Schwermetallnephropathie

VonFrank O'Brien, MD, Washington University in St. Louis
Überprüft/überarbeitet März 2022
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    Die Exposition gegenüber Schwermetallen und anderen Giftstoffen kann zu tubulointerstitiellen Störungen führen.

    (Siehe auch Überblick zu den tubulointerstitiellen Krankheiten.)

    Schwermetalle (z. B. Blei, Kadmium, Kupfer) und andere Giftstoffe können eine Form von chronischer interstitieller Nephritis verursachen.

    Bleinephropathie

    Eine chronische tubulointerstitielle Nephritis entsteht durch Akkumulation von Blei in den proximalen Tubuluszellen.

    Kurzzeitige Bleieinwirkung führt zu einer proximalen Tubulusdysfunktion mit verminderter Uratsekretion und Hyperurikämie (Urat ist das Substrat für Bleigicht), Aminoazidurie und renaler Glukosurie.

    Eine chronische (z. B. 5 bis 30 Jahre) Bleiexposition verursacht progressive tubuläre Atrophie und interstitielle Fibrose mit niereninsuffizienz Hypertonie und Gicht. Chronische Expositionen können jedoch gegenüber niedrigen Mengen unabhängig von einer tubulointerstitiellen Krankheit zur Niereninsuffizienz und Hypertonie führen. Die folgenden Gruppen besitzen das höchste Risiko:

    • Kinder, die bleihaltigem Lackstaub oder bleihaltigen Lackspänen ausgesetzt sind,

    • Schweißer

    • Arbeiter in Batteriefabriken

    • Personen, die hochprozentigen, destillierten ("moonshine") Alkohol konsumieren.

    Kinder mit Exposition können eine Nephropathie im Erwachsenenalter entwickeln.

    Häufige Befunde sind ein mildes Urinsediment und Hyperurikämie in keinem Verhältnis zum Grad der Niereninsuffizienz:

    • Serum-Urat > 9 mg/dl (535,4 Mikromol/l) mit Serum-Kreatinin < 1,5 mg/dl (132,6 Mikromol/l)

    • Serum-Urat > 10 mg/dl (594,9 Mikromol/l) mit Serum-Kreatinin 1,5 bis 2 mg/dl (132,6 mikromol/l bis 176,8 Mikromol/l)

    • Serum-Urat > 12 mg/dl (713,8 Mikromol/l) mit Serum-Kreatinin > 2 mg/dl (176,8 Mikromol/l)

    Die Diagnose wird gewöhnlich durch Messung des Bleigehaltes (Gesamtblei) im Blut gestellt. Alternativ kann man mittels Rö-Durchleuchtung eine erhöhte Knochenbleikonzentration nachweisen, die eine hohe kumulative Bleiexposition anzeigt.

    Eine Chelattherapie kann die Nierenfunktion stabilisieren, die Erholung bleibt allerdings unvollständig.

    Cadmium Nephropathie

    Kadmiumexposition bedingt durch kontaminiertes Wasser, Nahrungsmittel oder Tabak und -hauptsächlich- durch Exposition am Arbeitsplatz kann eine Nephropathie auslösen. Sie kann auch zu einer Glomerulopathie führen, die in der Regel asymptomatisch ist.

    Als Frühmanifestation einer Kadmiumnephropathie treten die Zeichen einer tubulären Dysfunktion einschließlich einer niedermolekularen tubulären Proteinurie (z. B. Beta-2-Mikroglobulin), Aminoazidurie und renalen Glukosurie auf. Die auftretenden Symptome und Beschwerden sind auf chronische Nierenerkrankung zurückzuführen. Das Nierenversagen folgt einer Dosis-Wirkungs-Kurve.

    Folgendes macht die Diagnose einer Kadmiumnephropathie wahrscheinlich:

    • Zurückliegende Exposition gegenüber Kadmium am Arbeitsplatz

    • Erhöhte Konzentrationen von Beta-2-Mikroglobulin im Urin (durch Urinproteinmessung mit Teststreifen nicht festzustellen, aber durch Radioimmunoassay)

    • Erhöhte Kadmiumkonzentration im Urin (> 7 mcg/g Kreatinin)

    Die Behandlung besteht in der Beseitigung der Kadmiumexposition; beachten Sie, dass Chelat mit Ethylendiamintetraessigsäuren die Nierentoxizität bei akuter Kadmiumvergiftung verschlimmern kann, aber erfolgreich bei chronischer Cadmiumexposition verwendet wurde. Die tubuläre Proteinurie ist meist irreversibel.

    Andere Schwermetallnephropathien

    Zu den anderen Schwermetallen, die nephrotoxisch sind, zählen

    • Kupfer

    • Gold

    • Urani

    • Arsen

    • Eisen

    • Quecksilber

    • Wismut

    • Chrom

    Alle diese Metalle verursachen tubuläre Schäden und Funktionsstörungen (z. B. tubuläre Proteinurie, Aminoazidurie), ferner eine tubuläre Nekrose. Bei einigen Substanzen (Quecksilber, Gold) kann jedoch eine Glomerulopathie im Vordergrund stehen.

    Die Behandlung umfasst die Entfernung des Patienten aus einer weiteren Exposition und einen oder beide der folgenden Schritte:

    • Chelatbildner (Kupfer, Arsen, Wismut)

    • Dialyse (Chrom, Arsen, Wismut), wird häufig eingesetzt, wenn die Chelatbildung fehlschlägt oder gleichzeitig mit Chelatbildung bei schwerer Arsenvergiftung