Ein Muskelkrampf (Wadenkrampf) ist eine plötzliche, kurze, unwillkürliche, schmerzhafte Kontraktion eines Muskels oder einer Muskelgruppe. Krämpfe treten häufig bei Gesunden (meist mittleren Alters und bei Älteren) auf, zuweilen in Ruhe, v. a. aber während oder nach sportlicher Betätigung oder in der Nacht (einschließlich im Schlaf. Nächtliche Beinkrämpfe treten in der Regel in der Wade auf und verursachen eine Plantarflexion des Fußes und der Zehen.
Weitere Störungen können einen Krampf vortäuschen:
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Dystonien können muskuläre Spasmen hervorrufen, die Symptome sind in der Regel jedoch länger anhaltend und wiederkehrend und beziehen andere Muskeln ein als die, die durch typische Beinkrämpfe (z. B. Nacken, Hand, Gesicht, Muskeln im ganzen Körper) betroffen sind.
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Auch eine Tetanie kann einen muskulären Spasmus verursachen, aber der Krampf dauert in der Regel länger an (oft mit wiederholten kurzen Muskelzuckungen). Er tritt üblicherweise bilateral und diffus auf, allerdings können isolierte Karpopedalspasmen vorkommen.
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Muskuläre Ischämie während körperlicher Anstrengung bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit) kann zu Schmerzen in der Wade führen. Dieser Schmerz ist jedoch auf den unzureichenden Blutfluss zu den Muskeln zurückzuführen, und die Muskeln kontrahieren nicht wie bei einem Krampf.
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Unter illusorischen Krämpfen wird die Empfindung von Krämpfen ohne Muskelkontraktion oder Ischämie verstanden.
Ursachen
Die häufigsten Arten von Beinkrämpfen sind
Muskelkrämpfe kommen bei fast jedem irgendwann vor, jedoch erhöhen bestimmte Faktoren das Risiko und die Schwere der Krämpfe. Sie umfassen folgende Tests:
Mit Muskelkrämpfen assoziierte Arzneimittel und Erkrankungen
Bewertung
Es erfolgt eine Konzentration auf die Erkennung dessen, was behandelbar ist. In vielen Fällen wurde eine Störung, die zu Krämpfen beiträgt oder weitere Symptome verursacht, welche über lästige Krämpfe hinausgehen, bereits diagnostiziert.
Krämpfe sind von der Schaufensterkrankheit und von Dystonien zu unterscheiden; eine klinische Abklärung ist in der Regel angezeigt.
Historie
Die Vorgeschichte der bestehenden Krankheit sollte eine Beschreibung der Krämpfe, inkl. Dauer, Häufigkeit, Lokalisation, scheinbaren Auslösern und allen damit verbundenen Symptomen, erbringen. Zu den Symptomen, die mit neurologischen oder Muskelerkrankungen zusammenhängen können, gehören Muskelsteifigkeit, Schwäche, Schmerzen und Sensibilitätstörungen. Aufgenommen werden Faktoren, die zu Dehydrierung, Elektrolyt- oder Volumenungleichgewichten beitragen können (z. B. Erbrechen, Diarrhö, exzessiver Sport und Schwitzen, kürzlich erfolgte Dialyse, Diuretikagebrauch, Schwangerschaft).
Bei der Überprüfung der Organsysteme sollte nach Symptomen gesucht werden, die auf mögliche Ursachen hinweisen, einschließlich der Folgenden:
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Amenorrhoe oder Menstruationsstörungen: Schwangerschafts-bedingte Krämpfe in den Beinen
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Kälteintoleranz mit Gewichtszunahme und Hautveränderungen: Hypothyreose
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Schwäche: Neurologische Erkrankungen
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Schmerz oder Verlust von Empfindungen: Periphere Neuropathien oder Radikulopathie
Die medizinische Vorgeschichte sollte alle Störungen einschließen, die Krämpfe verursachen können. Eine komplette Medikamentenanamnese, einschließlich des Gebrauchs von Alkohol, wird erhoben.
Körperliche Untersuchung
Zur allgemeinen Untersuchung gehört die Haut; geschaut wird nach Zeichen von Alkoholismus, nach Ödemen, in die keine Delle eingedrückt werden kann, oder Verlust der Augenbrauen (Hinweis auf Hypothyreodismus) und nach Veränderungen der Feuchtigkeit oder des Turgors der Haut. Eine neurologische Untersuchung, inkl. der Muskeldehnungsreflexe, wird durchgeführt.
