Meningokokken-Infektionen

VonLarry M. Bush, MD, FACP, Charles E. Schmidt College of Medicine, Florida Atlantic University
Überprüft/überarbeitet Sep. 2022 | Geändert Dez. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Meningokokken-Infektionen werden durch das BakteriumNeisseria meningitidis hervorgerufen und umfassen Hirnhautentzündung (Meningitis) sowie Sepsis.

  • Übertragen wird die Infektion durch direkten Kontakt mit Nasen- und Rachensekreten.

  • Die Betroffenen verspüren ein allgemeines Krankheitsgefühl und haben je nach infizierter Körperregion weitere, oft schwere Symptome.

  • Der Nachweis der Bakterien im Blut oder in einer Probe aus infiziertem Gewebe bestätigt die Diagnose.

  • Eine Impfung kann vor einer Meningokokken-Infektion schützen.

  • Es müssen so schnell wie möglich intravenös Antibiotika und Flüssigkeit verabreicht werden.

Bei mehr als 90 Prozent aller Meningokokken-Infektionen handelt es sich um Folgendes:

Infektionen der Lungen, der Gelenke, der Augen, des Herzens, des Rektums und der Organe des Fortpflanzungs- und Harnsystems können auftreten, sind aber seltener.

In gemäßigten Klimazonen treten die meisten Meningokokken-Infektionen im Winter und Frühling auf. Lokale Krankheitsausbrüche können auftreten, vor allem in der Subsahara zwischen Senegal und Äthiopien. Diese 26 Länder umfassende Gegend wird auch als Meningitisgürtel bezeichnet.

Meningokokken befinden sich bei manchen Menschen im Rachen und in der Nase, ohne irgendwelche Symptome hervorzurufen. Diese Menschen gelten als Träger der Bakterien. Nach Ausbrüchen werden Menschen oft zu Trägern. Gewöhnlich tritt die Infektion jedoch bei Menschen auf, die noch keinen Meningokokken-Erregern ausgesetzt waren, und nicht bei Trägern. Übertragen wird die Infektion durch direkten Kontakt mit den Nasen- und Rachensekreten infizierter Personen (einschließlich Träger).

Die am häufigsten infizierten Personen sind:

Weitere Bevölkerungsgruppen, die häufiger betroffen sind:

  • Jugendliche und junge Erwachsene (im Alter von 16 bis 20 Jahren)

  • Militärrekruten

  • Hochschulstudenten im ersten Studienjahr, die im Studentenwohnheim leben

  • Reisende in Gegenden, wo Meningokokken-Infektionen weit verbreitet sind

  • HIV-infizierte Personen

  • Personen, deren Milz entfernt oder beschädigt wurde

  • Patienten, die Eculizumab oder Ravulizumab einnehmen (Medikamente, die eine Komponente des Immunsystems blockieren, das sogenannte Komplementsystem)

  • Mikrobiologen, die mit Meningokokken arbeiten

  • Menschen, die engen Kontakt mit Menschen mit Meningokokken-Infektion haben

Ebenfalls zu einem erhöhten Risiko für eine Meningokokkeninfektion beitragen kann es, wenn man sich eine Virusinfektion einfängt, auf engem Raum mit anderen Personen zusammenwohnt, an einer chronischen Erkrankung leidet, raucht oder Zigarettenrauch ausgesetzt ist (Passivrauchen).

Ausbrüche von Meningokokkeninfektionen sind in den USA selten und machen nur einen kleinen Prozentsatz der Fälle aus. Ausbrüche betreffen tendenziell eher Personen, die enge soziale Kontakte haben oder auf engem Raum zusammenwohnen – zum Beispiel in Studentenwohnheimen, Schulen oder Tagesstätten. Oft sind Personen im Alter von 16 bis 23 Jahren betroffen.

Symptome von Meningokokken-Infektionen

Die meisten Betroffenen fühlen sich bei einer Meningokokken-Infektion sehr krank.

Eine Meningitis (Hirnhautentzündung) ruft häufig Fieber, Kopfschmerzen, einen roten Ausschlag und Genickstarre hervor. Sie kann auch Übelkeit, Erbrechen und Lichtempfindlichkeit verursachen.

Säuglinge haben möglicherweise Probleme bei der Nahrungsaufnahme, schreien nur schwach und sind reizbar und träge.

Eine Blutvergiftung kann einen Ausschlag mit roten oder lilafarbenen Flecken hervorrufen. Bei einer schweren Infektion kann es zu gefährlich niedrigem Blutdruck (Kreislaufschock), einer Blutungsneigung und Fehlfunktionen (Versagen) vieler Organe (wie Nieren und Leber) kommen.

In seltenen Fällen verursacht eine Meningokokken-Infektion eine chronische Erkrankung, die zu leichten, wiederkehrenden Symptomen führt, die zumeist die Gelenke und die Haut betreffen.

Diagnose von Meningokokken-Infektionen

  • Untersuchung und Kultur von Blutproben oder Proben anderer infizierter Gewebe, u. a. der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Entnahme durch Lumbalpunktion)

  • Manchmal Test mit Polymerase-Kettenreaktionstechnik

Vermutet werden Meningokokken-Infektionen bei Vorhandensein typischer Symptome, insbesondere wenn diese während eines Ausbruchs vorkommen.

Zur Bestätigung der Diagnose werden Blutproben oder Proben von infiziertem Gewebe entnommen, oder es wird eine Lumbalpunktion durchgeführt, wobei eine Probe der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) entnommen wird. Die Proben werden unter dem Mikroskop nach entsprechenden Bakterien untersucht. Außerdem werden die Proben ins Labor geschickt, wo zur Identifizierung der Bakterien Kulturen angelegt oder andere Laboruntersuchungen vorgenommen werden.

