Afrikanische Schlafkrankheit

(Afrikanische Trypanosomiasis; Schlafkrankheit)

VonChelsea Marie, PhD, University of Virginia;
William A. Petri, Jr, MD, PhD, University of Virginia School of Medicine
Überprüft/überarbeitet März 2023
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Die afrikanische Schlafkrankheit bei Menschen ist eine Infektion, die von dem Einzeller Trypanosoma brucei gambiense oder Trypanosoma brucei rhodesiense verursacht wird. Sie wird durch den Stich der Tsetse-Fliege übertragen.

  • Die Schlafkrankheit kommt nur in Äquatorialafrika vor.

  • An der Stichstelle der Fliege entwickelt sich unter Umständen eine schmerzhafte Beule oder Wunde, darauf folgen Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, geschwollene Lymphknoten, mitunter ein Ausschlag und schließlich Benommenheit, Gehschwierigkeiten und ohne Behandlung Koma und Tod.

  • Bestätigt wird die Diagnose durch Identifizierung der humanpathogenen Protozoen (infektiöse Einzeller) in einer Blutprobe oder einer Probe der Flüssigkeit aus einem Lymphknoten oder der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit.

  • Alle Infizierten sollten mit einem von mehreren gegen Trypanosoma wirksamen Medikamenten behandelt werden.

(Siehe auch Überblick über Parasiteninfektionen.)

Die Schlafkrankheit kommt nur in Äquatorialafrika vor, wo die Tsetse-Fliege heimisch ist. Es gibt zwei Formen der Schlafkrankheit. Jede wird von einer anderen Trypanosoma-Art verursacht. Eine Form (verursacht von Trypanosoma brucei gambiense) tritt in West- und Zentralafrika auf. Die andere Form (verursacht von Trypanosoma brucei rhodesiense) tritt in Ostafrika auf. In Uganda treten beide Formen auf.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) versucht, die afrikanische Trypanosomiasis auszumerzen, und infolge der Kontrollbemühungen hat es in den letzten 20 Jahren einen dramatischen Rückgang der Fälle dieser Infektion gegeben (> 95 %, mit etwa 800 Fällen im Jahr 2021). In den USA wird jedes Jahr im Durchschnitt ein Fall diagnostiziert. Dabei handelt es sich immer um Reiserückkehrer oder Immigranten aus Endemiegebieten (Gebiete auf der Welt, wo die Krankheit häufig auftritt).

Eine andere Art, Trypanosoma cruzi, ist in Süd- und Zentralamerika endemisch und verursacht die Chagas-Krankheit (amerikanische Trypanosomiasis).

Übertragung

Trypanosoma brucei gambiense und Trypanosoma brucei rhodesiense werden in der Regel durch den Stich einer infizierten Tsetse-Fliege und die dadurch bedingte Injektion der Einzeller in die Haut auf Menschen übertragen. Die Protozoen wandern ins Lymphsystem und in die Blutbahn, wo sie sich vermehren. Anschließend wandern sie in Organe und Gewebe im ganzen Körper und erreichen schließlich das Gehirn. Die Infektion verbreitet sich, wenn eine Fliege zuerst eine infizierte Person oder ein infiziertes Tier und dann eine andere Person sticht.

Eine infizierte Mutter kann die Einzeller während der Schwangerschaft oder der Entbindung auf ihr Kind übertragen. Sehr selten wird der Parasit auch durch Bluttransfusionen übertragen. Theoretisch könnte die Infektion durch ein Organ eines infizierten Spenders übertragen werden.

Symptome der afrikanischen Schlafkrankheit

Bei der afrikanischen Schlafkrankheit sind unterschiedliche Teile des Körpers in der folgenden Reihenfolge betroffen:

  • Haut

  • Blut und Lymphknoten

  • Gehirn und Liquor (Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit)

Wie schnell die Infektion fortschreitet und welche Symptome sie verursacht, hängt davon ab, welcher Art der Erreger ist.

Haut

An der Stelle des Stiches der Tsetse-Fliege kann sich innerhalb einiger Tage bis zwei Wochen eine Beule entwickeln. Diese wird mattrot und kann sich zu einer schmerzhaften und geschwollenen Wunde entwickeln.

Blut und Lymphknoten

Die Infektion breitet sich innerhalb von Wochen oder Monaten auf das Blut und die Lymphe aus. Die Betroffenen entwickeln dann Fieber, das irgendwann wieder abklingt und erneut auftritt, Kopfschmerzen und Muskel- und Gelenkschmerzen. Es kann vorübergehend zu Gesichtsschwellungen kommen. Bei manchen Infizierten entwickelt sich ein Ausschlag und die Lymphknoten im Nacken vergrößern sich. Es kann sich eine Anämie entwickeln.

Gehirn und Liquor

Wenn das Gehirn und die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit betroffen sind, können die Kopfschmerzen zu einem Dauerzustand werden. Die Betroffenen werden benommen, haben Konzentrationsschwierigkeiten und Gleichgewichts- und Gehprobleme. Die Benommenheit verstärkt sich, sodass die Infizierten unter Umständen mitten in einer Tätigkeit einschlafen.

