Halluzinogene sind eine heterogene Gruppe von Substanzen, die unberechenbare, idiosynkratische Reaktionen verursachen können. Eine Intoxikation verursacht typischerweise Halluzinationen, die mit einer veränderten Wahrnehmung, beeinträchtigtem Urteilsvermögen, Selbstbezogenheit und Depersonalisation einhergehen. Es gibt keine stereotypen Entzugserscheinungen. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Die Therapie ist unterstützend.
Zu den herkömmlichen Halluzinogenen gehören Lysergsäurediethylamid (LSD), Psilocybin und Mescalin. Alle werden aus natürlichen Stoffen hergestellt:
LSD aus einem Pilz, der oft Weizen- und Roggenmehl verunreinigt.
Psilocybin aus verschiedenen Arten von Pilzen
Mescalin aus dem Peyote-Kaktus
Viele synthetische Halluzinogene ("Designer-Drogen") basieren auf natürlich vorkommenden Tryptamin- oder Phenylethylaminmolekülen wie N,N-Dimethyltryptamin (DMT) und 5-Methoxy-N,N-Diisopropyltryptamin (5-MeO-DIPT).
Um die Sache noch komplizierter zu machen, werden viele illegale Drogen unter einem falschen Namen verkauft und enthalten tatsächlich andere Substanzen, oft Ketamin oder Phencyclidin (PCP), Anästhetika, Dextromethorphan oder andere Substanzen.
Einige andere psychotrope Substanzen, darunter Marihuana, haben ebenfalls halluzinogene Eigenschaften. Die Bezeichnung Halluzinogene für diese Substanzgruppe wird weiterhin beibehalten, obwohl diese Substanzen nicht unbedingt Halluzinationen verursachen. Noch weniger zutreffend sind allerdings andere Bezeichnungen wie Psychedelika oder Psychotomimetika.
Pathophysiologie der Halluzinogenintoxikation
LSD, Psilocybin und viele Designer-Halluzinogene sind Serotonin-Rezeptor-Agonisten. Bei Mescalin, einem Phenylethylamin ähnlich den Amphetaminen, wurde der genaue Wirkmechanismus bisher nicht bestimmt.
Die Art der Anwendung und die Auswirkungen sind unterschiedlich:
LSD wird in der Regel oral aus drogengetränktem Löschpapier oder in Form von Tabletten eingenommen. Die Wirkung tritt gewöhnlich binnen 30–60 min nach Ingestion auf; die Wirkungsdauer beträgt gewöhnlich 12–24 h.
Psilocybin wird oral eingenommen; die Wirkung hält in der Regel etwa 4–6 Stunden an.
Mescalin wird oral eingenommen. Das Einsetzen der Wirkung findet in der Regel 30–90 min nach der Einnahme statt; die Dauer der Wirkungen beträgt etwa 12 h.
DMT hat, wenn es geraucht wird, einen Wirkbeginn nach 2–5 min; die Wirkdauer beträgt in der Regel 20–60 min (dies erklärt den in den USA gebräuchlichen Namen "Businessman's lunch").
Es entwickelt sich eine ausgeprägte Toleranz gegenüber LSD, die aber nicht lange anhält. Konsumenten, die gegenüber einer dieser halluzinogenen Drogen tolerant sind, sind auch gegenüber den anderen Drogen kreuztolerant. Die psychologische Abhängigkeit ist sehr unterschiedlich, es gibt keine Anzeichen für eine körperliche Abhängigkeit oder Entzugserscheinungen.
Symptome und Beschwerden von Halluzinogen-Konsum
Eine Intoxikation führt zu veränderten Wahrnehmungen, einschließlich Synästhesien (z. B. das Hören von Tönen, das Hören von Farben), Intensivierung von Empfindungen, verbesserte Empathie, Depersonalisation (Gefühl, dass das Selbst nicht wirklich ist), eine verzerrte Wahrnehmung der Umwelt, sowie Stimmungsveränderungen (in der Regel euphorisch, manchmal depressiv). Benutzer berichten oft von einer Kombination dieser Effekte als ein "trip". Perioden intensiver psychologischer Effekte können mit Perioden der Klarheit abwechseln.
