Brustkrebs-Screening und Prävention

VonLydia Choi, MD, Karmanos Cancer Center
Überprüft/überarbeitet Juli 2023
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Ein Brustkrebs-Screening wird für alle Frauen in den Vereinigten Staaten empfohlen, aber die großen medizinischen Organisationen unterscheiden sich hinsichtlich des Einstiegsalters und der Häufigkeit des Screenings (siehe Tabelle Empfehlungen für das Brustkrebs-Screening Mammographie bei Frauen mit durchschnittlichem Risiko) (1, 2). Die Festlegung von Screening-Empfehlungen beinhaltet eine Bewertung von Nutzen und Schaden im Hinblick auf die Wirksamkeit des Screenings bei der Senkung der Brustkrebsmortalität und der falsch-positiven Rate. Das Hauptinstrument des Brustkrebs-Screenings ist die Mammographie; die klinische Brustuntersuchung wird ebenfalls für das Screening eingesetzt, und bei bestimmten Hochrisikopatientinnen kommt die MRT zum Einsatz.

Screening für Brustkrebs

Screening-Modalitäten umfassen

  • Mammografie (einschließlich digitaler und 3-dimensionaler)

  • Klinische Brustuntersuchung durch medizinisches Fachpersonal

  • Magnetresonanztomographie (MRT) bei Hochrisikopatienten

Mammographie

Bei der Mammographie werden niedrig dosierte Röntgenaufnahmen beider Brüste in 2 Ebenen (schräg und kraniokaudal) erstellt.

Die Mammographie ist bei Frauen über 50 Jahren genauer, teilweise deshalb, weil mit zunehmendem Alter fibroglanduläres Brustdrüsengewebe durch Fettgewebe ersetzt wird und dieses sich leichter von abnormem Gewebe abgrenzen lässt (3). Die Mammographie ist weniger empfindlich bei Frauen mit dichtem Brustgewebe; einige Staaten ordnen an, dass Patientinnen darüber informiert werden, dass sie dichtes Brustgewebe haben, wenn es durch ein Mammographie-Screening entdeckt wird. Frauen mit dichtem Brustgewebe benötigen möglicherweise zusätzliche bildgebende Verfahren (z. B. Brusttomosynthese [3-dimensionale Mammographie], Ultraschalluntersuchung, MRT).

Die Mammographie-Screening-Richtlinien für Frauen mit einem durchschnittlichen Risiko von Brustkrebs variieren, aber in der Regel beginnt das Screening im Alter von 40, 45 oder 50 und wird jedes Jahr oder jedes zweite Jahr bis zum Alter von 75 oder einer Lebenserwartung < 10 Jahre wiederholt (siehe Tabelle Empfehlungen für Brustkrebs-Screening-Mammographie bei Frauen mit durchschnittlichem Risiko). Im Mai 2023 veröffentlichte die United States Preventive Services Task Force (USPSTF) einen Entwurf zur Aktualisierung der Empfehlungen, in dem sie vorschlägt, dass Frauen im Alter von 40 Jahren mit dem Mammographie-Screening beginnen sollten (die Richtlinien von 2016 empfehlen den Beginn im Alter von 50 Jahren) (siehe USPSTF-Empfehlungsübersicht). Ärzte sollten dafür sorgen, dass die Patientinnen verstehen, was ihr individuelles Risiko für Brustkrebs ist und die Patientinnen nach ihren Untersuchungspräferenzen befragen.

Tabelle

Mit dem Breast Cancer Risk Assessment Tool (BCRAT), oder dem Gail-Modell kann das 5-Jahres- und Lebenszeitrisiko einer Frau für Brustkrebs berechnet werden, basierend auf dem aktuellen Alter der Frau, dem Alter bei der Menarche, dem Alter bei der ersten Lebendgeburt, der Anzahl der Verwandten ersten Grades mit Brustkrebs und den Ergebnissen früherer Brustbiopsien. Nach dem Gail-Modell gelten Patientinnen mit einem 5-Jahres-Risiko von mehr als 1,67% für Brustkrebs als Hochrisikopatientinnen.

Bedenken darüber, wann und wie oft ein Mammographie-Screening durchzuführen ist.

  • Rate der falsch-positiven Ergebnisse

  • Risiken und Kosten

Nur etwa 10 bis 15% der durch Mammographie entdeckten Veränderungen sind Karzinome; 85 bis 90% der Befunde können falsch-negativ sein. Falsch-negative Ergebnisse können 15% überschreiten (4). Viele der Falsch-Positiven werden durch gutartige Läsionen verursacht (z. B. Zysten, Fibroadenome), aber es gibt Bedenken bzgl. des Erkennens von Läsionen, die die histologischen Definitionen von Krebs erfüllen, aber sich nicht zu einem invasiven Karzinom während der Lebenszeit des Patienten entwickeln.