Ohne Behandlung schreitet die Schädigung des Gehirns fort und es kommt zu Koma und Tod. Der Tod tritt innerhalb von Monaten oder innerhalb von 2 bis 3 Jahren nach Einsetzen der Symptome ein, je nachdem, welche Erregerart ursächlich ist. Mitunter führen Unterernährung oder andere Infektionen zum Tod.

Diagnose der afrikanischen Schlafkrankheit

  • Untersuchung einer Blutprobe oder einer Probe aus der Flüssigkeit eines Lymphknotens

  • Spinalpunktion und Analyse der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit

Ärzte diagnostizieren die afrikanische Schlafkrankheit, indem sie eine Blutprobe oder eine Probe aus der Flüssigkeit eines Lymphknotens auf die Protozoen untersuchen. Manchmal wird eine Probe aus dem Knochenmark oder Flüssigkeit aus der Wunde an der Stichstelle auf Vorhandensein der Protozoen untersucht.

Eine Spinalpunktion (Lumbalpunktion) wird mithilfe einer Nadel vorgenommen, die in den unteren Teil der Wirbelsäule der betroffenen Person eingeführt wird, um eine Probe des Liquors (Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit) zu entnehmen und festzustellen, ob die Infektion Liquor und Gehirn betrifft. Die Flüssigkeitsprobe wird auf Vorliegen der Protozoen und auf andere Anzeichen der Infektion untersucht. Solche Anzeichen sind beispielsweise eine Erhöhung des Flüssigkeitsdrucks und der Anzahl der weißen Blutkörperchen in der Flüssigkeit.

Behandlung der afrikanischen Schlafkrankheit

  • Medikamente, die gegen diese Einzeller wirksam sind

Die Behandlung der afrikanischen Schlafkrankheit hängt von der Erregerart und dem Krankheitsstadium ab.

Die Schlafkrankheit sollte so schnell wie möglich mit wirksamen Medikamenten behandelt werden. Einige Medikamente können allerdings schwere Nebenwirkungen haben.

Welches Medikament eingesetzt wird, richtet sich danach, welche Art (T. gambiense oder T. rhodesiense) die Infektion verursacht hat und ob sich diese bereits auf das Gehirn und die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit ausgebreitet hat.

Die folgenden Medikamente sind wirksam, wenn sich die Infektion noch nicht auf das Gehirn und die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit ausgebreitet hat:

  • Bei T. rhodesiense, Suramin

  • Bei T. gambiense, Fexinidazol oder alternativ Pentamidin

Fexinidazol ist ein oral einzunehmendes Medikament, das die erste Wahl bei einer leichten Gambiense-Infektion mit oder ohne Beteiligung von Gehirn und Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit ist.

Die folgenden Medikamente sind wirksam, wenn sich die Infektion auf das Gehirn und die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit ausgebreitet hat:

  • Bei leichter Infektion mit T. gambiense: Fexinidazol

  • Bei schwerer Infektion mit T. gambiense: Eflornithin allein oder in Kombination mit Nifurtimox oder Melarsoprol (wenn Eflornithin nicht verfügbar ist)

  • Bei Infektion mit T. rhodesiense: Melarsoprol

Melarsoprol kann schwerwiegende, mitunter lebensbedrohliche Nebenwirkungen haben, aber in vielen Ländern Afrikas ist es oft das einzige Medikament gegen Schlafkrankheit mit Befall des Gehirns und der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit. Es können Kortikosteroide gegeben werden, um das Risiko des Auftretens einiger dieser Nebenwirkungen zu senken.

Es gibt keinen Test, der bestätigt, dass eine Person geheilt wurde. Daher wird der Patient nach der Behandlung 24 Monate lang überwacht, und wenn die Symptome erneut auftreten, wird eine Probe der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit entnommen, um nach Parasiten zu suchen.

Vorbeugung gegen die afrikanische Schlafkrankheit

Durch folgende Maßnahmen kann die Wahrscheinlichkeit, von einer Tsetse-Fliege gestochen zu werden, gesenkt werden:

  • Vermeidung von Gebieten, in denen viele Tsetse-Fliegen vorkommen: Wer diejenigen Gegenden Afrikas bereist, in denen die Tsetse-Fliege vorkommt, kann Ortsansässige fragen, welche Gebiete zu vermeiden sind.

  • Tragen von langärmeliger Kleidung und langen Hosen: Tsetse-Fliegen können durch dünne Kleidung hindurch stechen.

  • Tragen von Kleidung mit unauffälligen Farben, die sich nicht stark von der Umgebung abhebt: Tsetse-Fliegen werden von leuchtenden oder dunklen Farben angezogen.

  • Verwendung von Insektenschutzmitteln nach Bedarf, obwohl viele unter Umständen nicht gegen Tsetse-Fliegen wirksam sind.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass MSD MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. Centers for Disease Control and Prevention: Afrikanische Trypanosomiasis