Kurzdarmsyndrom

VonZubair Malik, MD, Lewis Katz School of Medicine at Temple University
Überprüft/überarbeitet März 2023
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Unter einem Kurzdarmsyndrom versteht man eine Malabsorption infolge einer ausgedehnten Resektion des Dünndarms (in der Regel mehr als zwei Drittel der Dünndarmlänge). Die Symptome hängen von der Länge und der Funktion des verbliebenen Dünndarms ab. Diarrhöen können schwer sein und Mangelzustände sind häufig. Die Behandlung besteht in kleinen Mahlzeiten, Antidiarrhoika und manchmal einer totalen parenteralen Ernährung oder selten einer intestinalen Transplantation.

Das Kurzdarmsyndrom ist eine Malabsorptionsstörung.

Häufige Gründe für eine ausgedehnte Resektion sind der Morbus Crohn, Mesenterialinfarkte, eine Strahlenenteritis, Krebserkrankungen, ein Volvulus und kongenitale Anomalien.

Weil im Jejunum für die meisten Nahrungsbestandteile die wesentliche Verdauung und Resorption stattfindet, führt eine Jejunumresektion zu eine Verkleinerung der resorbierenden Fläche und zu einer Minderung der Absorption von Nährstoffen. Als Reaktion versucht sich das Ileum durch Ausdehnung seiner Länge und durch Verbesserung der absorptiven Funktion seiner Zotten zu adaptieren, was zu einer allmählichen Verbesserung der Nährstoffabsorption führt.

Im Ileum werden Vitamin B12 und Gallensäuren aufgenommen. Eine schwere Diarrhö und Malabsorption von Gallensäure resultieren, wenn > 100 cm des Ileums reseziert sind. Insbesondere gibt es keine kompensatorische Adaptation des verbleibenden Jejunums (im Gegensatz zu der des Ileums bei einer Resektion des Jejunums). Daher entsteht eine Malabsorption von Fett, fettlöslichen Vitaminen und Vitamin B12. Darüber hinaus führen die nichtabsorbierten Gallensäuren im Kolon zu einer sekretorischen Diarrhö. Die Erhaltung des Kolons kann den Wasser- und Elektrolytverlust wesentlich verringern. Die Resektion des terminalen Ileums und der Ileozökalklappe kann zu einer bakteriellen Überwucherung des Dünndarms führen.

Behandlung des Kurzdarmsyndroms

  • Totale parenterale Ernährung (TPE)

  • Eventuell orale Nahrungsaufnahme, wenn > 100 cm Jejunum erhalten bleiben

  • Antidiarrhoika, Cholestyramin, Protonenpumpenhemmer, Vitaminpräparate

In der unmittelbaren postoperativen Periode besteht eine schwere Diarrhö mit ausgeprägtem Elektrolytverlust. Die Patienten erfordern eine parenterale Ernährung und eine intensive Überwachung von Flüssigkeit und Elektrolyten (inkl. Kalzium und Magnesium). Eine orale isoosmotische Lösung von Natrium und Glukose (vergleichbar der oralen Weltgesundheitsorganisation-Rehydratationsformel, siehe Orale Rehydratation) wird in der postoperativen Phase langsam eingeführt, wenn der Patient stabilisiert ist und die Stuhlmenge < 2 l/Tag beträgt.

Patienten mit einer ausgedehnten Resektion (< 100 cm des verbleibenden Jejunums) und jene mit übermäßigen Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten benötigen eine lebenslange totale parenterale Ernährung.

Dagegen können Patienten mit > 100 cm verbliebenem Jejunum sich durch orale Nahrungsaufnahme adäquat ernähren. Fett und Protein werden in der Regel gut vertragen, im Gegensatz zu Kohlenhydraten, die einen signifikanten osmotischen Faktor darstellen. Kleine Mahlzeiten vermindern das osmotische Problem. Idealerweise sollten 40% des Kalorienbedarfs mit Fett gedeckt werden.

Patienten mit postprandialer Diarrhö werden mit Antidiarrhoika (z. B. Loperamid) 1 h vor der Mahlzeit behandelt. Cholestyramin, das in einer Dosis von 2–4 g mit den Mahlzeiten gegeben wird, vermindert die Diarrhö bei einer Gallensäurenmalabsorption nach Ileumresektion. Monatliche i.m. Injektionen von Vitamin B12 sind bei Patienten mit dokumentiertem Mangel notwendig. Die Mehrzahl der Patienten sollte ergänzend Vitamine, Kalzium und Magnesium einnehmen.

Es kann zu einer Übersäuerung des Magens kommen, wodurch die Enzyme der Bauchspeicheldrüse deaktiviert werden können; daher erhalten die meisten Patienten Protonenpumpenhemmer.

Die Dünndarmtransplantation wird bei Patienten diskutiert, bei denen eine Adaptation nicht auftritt und die keine Kandidaten für eine totale parenterale Langzeiternährung darstellen.

Patienten ≥ 1 Jahr alt, die eine parenterale Unterstützung benötigen, können von Teduglutid (einem glucagonähnlichen Peptid-2 [GLP-2] -Analogon) profitieren.

Wichtige Punkte

  • Eine ausgedehnte Resektion oder ein Verlust des Dünndarms können schwere Diarrhöen und Malabsorption verursachen.

  • Patienten mit < 100 cm verbliebenem Jejunum benötigen eine lebenslange totale parenterale Ernährung; Patienten mit > 100 cm verbliebenem Jejunum können mit kleinen fett- und proteinreichen, aber kohlenhydratarmen Mahlzeiten überleben.

  • Antidiarrhoika, Cholestyramin, Protonenpumpeninhibitoren und Vitaminergänzungen sind erforderlich.