Geburtsverletzungen

VonArcangela Lattari Balest, MD, University of Pittsburgh, School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Nov. 2023
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Die Kräfte, die im Rahmen der Wehentätigkeit wirken und der Geburtsvorgang können gelegentlich zu einer Verletzung des Kindes führen. Die Häufigkeit von Neugeborenenverletzungen infolge schwieriger oder traumatischer Geburten sinkt durch die zunehmende Anwendung von Kaiserschnitt anstatt von schwierigen Wendungen, Vakuum-Extraktionen sowie mittleren oder hohen Zangen-Entbindungen.

Ein erhöhtes Traumarisiko besteht, wenn der Säugling groß für das Gestationsalter ist (was manchmal mit dem chronischen Diabetes in der Schwangerschaft oder dem Gestationsdiabetes einhergeht) oder wenn eine Beckenendlage oder eine andere abnorme Lage vorliegt, insbesondere bei einer Erstgebärenden.

Verletzungen der Gesichtsnerven bei Neugeborenen

Der Gesichtsnerv ist der am häufigsten verletzte Nerv. Obwohl Zangendruck eine häufige Ursache ist, entstehen einige Verletzungen durch einen intrauterinen Druck auf die Nerven. Dieser kann durch die Lage des Fetus (z. B. wenn der Kopf an die Schulter, das sakrale Promontorium oder ein Uterusmyom gedrückt ist) entstehen.

Die Verletzung des Nervus facialis tritt meistens direkt am oder distal des Austritts aus dem Foramen stylomastoideum auf und resultiert v. a. während des Weinens und Schreiens in einer Gesichtsasymmetrie. Der Versuch, die betroffene Gesichtsseite zu bestimmen, kann zu Verwirrung führen; die Gesichtsmuskeln können auf der Seite der Nervenlähmung nicht bewegt werden. Verletzungen können auch nur einzelne Äste des Nervs betreffen, hier v. a. den Mandibulaast.

Eine weitere Ursache der Gesichtsasymmetrie ist die mandibuläre Asymmetrie als Folge von intrauterinem Druck. In diesem Fall ist die Innervation der Muskeln intakt, sodass beide Gesichtshälften bewegt werden können. Anders als bei einer Verletzung des Nervus facialis sind bei der mandibulären Asymmetrie die maxilären und mandibulären Okklusionsflächen nicht parallel. Eine kongenitale Anomalie, die ein asymmetrisches Lächeln verursachen kann, ist das einseitige Fehlen des Depressor anguli oris muscle; diese Anomalie ist klinisch unbedeutend, muss aber von einer Gesichtsnervenverletzung unterschieden werden.

Die Untersuchung oder Behandlung von Gesichtsnervenverletzungen ist bei peripheren Gesichtsnervenverletzungen oder Unterkieferasymmetrien nicht erforderlich. Gewöhnlich kommt es innerhalb von 2–3 Monaten zu einer Restitutio ad integrum.

Verletzungen des Plexus brachialis bei Neugeborenen

Verletzungen des Plexus brachialis folgen oft auf laterale Zerrungen des Halses während der Entbindung, die durch eine Schulterdystokie, Extraktion aus Steißlage oder Hyperabduktion des Halses bei Schädellage verursacht werden. Verletzungen können durch eine einfache Überdehnung des Nervens, durch eine Blutung im Nerv, durch Abriss des Nervs oder der Wurzel sowie durch Ausriss der Wurzel mit einhergehender Schädigung des Rückenmarks entstehen. Ebenso kann es zu Begleitverletzungen (z. B. Schlüsselbein- oder Humerusfrakturen sowie Subluxationen der Schulter oder der Halswirbelsäule) kommen. Intrauterine Kompression kann ebenfalls einige Fälle verursachen.

Die Verletzungen können betreffen

  • Oberer Plexus brachialis (C5 bis C7): Betrifft die Muskeln um die Schultern und Ellenbogen

  • Unterer Plexus (C8 bis T1): Betrifft vor allem die Muskeln des Unterarms und der Hand

  • Gesamter Plexus brachialis: Betrifft die gesamte obere Extremität und oft sympathische Fasern von T1

Lage und Art der Schädigung bestimmen die Prognose.