Eine Brust-Tomosynthese (3-dimensionale Mammographie), durchgeführt mit der digitalen Mammographie, erhöht die Rate der Krebserkennung leicht und verringert die Rate des "Recall-Imaging" (5); diese Untersuchung ist für Frauen mit dichtem Brustgewebe hilfreich. Allerdings setzt der Test die Frauen 50 bis 100% mehr Strahlung aus als die herkömmliche Mammographie.

Obwohl die Mammographie niedrige Strahlendosen verwendet, hat die Strahlenbelastung kumulative Auswirkungen auf das Krebsrisiko (6).

Untersuchung der Brust

Die klinische Brustuntersuchung (CBE) ist in der Regel Bestandteil der jährlichen Routineuntersuchung bei Frauen > 40 (1). In den USA ergänzt die klinische Brustuntersuchung eher die Vorsorgeuntersuchung, als dass sie sie ersetzt. Die American Cancer Society und die US Preventive Services Task Force raten von der klinischen Brustuntersuchung (CBE) ab; das American College of Obstetricians and Gynecologists empfiehlt, die Patientinnen über die diagnostischen Grenzen dieser Untersuchung aufzuklären (1, 2). In einigen anderen Ländern dagegen, in denen die Mammographie als zu teuer gilt, stellt die klinische Untersuchung die einzige Vorsorgemaßnahme dar. Die Berichte über ihre Effektivität in diesem Rahmen variieren.

Die Brustselbstuntersuchung (BSE) als alleinige Screening-Methode hatkeinen Nutzen gezeigt und kann zu einer höheren Rate unnötiger Brustbiopsien führen. Die großen Berufsverbände empfehlen sie nicht als Teil der Routineuntersuchung. Frauen sollten jedoch über die Selbstwahrnehmung ihrer Brüste beraten werden, und wenn sie Veränderungen an ihrem Aussehen oder Gefühl (z. B. Wucherungen, Verdickungen, Vergrößerungen) feststellen, sollten sie ermutigt werden, sich ärztlich untersuchen zu lassen.  

MRT

MRT wird für das Screening von Frauen mit einem hohen (> 20%) Brustkrebsrisiko, wie diejenigen mit a BRCA Genmutation. Bei diesen Frauen sollte das Screening MRT sowie Mammographie und CBE umfassen. MRT ist sensitiver, kann aber weniger spezifisch sein. Bei Frauen mit dichtem Brustgewebe kann eine MRT im Rahmen einer Gesamtbeurteilung, die auch eine Risikobewertung umfasst, empfohlen werden.

Literatur zum Screening

  1. 1. Practice bulletin no. 179: Summary: Breast Cancer Risk Assessment and Screening in Average-Risk Women.Obstet Gynecol 130 (1), 241–243, 2017. doi:10.1097/AOG.0000000000002151

  2. 2. U.S. Preventive Services Task Force: Screening for breast cancer: U.S. Preventive Services Task Force recommendation statement. Ann Intern Med 151 (10):716–726, W-236, 2009. doi:10.7326/0003 -4819-151-10-200911170-00008

  3. 3. Boyd NF, Guo H, Martin LJ, et al: Mammographic density and the risk and detection of breast cancer. N Engl J Med 356(3):227-236, 2007. doi:10.1056/NEJMoa062790

  4. 4. Nelson HD, Fu R, Cantor A, et al: Effectiveness of breast cancer screening: Systematic review and meta-analysis to Update the 2009 U.S. Preventive Services Task Force Recommendation. Ann Intern Med 164 (4):244–255, 2016. doi: 10.7326/M15-0969 

  5. 5. Friedewald SM, Rafferty EA, Rose SL, et al: Breast cancer screening using tomosynthesis in combination with digital mammography. JAMA 311 (24):2499–2507, 2014. doi: 10.1001/jama.2014.6095

  6. 6. Miglioretti DL, Lange J, van den Broek JJ, et al: Radiation-Induced Breast Cancer Incidence and Mortality From Digital Mammography Screening: A Modeling Study. Ann Intern Med 164(4):205-214, 2016. doi:10.7326/M15-1241

Prävention von Brustkrebs

Maßnahmen zur Brustkrebsvorsorge umfassen

  • Lebensstiländerungen

  • Operative Eingriffe

  • Chemoprävention

Einige Studien haben ergeben, dass eine gesunde Ernährung, die Aufrechterhaltung eines gesunden Gewichts, regelmäßiger Sport und die Einschränkung des Alkoholkonsums mit einem geringeren Brustkrebsrisiko assoziiert sind (1). Darüber hinaus sollten die Patientinnen über die Vermeidung veränderbarer Faktoren beraten werden, die das Brustkrebsrisiko erhöhen (z. B. Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie in den Wechseljahren).

