Cushing-Syndrom

VonAshley B. Grossman, MD, University of Oxford; Fellow, Green-Templeton College
Überprüft/überarbeitet Mai 2022
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Das Cushing-Syndrom ist durch Symptome charakterisiert, die durch chronisch erhöhte Werte von Kortisol oder ähnlichen Kortikosteroiden hervorgerufen werden. Der Morbus Cushing ist ein Cushing-Syndrom, das durch eine exzessive hypophysäre Produktion des adrenocorticotropen Hormons, für gewöhnlich auf dem Boden eines Hypophysenadenoms, entsteht. Die typischen Symptome und Beschwerden sind Mondgesicht und Stammfettsucht, Hämatome sowie schlanke Arme und Beine. Die Diagnose wird gestellt, wenn in der Vorgeschichte Kortikosteroide eingenommen wurden oder wenn ein erhöhtes und/oder relativ unabhängiges Serumkortisol festgestellt wird. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache.

(Siehe auch Darstellung der Nebennierenfunktion.)

Ätiologie des Cushing-Syndroms

Eine Überfunktion der Nebennierenrinde kann von adrenokortikotropem Hormon (ACTH) abhängig oder ACTH-unabhängig sein.

Eine ACTH-abhängige Überfunktion kann entstehen

  • Hypersekretion von ACTH durch die Hypophyse (Cushing-Syndrom)

  • Sekretion von ACTH durch einen nichthypophysären Tumor, wie z. B. kleinzelliges Karzinom der Lunge oder ein Karzinoid (ektopisches ACTH-Syndrom)

  • Verabreichung von exogenem ACTH

Eine ACTH-abhängige Überfunktion resultiert in der Regel aus

  • Therapeutische Verabreichung von Kortikosteroiden

  • Adenome oder Karzinome der Nebennieres

Zu den seltenen Ursachen einer ACTH-unabhängigen Überfunktion gehören die primäre pigmentierte noduläre adrenale Dysplasie (meist bei Jugendlichen) und die bilaterale makronoduläre Hyperplasie (bei älteren Patienten).

Während der Begriff Cushing-Syndrom das klinische Bild jeder Art von Kortikosteroidüberschuss unabhängig von der Ursache beschreibt, bezieht sich der Ausdruck Morbus Cushing auf die Überfunktion der Nebennierenrinde als Folge einer erhöhten hypophysären ACTH-Sekretion. Patienten mit einem Morbus Cushing weisen fast immer ein kleines Hypophysenadenom auf.

Symptome und Anzeichen von Cushing-Syndrom

Klinische Manifestationen des Cushing-Syndroms umfassen

  • Mondgesicht mit einem überladenen Erscheinungsbild

  • Stammbetonte Adipositas mit prominenten supraklavikulären und dorsal zervikalen Fettpolstern ("buffalo hump")

  • Violette Streifen (Dehnungsstreifen)

  • In der Regel feingliedrige distale Extremitäten und Finger

Manifestationen des Cushing-Syndroms
Cushing-Syndrom (Mondgesicht)
Cushing-Syndrom (Mondgesicht)
Dieses Foto zeigt das charakteristische "Mondgesicht" bei einem Patienten mit Cushing-Syndrom.

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Cushing-Syndrom ("Büffelhöcker" und Striae)
Cushing-Syndrom ("Büffelhöcker" und Striae)
Dieser Patient mit Cushing-Syndrom hat charakteristische Büffelhöcker und rote Striae.

© Springer Science+Business Media

Cushing-Syndrom (Striae)
Cushing-Syndrom (Striae)
Am Bauch des Patienten mit Cushing-Syndrom sind violette lineare Dehnungsstreifen (Striae) sichtbar.

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Cushing-Syndrom
Cushing-Syndrom
Bei diesem Patienten mit Cushing-Syndrom werden unter anderem Gesichtsrundungen, Wangenfülle, supraklavikuläres Fett un... Erfahren Sie mehr

By permission of the publisher. Von Biller B. In Atlas of Clinical Endocrinology: Neuroendocrinology and Pituitary Disease. Herausgegeben von SG Korenman (Serienherausgeber) und M.E. Molitch. Philadelphia, Current Medicine, 2000.

Außerdem zeigen sich Muskelschwund und -schwäche. Die Haut ist dünn und atrophisch mit schlechter Wundheilung und Hämatomentwicklung bei minimalem Trauma. Am Abdomen zeigen sich violette Striae distensae. Hypertension, Nierenkonkremente, Osteoporose, Glukoseintoleranz, erhöhte Infektanfälligkeit und geistige Verwirrung sind keine Seltenheit. Ein Stillstand des linearen Wachstums bei Kindern ist charakteristisch.

