Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)

VonKristle Lee Lynch, MD, Perelman School of Medicine at The University of Pennsylvania
Überprüft/überarbeitet März 2022
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Kurzinformationen

Bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit fließen Magensäure und Enzyme vom Magen in die Speiseröhre zurück und verursachen dort Entzündungen in der Speiseröhre und Schmerzen im Brustkorb.

  • Ein Reflux tritt auf, wenn der ringförmige Muskel, der normalerweise den Reflux von Mageninhalt in die Speiseröhre verhindert (unterer Ösophagussphinkter genannt), nicht richtig arbeitet.

  • Das typischste Symptom ist Sodbrennen (brennende Schmerzen hinter dem Brustbein).

  • Die Diagnose stützt sich auf die vorliegenden Symptome, manchmal auch auf pH-Tests der Speiseröhre.

  • Die Erstbehandlung besteht aus der Vermeidung von auslösenden Substanzen (z. B. Alkohol und fetthaltige Nahrung) und der Einnahme von Arzneimitteln zur Verringerung der Magensäure. Wenn diese Maßnahmen jedoch versagen, kann auch eine Operation notwendig werden.

Die Speiseröhre (Ösophagus) ist ein Schlauch, der vom Rachen (Pharynx) bis zum Magen führt. Der untere Ösophagussphinkter besteht aus einem Ring von Muskeln, die den unteren Teil der Speiseröhre geschlossen halten, damit Nahrung und Magensäure nicht in die Speiseröhre zurückfließen können. Wenn Menschen schlucken, entspannt sich dieser Sphinkter normalerweise, damit die Nahrung in den Magen gelangen kann. (Siehe auch Übersicht über die Speiseröhre.)

Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) ist eine häufige Erkrankung. Sie tritt bei 10 bis 20 % der Erwachsenen auf. Darüber hinaus kommt sie häufig bei Kleinkindern vor und beginnt manchmal bereits mit der Geburt ( see page Gastroösophagealer Reflux bei Kindern).

Die Magenschleimhaut schützt den Magen vor der Wirkung seiner eigenen Säure. Da die Speiseröhre keine ähnlich schützende Schleimhaut hat, können Magensäure und Galle, die in die Speiseröhre zurückfließen (Reflux) Symptome und manchmal auch Schäden verursachen.

Der Säure- und Gallenreflux in die Speiseröhre kann auftreten, wenn der untere Ösophagussphinkter nicht richtig funktioniert. Wenn man steht und sitzt, verhindert die Schwerkraft den Reflux des Mageninhalts in die Speiseröhre. Dadurch erklärt sich, weshalb sich ein Reflux verschlimmern kann, wenn man sich hinlegt. Außerdem kommt es kurz nach Mahlzeiten, wenn das Volumen und der Säuregehalt des Magens höher sind und der Sphinkter weniger wahrscheinlich richtig arbeitet, eher zu Reflux. Zu den Faktoren, die einen Reflux begünstigen, zählen:

  • Gewichtszunahme

  • Fetthaltige Speisen

  • Koffein- und kohlensäurehaltige Getränke

  • Alkohol

  • Tabakkonsum

  • Bestimmte Medikamente

Arzneimittel, die sich negativ auf die Funktion des unteren Ösophagussphinkters auswirken, sind Medikamente mit anticholinerger Wirkung (z. B. viele Antihistaminika und manche Antidepressiva), Kalziumkanalblocker, Progesteron und Nitrate. Eine verzögerte Magenentleerung (z. B. bei Diabetes oder aufgrund der Anwendung von Opioiden) kann den Reflux ebenfalls verschlimmern.

Symptome von GERD

Das auffälligste Symptom von gastroösophagealem Reflux ist Sodbrennen (brennende Schmerzen hinter dem Brustbein). Sodbrennen kann von Regurgitation begleitet sein, dabei gelangt Mageninhalt bis in den Mund. Wenn Mageninhalt in den Mund gelangt, kann dies Halsschmerzen, Heiserkeit, Husten oder das Gefühl verursachen, einen Kloß im Hals zu haben (Globusgefühl). In seltenen Fällen gelangen kleine Mengen von Mageninhalt in die Lunge, was zu Husten und/oder keuchendem Atem führt. Betroffene mit chronischem Sodbrennen entwickeln manchmal eine Schluckstörung (Dysphagie).

Komplikationen eines gastroösophagealen Reflux

Das Zurückfließen von Säure im unteren Abschnitt der Speiseröhre über eine längere Zeit kann zu folgenden Komplikationen führen:

  • Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis)

  • Geschwüre (Störungen an der inneren Oberfläche) der Speiseröhre (erosive Speiseröhrenentzündung)

  • Verengung der Speiseröhre (ösophageale Striktur)

  • Veränderungen der Zellen, welche die Speiseröhre auskleiden (Barrett-Ösophagus)

  • Fehlgebildete Zellen in der Speiseröhre, die entarten können (siehe Speiseröhrenkrebs)

Eine Entzündung der Speiseröhre (Ösophagitis bzw. erosive Ösophagitis) ruft Symptome hervor, die für die gastroösophageale Refluxkrankheit typisch, aber möglicherweise schwerwiegender sind. Sie kann zudem Schmerzen beim Schlucken (Odynophagie) verursachen. Manche Personen haben Blutungen, die in der Regel leicht sind, jedoch auch schwer sein können. Das Blut kann erbrochen werden oder den Verdauungstrakt passieren, dann wird es als schwarzer, teerartiger Stuhl (Meläna) oder bei ausreichend starker Blutung als hellrotes Blut ausgeschieden. Leichte Blutungen, die über einen längeren Zeitraum anhalten, können eine Eisenmangelanämie hervorrufen.