Erb-Lähmung ist eine häufige Verletzung des Plexus brachialis. Sie ist eine Verletzung des oberen Plexus brachialis (C5 bis C7), die eine Adduktion und Innenrotation in der Schulter mit Pronation des Unterarms zur Folge hat. Manchmal fehlt der Bizepsreflex und der Moro-Reflex ist asymmetrisch. Eine ipsilaterale Lähmung des Zwerchfells aufgrund einer Nervenverletzung des Zwerchfells ist ebenfalls häufig. Die Behandlung von Erbparese ist in der Regel unterstützend mit einer physischen Therapie und protektiven Positionierung, die aus einer Schonung des Arms durch Immobilisation über dem oberen Abdomen und in der Vermeidung von Kontrakturen durch tägliche vorsichtige passive Durchbewegung der beteiligten Gelenke im Rahmen ihres jeweiligen Bewegungsradius besteht.

Erb-Lähmung bei einem Kind
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Dieses Foto zeigt die Innenrotation der Schulter, die Streckung des Ellbogens und die Beugung des Handgelenks und der Zehen bei einer geburtshilflichen Erb-Lähmung.
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Klumpke-Lähmung ist selten und eine Verletzung des unteren Plexus, die Schwäche oder Lähmung der Hand und des Handgelenks verursacht. Der Klammerreflex fehlt gewöhnlich, aber der Bizepsreflex liegt vor. Oft sind die sympathischen Fasern von T1 betroffen, was ein ipsilaterales Horner-Syndrom (Myosis, Ptose, Anhidrose, verursacht. Passive Bewegungstherapie ist in der Regel die einzig erforderliche Behandlung.

Weder die Erb- noch die Klumpke-Lähmung verursachen normalerweise nachweisbare Sensibilitätsausfälle, die auf einen Ab- oder Ausriss des Nervs hinweisend wären. Normalerweise kommt es zu einer raschen Besserung, allerdings können Defizite bleiben. Wenn das Defizit stärker ausgeprägt ist oder länger als 1 oder 2 Wochen anhält, wird eine physikalische Therapie oder Ergotherapie zur korrekten Positionierung und sanften Bewegung des Arms empfohlen. Wenn über 1 oder 2 Monate keine Besserung eintritt, besteht ein erhöhtes Risiko einer langfristigen Behinderung und Wachstumsbeeinträchtigung. Die Beurteilung durch einen pädiatrischen Neurologen und/oder Orthopäden in einem Kinderspezialkrankenhaus ist angezeigt, um festzustellen, ob eine chirurgische Untersuchung und mikrochirurgische Reparatur des Plexus brachialis mit Nerventransplantaten das Ergebnis verbessern kann.

Die Betroffenheit des gesamten Plexus ist weniger häufig und führt zu einer schlaffen oberen Extremität mit wenig oder keiner Bewegung, abwesenden Reflexen und üblicherweise Sensibilitätsverlust. Ipsilaterales Horner-Syndrom liegt bei den schwersten Fällen vor. Ipsilaterale Pyramidenbahnzeichen (z. B. verringerte Bewegung, Babinski-Zeichen) weisen auf eine Verletzung des Rückenmarks hin, und es sollte eine Magnetresonaztomographie durchgeführt werden.

Nervenverletzungen des Zwerchfells bei Neugeborenen

Die meisten Nervenverletzungen des Zwerchfells (etwa 75%) sind mit Verletzungen des Plexus brachialis assoziiert. Die Verletzung ist meist einseitig und wird durch eine Traktionsverletzung des Kopfes und des Halses verursacht.

Die Säuglinge haben Atemnot und verminderte Atemgeräusche auf der betroffenen Seite.

Die Behandlung einer Zwerchfellverletzung ist unterstützend und erfordert in der Regel kontinuierlichen positiven Atemwegsdruck oder mechanische Belüftung.

Etwa ein Drittel der Säuglinge erholt sich innerhalb des ersten Lebensmonats spontan. Säuglinge, die sich nicht erholen, benötigen eventuell eine chirurgische Fältelung des Zwerchfells.

Andere Verletzungen peripherer Nerven bei Neugeborenen

Verletzungen anderer peripherer Nerven (z. B. der Nn. radialis, ischiadicus oder obturatorius) sind bei Neugeborenen selten und in aller Regel nicht mit der Wehentätigkeit und dem Geburtsvorgang in einen Zusammenhang zu bringen. Sie treten meist sekundär als Folge eines lokalen Traumas auf (z. B. einer Injektion in oder in die Nähe des Nervus ischiadicus).