Bestimmte Hochrisikopopulationen (BRCA-Mutationsträgerinnen) können von einer risikomindernden Mastektomie profitieren.

Eine Chemoprävention mit Tamoxifen, Raloxifen oder einem Aromatasehemmer kann bei Frauen im Alter von ≥ 35 Jahren mit den folgenden Merkmalen indiziert sein:

  • Vorherige lobuläre Carcinoma in situ (LCIS) oder atypische duktale oder lobuläre Hyperplasie

  • Ein 5-Jahres-Risiko für die Entwicklung von Brustkrebs > 1,67%, basierend auf dem Gail-Modell

  • Vorgeschichte mit Thoraxbestrahlung im Alter von < 30 Jahren

  • Vorhandensein von Hochrisiko-Mutationen (z,.B. BRCA1 oder BRCA2 Mutationen, Li-Fraumeni-Syndrom)

Ein Computerprogramm zur Berechnung des Mammakarzinomrisikos nach dem Modell von Gail ist beim National Cancer Institute (NCI) at 1-800-4CANCER und auf der NCI web site. Die Empfehlungen der US Preventive Services Task Force (USPSTF) zur Chemoprävention von Brustkrebs sind bei der USPSTF und der American Society of Clinical Oncology verfügbar.

Tamoxifen hat sich bei prämenopausalen Patientinnen als wirksam erwiesen (2). Tamoxifen, Raloxifen oder ein Aromatasehemmer (Anastrozol oder Exemestan) haben sich bei postmenopausalen Patientinnen als wirksam erwiesen (3, 4). Eine Chemoprävention ist für jeden einzelnen Patienten nur dann angezeigt, wenn der Nutzen das Risiko unerwünschter Wirkungen überwiegt.

Risiken von Tamoxifen schließen Folgendes ein

Die Risiken sind für ältere Frauen höher.

Raloxifen scheint bei postmenopausalen Frauen ungefähr so wirksam wie Tamoxifen zu sein; das Risiko für Endometriumkarzinom, thromboembolische Komplikationen und Katarakte ist geringer. Raloxifen kann wie Tamoxifen die Knochendichte erhöhen. Raloxifen sollte als Alternative zu Tamoxifen zur Chemoprävention bei postmenopausalen Frauen in Betracht gezogen werden.

Osteoporose ist ein Risiko der Aromatasehemmer-Therapie.

Literatur zur Prävention

  1. 1. Malcomson FC, Wiggins C, Parra-Soto S, et al: Adherence to the 2018 World Cancer Research Fund (WCRF)/American Institute for Cancer Research (AICR) Cancer Prevention Recommendations and cancer risk: A systematic review and meta-analysis [published online ahead of print, 2023 Jun 13]. Cancer 10.1002/cncr.34842, 2023. doi:10.1002/cncr.34842

  2. 2. Cuzick J, Forbes JF, Sestak I, et al: Long-term results of tamoxifen prophylaxis for breast cancer--96-month follow-up of the randomized IBIS-I trial. J Natl Cancer Inst 99(4):272-282, 2007. doi:10.1093/jnci/djk049

  3. 3. Nelson HD, Fu R, Zakher B, et al: Medication Use for the Risk Reduction of Primary Breast Cancer in Women: Updated Evidence Report and Systematic Review for the US Preventive Services Task Force. JAMA 322(9):868-886, 2019. doi:10.1001/jama.2019.5780

  4. 4. Vogel VG, Costantino JP, Wickerham DL, et al. Update of the National Surgical Adjuvant Breast and Bowel Project Study of Tamoxifen and Raloxifene (STAR) P-2 Trial: Preventing breast cancer. Cancer Prev Res (Phila) 3(6):696-706, 2010. doi:10.1158/1940-6207.CAPR-10-0076

Wichtige Punkte

  • Screenen Sie Frauen, indem Sie eine klinische Brustuntersuchung, Mammographie (beginnend im Alter von 50 und oft im Alter von 40) und - bei Frauen mit hohem Risiko - MRT durchführen.

  • Ziehen Sie eine Prävention mit Tamoxifen oder Raloxifen bei Frauen mit hohem Risiko in Betracht.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. U. S. Preventive Services Task Force: Brustkrebs: Einsatz von Medikamenten zur Risikominderung: Auf dieser Webseite werden die Gründe für den Einsatz von Medikamenten zur Verringerung des Brustkrebsrisikos bei Frauen mit hohem Risiko erläutert und die Risiken des Einsatzes dieser Medikamente beschrieben.

  2. National Cancer Institute: Brustkrebs: Diese Webseite befasst sich mit der Genetik von Brust- und gynäkologischen Krebsarten sowie mit der Früherkennung, Prävention und Behandlung von Brustkrebs. Sie enthält auch evidenzbasierte Informationen über die unterstützende und palliative Pflege.