Durch gastroösophagealen Reflux verursachte Speiseröhrenentzündung
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Wiederholter Reflux kann zu Störungen an der inneren Oberfläche der Speiseröhre (Pfeile) führen. Bild von Dr. med. Kristle Lynch.

Ösophagusgeschwüre sind offene Geschwüre an der inneren Schleimhaut der Speiseröhre. Dabei handelt es sich um eine Art einer Störung dieser Oberfläche. Die Geschwüre können Schmerzen im Brustkorb verursachen, die häufig hinter oder direkt unter dem Brustbein auftreten, dort wo auch das Sodbrennen gespürt wird.

Eine durch Reflux verursachte Verengung (Striktur) in der Speiseröhre erschwert das Schlucken fester Speisen zunehmend.

Verengung (Striktur) der Speiseröhre
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Reflux kann dazu führen, dass sich die Speiseröhre verengt. Auf diesem Foto ist auch eine Ösophagitis bzw. eine Störung der Innenauskleidung der Speiseröhre (Pfeile) oberhalb einer Verengung (Striktur) der Speiseröhre zu sehen.
Foto von David M. Martin, MD.

Eine längere Reizung führt dazu, dass sich die Zellen in der Wand der Speiseröhre verändern, was eine Erkrankung namens Barrett-Syndrom hervorruft. Es kann zu Veränderungen ohne Symptome kommen. Diese veränderten Zellen sind entartet und können sich bei manchen Menschen zu Krebs entwickeln.

Barrett-Syndrom
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Ein wiederholter Rückfluss von Magensäure (Reflux) kann dazu führen, dass sich die Zellen in der Speiseröhre verändern und präkanzerös werden (Krebsvorstufe). Auf diesem Foto zeigen die roten Bereiche diese Veränderungen beispielhaft.
Bild von Dr. med. Kristle Lynch.

Diagnose von GERD

  • Endoskopie mit Biopsie

  • Manchmal pH-Test

  • Manchmal Manometrie

Wenn die Symptome auf die Diagnose GERD hinweisen, kann die Behandlung ohne ausführliche diagnostische Untersuchungen begonnen werden. Untersuchungen sind im Normalfall Situationen vorbehalten, in denen die Diagnose nicht eindeutig ist, in denen die Behandlung die Symptome nicht unter Kontrolle gebracht hat oder in denen Symptome über einen langen Zeitraum bestehen.

Wenn Tests erforderlich sind, wird in der Regel zuerst die Speiseröhre mit einem biegsamen Beobachtungsschlauch (Endoskop) untersucht. Eine Endoskopie ist die beste Methode zur Diagnose von Ösophagitis, erosiver Ösophagitis, Speiseröhrengeschwüren, Verengungen der Speiseröhre, Speiseröhrenkrebs und Barrett-Syndrom. Bei der Endoskopie kann der Arzt auch Gewebe entnehmen, um dieses unter dem Mikroskop zu untersuchen (Biopsie).

Wenn die Endoskopie- und Biopsieergebnisse bei Personen, deren Symptome stark auf GERD hindeuten, normal sind, führen Ärzte in der Regel einen pH-Test der Speiseröhre durch (beim pH-Test wird der Säuregehalt gemessen – siehe Katheterbasierte Überwachung). Für diesen Test wird ein dünner, biegsamer Schlauch mit einem Sensor an der Spitze über die Nase in die untere Speiseröhre eingeführt. Dort verbleibt der Schlauch für 24 Stunden. Das andere Ende des Schlauchs hängt an einem Monitor, den die Person an ihrer Kleidung trägt. Der Monitor zeichnet, meistens über 24 Stunden, die Säurespiegel in der Speiseröhre auf. Diese Untersuchung bestimmt nicht nur, wie viel Reflux auftritt, sondern auch die Beziehung zwischen den Symptomen und dem Reflux. Er ist auch hilfreich bei Personen mit Symptomen, die für Reflux untypisch sind. Die pH-Messung in der Speiseröhre wird bei allen Personen empfohlen, für die eine Operation zur Korrektur des gastroösophagealen Refluxes in Betracht kommt. Bei Menschen, die einen Schlauch in ihrer Nase nicht tolerieren können, kann eine kleine pH-Elektrode im unteren Teil der Speiseröhre platziert werden (siehe kabellose Überwachung).