Frauen haben für gewöhnlich Menstruationsstörungen. Bei Frauen mit adrenalen Tumoren führt die erhöhte Androgenproduktion zu Hirsutismus, Temporalglatzenbildung und anderen Zeichen der Virilisierung bei Frauen.

Diagnose des Cushing-Syndroms

  • Spiegel von freiem Kortisol im Urin

  • Dexamethason-Suppressionstest

  • Mitternachtsserum oder Kortisolspiegel im Speichel

  • Plasma-ACTH-Spiegel; wenn nachweisbar, Provokationstests

Die Verdachtsdiagnose wird normalerweise aufgrund der charakteristischen Symptome und klinischen Zeichen gestellt. Zur Bestätigung (und zum Nachweis der Ursache) bedarf es Hormontests und bildgebender Verfahren.

Messuung von freiem Kortisol im Urin

In einigen Zentren beginnt die Untersuchung mit einer 24-Stunden-Messung des freien Cortisols im Urin, das bei fast allen Patienten mit Cushing-Syndrom > 120 mcg/24 Stunden (> 331 nmol/24 Stunden) erhöht ist. Erhöhungen des freien Kortisols im Urin zwischen 100 und 150 mcg/24 Stunden (276 und 414 nmol/24 Stunden) werden allerdings bei Fettsucht, Depression oder polyzystischen Ovarien beobachtet. Normwerte können je nach Test variieren.

Ein Patient mit klinischem Verdacht und sehr stark erhöhtem freiem Kortisol im Urin (> 4-mal die obere Normgrenze) hat so gut wie sicher ein Cushing-Syndrom. Zwei oder drei normale Befunde schließen die Diagnose in der Regel aus. Nur leicht erhöhte Werte bedürfen weiterer Untersuchungen; dies trifft ebenso auf normale Werte zu, wenn ein klinischer Verdacht besteht.

Eine Messung der Serumkortisolwerte am Morgen (z. B. 9 Uhr) sollte durchgeführt werden.

Dexamethason-Suppressionstest

Ein alternativer Ansatz zur Untersuchung verwendet den Dexamethason-Suppressionstest, bei dem 1, 1,5 oder 2 mg Dexamethason oral von 11 Uhr bis 12 Uhr ABENDS und Serumcortisol um 8 bis 9 Uhr VORMITTAGS nächsten Morgen gemessen wird. Bei den Gesunden supprimiert das Medikament das morgendliche Serumkortisol auf Werte < 1,8 mcg/dl (< 50 nmol/l), während Patienten mit einem Cushing-Syndrom so gut wie immer höhere Werte zeigen. Bei einem spezifischeren, aber genauso sensitiven Test werden 0,5 mg Dexamethason alle 6 Stunden für 2 Tage oral verabreicht (niedrig dosiert). Im Allgemeinen wird die Diagnose gestellt, wenn der Cortisolspiegel als Reaktion auf niedrig dosiertes Dexamethasongabe nicht unterdrückt werden kann, es sei denn, es besteht der Verdacht auf eine anormale Resorption oder einen anormalen Metabolismus von Dexamethason.

Cortisolmessungen um Mitternacht

Falls die Ergebnisse der frei Kortisol im Urin-Messung und der Dexamethason-Unterdrückungstest nicht eindeutig sind, wird der Patient zur Bestimmung der Serumkortisolwerte um Mitternacht stationär aufgenommen. Alternativ können zu Hause Speichelproben zur Kortisolbestimmung entnommen und im Kühlschrank gelagert werden. Die Serumcortisolwerte bewegen sich normalerweise zwischen 5 und 25 mcg/dl (138–690 nmol/l) am frühen Morgen (6–8 Uhr) und fallen allmählich auf Werte < 1,8 mcg/dl (< 50 nmol/l) um Mitternacht ab. Patienten mit Cushing-Syndrom haben gelegentlich einen normalen morgendlichen Serumcortisolspiegel, aber keinen normalen tageszeitlichen Rückgang der Cortisolproduktion, sodass die mitternächtlichen Serumcortisolspiegel über dem Normalwert liegen und die gesamte 24-stündige Cortisolproduktion erhöht sein kann. Die normalen Bereiche des Speichelkortisolspiegels um Mitternacht variieren je nach Test.