Die Behandlung einer peripheren Nervenverletzung besteht darin, den Antagonisten des gelähmten Muskels bis zur Besserung ruhigzustellen. Eine neurochirurgische Exploration des Nervs ist nur selten erforderlich.

Bei den meisten Verletzungen peripherer Nerven kommt es zu einer vollständigen Abheilung.

Rückenmarksverletzung bei Neugeborenen

Verletzungen des Rückenmarks (siehe auch Rückenmarkverletzungen bei Kindern) sind selten und beinhalten unterschiedliche Schweregrade der Durchtrennung des Rückenmarkes, oft einhergehend mit einer Blutung. Eine komplette Durchtrennung des Rückenmarks ist selten. Ein entsprechendes Trauma kann sich im Rahmen von Entbindungen aus Steißlage durch eine exzessive longitudinale Zugbelastung auf das Rückenmark ereignen. Ebenso kann es Folge einer Nabelschnurkompression aufgrund einer epiduralen Blutung oder einer Hyperextension des fetalen Halses in utero sein ("flying fetus"). Die Verletzung betrifft häufig die untere Halsregion (C5–7). Bei höherliegenden Schädigungen kommt es aufgrund der vollständigen Atemdepression in der Regel zum Tod. Manchmal ist bei der Geburt ein Klicken oder Schnappgeräusch zu hören.

Initial kommt es zu einem spinalen Schock mit schlaffer Lähmung unterhalb des Niveaus der Verletzung. Üblicherweise findet sich unterhalb der Läsion eine ungleichmäßige Sensibilitätsminderung oder Bewegungseinschränkung, innerhalb von Tagen oder Wochen entwickelt sich dann eine Spastik. Es kommt zur Zwerchfellatmung, da der Nervus phrenicus oberhalb (bei C3–C5) der typischen Lokalisation für eine Rückenmarkschädigung austritt und somit intakt bleibt. Im Fall einer kompletten Läsion des Rückenmarks resultiert eine Lähmung der Interkostal- und Abdominalmuskeln, sodass sich die bewusste Kontrolle des Anal- und Blasensphinkters nicht entwickeln kann. Die Sensibilität und die Fähigkeit, zu schwitzen, sind unterhalb des betroffenen Segments verloren, was zu Schwankungen der Körpertemperatur bei wechselnden Umgebungsbedingungen führt.

Durch eine Magnetresonanztomographie des Rückenmarks können die Läsion dargestellt und chirurgisch korrigierbare Ursachen für entsprechende Symptome, wie z. B. kongenitale Tumoren oder Hämatome, die Druck auf das Rückenmark ausüben, ausgeschlossen werden. Der Liquor ist meistens blutig.

Die Behandlung einer Rückenmarksverletzung besteht in der pflegerischen Versorgung zur Verhinderung von Ulzerationen der Haut, in konsequenter Behandlung von Harn- und Atemwegsinfektionen sowie regelmäßigen Untersuchungen auf obstruktive Nierenkrankheiten.

Bei entsprechender Behandlung überleben die meisten Säuglinge viele Jahre. Die häufigsten Todesursachen sind wiederkehrende Pneumonien und eine fortschreitende Verschlechterung der Nierenfunktion.

Extrakranielle Kopfverletzungen bei Neugeborenen

Kopfverletzungen sind die häufigsten geburtsbedingten Verletzungen und sind in der Regel gering, aber manchmal treten schwere Verletzungen auf.

Kopfverformung

Die Kopfverformung ist keine Verletzung, aber Eltern können sich darüber Sorgen machen. Sie tritt häufig bei vaginalen Entbindungen auf, da der Druck der Uteruskontraktionen auf den verformbaren Schädel des Neugeborenen beim Durchschreiten des Geburtskanals ausgeübt wird. Diese Ausformung ist ein normaler Prozess und kein Zeichen eines Traumas. Sie bedarf keiner Behandlung.

