Wahnhafte Störung

VonMatcheri S. Keshavan, MD, Harvard Medical School
Überprüft vonMark Zimmerman, MD, South County Psychiatry
Überprüft/überarbeitet Geändert Juli 2025
v41277510_de
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Wahnhafte Störungen sind dadurch gekennzeichnet, dass der Betroffene mindestens 1 Monat lang fest an mindestens 1 falschen Überzeugung festhält, ohne andere Anzeichen einer Psychose zu zeigen.

  • Der Irrglaube kann gewöhnliche Dinge betreffen, die passieren könnten (wie beispielsweise vom Ehepartner betrogen zu werden) oder Dinge, die sehr unwahrscheinlich sind (z. B. das Entfernen der inneren Organe, ohne eine Narbe zu hinterlassen).

  • Diese Störung kann sich bei Menschen mit paranoider Persönlichkeitsstörung entwickeln.

  • Diagnostiziert wird die Störung anhand standardisierter psychiatrischer Diagnosekriterien und anhand der Vorgeschichte des Patienten, nachdem alle weiteren möglichen Ursachen ausgeschlossen wurden.

  • In der Regel bleibt die Funktionsfähigkeit erhalten und die Betroffenen können auch weiterhin ihrem Beruf nachgehen.

  • Ein gutes Arzt-Patient-Verhältnis ist ein wesentlicher Faktor bei der Behandlung.

Die wahnhafte Störung zeigt sich gewöhnlich erstmals bei Menschen im mittleren oder späteren Lebensalter. Sie ist seltener als Schizophrenie. Wahnhafte Störungen unterscheidet man von einer Schizophrenie dadurch, dass Wahnvorstellungen ohne eines der anderen hervorstechenden Symptome einer Psychose auftreten (z. B. offensichtliche Halluzinationen, desorganisiertes Sprechen oder desorganisiertes Verhalten). Zur Diagnose wahnhafter Störungen dürfen Wahnvorstellungen nicht auf eine andere Erkrankung oder eine Substanz beruhen (illegale Droge oder eine andere Substanz, die das Denken oder Verhalten beeinträchtigt).

Die Wahnvorstellungen können sich auf Situationen beziehen, die durchaus im wirklichen Leben auftreten können, etwa verfolgt, vergiftet oder angesteckt zu werden, oder heimlich geliebt zu werden. Seltener beinhalten sie Situationen, die extrem unwahrscheinlich sind, wie etwa das Entfernen der inneren Organe, ohne eine Narbe zu hinterlassen. Der Unterschied zwischen einer Wahnvorstellung und einer falschen Annahme oder einem Irrglauben besteht darin, dass die Betroffenen an der Wahnvorstellung festhalten, egal wie viele Tatsachen dagegensprechen.

Symptome einer wahnhaften Störung

Eine wahnhafte Störung kann sich bei jemandem entwickeln, der bereits eine paranoide Persönlichkeitsstörung hat. Ab dem frühen Erwachsenenalter sind Menschen mit paranoider Persönlichkeitsstörung gegenüber anderen und ihren Motiven von Misstrauen und Argwohn erfüllt.

Frühe Symptome einer wahnhaften Störung können das Folgende umfassen:

  • Das Gefühl, ausgebeutet zu werden

  • Sorge um die Loyalität und Vertrauenswürdigkeit von Freunden

  • Heraushören von Bedrohungen aus freundlich gemeinten Bemerkungen oder Ereignissen

  • Über lange Zeit nachtragend sein

  • Schnelles Ansprechen auf wahrgenommene Kränkungen

Menschen mit wahnhafter Störung verhalten sich nicht offensichtlich bizarr oder merkwürdig. Sie führen in der Regel ein relativ normales Leben, außer wenn ihre speziellen Wahnvorstellungen Probleme verursachen. So kann es zu Eheproblemen kommen, wenn sie fälschlicherweise davon überzeugt sind, dass ihr Ehepartner untreu ist.

