Anticholinergikum: Was bedeutet anticholinerg?

Anticholinerge Wirkungen werden durch Arzneimittel hervorgerufen, die die Wirkung von Acetylcholin blockieren. Acetylcholin ist ein chemischer Botenstoff (Neurotransmitter), der von einer Nervenzelle freigesetzt wird, um ein Nervensignal an eine benachbarte Nervenzelle oder eine Zelle in einem Muskel oder in einer Drüse zu übermitteln. Acetylcholin unterstützt die Zellkommunikation. Acetylcholin hilft hinsichtlich Erinnerungsvermögen, Lernen und Konzentrationsfähigkeit. Es hilft zudem bei der Kontrolle der Funktionsfähigkeit des Herzens, der Blutgefäße, der Atemwege sowie der Harn- und Verdauungsorgane. Arzneimittel, die die Wirkung von Acetylcholin hemmen, können die normale Funktionsfähigkeit dieser Organe beeinträchtigen.

Viele häufig verwendeten Arzneimittel haben anticholinerge Wirkungen. Bei den meisten dieser Arzneimittel sind diese Wirkungen nicht beabsichtigt. Anticholinerge Wirkungen sind u. a.:

  • Verwirrtheit

  • Verschwommenes Sehen

  • Verstopfung

  • Mundtrockenheit

  • Benommenheit und Gleichgewichtsstörungen

  • Schwierigkeiten beim Wasserlassen

Anticholinergika können jedoch auch nützliche Wirkungen haben und z. B. dazu beitragen, Muskelzittern (Tremor), Übelkeit oder eine überaktive Blase unter Kontrolle zu bringen.

Ältere Menschen sind anfälliger für anticholinerge Wirkungen, da die Menge an Acetylcholin im Körper im Alter abnimmt. Folglich blockieren Anticholinergika einen höheren Anteil des Acetylcholins, so dass der Körper im Alter das wenige vorliegende Acetylcholin schlechter nutzen kann. Zudem haben Zellen in vielen Teilen des Körpers (wie z. B. dem Verdauungstrakt) weniger Stellen, an die sich Acetylcholin binden kann. Aus diesem Grund versuchen Ärzte für gewöhnlich, bei älteren Menschen Arzneimittel mit anticholinergen Wirkungen zu vermeiden, sofern dies möglich ist.