Gasvergiftung während des Tauchens

VonRichard E. Moon, MD, Duke University Medical Center
Überprüft/überarbeitet Apr. 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Probleme beim Tauchen können durch toxische Gase wie etwa Stickstoff, Sauerstoff, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid verursacht werden.

(Siehe auch Überblick über Tauchverletzungen.)

Luft ist ein Gasgemisch; ihre Hauptbestandteile sind Stickstoff und Sauerstoff, in ganz geringer Menge enthält sie auch noch andere Gase. Jedes Gas hat einen so genannten Partialdruck, der durch die Konzentration des Gases und den Umgebungsdruck bestimmt wird. Sauerstoff und Stickstoff können bei hohem Partialdruck schädlich sein.

Sauerstoffvergiftung beim Tauchen

Eine Sauerstoffvergiftung tritt bei den meisten Menschen ab einem Sauerstoffpartialdruck von 1,4 atm auf. Wenn eine Person 100 % Sauerstoff einatmet, wird dieser partielle Druck in einer Tiefe von 4 Metern erreicht. Da die Luft nur aus 21 % Sauerstoff besteht, würde man diesen toxischen partiellen Atemdruck beim Tauchen in einer Tiefe von etwas über 57 Meter einatmen. Obwohl eine Sauerstoffvergiftung in einer hyperbaren Sauerstoffkammer bei Sauerstoffpartialdrücken von bis zu 2,8 atm nur selten auftritt, tragen Taucher, die bei tiefen Tauchgängen falsche Sauerstoffkonzentrationen verwenden, ein höheres Risiko.

Dadurch entstehen Symptome wie Kribbeln, fokale Krampfanfälle (Gesichts- oder Lippenkrämpfe oder Verdrehen einer Körperhälfte), Schwindel, Übelkeit und Erbrechen sowie ein eingeschränktes Gesichtsfeld. Etwa 10 % der Menschen haben Krämpfe oder Ohnmachtsanfälle, die zum Ertrinken führen.

Um eine Sauerstoffvergiftung bei tiefen Tauchgängen zu verhindern, sind besondere Gasgemische und ein spezielles Training notwendig.

Stickstoffnarkose beim Tauchen

Eine Stickstoffnarkose (Tiefenrausch) wird durch hohen Stickstoffteildruck verursacht.

Die Symptome ähneln denen einer Alkoholvergiftung. Die Betroffenen verlieren ihr Urteilsvermögen und werden oft euphorisch. Sie kommen vielleicht nicht mehr rechtzeitig an die Wasseroberfläche oder schwimmen sogar weiter nach unten, weil sie sich in der Richtung täuschen. Diese Wirkung wird bei manchen Tauchern, die Druckluft atmen, ab 30 Metern sichtbar. Ab 90 Metern sind sie für gewöhnlich nicht mehr handlungsfähig.

Um diese Auswirkungen zu minimieren, atmen Taucher, die in große Tiefen tauchen müssen, normalerweise ein spezielles Gasgemisch anstatt normaler Luft ein. Niedrige Sauerstoffkonzentrationen, eher mit Helium als mit Stickstoff verdünnt, werden verwendet, weil Helium nicht narkotisierend wirkt. Tauchen mit Helium in Tiefen von mehr als 150 bis 180 Metern kann allerdings ein High Pressure Nervous Syndrome (Heliumzittern) auslösen. Das Zittern geht beim Auftauchen zurück, was entsprechend langsam erfolgen sollte, um eine Dekompressionskrankheit zu vermeiden.

Kohlendioxidintoxikation beim Tauchen

Kohlendioxid wird aus dem Körper mit ausgeatmeter Luft freigesetzt. Bei manchen Tauchern steigt der Kohlendioxidspiegel im Blut an, weil sie ihre Atmung nicht an die zunehmende Anstrengung anpassen. Andere halten Kohlendioxid zurück, weil die in der Tiefe eingeatmete Luft dichter ist und es anstrengender ist, sie durch die Luftwege und das Atemgerät zu bewegen. Eine bewusste Reduzierung der Atemfrequenz, um Luft zu sparen („Skip breathing“) kann ebenfalls die Ansammlung von giftigem Kohlendioxid im Blut bewirken. Ein fehlerhaftes geschlossenen oder halbgeschlossenen Rückatemsystem ist eine weitere mögliche Ursache für eine Vergiftung mit Kohlendioxid.

Mit einer Ansammlung von Kohlendioxid im Blut ergeht das Signal an den Körper zu atmen. Taucher wie etwa Schnorchler, die ihren Atem anhalten, statt Atemgeräte zu verwenden, atmen oft vor einem Tauchgang kraftvoll ein (sie hyperventilieren), wobei sie eine große Menge Kohlendioxid ausatmen, aber dem Blut wenig Sauerstoff zuführen.

