Erfrierungen

VonDaniel F. Danzl, MD, University of Louisville School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Dez. 2022
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Kurzinformationen

Erfrierungen 2. und 3. Grades sind Kälteschäden, die zu einer dauerhaften Schädigung der betroffenen Bereiche führen.

  • Extreme Kälte kann die Gewebe gefrieren, wodurch sie zerstört werden, manchmal zusammen mit dem umliegenden Gewebe.

  • Der Bereich kann gefühllos, weiß, geschwollen, mit Blasen übersät oder schwarz und lederartig sein.

  • Der Bereich wird so schnell wie möglich in warmem Wasser aufgewärmt.

  • Die meisten Bereiche heilen mit der Zeit ab, aber manchmal ist ein chirurgischer Eingriff notwendig, um das tote Gewebe zu entfernen.

(Siehe auch Überblick über Kälteschäden.)

Die Schäden bei einer schweren Erfrierung entstehen durch mehrere Faktoren. Durch Erfrierungen werden einige Zellen abgetötet, andere überleben aber. Da sich die Blutgefäße bei Kälte verengen, kann das in der Nähe des erfrorenen Bereichs gelegene, selbst jedoch nicht erfrorene Gewebe durch die Minderdurchblutung ebenfalls geschädigt werden. Manchmal bilden sich durch die Kälte in den kleinen Blutgefäßen des betroffenen Gewebes kleine Blutgerinnsel. Diese können den Blutfluss so stark behindern, dass das Gewebe abstirbt. Wird der betroffene Bereich schließlich wieder mit Blut versorgt, setzt das geschädigte Gewebe eine Reihe chemischer Substanzen frei, die eine Entzündungsreaktion auslösen. Entzündungen verschlimmern den durch die Kälte entstandenen Schaden. Darüber hinaus werden bei Erwärmung des gefrorenen Gewebes toxische Substanzen im Blut freigesetzt, die Herzrhythmusstörungen verursachen können.

Beim Aufenthalt in Temperaturen unter dem Gefrierpunkt kann grundsätzlich jeder Körperteil schwere Erfrierungen erleiden. Das Risiko dafür hängt vom Kältegrad und von der Dauer der Kälteexposition ab. Ein besonders hohes Risiko haben Menschen, deren Durchblutung gestört ist, sei es aufgrund von Diabetes oder Arteriosklerose, Gefäßspasmen (die durch Rauchen, einige neurologische Störungen und bestimmte Medikamente verursacht sein können) oder weil zu eng sitzende Handschuhe oder Stiefel die Durchblutung behindern. Am stärksten gefährdet sind Hände, Füße und das Gesicht. Besonders gefährlich ist der Kontakt mit Nässe und Metall, da dieser den Erfrierungsprozess beschleunigt.

Symptome von Erfrierungen 2. und 3. Grades

Die Symptome einer Erfrierung hängen davon ab, wie tief die Erfrierung ins Gewebe dringt und wie viel Gewebe betroffen ist. Ist die Erfrierung eher oberflächlich, wird die Haut gefühllos und verfärbt sich weiß. Geht die Erfrierung etwas tiefer, bilden sich Blasen und die Haut schwillt an. Bei tiefen Erfrierungen ist die Extremität gefühllos, kalt und hart. Der betroffene Bereich ist blass und kalt. Blasen können sich entwickeln. Mit einer klaren Flüssigkeit gefüllte Blasen deuten auf eine leichtere Schädigung hin als blutgefüllte Blasen.

Die erfrorene Extremität kann aufgrund des abgestorbenen Gewebes grau und weich werden (feuchte Gangrän). Dann lässt sich eine Amputation meist nicht umgehen. Häufiger entsteht jedoch eine trockene Gangrän, bei der der erfrorene Bereich schwarz und ledrig ist.

Diagnose von Erfrierungen 2. und 3. Grades

  • Untersuchung durch eine medizinische Fachkraft

  • Frühere Kältebelastung

Schwere Erfrierungen werden anhand ihres typischen Aussehens und im zeitlichen Zusammenhang mit einer Kälteexposition diagnostiziert. Manchmal treten in den ersten paar Tagen sowohl Frostbeulen als auch Verletzungen ohne Erfrierungen auf. Nach einer Weile entwickelt das erfrorene Gewebe charakteristische Symptome, das es von Verletzungen ohne Erfrierungen unterscheidet.