Die Serumkortisolwerte können bei Patienten mit kongenital erhöhtem Kortikosteroid-bindendem Globulin oder bei denjenigen, die eine Östrogentherapie erhalten, falsch-hoch sein, aber der zirkadiane Rhythmus ist erhalten.

Plasma-ACTH-Messung

ACTH-Spiegel werden zur Abklärung der Ursache eines Cushing-Syndroms bestimmt. Nichtmessbare Werte, sowohl basal als auch nach Stimulation mit Kortikotropin-Releasing-Hormon (CRH), machen einen primär adrenergen Grund wahrscheinlich. Hohe Spiegel weisen auf eine hypophysäre Ursache oder eine ektopische Quellehin. Falls ACTH nachweisbar ist, kann mit Hilfe von Provokationstests ein Morbus Cushing von dem selteneren ektopischen ACTH-Syndrom unterschieden werden: Hochdosiertes Dexamethason (2 mg oral alle 6 Stunden über 48 Stunden) reduziert bei den meisten Patienten mit Morbus Cushing den 9-Uhr-Wert am Morgen für Serumkortisol um > 50%, wohingegen manchmal bei den Patienten mit einem ektopischen ACTH-Syndrom Kortisol nicht absinkt. Umgekehrt stimuliert bei den meisten Patienten mit einem Morbus Cushing humanes oder bovines CRH (100 mcg IV oder 1 mcg/kg IV) ACTH um > 50% und Kortisol um 20%, bei Patienten mit einem ektopischen ACTH-Syndrom bleibt diese Reaktion fast immer aus (siehe Tabelle Diagnostische Tests beim Cushing-Syndrom).

Ein alternativer Versuch der Lokalisierung, welcher genauer, aber invasiver ist, besteht in der beidseitigen Katheterisierung der V. petrosa, welche die Hypophyse drainiert, und die Messung von ACTH im Blut dieser Vene 5 Minuten nach Verabreichung von 100 mcg oder 1 mcg/kg Bolus von CRH (Mensch oder Schaf). Ein Verhältnis zentrales ACTH zu peripherem ACTH > 3 schließt ein ektopisches ACTH-Syndrom so gut wie aus, während ein Verhältnis < 3 Anlass zur Suche nach der ektopischen ACTH -Quelle sein muss. Wenn CRH nicht verfügbar ist, gibt es Hinweise darauf, dass Desmopressin 10 mcg ebenso wirksam sein kann.

Tabelle

Bildgebende Verfahren

Bildgebende Verfahren an der Hypophyse werden dann durchgeführt, wenn die ACTH-Spiegel und die Provokationstests eine hypophysäre Ursache wahrscheinlich werden lassen. Ein Gadolinium-verstärktes dünnschichtiges MRT ist die genaueste Untersuchung, aber manche Mikrodenome stellen sich auch im CT dar. Falls die Testverfahren eine nichthypophysäre Ursache wahrscheinlich machen, sollten als bildgebende Verfahren die abdominelle Sonographie, ein hochauflösendes CT des Brustkorbs, des Pankreas und der Nebennieren, ein Szintigramm oder ein mit radioaktiv markiertem Octreotid oder vorzugsweise mit Gallium-68 markiertem PET-Scan und gelegentlich ein Fludeoxyglukose (FDG)-PET-Scan durchgeführt werden. Zur Unterscheidung zwischen hypophysären und ektopischen Quellen kann eine Probenahme aus dem Sinus petrosus erforderlich sein.

Bei Kindern mit einem Morbus Cushing sind die hypophysären Tumoren sehr klein und stellen sich nur selten im MRT dar. Eine Probenentnahme aus dem Sinus petrosus ist in dieser Situation besonders wertvoll. Auch um eine fetale Strahlenbelastung zu vermeiden, wird das MRT bei Schwangeren dem CT vorgezogen.

Manifestationen des Cushing-Syndroms

  • Hohe Proteinaufnahme und Kaliumgabe (oder kaliumsparende Wirkstoffe wie Spironolacton)

  • Adrenale Inhibitoren wie Metyrapon oder Ketoconazol und selten Mitotan oder neuere Medikamente wie Osilodrostat und Levoketoconazol

  • Operation oder Strahlentherapie zur Entfernung von Hypophysen-, Nieren- oder ektopischen ACTH-produzierenden Tumoren

  • Manchmal Somatostatin-Analoga oder Dopamin-Agonisten zur Blockierung der ACTH-Sekretion oder der Glukokortikoidrezeptor-Antagonist Mifepriston