Der Puls sollte getastet, der Blutdruck an allen Extremitäten gemessen werden. Ein schwacher Puls oder ein niedriges Knöchel-Arm-Blutdruckverhältnis in einer betroffenen Extremität kann eine Ischämie anzeigen.
Warnhinweise
Interpretation der Befunde
Fokale Krämpfe legen benigne idiopathische Beinkrämpfe, trainingsassoziierte Muskelkrämpfe, muskuloskekelettale Anomalien, Ursachen im peripheren Nervensystem oder eine frühe degenerative Erkrankung nahe, die asymmetrisch sein kann, z. B. eine Motoneuronenstörung. Fokale Hyporeflexie lässt auf eine periphere Neuropathie, Plexopathie oder Radikulopathie schließen.
Bei Patienten mit diffusen Krämpfen (insbesondere mit Zittern) deutet Hyperreflexie auf eine systemische Ursache hin (z. B. Abnahme des ionisierten Kalziums, ggf. Alkoholismus, eine Motoneuronenstörung oder ein Arzneimittel), obwohl die Auswirkungen auf die Muskeldehnungsreflexe je nach Wirkstoff variieren können. Eine generalisierte Hyporeflexie kann auf Hypothyreodismus und auch Alkoholismus hinweisen oder, insbesondere bei älteren Patienten, ein normaler Befund sein.
Eine normale Untersuchung und eine kompatible Anamnese weisen auf benigne idiopathische Beinkrämpfe oder trainingsassoziierte Muskelkrämpfe hin.
Testing
Die Testung erfolgt gemäß den anormalen klinischen Befunden. Kein Test wird routinemäßig durchgeführt.
Blutglukose, Nierenfunktionstests und Elektrolytspiegel, inkl. Kalzium und Magnesium, sollten bestimmt werden, wenn Patienten diffuse Krämpfe unbekannter Ursache haben, insbesondere bei Hyperreflexie.
Ionisiertes Kalzium und arterielle Blutgase (ABG) (zur Bestätigung einer respiratorischen Alkalose) werden bei Patienten mit Tetanie gemessen.
Eine Elektromyographie wird durchgeführt, wenn krampfende Muskeln auch schwach sind.
Eine MRT von Gehirn und Rückenmark erfolgt oft bei diffuser Muskelschwäche.
Therapie
Vorbeugung
Vorbeugende Maßnahmen bei Krämpfen sind:
Folgende Dehnübung für Läufer ist äußerst nützlich: Die Person steht auf beiden Beinen, das eine ist vorne mit gebeugtem Knie, das andere hinten mit durchgedrücktem Knie (Ausfallschritt). Die Hände können an der Wand abgestützt werden. Beide Fersen bleiben auf dem Boden. Das vordere Knie wird weiter gebeugt, bis eine Dehnung an der Rückseite des anderen Beins zu spüren ist. Je größer der Abstand zwischen den Füßen und je stärker die Beugung des vorderen Knies, desto ausgeprägter ist die Dehnung. Die Dehnung wird 30 Sekunden lang gehalten und 5-mal wiederholt. Die Übung wird dann mit dem anderen Bein wiederholt.
Die meisten der oft zur Vermeidung von Krämpfen verschriebenen Arzneimittel (z. B. Suppelementierung mit Kalzium, Chinin, Magnesium, Benzodiazepine) sind nicht zu empfehlen. Die Mehrzahl weist keine nachgewiesene Wirksamkeit auf. In einigen Studien war Chinin zwar wirksam, es wird aber wegen gelegentlich auftretender schwerer Nebenwirkungen in der Regel nicht empfohlen (z. B. Arrhythmien, Thrombozytopenie, thrombotisch-thrombozytopenische Purpura [TTP] und hämolytisch-urämisches Syndrom [HUS], schwere allergische Reaktionen). Mexiletin hilft manchmal, aber es ist unklar, ob dies das Risiko unerwünschter Wirkungen rechtfertigt. Die Wirkungen sind: Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen, Schwindel und Zittern.
Wichtige Punkte
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Beinkrämpfe kommen häufig vor.
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Die gängigen Ursachen sind benigne idiopathische Beinkrämpfe und trainingsassoziierte Muskelkrämpfe.
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Krämpfe sind von der Schaufensterkrankheit und von Dystonien zu unterscheiden; eine klinische Abklärung ist in der Regel angezeigt.
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Dehnen kann Krämpfe lindern und verhindern helfen.
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Eine medikamentöse Therapie wird in der Regel nicht empfohlen.