Apraxie

VonJuebin Huang, MD, PhD, Department of Neurology, University of Mississippi Medical Center
Überprüft/überarbeitet Aug. 2023
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Apraxie bezeichnet die Unfähigkeit zur Ausführung sinnvoller, vorher erlernter motorischer Aufgaben, unabhängig von der körperlichen Fähigkeit und der Motivation, als Folge einer Hirnschädigung. Die Diagnose wird klinisch gestellt, häufig umfasst sie auch neuropsychologische Tests. Zur Identifizierung der Ursachen wird eine Bildgebung des Gehirns (z. B. CT, MRT) veranlasst. Die Prognose hängt von der Ursache und dem Ausmaß der Schädigung sowie vom Alter des Patienten ab. Es gibt keine spezifische Behandlung für Apraxie, jedoch kann eine physikalische und ergotherapeutische Behandlung die Funktion und Sicherheit des Patienten in gewissem Umfang verbessern.

Isolierte Apraxie ist relativ selten.

Ätiologie der Apraxie

Die Apraxie ist Folge einer Hirnschädigung (z. B. durch Infarkt, Tumor oder Trauma) oder Degeneration, meist in den Parietallappen oder deren Projektionsbahnen, wo Erinnerungen an erlernte motorische Muster enthalten bleiben.

Weniger häufig ist Apraxie das Ergebnis von Schäden in anderen Gehirnarealen wie dem prämotorischen Kortex (der Teil des Frontallappens, der vor dem motorischen Kortex liegt), anderen Teilen des Frontallappens oder dem Balken, oder sie resultiert aus diffusen Schäden im Zusammenhang mit degenerativen Demenzen.

Symptome und Anzeichen von Apraxie

Patienten mit Apraxie können erlernte komplexe motorische Aufgaben weder begrifflich fassen noch ausführen, obwohl sie intakte motorische, sensorische und Koordinationssysteme haben und fähig sind die, die einzelnen Bewegungskomponenten durchzuführen. Typischerweise erkennen die Patienten ihre Defizite nicht.

Zu den häufigen Arten von Apraxien gehören:

  • Ideelle Apraxie: Patienten mit ideeller Apraxie können den Zweck einer zuvor erlernten komplexen Aufgabe nicht wahrnehmen und somit die erforderlichen willkürlichen Bewegungen nicht in der richtigen Reihenfolge planen oder ausführen. Zum Beispiel können sie ihre Schuhe vor den Socken anziehen.

  • Ideomotorische Apraxie: Diese Art der Apraxie ist die häufigste. Auf die Aufforderung hin, häufige motorische Aufgaben auszuführen, können Patienten mit ideomotorischer Apraxie dies nicht tun. Sie können z. B. keine Handlungen wie das Winken zum Abschied nachahmen oder zeigen, wie ein Werkzeug (z. B. Zahnbürste, Hammer) benutzt wird.

  • Konzeptionelle Apraxie: Diese Art der Apraxie ähnelt der ideomotorischen Apraxie, zeichnet sich aber durch eine beeinträchtigte Fähigkeit aus, Werkzeuge richtig zu benutzen. Wenn Patienten zum Beispiel einen Schraubendreher bekommen, versuchen sie damit zu schreiben, als wäre es ein Stift.

  • Konstruktive Apraxie: Patienten mit konstruktiver Apraxie können einen Gegenstand nicht zeichnen, konstruieren oder kopieren, obwohl sie die Aufgabe verstehen und die körperlichen Fähigkeiten dazu haben. So können z. B. Patienten unfähig sein, eine einfache geometrische Figur zu kopieren, obwohl sie ihn sehen und wiedererkennen, einen Stift halten und benutzen und die Aufgabe auch verstehen können.

Diagnose von Apraxie

  • Neurologische Tests am Krankenbett

  • Neuropsychologische Tests

  • Bildgebung des Gehirns

Tests am Krankenbett enthalten Aufforderungen an die Patienten, alltägliche erlernte Aufgaben auszuführen oder nachzuahmen (z. B. grüßen, stehenbleiben oder anfangen zu gehen, die Haare kämmen, ein Streichholz anreißen und ausblasen, ein Schloss mit einem Schlüssel aufschließen, einen Schraubenzieher oder eine Schere benutzen, tief einatmen und die Luft anhalten). Kraft und Beweglichkeit sind zu beurteilen, um motorische Schwäche und muskuloskelettale Anomalien als Ursache der Symptome auszuschließen.

Eine diskretere Apraxie kann durch neuropsychologische Tests oder Prüfung durch einen Physio- oder Ergotherapeuten identifiziert werden. Neuropsychologische Tests sind standardisierte Tests, die Informationen über die strukturelle und funktionelle Integrität des Gehirns liefern. Bewertet werden Intelligenz, exekutive Funktionen (z.B. Planung, Abstraktion, Konzeptualisierung), Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Sprache, Wahrnehmung, Sensomotorik, Motivation, Stimmung und Emotion, Lebensqualität und Persönlichkeit.

Die betreuenden Personen sollten nach den Fähigkeiten des Patienten bei der Ausführung von Alltagsaktivitäten gefragt werden, besonders wenn dabei Haushaltsutensilien benutzt werden (z. B. korrekter und sicherer Gebrauch von Besteck, Zahnbürste, Küchenutensilien zur Vorbereitung einer Mahlzeit, Hammer, Schere), und zum Schreiben.

Die intrakranielle Bildgebung (z. B. CT, MRT, mit oder ohne angiographische Sequenzen) wird zur Diagnose und Charakterisierung zentraler Läsionen (z. B. Infarkt, Blutung, Raumforderung oder fokale Atrophie) benötigt.

Behandlung von Apraxie

  • Physio- und Ergotherapie

Es gibt keine spezifische medizinische Behandlung für Apraxie. Arzneimittel, die das symptomatische Fortschreiten einer Demenz verlangsamen, scheinen nicht nützlich zu sein.

Physio- und Ergotherapie können eine gewisse Verbesserung der Funktion erreichen, es ist aber meist günstiger, die Umgebung für den Patienten sicherer zu machen und ihm Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen, die ihm helfen, das primäre Defizit zu umgehen.

Prognose bei Apraxie

Patienten mit Apraxie geraten i. Allg. in eine Abhängigkeit, da sie Hilfe bei den Alltagsaktivitäten und zumindest in gewissem Umfang Aufsicht benötigen. Schlaganfallpatienten können einen stabilen Verlauf und sogar eine gewisse Besserung erreichen.

Wichtige Punkte

  • Patienten mit Apraxie können erlernte komplexe motorische Aufgaben weder begrifflich fassen noch ausführen, außer, dass sie zur Durchführung der einzelnen Bewegungskomponenten fähig sind.

  • Bitten Sie Patienten, übliche Aufgaben zu tun, empfehlen Sie neuropsychologische Tests und führen Sie Bildgebung des Gehirns durch.

  • Empfehlen Sie bei Bedarf eine unterstützende physikalische und ergotherapeutische Behandlung.