Formen von wahnhafter Störung

Es gibt mehrere Unterformen von wahnhafter Störung, mit unterschiedlichen Symptomen:

  • Liebeswahn: Die Betroffenen glauben, dass sich jemand in sie verliebt hat. Sie versuchen oft, diese Person über Telefonanrufe, E-Mails, Textnachrichten, Nachrichten über soziale Medien oder Briefe zu kontaktieren. Manche versuchen, das Objekt zu überwachen und häufig gehen Sie zum Stalking über. Wahnvorstellungen können zu illegalem Verhalten führen.

  • Größenwahn: Die Betroffenen sind überzeugt, ein besonderes Talent zu haben oder eine bedeutende Entdeckung gemacht zu haben.

  • Eifersuchtswahn: Hier glauben die Betroffenen, ihr Partner sei untreu. Diese Überzeugung basiert auf falschen Schlüssen, die durch fragwürdige Beweise untermauert werden. Unter solchen Umständen können körperliche Angriffe eine echte Gefahr darstellen.

  • Verfolgungswahn: Die Betroffenen glauben, sie würden hintergangen, ausspioniert, verleumdet und schikaniert. Sie können deshalb wiederholt Klage bei Polizei oder anderen Behörden einreichen oder es den Behörden melden. In seltenen Fällen greifen sie zu Gewalt, um sich für eine vermeintliche Verfolgung zu rächen.

  • Somatisch: Der körperbezogene Wahn bezieht sich auf Körperfunktionen und Aussehen, beispielsweise eine angebliche Fehlbildung oder Körpergeruch. Diese Wahnvorstellung kann sich auch auf eine eingebildete medizinische Erkrankung, zum Beispiel auf einen Parasitenbefall, beziehen.

Diagnose einer wahnhaften Störung

  • Ärztliche Beurteilung auf der Basis standardisierter psychiatrischer Diagnosekriterien

  • Körperliche Untersuchung und manchmal Tests zum Ausschluss einer anderen Erkrankung

Wenn andere Erkrankungen, die ebenfalls Wahnvorstellungen verursachen können (etwa eine Substanzgebrauchsstörung), ausgeschlossen wurden, begründet der Arzt die Diagnose weitgehend auf der Vorgeschichte und den Symptomen des Betroffenen. Ein Arzt muss auch einschätzen, wie gefährlich die Person sein könnte, insbesondere, wie wahrscheinlich es ist, dass die Person gemäß den Wahnvorstellungen handeln könnte.

Behandlung einer wahnhaften Störung

  • Aufbau eines guten Arzt-Patienten-Verhältnisses

  • Manchmal Antipsychotika

Die Behandlung kann schwierig sein, da einige Personen fest an ihre Wahnvorstellungen glauben und sich weigern, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein gutes Arzt-Patient-Verhältnis ist bei der Behandlung hilfreich. Sobald ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis besteht, kann der Arzt den behandlungsresistenten Betroffenen ermutigen, Behandlung in Anspruch zu nehmen.

Ein Klinikaufenthalt kann erforderlich sein, wenn ein Arzt annimmt, dass der Betroffene sich oder andere gefährdet.

Antipsychotika sind hilfreich, aber nicht immer wirksam bei der Linderung der Symptome.

Langfristig zielt die Behandlung darauf ab, dass sich der Betroffene weniger auf seine Wahnvorstellungen konzentriert und sich einem lohnenderen und befriedigenderen Bereich zuwendet; dieses Ziel ist jedoch häufig schwer zu erreichen.

Prognose bei wahnhaften Störungen

Wahnhafte Störungen führen gewöhnlich nicht zu schweren Beeinträchtigungen. Die Betroffenen können sich jedoch in zunehmendem Maße in ihre Wahnvorstellungen verstricken.

Die meisten Menschen können weiterhin berufstätig bleiben, solange sie in ihrer Arbeit nicht Menschen oder Ereignisse mit ihren Wahnvorstellungen verknüpfen.

quizzes_lightbulb_red
Test your KnowledgeTake a Quiz!