Arzneimittelwechselwirkungen

VonShalini S. Lynch, PharmD, University of California San Francisco School of Pharmacy
Überprüft/überarbeitet Juli 2022
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    Arzneimittelwechselwirkungen sind Veränderungen in der Wirksamkeit des Arzneimittels aufgrund einer kürzlich vorangegangenen oder gleichzeitigen Anwendung von einem oder mehreren anderen Arzneimitteln (Arzneimittel-Arzneimittel-Wechselwirkung) oder aufgrund von Nahrungsaufnahme (Nährstoff-Arzneimittel-Wechselwirkung) oder Aufnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (Nahrungsergänzungsmittel-Arzneimittel-Wechselwirkung)

    Eine Arzneimittel-Arzneimittel-Wechselwirkung kann die Wirksamkeit eines oder beider Arzneimittel vermindern oder erhöhen. Klinisch signifikante Wechselwirkungen sind häufig vorhersehbar und in der Regel unerwünscht (siehe Einige Arzneimittel mit möglicherweise schwerwiegenden Arzneimittel-Arzneimittel-Wechselwirkungen). Die Folge können unerwünschte Arzneimittelwirkungen oder Therapieversagen sein. Selten können Ärzte vorhersehbare Arzneimittel-Arzneimittel-Wechselwirkungen nutzen, um eine gewünschte therapeutische Wirkung zu erzeugen. Die gleichzeitige Gabe von Lopinavir und Ritonavir führt zum Beispiel bei Patienten mit einer HIV-Infektion zu einem veränderten Stoffwechsel von Lopinavir und erhöht die Konzentration und Wirksamkeit von Serum-Lopinavir.

    Tabelle

    Bei therapeutischer Verdopplung werden zwei Arzneimittel mit gleichartigen Eigenschaften gleichzeitig eingenommen, was zu einer additiven Wirkung führt. Wenn beispielsweise ein Benzodiazepin wegen Angstgefühl genommen wird und vor dem Zubettgehen ein weiteres Benzodiazepin wegen Schlaflosigkeit, kann dies eine kumulative Wirkung haben und toxisch wirken.

    Arzneimittelwechselwirkungen beinhalten

    Bei pharmakodynamischen Wechselwirkungen verändert ein Arzneimittel die Sensitivität oder Reaktionsfähigkeit von Geweben gegenüber einem anderen Arzneimittel, indem es dieselbe (agonistische) oder blockierende (antagonistische) Wirkung hat. Diese Effekte treten gewöhnlich auf Rezeptorebene auf, können aber auch intrazellulär auftreten.

    Bei pharmakokinetischen Wechselwirkungen verändert das Arzneimittel gewöhnlich die Resorption, Verteilung, Proteinbindung, den Stoffwechsel oder die Ausscheidung eines anderen Arzneimittels. Daher verändern sich die Menge und die Persistenz des verfügbaren Arzneimittels am Ort des Rezeptors. Pharmakokinetische Wechselwirkungen verändern das Ausmaß und die Dauer, nicht aber die Art der Wirkung. Häufig können sie aufgrund von Kenntnissen über das jeweilige Arzneimittel vorhergesehen, bei Überwachung von Arzneimittelkonzentrationen oder durch klinische Zeichen entdeckt werden.

    Minimierung von Arzneimittelwechselwirkungen

    Ärzte sollten alle Arzneimittel kennen, die ihre Patienten gegenwärtig einnehmen, auch diejenigen, die durch andere Ärzte verschrieben wurden, sowie alle freiverkäuflichen Arzneimittel, pflanzlichen Produkte und Nahrungsergänzungsmittel. Zudem wird empfohlen, Patienten einschlägig zu Ernährung und Alkoholkonsum zu befragen. Es sollten so wenig Arzneimittel wie möglich in der geringsten Dosierung und für den kürzestmöglichen Zeitraum verschrieben werden. Für alle eingenommenen Arzneimittel sollten sowohl die erwünschten als auch die unerwünschten Wirkungen bestimmt werden, da diese Wirkungen in der Regel auch das Spektrum von Arzneimittelwechselwirkungen umfassen. Wenn möglich sollten Arzneimittel mit einer breiten Sicherheitsmarge verwendet werden, sodass unvorhergesehene Wechselwirkungen keine Toxizität verursachen.

    Einige Wechselwirkungen werden erst nach einer Woche oder später erkennbar (z. B. Wirkungen, die durch Enzyminduktion beeinflusst werden). Die Patienten sollten, insbesondere nach einem Wechsel der Medikation, hinsichtlich unerwünschter Wirkungen beobachtet und überwacht werden. Bei etwaigen unerwarteten Problemen sollten Arzneimittelwechselwirkungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden. Beim Auftreten von unerwarteten klinischen Reaktionen sollte der verordnende Arzt die Serumkonzentration von ausgewählten eingenommenen Arzneimitteln bestimmen, die Literatur oder einen Experten für Arzneimittelwechselwirkungen konsultieren und die Dosis anpassen, bis die gewünschte Wirkung erzielt wird. Wenn sich eine Dosisanpassung als wirkungslos erweist, sollte das Arzneimittel durch ein anderes ersetzt werden, das keine Wechselwirkung mit anderen einzunehmenden Arzneimitteln hat.