Zu Beginn sollte der Allgemeinzustand der Patienten durch supportive Maßnahmen einschließlich angemessener Kaliumgabe verbessert werden. Falls die klinischen Beschwerden des Hyperkortisolismus schwerwiegend sind, kann es indiziert sein, die Kortikosteroidsekretion mit 250 mg bis 1 g Metyrapon p.o. 3-mal täglich oder mit 400 mg Ketoconazol p.o. 1-mal täglich, was bis zu einer Dosis von 400 mg 3-mal täglich steigerbar ist, zu blockieren. Ketoconazole ist wahrscheinlich langsamer im Einsetzen und manchmal hepatotoxisch. Zu den Alternativen gehören Mitotan und die neueren Medikamente Levoketoconazol und Osilodrostat, die die Steroidogenese blockieren, oder Mifepriston, ein Rezeptorantagonist. Parenterales Etomidat (ein intravenöses Anästhetikum, das auch die Cortisolproduktion blockiert) kann für Patienten mit fulminanten Symptomen lebensrettend sein; es wird als intravenöse Infusion verabreicht: die Anfangsdosis beträgt in der Regel 1 bis 2 mg/Stunde und wird nach Bedarf erhöht, wobei der Cortisolspiegel häufig bestimmt und die Dosis entsprechend titriert wird.

ACTH-sezernierende Hypophysentumoren

Hypophysentumoren, die ACTH produzieren, werden chirurgisch entfernt oder mit Strahlentherapie behandelt. Falls sich in der Bildgebung kein Tumor zeigt, aber eine hypophysäre Ursache trotzdem wahrscheinlich ist, kann besonders bei älteren Patienten eine totale Hypophysektomie versucht werden. Jüngere Patienten können eine Hochvolttherapie der Hypophyse erhalten, bei der eine Strahlendosis von 45 Gy (Gray) appliziert wird. Bei Kindern kann eine Bestrahlung die Sekretion von Wachstumshormon reduzieren und gelegentlich eine Pubertas praecox auslösen. In speziellen Zentren kann eine fokussierte Strahlentherapie als Einzeldosis verabreicht werden (Radiochirurgie). Alternativ kann auch die Protonenstrahltherapie eingesetzt werden, sofern sie verfügbar ist. Der Erfolg einer konventionellen Bestrahlung stellt sich gelegentlich erst nach einigen Jahren ein, bei Kindern jedoch wesentlich schneller.

Studien deuten darauf hin, dass leichte Fälle von persistierender oder rezidivierender Erkrankung von Medikamenten profitieren können, die die ACTH-Sekretion unterdrücken, einschließlich des Somatostatin-Analogons Pasireotid und des Dopamin Agonist Cabergolin. Eine signifikante unerwünschte Wirkung von Pasireotid ist jedoch die Hyperglykämie. Alternativ können die Kortikosteroidrezeptoren mit Mifepriston blockiert werden. Der Glukokortikoidrezeptor-Antagonist Mifepriston erhöht das Serum-Cortisol, blockiert jedoch die Wirkung des Kortikosteroids und kann eine Hypokaliämie verursachen.

Eine beidseitige Adrenalektomie ist auf Patienten mit hypophysärem Hyperadrenokortisolismus beschränkt, die weder auf eine Exploration der Hypophyse (mit möglicher Adenomektomie) noch auf eine Bestrahlung reagieren oder auf Patienten, bei denen eine Operation nicht erfolgreich war und eine Strahlentherapie kontraindiziert ist. Nach einer Adrenalektomie ist eine lebenslange Kortikoidsubstitution notwendig.

Kortikosteroid sezernierende adrenokortikale Tumoren

Adrenokortikale Tumoren werden chirurgisch entfernt. Die Patienten müssen intra- und postoperativ mit Kortisol substituiert werden, da ihre nichttumorös veränderte Nebennierenrinde atrophiert und supprimiert sein kann. Benigne Adenome können laparoskopisch entfernt werden. Bei einer multinodulären adrenalen Hyperplasie kann eine beidseitige Adrenalektomie notwendig sein. Bei einigen Patienten tritt auch nach der mutmaßlichen Durchführung einer totalen Adrenalektomie ein erneutes Wachstum funktionsfähigen Gewebes auf.

