oder Kind) haben, der vor dem 60. Lebensjahr an Kolonkarzinom erkrankte, sollten sich ab dem 40. Lebensjahr bzw. 10 Jahre vor dem Alter, zu dem der Verwandte erkrankte, je nach dem, was früher eintritt, alle 5 Jahre untersuchen lassen. Wenn z. B. bei dem Vater des Betroffenen im Alter von 45 Jahren ein Kolonkarzinom diagnostiziert wurde, sollte bereits mit 35 Jahren mit den Früherkennungsuntersuchungen (Screenings) begonnen werden.

Ärzte führen verschiedene Tests zur Untersuchung auf ein kolorektales Karzinom durch:

Menschen mit genetischen Ursachen für ein kolorektales Karzinom, wie das Lynch-Syndrom und das MUTYH-Polyposis-Syndrom, benötigen zusätzliche Screening-Tests

Koloskopie

Häufig wird eine Koloskopie durchgeführt, bei welcher der gesamte Dickdarm untersucht wird. In der Koloskopie werden bösartig (maligne) aussehende Wucherungen mithilfe von chirurgischen Instrumenten entfernt, die durch den Betrachtungsschlauch eingeführt wurden. Diese Wucherungen werden dann in ein Labor zur Untersuchung auf Krebs geschickt. Größere Wucherungen müssen im Rahmen einer normalen Operation entfernt werden.

Eine Koloskopie muss alle 10 Jahre oder häufiger bei Menschen mit einem hohen Risiko für ein kolorektales Karzinom durchgeführt werden.

Stuhltests

Fäkale immunchemische Stuhltests (FIT) werden verwendet, um Blut im Stuhl nachzuweisen, auch Blut, das mit dem bloßen Auge nicht sichtbar ist (sogenanntes okkultes Blut). FIT-Tests sind genauer als ältere Stuhltests auf chemischer Basis und haben keine Ernährungsbeschränkungen. Diese Tests werden jedes Jahr durchgeführt. Allerdings gibt es neben Krebs viele Erkrankungen, die zu Blut im Stuhl führen können, und nicht alle Krebserkrankungen bluten immer.

DNS-Stuhltests werden eingesetzt, um den Stuhl auf genetisches Material einer Krebserkrankung zu untersuchen. Genetische Stuhltests werden häufig mit immunchemischen Stuhltests kombiniert (FIT-DNS-Tests) und mindestens alle 3 Jahre durchgeführt. Patienten mit einem positiven FIT-DNS-Test sollten innerhalb von 6 Monaten eine Koloskopie durchführen lassen, um das Risiko zu reduzieren, dass ein fortgeschrittener Darmkrebs nicht erkannt wird. Bei etwa 10 bis 15 Prozent der Patienten mit einem positiven FIT-DNS-Test ist die Koloskopie unauffällig. Bei diesen Patienten kann nach einem Jahr ein neuer FIT-DNS-Stuhltest oder nach drei Jahren erneut eine Koloskopie durchgeführt werden. Wenn diese Ergebnisse negativ sind, wird ein durchschnittliches Risiko für die Entwicklung von Darmkrebs angenommen, sodass wieder zu den normalen Früherkennungsuntersuchungen übergegangen werden kann.

Sigmoidoskopie

Eine Sigmoidoskopie ist eine Untersuchung des unteren Dickdarmabschnitts. Sie eignet sich gut für Untersuchungen von Wucherungen in dem Darmabschnitt, der Sigmoid genannt wird, oder im Mastdarm (Rektum), nicht aber weiter oben im Darm.

Die Sigmoidoskopie muss alle 5 Jahre durchgeführt werden. Wird auch ein Test auf okkultes Blut durchgeführt, dann alle 10 Jahre.

CT-Kolonographie

Bei einer CT-Kolonografie (virtuelle Koloskopie) werden zwei- und dreidimensionale Bilder des Colons mithilfe einer speziellen CT-Technik generiert. Bei dieser Technik trinken Personen ein Kontrastmittel und ihr Colon wird durch einen Schlauch, der in den Mastdarm geschoben wird, mit Gas gefüllt. Die hochauflösenden dreidimensionalen Bilder simulieren gewissermaßen das Erscheinungsbild einer regulären Koloskopie, daher der Name.

Eine virtuelle Koloskopie kann für Personen eine Option darstellen, die sich einer regulären Koloskopie nicht unterziehen können oder wollen. Sie ist jedoch nicht so genau und die Ergebnisse hängen sehr vom jeweiligen Untersucher ab. Bei diesem Test ist keine Sedierung erforderlich, der Darm muss jedoch dennoch gut vorbereitet werden, und das Gas im Colon kann unangenehm sein. Zudem können anders als bei einer regulären Koloskopie während des Verfahrens keine Läsionen zur Untersuchung unter einem Mikroskop entnommen (biopsiert) werden. Wenn bei einer virtuellen Koloskopie ein Polyp oder Krebs entdeckt wird, ist eine reguläre Koloskopie erforderlich, um den Polyp zu entfernen oder eine Biopsieprobe vom Krebs zu entnehmen. Eine virtuelle Koloskopie kann zeigen, ob der Krebs sich jenseits des Colons in die Lymphknoten oder Leber ausgebreitet hat. Sie eignet sich jedoch nicht so sehr für die Erkennung von kleinen Polypen im Colon.

Dieser Test wird alle 5 Jahre durchgeführt.

Screening-Tests auf genetische Ursachen für kolorektales Karzinom

Das Lynch-Syndrom und das MUTYH-Polyposis-Syndrom sind Erkrankungen, die durch Mutationen in bestimmten Genen verursacht werden. Diese Mutationen können ein kolorektales Karzinom verursachen.

Zusätzlich zum Screening auf kolorektales Karzinom benötigen Patienten mit Lynch-Syndrom ein fortlaufendes Screening auf andere Krebsarten. Zu diesem Screening gehört auch eine Ultraschalluntersuchung der weiblichen Organe (durch die Vagina), eine Untersuchung von Zellen, die mit einer Saugvorrichtung aus der Gebärmutter (Endometrium) entnommen werden, und Untersuchungen von Blut und Urin.

Verwandte ersten Grades von Personen mit Lynch-Syndrom (Elternteil, Geschwister oder Kind), die sich keiner genetischen Untersuchung unterzogen haben, sollten eine Koloskopie alle 1 bis 2 Jahre ab dem 20. Lebensjahr und dann jedes Jahr ab dem 40. Lebensjahr durchführen lassen. Weibliche Verwandte ersten Grades sollten jedes Jahr auf Endometrium- und Eierstockkrebs untersucht werden.

Personen mit MUTYH-Polyposis-Syndrom sollten sich ab einem Alter von 25 bis 30 Jahren alle 1 bis 2 Jahre einer Koloskopie unterziehen (sogenannte Kontrollkoloskopie). Sie sollten auch auf Tumoren des Magens und Zwölffingerdarms, der Schilddrüse, Blase, Eierstöcke und Haut untersucht werden.