Kopfhautabschürfungen

Kopfhautabschürfungen und -läsionen, die in der Regel oberflächlich und geringfügig sind, können bei Entbindungen auftreten, die die Verwendung von Instrumenten erfordern (bei bis zu 10% der Neugeborenen, bei denen eine Vakuumextraktion durchgeführt wurde) oder eine Überwachung durch Kopfschwartenelektrode. Sofern keine Infektion vorliegt, erfordern diese Schürfwunden in der Regel keine Behandlung.

Caput succedaneum

Caput succedaneum ist eine extraperiosteale subkutane Ansammlung blutig seröser Flüssigkeit auf dem offen liegenden Teil der Kopfhaut, die aus dem Druck während der Geburt resultiert, wenn der Kopf entbunden wird.

Subgaleale Blutung

Subgaleale Blutungen treten zwischen dem Galea aponeurosis und der Knochenhaut auf. Sie sind durch eine fluktuierende Raumforderung auf der gesamten Kopfhaut, einschließlich der temporalen Bereiche, gekennzeichnet und treten in den ersten Stunden nach der Geburt auf. Dieser potenzielle Raum unter der Kopfhaut ist groß und es kann zu einem erheblichen Blutverlust und zu hämorrhagischem Schock kommen was eine Bluttransfusion notwendig machen kann. Eine subgaleale Blutung kann durch die Verwendung einer Pinzette oder eines Vakuumextraktors oder durch eine Gerinnungsstörung verursacht werden.

In einigen Fällen entwickeln sich eine schwere Hypovolämie und ein Schock, bevor das volle Ausmaß der subgalealen Blutung klinisch erkennbar ist. Die Behandlung der subgalealen Blutung erfolgt meist unterstützend mit Infusion von Kochsalzlösung und Erythrozytenkonzentrat nach Bedarf.

Kephalhämatom

Kephalhämatom ist eine Blutung unter der Knochenhaut. Es kann von einer subgalealen Hämorrhagie differenziert werden, da es eindeutig auf das Gebiet eines einzelnen Knochens beschränkt ist, weil das Periost im Bereich der Schädelnähte am Schädelknochen anhaftet. Kephalhämatome sind in der Regel einseitig und okzipital oder parietal. Bei einem kleinen Prozentsatz der Neugeborenen liegt gleichzeitig eine lineare Fraktur in den darunterliegenden Knochen vor. Das Hämatom manifestiert sich in der Regel in den ersten Lebenstagen und bildet sich über Wochen zurück.

Die Behandlung des Kephalhämatoms ist nicht erforderlich, allerdings kann es zu einer Anämie oder Hyperbilirubinämie kommen. Gelegentlich verkalkt das Hämatom zu einer knochigen Masse.

Impressionsfrakturen des Schädels

Impressionsfrakturen des Schädels sind selten Die meisten resultieren aus der Abstützung des Kopfes auf einem knöchernen Vorsprung in der Gebärmutter oder aus einer assistierten Entbindung mit einer Zange. Bei Säuglingen mit Impressionsfrakturen des Schädels oder anderen Kopftraumata kann es auch zu subduralen Blutungen, einer Subarachnoidalblutung sowie einer Kontusion oder Lazeration des Gehirns selbst kommen (siehe Intrakranielle Blutungen). Impressionsfrakturen verursachen eine palpierbare (und manchmal sichtbare) Stufendeformität, die von der fühlbaren, durch das abgehobene Periost beim Kephalhämatom entstehenden Kante, abgegrenzt werden muss.

Die CT oder MRT wird durchgeführt, um die Diagnose einer depressiven Schädelfraktur zu bestätigen und Komplikationen auszuschließen.

Es kann eine neurochirurgische Anhebung des Knochens erforderlich werden, und es besteht das Risiko einer leptomeningealen Zyste.

Intrakraniale Blutung bei Neugeborenen

Eine Blutung in oder um das Gehirn kann bei allen Neugeborenen auftreten, ist aber v. a. bei Frühgeborenen häufig; ungefähr 25% der frühgeborenen Kinder < 1500 g erleiden eine intrakranielle Blutung.