Ektopische ACTH-produzierende Tumoren

Ein ektopisches ACTH-Syndrom wird durch die Entfernung des ACTH-produzierenden nichthypophysären Tumors therapiert. Allerdings wachsen solche Tumoren gelegentlich disseminiert und können daher nicht entfernt werden. Mit Hilfe von Enzymeninhibitoren der Nebennieren, wie z. B. Metyrapon in einer Dosierung von 500 mg p.o. 3-mal täglich (und bis zu einer Gesamtdosis von 6 g täglich) oder Mitotan 0,5 g p.o. 1-mal täglich, steigerbar bis zu einer Maximaldosis von 3–4 g täglich, lassen sich für gewöhnlich die metabolischen Störungen (z. B. eine Hypokalämie) unter Kontrolle halten. Bei der Verwendung von Mitotan können hohe Dosen von Hydrocortison oder Dexamethason erforderlich sein, was die Messung der Cortisolproduktion manchmal unzuverlässig macht. Es kann sich auch eine schwere Hypercholesterinämie entwickeln. Ketoconazol 400–1200 mg oral täglich blockiert ebenfalls die Kortikosteroidsynthese, ist jedoch lebertoxisch und kann addisonähnliche Symptome hervorrufen. Mifepriston kann auch zur Behandlung des ektopischen ACTH-Syndroms nützlich sein; da es jedoch die Wirkung von Cortisol blockiert, aber die Serumspiegel nicht senkt, kann die Überwachung seiner Anwendung problematisch sein. In einer Notfallsituation kann parenterales Etomidat einen schnellen Abfall des Serumkortisols bewirken, aber seine Anwendung erfordert eine sorgfältige Überwachung.

In einigen Fällen zeigen ektopische ACTH-sezernierende Tumoren eine Reaktion auf langwirksame Somatostatinanaloga (z. B. Octreotid und/oder andere). Eine Administration dieser Medikamente für > 2 Jahre erfordert ein engmaschiges Follow-up, da sich eine milde Gastritis, Gallensteine, eine Cholangitis und eine Malabsorption entwickeln können.

Nelson-Syndrom

Ein Nelson-Syndrom tritt auf, wenn die Hypophyse nach einer beidseitigen Adrenalektomie weiter wächst, was zu einem deutlichen Anstieg der ACTH-Sekretion sowie zur Sekretion seiner Vorstufen führt und die Ursache einer schweren Hyperpigmentation sein kann. Es tritt bei etwa 20–25% aller Patienten auf, die sich einer Adrenalektomie unterziehen. Das Risiko ist wahrscheinlich reduziert, wenn sich der Patient einer prophylaktischen Bestrahlung der Hypophyse zum Zeitpunkt der Adrenalektomie unterzieht.

Obwohl eine Bestrahlung ein weiteres Wachstum der Hypophyse abbremsen kann, bedürfen viele Patienten dennoch einer Hypophysektomie. Die Indikation für eine Hypophysektomie ist dieselbe wie bei jedem anderen Hypophysentumor – nämlich eine Größenzunahme, die die umgebenden Gewebe kompromittiert und zu Gesichtsfeldausfällen, Druck auf den Hypothalamus oder zu anderen Komplikationen führt.

Eine Strahlentherapie kann durchgeführt werden, auch wenn sie nicht zum Zeitpunkt der bilateralen Adrenalektomie durchgeführt wurde. Ein radiochirurgischer Eingriff oder eine fokussierte Bestrahlung können im Rahmen einer Einzeldosis appliziert werden, wenn eine externe Radiatio bereits durchgeführt wurde und der N. opticus und das Chiasma in einem vertretbaren Abstand liegen.

Wichtige Punkte

  • Die Diagnose wird in der Regel durch einen erhöhten nächtlichen Serum- oder Speichelkortisolspiegel oder 24-Stunden-Messung von freiem Kortisol im Urin und einen Dexamethason-Suppressionstest gestellt.

  • Hypophysäre Ursachen werden von nicht-hypophysären Ursachen durch den Spiegel des adrenokortikotropen Hormons (ACTH) unterschieden.

  • Bildgebende Verfahren werden durchgeführt, um ursächliche Tumor zu identifizieren.

  • Tumoren werden in der Regel chirurgisch behandelt oder mit Strahlentherapie.

  • Metyrapon, Ketoconazol, Levoketoconazol oder Osilodrostat können gegeben werden, um die adrenale Kortisolsekretion vor der endgültigen Behandlung zu unterdrücken, oder der Rezeptorantagonist Mifepriston kann gegeben werden.

  • Pasireotid oder Cabergolin zur Unterdrückung der ACTH-Sekretion kann bei Patienten mit rezidivierenden Hypophysen- oder disseminierten ektopischen ACTH-produzierenden Tumoren eingesetzt werden.