LSD kann auch mehrere physische Effekte haben, darunter Mydriasis, Sehstörungen, Schwitzen, Herzklopfen und Beeinträchtigung der Koordination. Viele andere Halluzinogene verursahen Übelkeit und Erbrechen. Bei allen ist das Urteilsvermögen beeinträchtigt.
Die Reaktionen auf Halluzinogene hängen von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise den Erwartungen des Konsumenten, seiner Fähigkeit im Umgang mit den Wahrnehmungsstörungen und den situativen Gegebenheiten. Bei LSD treten Wahnvorstellungen und Halluzinationen auf, sind aber selten. Selten sind auch Angst-Attacken, extreme Ängstlichkeit und Panikzustände.
Eine massive Überdosierung von LSD kann zu einem Herz-Kreislauf-Kollaps und lebensbedrohlicher Hyperthermie führen.
Psilocybin und Mescalin führen eher zu Halluzinationen. Wenn halluzinogene Reaktionen auftreten, klingen sie in der Regel schnell ab, wenn sie in einer sicheren Umgebung richtig behandelt werden. Bei manchen Betroffenen jedoch halten diese Störungen längere Zeit an (insb. nach LSD-Konsum) und können in einen chronisch psychotischen Zustand übergehen. Bisher ist nicht klar, ob in diesem Fall der Konsum der psychotropen Substanz diesen Zustand lediglich bei vorhandener Bereitschaft hervorruft bzw. aufdeckt oder ihn auch bei einer zuvor stabilen Persönlichkeit auslösen kann.
Chronische Wirkungen
Bei einigen Menschen, insbesondere bei Langzeit- oder Wiederholungskonsumenten (vor allem von LSD), treten Halluzinogen-Persistenzstörungen (HPPD) oder Flashbacks auf, lange nachdem sie den Drogenkonsum beendet haben. Bei der HPPD treten die gleichen Symptome wie beim ursprünglichen Drogenkonsum auch ohne die Droge auf. Kennzeichen dieser wiederkehrenden Episoden sind optische Verzerrungen, aber auch Störungen anderer Sinnesempfindungen (z. B. des Zeit-, Raum- und Körpergefühls) oder Halluzinationen.
Flashbacks können durch Stress, Müdigkeit oder den Konsum von Marihuana, Alkohol oder Barbituraten ausgelöst werden, oder sie können ohne ersichtlichen Grund auftreten. Die Wirkmechanismen sind nicht bekannt. Flashbacks klingen meist innerhalb von 6–12 Monaten ab, aber können über Jahre wiederkehren.
Diagnose des Konsums von Halluzinogenen
In der Regel eine klinische Diagnose
Die Diagnose des Konsums von Halluzinogenen wird in der Regel klinisch gestellt. Blutwerde werden nicht routinemäßig bestimmt. Außer bei PCP sind die meisten Halluzinogene nicht in den routinemäßigen Urintests auf Substanzen enthalten.
Behandlung des
Bei akuter Intoxikation: unterstützende Maßnahmen und eine Linderung der Angst und Agitation
Bei hartnäckiger Psychose: psychiatrische Versorgung
Bei einer akuten Intoxikation durch Halluzinogene genügt in der Regel eine ruhige, beruhigende Umgebung mit der Zusicherung, dass die bizarren Gedanken, Visionen und Geräusche auf die Droge zurückzuführen sind und bald wieder verschwinden werden. Beruhigungsmittel (z. B. Lorazepam, Diazepam) können helfen, schwere Angst zu reduzieren. Einige Patienten müssen möglicherweise chemisch und physisch fixiert werden, bis ihre Sicherheit gewährleistet ist.
Anhaltende psychotische Zustände oder andere psychische Störungen erfordern eine fachkundige psychiatrische Behandlung. Vorübergehende oder nicht übermäßig belastende Flashbacks müssen dagegen nicht unbedingt spezifisch behandelt werden. Bei Flashbacks, die mit schweren Angstzuständen und Depressionen einhergehen, können jedoch Beruhigungsmittel erforderlich sein.
Weitere Informationen
Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.
Findtreatment.gov: Listing of licensed US providers of treatment for substance use disorders