Hauptursachen der intrakraniellen Blutung gehören

  • Hypoxie-Ischämie

  • Schwankungen beim Blutdruck

  • Minderdurchblutung mit Reperfusion

  • Abnormaler Druck, der während der Wehen auf den Kopf ausgeübt wird

Das Vorhandensein der Keimmatrix (eine Masse embryonaler Zellen, die über dem Nucleus caudatus an der Seitenwand der Seitenventrikel liegt und anfällig für Blutungen ist) erhöht die Wahrscheinlichkeit einer intraventrikulären Blutung bei Frühgeborenen. Das Risiko einer intrakraniellen Blutung wird auch duch hämatologischen Krankheiten (z. B. Vitamin-K-Mangel, Hämophilie, disseminierte intravasale Gerinnung) erhöht.

Blutungen können in verschiedenen Bereichen und Hohlräumen des Zentralnervensystems (ZNS) auftreten. Kleinere Blutungen im Subarachnoidalraum, in der Falx und im Tentorium sind häufig Zufallsbefunde bei Autopsien von Neugeborenen, die aufgrund einer nicht zerebral bedingten Problematik gestorben sind. Größere Blutungen im Subarachnoidal- oder Subduralraum, im Hirnparenchym oder in die Ventrikel sind seltener, dafür aber von größerer Bedeutung.

Intrakraniale Blutungen werden vermutet bei Neugeborenen mit

  • Apnoe

  • Krampfanfälle

  • Lethargie

  • Anomale neurologische Befunde

Solche Säuglinge sollten im Rahmen ihrer ersten Untersuchung eine Hirnbildgebungsstudie haben. Die sonographische Untersuchung des Schädels ist risikofrei, erfordert keine Sedierung und kann ohne weiteres Blut in den Ventrikeln und im Parenchym identifizieren. Die CT ist bei dünnen Blutschichten in den Subarachnoidal- oder Subduralräumen und bei Knochenverletzungen empfindlicher als die Sonographie, aber die CT setzt den Säugling ionisierender Strahlung aus. Die MRT ist sensitiver und spezifischer als die CT oder die Ultraschalluntersuchung zum Nachweis von intrakraniellem Blut und von Hirnverletzungen, benötigt jedoch mehr Zeit als die CT und kann eine Sedierung des Kindes erfordern, um die Bewegung einzuschränken und so die Bildqualität zu verbessern. Die CT wird durchgeführt, um schnell intrakranielle Blutungen zu identifizieren.

Die Behandlung einer intrakraniellen Blutung hängt von der Lage und der Schwere der Blutung ab, ist aber in der Regel nur unterstützend, einschließlich der Gabe von Vitamin K, sofern nicht zuvor gegeben, und der Verwaltung jeglicher zugrunde liegender Koagulationsanormalitäten. In Fällen erheblicher Blutungen (z. B. subdurale Blutung) sollte eine neurochirurgische Beratung eingeholt werden, um bei der Ermittlung von Säuglingen, die einer Intervention bedürfen, zu helfen.

Arten intrakranieller Blutungen

Epiduralhämatom

Epiduralhämatome sind Blutansammlungen zwischen dem Schädel und der Dura mater. Sie sind bei Neugeborenen selten, können aber in Verbindung mit einem Schädelbruch oder einem Kephalhämatom auftreten. Säuglinge können mit Apnoe, Krampfanfällen oder fokalen neurologischen Anomalien auffallen. Die Fontanellen sind eventuell gewölbt, wenn der intrakranielle Druck erhöht ist.

Die meisten Epiduralhämatome sind selbstlimitierend und benötigen keine Behandlung. Wenn eine Intervention erforderlich ist, liegen chirurgische und nicht-chirurgische Optionen vor. Nicht-chirurgische Optionen sind perkutanes epidurales Klopfen oder Ultraschall-gesteuerte Punktion. Chirurgische Optionen umfassen die Kraniotomie, die Fällen vorbehalten ist, die rasch fortschreiten oder nicht auf andere Interventionen ansprechen.

Wenn Epiduralhämatome erkannt und sofort behandelt werden, ist die neurologische Prognose gut.

Intraventrikuläre Blutung und/oder intraparenchymale Blutung

Intraventrikuläre Blutungen (IVH) und/oder intraparenchymale Blutungen treten in der Regel in den ersten drei Lebenstagen bei Säuglingen mit einem Gewicht von < 1500 Gramm und/oder einem Gestationsalter von < 32 Wochen auf. Diese Blutungen sind die schwersten Arten von intrakraniellen Blutungen.

