Das Horner-Syndrom besteht aus Ptosis, Miosis und Anhidrose durch eine Funktionsstörung der zervikalen sympathischen efferenten Fasern. Die Diagnose wird durch pharmakologische Tests mit Kokain- oder Apraclonidin-Augentropfen bestätigt. Zur Feststellung der Ursache kann eine Bildgebung (MRT oder CT) des Gehirns, des Rückenmarks, des Thorax oder des Halses erforderlich sein. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache.
(Siehe auch Übersicht über das autonome Nervensystem.)
Ätiologie des Horner-Syndroms
Ein Horner-Syndrom tritt auf, wenn der sympathische Halsstrang, der vom Hypothalamus bis zum Auge führt, unterbrochen ist. Die ursächliche Läsion kann primär (inkl. angeboren) sein oder sekundäre Folge einer anderen Erkrankung.
Läsionen werden in der Regel wie folgt klassifiziert:
Zentral bedingt (z.B. bei Hirnstammischämie, Syringomyelie, Hirntumor, Rückenmarkstumor)
Peripher (z. B. Pancoast-Tumor-, Halslymphknoten-Adenopathie, Hals- und Schädelverletzungen, Aortendissketion oder Dissektion der A. carotis, Thorax-Aortenaneurysma)
Periphere Läsionen können präganglionären oder postganglionären Ursprungs sein.
Symptome und Zeichen des Horner-Syndroms
Symptome des Horner-Syndroms sind Ptosis (hängendes Augenlid), Miosis (verengte Pupille), Anhidrose und Hyperämie der betroffenen Seite.
DR P. MARAZZI/SCIENCE PHOTO LIBRARY
Bei der kongenitalen Form wird die Iris nicht pigmentiert und bleibt graublau.
Diagnose des Horner-Syndroms
Kokain- oder Apraclonidin-Augentropfen-Test
MRT oder CT zur Diagnose der Ursache
Das Einträufeln von Augentropfen kann dazu beitragen, ein Horner-Syndrom zu bestätigen und zu charakterisieren.
Zuerst werden Kokain- (4% oder 10%) oder Apraclonidin-Tropfen (0,5%) in beide Augen eingebracht:
Kokain:Kokain blockiert die synaptische Wiederaufnahme von Noradrenalin und bewirkt, dass sich die Pupille des nicht betroffenen Auges ausdehnt. Liegt eine postganglionäre Läsion (peripheres Horner-Syndrom) vor, erweitert sich die Pupille des betroffenen Auges nicht, weil die postganglionären Nervenendigungen degeneriert sind; die Folge ist eine erhöhte Anisokorie (ungleiche Pupillengröße). Liegt die Läsion oberhalb des Ganglion cervicale superior (präganglionäres oder zentrales Horner-Syndrom) und sind die postganglionären Fasern intakt, erweitert sich auch die Pupille des betroffenen Auges und die Anisokorie nimmt ab.
Apraclonidin:Apraclonidin ist ein schwacher alpha-adrenerger Agonist, der die Pupille eines normalen Auges minimal erweitert. Liegt eine postganglionäre Läsion vor (peripheres Horner-Syndrom), dilatiert die Pupille des betroffenen Auges mehr als die des nicht betroffenen Auges, weil der Irisdilatatormuskel des betroffenen Auges seine sympathische Innervation verloren und eine adrenerge Überempfindlichkeit entwickelt hat. Infolgedessen nimmt die Anisokorie ab. (Allerdings können die Ergebnisse fälschlicherweise normal ausfallen, wenn die ursächliche Läsion akut ist.) Wenn die Läsion präganglionär ist (oder ein zentrales Horner-Syndrom), dilatiert die Pupille des betroffenen Auges nicht, weil der Irisdilatator keine adrenerge Überempfindlichkeit entwickelt. Infolgedessen nimmt Anisokorie zu.
Wenn die Ergebnisse auf ein Horner-Syndrom hindeuten, werden weitere Tests durchgeführt, um eine postganglionäre Läsion von einer zentralen oder präganglionären Läsion zu unterscheiden.
Patienten mit Horner-Syndrom benötigen, abhängig vom klinischen Verdacht, ein MRT oder CT vom Gehirn, Rückenmark, oberer Brust- oder Nackenregion, um die Anomalie zu lokalisieren.
Behandlung des Horner-Syndroms
Behandlung der Ursache
Die Ursache des Horner-Syndroms wird, wenn sie identifiziert ist, behandelt; für das primäre Horner-Syndrom gibt es keine Behandlung.
Wichtige Punkte
Das Horner-Syndrom verursacht Ptosis, Miosis und Anhidrose.
Es resultiert aus einer zentralen oder peripheren Läsion (präganglionär oder postganglionär), die den zervikalen sympathischen Weg unterbricht, der vom Hypothalamus zum Auge verläuft.
Instillieren von Kokain oder Apraclonidin in beiden Augen, um die Diagnose des Horner-Syndroms zu bestätigen und die Lokalisierung der Läsion zu unterstützen (präganglionär oder postganglionär).
Je nach klinischem Verdacht MRT oder CT von Gehirn, Rückenmark, Brust oder Hals durchführen.
Behandeln Sie die Ursache, falls bekannt; es gibt keine Behandlung für das primäre Horner-Syndrom.