Druckmessungen am unteren Ösophagussphinkter mittels Manometrie geben an, wie gut der Sphinkter funktioniert, und liefern zudem Informationen über die Stärke der Speiseröhrenmuskulatur. Die durch diese Untersuchung gewonnenen Informationen unterstützen den Arzt bei der Entscheidung, ob eine Operation zur Behandlung angemessen ist.

Vorbeugung von GERD

Verschiedene Maßnahmen können ergriffen werden, um gastroösophagealen Reflux zu lindern:

  • Das Kopfteil des Bettes erhöhen

  • Auf Medikamente und Nahrungsmittel verzichten, die Symptome hervorrufen oder die Säurebildung anregen

  • 3 Stunden vor dem Zubettgehen nichts mehr essen

  • Gewichtsabnahme

Das Anheben des Kopfteils des Bettes um etwa 15 Zentimeter, indem 15 bis 20 Zentimeter große Blöcke unter die Beine am Kopfteil des Bettes gelegt werden, indem ein Keilkissen eingesetzt oder ein Keil unter die Matratze gelegt wird, kann dazu beitragen, zu verhindern, dass Säure in die Speiseröhre fließt, wenn der Patient schläft. Medikamente, die Symptome verursachen, und Rauchen sollten vermieden werden. Koffein, Alkohol, säurehaltige Getränke wie Orangensaft, Cola-Getränke, Salatsoßen mit Essig sowie andere Substanzen, die die Magensäureproduktion stark anregen oder die Entleerung des Magens verzögern, sollten ebenfalls vermieden werden. Betroffene sollten etwa 3 Stunden vor dem Zubettgehen nichts mehr essen. Übergewichtige Personen und Personen, die kürzlich zugenommen haben, sollten abnehmen.

Behandlung von GERD

  • Protonenpumpenhemmer oder manchmal Histamin-2-Blocker

  • Dehnung der verengten Stellen

  • Fundoplikatio

Protonenpumpenhemmer, die stärksten Arzneimittel zur Verringerung der Magensäureproduktion, stellen im Normalfall die wirksamste Behandlung bei gastroösophagealem Reflux, Ösophagitis und erosiver Ösophagitis infolge von gastroösophagealem Reflux dar. Zur Heilung müssen die Medikamente in der Regel über einen Zeitraum von 4 bis 12 Wochen eingenommen werden. Diese Medikamente sind auch zum Langzeitgebrauch geeignet, aber Ärzte versuchen, wenn dies erforderlich ist, eine niedrigere Dosis zu verwenden. H2-Rezeptorantagonisten (Histamin-2-Blocker) sind andere säuresenkende Medikamente, die bei Patienten mit leichten GERD-Symptomen wirksam sind. Kaliumkompetitive Säureblocker sind eine weitere Art von Arzneimitteln, die die Säureabsonderung blockieren. Sie sind in einigen Ländern erhältlich, aber nicht in den Vereinigten Staaten. Medikamente, die die Bewegung der Nahrung durch die Speiseröhre, den Magen und den Darm anregen (sogenannte Promotilitätsmedikamente wie Metoclopramid), sind weniger wirksam als Protonenpumpenhemmer, können jedoch zu einem Protonenpumpenhemmer hinzugefügt werden.

Eine Speiseröhrenverengung wird behandelt, indem die verengten Bereiche mit Ballonsonden oder Schläuchen mehrmals gedehnt werden. Wenn die Aufdehnung erfolgreich ist, bedeutet die Verengung keine ernstzunehmende Einschränkung beim Essen.

Eine Operation ist eine Möglichkeit zur Behandlung von gastroösophagealem Reflux bei Patienten, die Medikamente nicht vertragen, bei denen große Rückflussmengen vorliegen, die zwar nicht sauer sind, aber Symptome verursachen, oder bei Patienten mit Geschwüren, Blutungen, großen Hernien oder einer schweren Speiseröhrenentzündung. Außerdem kann ein chirurgischer Eingriff die bevorzugte Behandlung für Personen sein, die nicht jahrelang Medikamente einnehmen wollen. Die Operation kann minimalinvasiv mit einem Laparoskop (sogenannte Fundoplikatio) durchgeführt werden. Bei einigen Personen treten nach diesem Eingriff Nebenwirkungen auf, am häufigsten Schluckbeschwerden, Blähungen und Bauchschmerzen nach dem Essen.

Das Barrett-Syndrom verschwindet nur selten durch die Behandlung mit einem Protonenpumpenhemmer und verändert sich typischerweise nicht. Wenn die Zellen entartet sind (präkanzerös), kann das Barrett-Syndrom im Rahmen einer Endoskopie mit Methoden behandelt werden, die das veränderte Gewebe mithilfe von Radiowellen (Radiofrequenzablation), extremer Kälte (Kryotherapie) oder eines Laserstrahls (Laserablation) zerstören. Optional kann das Gewebe auch operativ entfernt werden. Die fehlerhaften Zellen können jedoch auch dann bestehen bleiben, wenn die Symptome nach der Behandlung gelindert wurden. Alle Personen mit Barrett-Syndrom sollten sich daher regelmäßig endoskopisch untersuchen lassen, um sicherzustellen, dass sich kein Krebs entwickelt.