Euthyroid-Sick-Syndrom

VonGlenn D. Braunstein, MD, Cedars-Sinai Medical Center
Überprüft/überarbeitet Aug. 2022
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Das Euthyroid-Sick-Syndrom ist ein Zustand, bei dem die Serumspiegel der Schilddrüsenhormone bei Patienten, die nicht an einer systemischen Schilddrüsenerkrankung leiden, aber eigentlich euthyroid sind, niedrig sind. Die Diagnose erfolgt durch Ausschluss einer Hypothyreose. Die Behandlung ist auf die Grunderkrankung ausgerichtet; ein Ersatz der Schilddrüsenhormone ist nicht angezeigt.

(Siehe auch Darstellung der Schilddrüsenfunktion.)

Patienten mit unterschiedlichen akuten oder chronischen schilddrüsenunabhängigen Krankheiten können pathologische Testergebnisse der Schilddrüsenfunktion aufweisen. Dazu gehören Fasten, Hungern, Proteinmangelzustände, schwere Traumata, Myokardinfarkt, chronische Nierenerkrankung, diabetische Ketoazidose, Anorexia nervosa, Leberzirrhose, thermische Verletzungen, Medikamentenüberdosierung und Sepsis.

Erniedrigte Trijodthyronin (T3) -Spiegel sind dabei am häufigsten. Patienten mit schwereren oder prolongierten Erkrankungen zeigen auch erniedrigte Thyroxin (T4)-Spiegel. Die Serumspiegel des reversen T3 (rT3) sind erhöht. Die Werte des schilddrüsenstimulierenden Hormons (TSH) können normal oder sogar niedrig sein und während der Erholungsphase des Syndroms leicht erhöht sein.

Die Patienten sind eigentlich euthyreot, können aber je nach der zugrunde liegenden akuten oder chronischen Erkrankung Merkmale aufweisen, die sich mit einer schweren Hypothyreose überschneiden, wie Hypothermie, Hypoventilation, Hypotonie, Lethargie oder Koma.

Die Pathogenese ist unbekannt, kann aber Folgendes beinhalten

  • Verminderte periphere Konversion von T4 zu T3

  • Verminderte Clearance von rT3, das aus T4 gebildet wird

  • Verminderte Bindung von Schilddrüsenhormonen an thyroxinbindendes Globulin (TBG)

Proinflammatorische Zytokine (z. B. Tumornekrosefaktor-alpha, Interleukin-1) sind möglicherweise für einige Veränderungen verantwortlich.

Die Interpretation anomaler Schilddrüsenfunktionstests bei Schwerkranken ist durch Effekte zahlreicher Medikamente erschwert. Dazu gehören jodhaltige Kontrastmittel und Amiodaron, die die periphere T4/T3 -Konversion beeinflussen, und Medikamente wie Dopamin und Kortikosteroide, die die hypophysäre TSH-Sekretion hemmen, sodass die Serum-TSH-Spiegel absinken und die T4-Sekretion nachfolgend sinkt.

Tipps und Risiken

  • Schilddrüsenfunktionstests sollten nicht be schwerkranken Patienten durchgeführt werden, sei denn es besteht ein erhöhter Verdacht auf eine Schilddrüsenfehlfunktion.

Diagnose des Euthyroid-Sick-Syndroms

  • TSH

  • Serumkortisol

Die diagnostische Schwierigkeit besteht in der Unterscheidung zwischen Hypothyreose und einem Euthyroid-Sick-Syndrom. Der beste Test ist die Messung von TSH, das beim Euthyreoid-Sick-Syndrom niedrig, normal oder leicht erhöht, aber nicht so hoch (in der Regel < 10 mIU/l) ist wie bei der primären Hypothyreose (siehe Tabelle Ergebnisse von Schilddrüsenfunktionstests in verschiedenen klinischen Situationen).

Das rT3 im Serum ist erhöht, obwohl diese Messung nur selten durchgeführt wird und die Ergebnisse in der Regel nicht in einem für die Entscheidungsfindung nützlichen Zeitrahmen vorliegen.

Das Serumkortisol kann beim Euthyreoid-Sick-Syndrom erhöht sein, während es bei Hypothyreoidismus durch die Hypophysen-/Hypothalamus-Störung erniedrigt oder niedrig-normal ist.

Da die Tests unspezifisch sind, ist ein klinisches Urteil erforderlich, um Ergebnisse von Tests zur abnormalen Schilddrüsenfunktion bei akut oder chronisch kranken Patienten zu interpretieren. Sofern eine Schilddrüsenfehlfunktion nicht sehr vermutet wird, sollten bei diesen Patienten keine Schilddrüsenfunktionstests durchgeführt werden.

Behandlung des Euthyroid-Sick-Syndroms

  • Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung

Die Behandlung durch Substitution der Schilddrüsenhormone ist nicht angemessen. Wenn die zugrunde liegende Erkrankung behandelt wird, normalisieren sich die Ergebnisse der Schilddrüsentests.

Wichtige Punkte

  • Viele schwerkranke Patienten haben niedrige Schilddrüsenhormonwerte, sind aber nicht klinisch hypothyreot und benötigen keine zusätzlichen Schilddrüsenhormone.

  • Patienten mit dem Euthyroid-Sick-Syndrom haben niedrige, normale oder nur leicht erhöhte TSH-Werte, im Gegensatz zu den ausgeprägten TSH-Erhöhungen bei echter Hypothyreose.