Diese Form der Hämorrhagie ist am häufigsten bei frühgeborenen Kindern zu finden, oft bilateral und mit Ursprung in der germinalen Matrix. Die Keimmatrix entwickelt sich nach 32 Schwangerschaftswochen, sodass eine IVH bei Terminkindern zwar selten, aber doch vorkommt.

IVH wird wie folgt eingestuft (1):

  • Grad I: Begrenzt auf die Keimbahnmatrix

  • Grad II: Hämorrhagie in den Ventrikel ohne Dilatation

  • Grad III: IVH mit Dilatation des Ventrikels

  • Grad IV: Wie Grad III plus sekundäre intraparenchymale Blutung

Die meisten Blutungsepisoden sind subependymal oder intraventrikulär, oft mit einer nur geringen Blutmenge. Bei schweren Blutungen (Grad III und IV) kann es zu Einblutungen in das Parenchym mit großen Blutmengen in der Cisterna magna und den basalen Zisternen kommen. Einer Hypoxie-Ischämie geht oft eine intraventrikuläre und subarachnoidale Blutung voraus. Hypoxie-Ischämie schädigt das Kapillarendothel, beeinträchtigt die zerebrale vaskuläre Autoregulation (die bei Frühgeborenen im Vergleich zu Termingeborenen bereits beeinträchtigt ist) (2), und kann den zerebralen Blutfluss und den Venendruck erhöhen, was die Wahrscheinlichkeit einer Blutung erhöht. Die meisten intraventrikulären Blutungen sind asymptomatisch, aber größere Blutungen und solche bei Säuglingen mit begleitendem Hydrozephalus können zu Apnoe, Zyanose oder plötzlicher kardiovaskulärer Instabilität führen.

Die Behandlung der meisten Blutungen ist supportiv. Bei Säuglingen mit progressivem Hydrozephalus kann jedoch eine Liquordrainage durch Platzierung eines subkutanen ventrikulären Reservoirs oder Shunts erforderlich sein. Die endoskopische Ventrikulostomie wird zunehmend zur Behandlung von Hydrocephalus bei ausgewählten Patienten eingesetzt. Da viele Säuglinge neurologische Defizite haben, sind eine Nachsorge und eine Überweisung zu unterstützenden Maßnahmen wichtig.

Die Prognose für Säuglinge mit kleinen IVHs ist gut. Säuglinge mit einer großen intraventrikulären Blutung haben jedoch eine schlechte Prognose, insbesondere wenn die Blutung in das Parenchym eindringt. Viele Säuglinge, die überleben, haben verbleibende neurologische Defizite. Frühgeborene mit einer Vorgeschichte von schweren Hirnblutungen sind der Gefahr ausgesetzt, einen posthemorrhagischen Hydrozephalus zu entwickeln und müssen, wie angegeben, mit körperlichen Untersuchungen, Kopfumfangsmessungen und kranialer Ultraschalluntersuchung genau überwacht werden.

IVH und/oder intraparenchymale Blutungen Hinweise

  1. 1. Papile LA, Burstein J, Burstein R, Koffler H: Incidence and evolution of subependymal and intraventricular hemorrhage: A study of infants with birth weights less than 1,500 gm. J Pediatr 92(4):529-534, 1978. doi: 10.1016/s0022-3476(78)80282-0

  2. 2. Gilard V, Tebani A, Bekri S, Marret S: Intraventricular Hemorrhage in Very Preterm Infants: A Comprehensive Review. J Clin Med 9(8):2447, 2020. doi: 10.3390/jcm9082447

Subarachnoidalblutung

Die Subarachnoidalblutung ist wahrscheinlich die häufigste Form der intrakraniellen Blutung. Sie ist eine Einblutung zwischen der Membran der Arachnoidea und der Pia mater. Neugeborene fallen in der Regel am 2. oder 3. Tag ihres Lebens mit Apnoe, Krampfanfällen, Lethargie oder anderen pathologischen neurologischen Befunden auf.

Die Behandlung der Subarachnoidalblutung ist unterstützend mit entsprechender Überwachung, um Hydrocephalus zu erkennen.

Die Prognose für eine Subarachnoidalblutung ist in der Regel gut, ohne signifikante Langzeitfolgen. Bei größeren Blutungen kommt es jedoch zu einer Entzündung der Meningen, was dann im weiteren Verlauf zu einem kommunizierenden Hydrozephalus führen kann.