Behandlung von Erfrierungen 2. und 3. Grades

  • Den Betroffenen erwärmen

  • Den erfrorenen Bereich in warmes Wasser eintauchen

Außerhalb des Krankenhauses

Menschen mit Erfrierungen sollten in warme Decken gehüllt werden, weil sie auch unterkühlt sein könnten (Hypothermie). Wenn möglich sollte sofort mit dem Aufwärmen des erfrorenen Bereichs begonnen werden. Der Bereich wird in warmes Wasser mit einer Temperatur getaucht, die von der Betreuungsperson als angenehm empfunden wird (ca. 37 bis 39 °C). Der betroffene Bereich sollte nicht abgerieben werden (z. B. mit Schnee), da dadurch weitere Gewebeschädigungen verursacht werden. Weil der Bereich gefühllos ist, können die Betroffenen nicht sagen, ob sich die Erfrierung verschlimmert. Deshalb sollte der Bereich nicht vor einem Feuer oder mit einer Heizmatte oder Heizdecke erwärmt werden.

Es treten mehr Schäden auf, wenn das Gewebe aufgetaut wird und wieder gefriert, als wenn es im gefrorenen Zustand gelassen wird. Folglich sollte das Gewebe nicht aufgetaut werden, wenn eine Person mit Frostbeulen erneut Bedingungen unter dem Gefrierpunkt ausgesetzt werden muss, insbesondere wenn der erfrorene Fuß zum Laufen benötigt wird. Aufgetaute Füße sind beim Laufen ungeschützter gegen Beschädigungen. Deshalb sollte alles unternommen werden, um das geschädigte Gewebe gegen Reiben, Einschnürungen oder weiteren Schäden zu schützen. Die Füße werden normalerweise gesäubert, getrocknet und zugedeckt. Die Menschen werden warmgehalten und erhalten, wenn möglich ein Schmerzmittel. Sie werden so schnell als möglich ins Krankenhaus gebracht.

Wussten Sie ...

  • Eine erfrorene Stelle sollte nicht abgerieben werden (z. B. mit Schnee), weil das Reiben das Gewebe noch weiter schädigt.

Im Krankenhaus

Im Krankenhaus wird mit dem Aufwärmen begonnen oder es wird fortgesetzt. Das vollständige Aufwärmen dauert etwa 15 bis 30 Minuten. Während des Aufwärmens werden die Patienten gebeten, den betroffenen Körperteil vorsichtig zu bewegen. Die gefrorenen Bereiche werden ausgesprochen schmerzhaft, sobald sie sich aufwärmen, weshalb eine Injektion eines opiumhaltigen Schmerzmittels notwendig sein kann. Blasen sollten nicht aufgestochen werden. Wenn Blasen aufbrechen, sollten sie mit einer antibiotischen Salbe bedeckt werden.

Sobald das Gewebe aufgewärmt ist, sollte der betroffene Bereich sanft abgewaschen, getrocknet und dann locker mit sterilen Kompressen verbunden sowie sorgfältig sauber und trocken gehalten werden, um eine Entzündung zu vermeiden. Entzündungshemmende Mittel, wie Ibuprofen zum Einnehmen oder ein Aloe-Vera-Gel zum Auftragen wirken entzündungslindernd. Infektionen müssen mit Antibiotika behandelt werden. Allerdings versuchen manche medizinische Fachkräfte, eine Infektion zu verhindern, indem sie allen Patienten mit schweren Erfrierungen Antibiotika verabreichen. Manche medizinische Fachkräfte geben auch Medikamente in eine Vene oder Arterie, um die Durchblutung in dem betreffenden Bereich zu verbessern, obwohl diese Behandlungsmethode nur in den ersten Tagen nach der Verletzung gute Wirkung zeigt. Wenn Betroffene nicht gegen Tetanus geimpft sind oder eine Auffrischungsimpfung gegen Tetanus fällig wäre, können medizinische Fachkräfte eine Tetanusimpfung verabreichen.

Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus

Die Betroffenen müssen sich gesund ernähren, damit der Körper genug Wärme produzieren kann.

Sprudelbäder mit heißem Wasser (ca. 37 °C) dreimal täglich, gefolgt von behutsamem Abtrocknen, Ruhe und Zeit sind die besten Folgebehandlungen. Die meisten Menschen erholen sich langsam über mehrere Monate hinweg, wobei jedoch manchmal eine Amputation notwendig ist, um das abgestorbene Gewebe zu entfernen. Da Erfrierungen anfangs ausgedehnter und schwerwiegender aussehen können, als es sich Wochen oder Monate später herausstellt, wird mit einer Amputation gewöhnlich mehrere Monate gewartet, damit der Bereich genug Zeit zum Heilen hatte. Manchmal hilft eine bildgebende Untersuchung, wie etwa ein Radionuklidscan, eine Mikrowellenthermographie oder ein Laser-Doppler, um festzustellen, welcher Bereich sich erholen wird und welcher nicht. Bereiche, die nicht heilen werden, müssen amputiert werden. Manchen Menschen behalten nach dem Abheilen der Erfrierung ein Taubheitsgefühl oder eine Überempfindlichkeit gegen Kälte zurück.