Wenn die Bakterien schwer zu kultivieren sind oder andere Testergebnisse nicht eindeutig sind, können Ärzte Tests durchführen, um Teile des genetischen Materials der Bakterien zu identifizieren. Tests, die genetisches Material in Mikroorganismen nachweisen, werden Nukleinsäure-basierte Tests genannt. Die Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction, PCR) ist ein Beispiel für diese Form von Test. Die PCR-Methode wird mit Proben der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, Blut oder anderem infizierten Gewebe durchgeführt. Der Test ist dazu bestimmt, eine Vielzahl an Genkopien des Bakteriums zu züchten, um die Bakterien einfacher nachweisen zu können.

Mitunter werden Bluttests durchgeführt, um Antikörper gegen die Bakterien oder die sie umhüllenden Kapseln nachzuweisen. Die entsprechenden Ergebnisse müssen jedoch durch eine Kultur bestätigt werden.

Die Bakterien können auch untersucht werden, um zu bestimmen, welche Antibiotika wirksam sind (ein Prozess, der als Resistenzprüfung bezeichnet wird).

Prognose bei Meningokokken-Infektionen

Insgesamt verlaufen Meningokokken-Infektionen bei 4 bis 6 Prozent der Betroffenen tödlich. Bis zu 40 Prozent der Patienten mit einer schweren durch Meningokokken verursachten Blutvergiftung und septischem Schock sterben.

Von den Menschen, die sich von Meningokokken-Meningitis erholen, haben 10 bis 20 Prozent schwere Komplikationen, wie z. B. dauerhaften Hörverlust, intellektuelle Behinderung oder Krampfanfälle. Zu den Komplikationen von Blutvergiftungen zählen Gangrän der Finger, Zehen oder Gliedmaßen, die unter Umständen amputiert werden müssen.

Vorbeugung gegen Meningokokken-Infektionen

Nach Exposition gegenüber Meningitiserregern

Familienmitglieder, in der Medizin tätiges Personal und andere Menschen, die in engem Kontakt zu Patienten mit einer Meningokokken-Infektion standen, sollten zur Vorbeugung der Infektion ein Antibiotikum erhalten. Antibiotika können oral oder als Injektion verabreicht werden. Die meisten empfohlenen Antibiotika sind als Einzeldosis oder höchstens in zwei Behandlungsschritten zu verabreichen.

Bei einem Ausbruch werden auch Personen geimpft, die engen Kontakt mit Meningokokken-Infizierten haben. Die Impfung erfolgt ergänzend zur Gabe von Antibiotika.

Impfungen

Für weitere Informationen siehe auch Meningokokken-Impfstoff und die Impfkalender für Kinder und Erwachsene der Centers for Disease Control and Prevention (CDC).

Meningokokken-Impfungen schützen vor spezifischen Serotypen, welche die meisten Meningokokken-Infektionen auslösen: Serotypen A, B, C, W und Y.

In den USA gibt es zwei Arten von Impfstoffen gegen Meningokokken:

  • MenACWY-Impfstoffe: Diese Impfstoffe schützen vor den Meningokokken-Serotypen A, C, W und Y. Sie sind Teil des Standardimpfplans für Kinder und werden bei allen Kindern im Alter von 11 bis 12 Jahren empfohlen, mit einer Auffrischungsimpfung im Alter von 16 Jahren. Diese Impfstoffe werden auch für einige Säuglinge und Erwachsene mit erhöhtem Risiko empfohlen.

  • MenB-Impfstoffe: Diese Impfstoffe schützen vor dem Meningokokken-Serotyp B, einer Art von Meningitis-Bakterien, die bei Ausbrüchen von Hochschulstudenten häufig vorkommen. Diese Impfstoffe werden auch für Personen ab 10 Jahren empfohlen, die ein erhöhtes Risiko für eine durch die Serogruppe B verursachte Meningitis tragen.

Behandlung von Meningokokken-Infektionen

  • In die Vene verabreichte Antibiotika (intravenös)

  • Intravenös verabreichte Flüssigkeit

  • Möglicherweise Kortikosteroide

Die Betroffenen werden gewöhnlich auf die Intensivstation verlegt, wo sie so schnell wie möglich in intravenöser Form Antibiotika und Flüssigkeit verabreicht bekommen. Dies geschieht noch, bevor die Kulturergebnisse zur Identifizierung des ursächlichen Infektionserregers vorliegen.

Nach Bestätigung einer Meningokokken-Infektion wird die Antibiotikatherapie auf solche Präparate umgestellt, die laut Tests gegen die Bakterien am wirksamsten sind, typischerweise Ceftriaxon oder Penicillin. Diese Medikamente werden intravenös verabreicht.

Kindern oder Erwachsenen, die unter Meningitis (Hirnhautentzündung) leiden, werden unter Umständen auch Kortikosteroide verabreicht. Diese können einem Hirnschaden entgegenwirken.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass MSD MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

Auf den folgenden offiziellen Websites finden Sie umfassende Informationen über alles Mögliche von aktuellen Meldungen über Ausbrüche und Risikofaktoren bis hin zu Aufklärungsmaterialien und Kurzverweisen zu verwandten Themen:

  1. Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Meningokokken-Infektionen

  2. CDC: Impfplan für Kinder und Jugendliche

  3. CDC: Impfplan für Erwachsene