Subduralblutung

Eine Subduralblutung ist eine Einblutung zwischen der Dura mater und der Pia mater. Sie resultiert aus Rissen in der Falx, im Tentorium oder den Brückenvenen.

Kleine, subdurale Blutungen mit einer Dicke von bis zu 3 mm sind sehr häufig und treten bei fast der Hälfte der asymptomatischen voll ausgetragenen Neugeborenen auf, die im Alter von ≤ 72 Stunden ein MRT erhielten. Solche Blutungen sind typischerweise gutartig.

Große subdurale Hämorrhagien sind am häufigsten bei Kindern Erstgebärender, bei großen Neugeborenen oder nach schwierigen Geburten – zusammenfassend bei Bedingungen, die zu einem ungewöhnlichen Druck auf die intrakraniellen Gefäße führen. Neugeborene können mit Apnoe, Krampfanfällen, einer raschen Zunahme des Kopfumfanges oder pathologischen neurologischen Befunden, wie Hypotonie oder einem schwachen Moro-Reflex sowie einer ausgeprägten retinalen Blutung auffallen.

Die Behandlung einer großen Subduralblutung ist unterstützend, aber eine neurochirurgische Drainage des Hämatoms kann für schnell fortschreitende Blutungen mit Kompression von wichtigen intrakraniellen Strukturen und Verschlechterung der klinischen und Vitalfunktionen notwendig sein.

Die Prognose für große subdurale Blutungen ist zurückhaltend.

Frakturen bei Neugeborenen

Frakturen des Schlüsselbeins sind die häufigsten Knochenbrüche unter der Geburt und können sowohl bei einer Schulterdystokie als auch im Rahmen von normalen nichttraumatischen Geburten auftreten. Initial fällt auf, dass das Neugeborene manchmal reizbar ist und kann eventuell seinen Arm auf der betroffenen Seite entweder nicht spontan bewegen oder der Moro-Reflex ist asymmetrisch. Die meisten Brüche des Schlüsselbeins sind Grünholzfrakturen und verheilen rasch und komplikationslos. Diese Frakturen werden bei der Untersuchung im Krankenhaus häufig übersehen und sie werden häufig diagnostiziert, wenn sich innerhalb einer Woche ein großer Kallus an der Frakturstelle bildet. Die Umgestaltung ist innerhalb eines Monats abgeschlossen und es gibt keine Folgeerscheinungen.

Eine spezielle Behandlung ist nicht notwendig, aber einige Ärzte empfehlen, den Arm für eine Woche zu fixieren, indem sie den Hemdsärmel der betroffenen Seite auf die andere Seite des Hemdes stecken. Analgetika sind in der Regel nicht erforderlich, da Neugeborene mit einer Klavikulafraktur in der Regel keine Anzeichen von Schmerzen zeigen.

Bei schwierigen Geburten kann es zu einer Fraktur des Humerus oder des Femurs kommen. Auch hier handelt es sich meistens um Grünholzfrakturen im mittleren Schaftbereich. In aller Regel kommt es zu einer exzellenten Heilung des Knochens, auch wenn initial eine moderate Fehlstellung besteht. Bei langen Knochen kommen Brüche mit Beteiligung der Epiphyse vor, aber auch hier ist die Prognose ausgezeichnet.

Weichteilverletzungen bei Neugeborenen

Alle Weichteile sind v. a. dann gefährdet, während der Geburt verletzt zu werden, wenn sie das führende Körperteil sind oder der vollen Kraft der Uteruskontraktionen ausgesetzt sind. Als Folge der Verletzungen entstehen oft Ödeme und Ekchymosen, bei einer Geburt aus einer Gesichtlage v. a. des periorbitalen und des Gesichtsgewebes, bei Beckenendlage des Skrotums oder der Labia. In der Folge eines jeden Hämatoms kommt es zum Abbau des Blutes in Gewebe und zur Umwandlung von Häm zu Bilirubin. Diese zusätzliche Bilirubinbelastung kann zu einer stärkeren Ausprägung des neonatalen Ikterus führen, so dass eine Phototherapie und seltener eine Austauschtransfusion notwendig sind. Weitere Behandlungsmaßnahmen sind nicht erforderlich.