Hyperventilationssyndrom

VonRebecca Dezube, MD, MHS, Johns Hopkins University
Überprüft/überarbeitet Nov. 2023
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Das Hyperventilationssyndrom ist definiert als mit Angstzuständen assoziierte Dyspnoe und Tachypnoe, oft begleitet von systemischen Symptomen. Kann akut oder chronisch sein die Diagnose ist eine Ausschlussdiagnose. Die Therapie ist symptomatisch.

Häufig betroffen sind junge Frauen. Generell können aber beide Geschlechter aller Altersstufen ein Hyperventilationssyndrom entwickeln. Manchmal wird es durch emotional belastende Ereignisse hervorgerufen. Das Hyperventilationssyndrom unterscheidet sich von einer Panikstörung, obwohl beide Erkrankungen Überlappungen zeigen; ca. die Hälfte aller Patienten mit Panikstörung leiden unter Hyperventilation, und bei einem Viertel aller Patienten mit Hyperventilationssyndrom liegt eine Panikstörung vor (1).

Hinweis

  1. 1. Cowley DS, Roy-Byrne PP. Hyperventilation and panic disorder. Am J Med 1987;83(5):929-937. doi:10.1016/0002-9343(87)90654-1

Symptome und Zeichen des Hyperventilationssyndroms

Im Hyperventilationsanfall können Patienten manchmal unter so starker Dyspnoe leiden, dass sie das Gefühl haben zu ersticken. Sie kann von Unruhe und einem Gefühl des Schreckens oder von Symptomen wie Brustschmerzen, Parästhesien (peripher und perioral), peripherer Tetanie (z. B. Steifheit der Finger oder Arme) und Präsynkopen oder Synkopen oder manchmal auch von einer Kombination all dieser Befunde begleitet sein. Die Tetanie wird durch die respiratorische Alkalose verursacht, die zu Hypophosphatämie und Hypokalzämie führt. Bei der Untersuchung können die Patienten ängstlich, tachypnoisch oder auch beides erscheinen. Die Lungenuntersuchung ist unauffällig.

Diagnose des Hyperventilationssyndroms

  • Untersuchungen, um andere Diagnosen auszuschließen (Röntgenthorax, EKG, Pulsoxymetrie).

Das Hyperventilationssyndrom ist eine Ausschlussdiagnose. Die Herausforderung besteht im wohlüberlegten Einsatz weiterführender Diagnostik zum Ausschluss schwererer Erkrankungen.

Zu den grundlegenden Tests gehören

  • Pulsoxymetrie

  • Röntgenthorax

  • EKG

Die Pulsoxymetrie zeigt beim Hyperventilationssyndrom eine Sauerstoffsättigung bei oder nahe 100%. Der Röntgenthoraxbefund ist unauffällig. Das EKG dient dem Ausschluss einer kardialen Ischämie. Beim Hyperventilationssyndrom können jedoch ST-Strecken-Senkungen, Umkehrung der T-Wellen und verlängerte QT-Zeiten auftreten.

Arterielle Blutgasmessungen (ABG) sind erforderlich, wenn andere Ursachen für die Hyperventilation vermutet werden, z. B. eine metabolische Azidose.

Gelegentlich kann das Hyperventilationssyndrom nicht von einer akuten Lungenembolie unterschieden werden, und Tests auf Lungenembolie (z. B. D-Dimer, Ventilations-/Perfusionsszintigraphie, CT-Angiographie) können erforderlich sein.

Behandlung von Hyperventilationssyndrom

  • Unterstützende Beratung

  • Manchmal psychiatrische oder psychologische Behandlung

Die Therapie besteht in der Aufklärung und Beruhigung des Patienten. Manche Ärzte propagieren eine Patientenschulung in Techniken der maximalen Exspiration und Zwerchfellatmung. Bei den meisten Patienten ist eine Behandlung der zugrunde liegenden affektiven Störung oder der Angststörung erforderlich. Diese Behandlung besteht u. a. aus einer kognitiven Therapie, Techniken zur Stressbewältigung, Medikamenten (Anxiolytika, Antidepressiva, Lithium) oder einer Kombination dieser Verfahren.