Dieses Manöver erlaubt es ihnen, ihren Atem anzuhalten und länger unter Wasser zu schwimmen, weil ihr Kohlendioxidspiegel niedrig ist. Dieses Vorgehen (auch „gefährliches Unterwasser-Luftanhalten“ genannt) kann aber auch gefährlich sein, weil den Tauchern der Sauerstoff ausgehen und sie bewusstlos werden können (sogenannter Schwimmbad-Blackout), bevor der Kohlendioxidgehalt im Blut so weit angestiegen ist, dass er als Reiz wirksam wird, aufzutauchen und wieder zu atmen. Dieses Phänomen ist wahrscheinlich für viele unerklärliche Todesfälle durch Ertrinken bei Harpunierern und anderen Tauchern verantwortlich, die mit angehaltenem Atem tauchen.

Wussten Sie ...

  • Hyperventilieren vor dem Schwimmen unter Wasser, um die Dauer des Atem-Anhaltens zu verlängern, kann das Risiko des Ertrinkens steigern.

Symptome einer Kohlendioxidvergiftung können unter anderem sein:

  • Kopfschmerzen

  • Atembeschwerden

  • Übelkeit

  • Erbrechen

  • Gesichtsröte

Hohe Kohlendioxidspiegel können zu einer kurzen Bewusstlosigkeit, sogenannten Blackouts führen, das Risiko für Krampfanfälle aufgrund der Sauerstofftoxizität erhöhen und eine Stickstoffnarkose verschlimmern. Bei Tauchern, die nach dem Tauchen häufig über Kopfschmerzen klagen oder sich mit einem besonders geringen Luftverbrauch brüsten, liegt der Verdacht nahe, dass sie zu viel Kohlendioxid zurückhalten.

Kohlendioxid wird in der Regel nach und nach weniger, je höher ein Taucher nach oben an die Wasseroberfläche steigt. Menschen, die bei einem Tauchgang Symptome haben, sollten langsam wieder an die Wasseroberfläche geführt werden. Menschen, die nach dem Tauchen regelmäßig Kopfschmerzen haben, müssen ihre Tauchtechnik ändern.

Kohlenmonoxidvergiftung beim Tauchen

Kohlenmonoxid entsteht beim Verbrennungsvorgang. Kohlenmonoxid kann sich der Luft des Tauchers beimischen, wenn das Einatmungsventil zu nahe an einem Auspuff eines Motors platziert ist oder wenn das Schmieröl in einem nicht funktionierenden Kompressor heiß genug wird, um zum Teil zu verbrennen.

Zu den Symptomen zählen Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwäche, Schwerfälligkeit und Verwirrtheit. In schweren Fällen einer Kohlenmonoxidvergiftung kommt es zu Krämpfen, Bewusstlosigkeit oder zum Koma. Die Diagnose erfolgt über einen Bluttest. Mit der Zeit sinkt der Blutspiegel, daher sollte so schnell wie möglich eine Diagnose gestellt werden. Die Luftzufuhr des Tauchers kann ebenfalls auf Kohlenmonoxid geprüft werden.

Die Taucher erhalten Sauerstoff. Hohe Sauerstoffkonzentrationen im Blut tragen dazu bei, Kohlenmonoxid aus dem Blut zu entfernen, können aber nicht immer die Organschäden beseitigen. Bei Menschen mit einer schweren Vergiftung empfehlen manche Experten die Gabe von Sauerstoff bei hohem Druck in der Überdruckkammer, einer hyperbaren Kammer, die es in manchen Kliniken gibt.

High Pressure Nervous Syndrome (Heliumzittern)

Eine noch kaum beschriebene Anzahl neurologischer Symptome kann sich einstellen, wenn Menschen tiefer als 150 bis 180 Meter tauchen, insbesondere, wenn der Tauchgang schnell erfolgt und der Taucher ein Gemisch aus Helium und Sauerstoff einatmet. Zu den Symptomen zählen Übelkeit, Erbrechen, Zittern, Schwerfälligkeit, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Muskelzucken, Magenkrämpfe und Verwirrung. Das Syndrom löst sich von selbst auf, wenn der Taucher auftaucht oder wenn die Abtauchgeschwindigkeit abfällt.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. American Red Cross: Zertifizierung der Wassersicherheit und Tipps

  2. Divers Alert Network: 24-Stunden-Notruf: +1 919-684-9111

  3. Duke Dive Medicine: 24-Stunden-Notruf mit ärztlicher Beratung: +1 919 684 8111