Läusebefall

(Pediculose)

VonJames G. H. Dinulos, MD, Geisel School of Medicine at Dartmouth
Überprüft/überarbeitet Dez. 2021
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Kurzinformationen

Ein Läusebefall ist ein Parasitenbefall der Haut durch kleine, flügellose Insekten.

  • Läuse verbreiten sich meistens durch engen Kontakt zwischen Personen.

  • Menschen mit Läusen haben meistens starken Juckreiz.

  • Läuse und deren Eier können mit dem Auge erkannt werden, indem man das Kopfhaar und andere Körperteile untersucht.

  • Die Behandlung umfasst in der Regel Shampoos, Cremes oder Lotionen und mitunter die Dekontaminierung von Kleidung und Bettwäsche.

  • Manche Patienten benötigen ein oral einzunehmendes Parasitenmittel.

Parasiten sind Organismen, die auf oder in einem anderen Organismus (dem Wirt) leben und diesen brauchen, um sich zu ernähren und zu überleben. Läuse sind Parasiten, da sie das Blut von Menschen saugen.

Sie sind kleine, mit bloßem Auge sichtbare, flügellose Insekten, die den Kopf, den Körper oder die Schamregionen von Menschen befallen. Sie übertragen sich schnell durch engen Körperkontakt oder die gemeinsame Benutzung von Kleidungsstücken oder anderen persönlichen Gegenständen. Drei unterschiedliche Arten von Läusen bevölkern verschiedene Körperbereiche. Kopf- und Filzläuse leben direkt auf der Person, während Körperläuse auf Kleidungsstücken und Bettwäsche leben. Der Befall aller drei Läusearten kommt weltweit vor.

Ein genauer Blick auf die Läuse

Drei Arten von Läusen befallen den Körper. Läuse werden im Querschnitt bis zu 3 Millimeter groß.

Kopfläuse

Kopfläuse befallen das Haar und die Kopfhaut. Der Befall überträgt sich durch engen Körperkontakt und möglicherweise durch die gemeinsame Benutzung von Kämmen, Bürsten, Hüten und anderen persönlichen Gegenständen. Statische Elektrizität oder der Wind können dazu führen, dass Läuse vom Haar gelöst werden. Kopfläuse kommen am häufigsten bei Mädchen im Alter von 5 bis 11 Jahren vor, können aber prinzipiell jeden treffen. Kopfläuse sind bei Menschen afrikanischer Abstammung weniger verbreitet. Es gibt keine Verbindung zwischen Kopfläusen und mangelnder Hygiene oder einem niedrigen sozialen oder wirtschaftlichen Status.

Kopfläuse
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Läuseeier (Nissen) sind ovale, gräulich-weiße Eier, die an den Haarschäften kleben bleiben.
Foto mit freundlicher Genehmigung von Dr. med. Thomas Habif.

Körperläuse

Körperläuse befallen in der Regel Menschen mit mangelnder Hygiene, Menschen, die unter engen, überfüllten Bedingungen (z. B. in Kasernen) leben und Menschen von geringem sozialem und wirtschaftlichem Status. Sie leben auf der Kleidung und auf der Bettwäsche, die in Kontakt mit der Haut sind, nicht auf den Menschen selbst. Körperläuse breiten sich durch befallene Kleidung und Bettwäsche aus. Anders als Kopfläuse können Körperläuse manchmal schwere Krankheiten übertragen, wie Typhus, Schützengrabenfieber und Rückfallfieber.

Läuse, die Rückfallfieber übertragen
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Läuserückfallfieber wird von Borrelia-Bakterien verursacht, die von der Körperlaus von Mensch zu Mensch übertragen werden.
Bild mit freundlicher Genehmigung der Weltgesundheitsorganisation und der Public Health Image Library der Centers for Disease Control and Prevention.

Filzläuse

Filzläuse, die primär die Schamhaare im Genitalbereich und um den After befallen, verbreiten sich typischerweise unter Heranwachsenden und Erwachsenen durch sexuelle Kontakte. Sie können sich auch auf Kinder durch engen Kontakt mit Eltern übertragen. Filzläuse können auch durch Objekte, wie Handtücher, Bettwäsche und Kleidung übertragen werden. Diese Läuse können auch in Brusthaar, Achselhaaren und Gesichtsbehaarung (Bart, Augenbrauen und Wimpern) sitzen.

Bilder von Filzläusen
Nahaufnahme einer Filzlaus
Nahaufnahme einer Filzlaus

© Springer Science+Business Media

Filzlaus (Schamlaus)
Filzlaus (Schamlaus)
Dieses Bild ist stark vergrößert.

Bild von Dr. med. Thomas Habif.

Filzläuse mit Nissen an den Schamhaaren
Filzläuse mit Nissen an den Schamhaaren

© Springer Science+Business Media

Läuse auf den Wimpern
Läuse auf den Wimpern
Filzläuse können sich auf den Wimpern niederlassen. Auf diesem Foto sind Wimpern zu sehen, die mit einer Laus und ihren... Erfahren Sie mehr

PAUL PARKER / SCIENCE PHOTO LIBRARY

Symptome eines Läusebefalls

Läusebefall verursacht in der Regel starken Juckreiz in den befallenen Bereichen.

Bisse von Körperläusen verursachen kleine, rote, nadelstichähnliche Löcher in der Haut. Betroffene Personen haben Kratzspuren, Quaddeln, oder wenn die Haut durch starkes Kratzen aufgerissen ist, eine bakterielle Infektion. Diese Symptome kommen insbesondere an den Schultern, auf den Gesäßhälften und am Bauch vor.

Außerdem können Filzläuse auf dem Bauch, an den Gesäßhälften und den Oberschenkeln bläulich-graue Punkte verursachen. Die Lymphknoten können anschwellen. Läuse, die die Wimpern befallen haben, können Jucken, Brennen und Reizungen der Augen hervorrufen.

Bläulich-graue Flecken infolge von Filzlausbissen
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Auf diesem Foto sind bläulich-graue Flecken (sog. Maculae ceruleae) am Oberschenkel zu sehen, die durch Filzlausbisse verursacht wurden.
© Springer Science+Business Media

Kinder bemerken Kopfläuse kaum oder haben unter Umständen nur eine leichte Kopfhautreizung.

Diagnose eines Läusebefalls

  • Vorhandensein von Nissen, Läusen oder beiden

Kopfläuse können entdeckt werden, wenn man das nasse Haar mit einem feinen Kamm von der Kopfhaut weg auskämmt. Die Läuse befinden sich meist am Hinterkopf oder hinter den Ohren. Läuse selbst sind manchmal recht schwer zu entdecken, doch ihre Eier sind auffälliger. Läuseweibchen legen glänzende, grauweiße Eier (Nissen), die als kleine eiförmige Gebilde in der Nähe der Haarbasis fest an den Haaren haften. Jedes ausgewachsene Läuseweibchen legt drei bis fünf Eier am Tag, sodass die Anzahl der Nissen normalerweise weitaus größer ist als die der Läuse. Bei einem chronischen Befall der Kopfhaut wachsen die Nissen mit dem Haar heraus und sind dann je nach Dauer des Befalls in gewisser Entfernung von der Kopfhaut zu finden.

Nissen können von anderen Fremdobjekten an den Haarschäften einfach anhand der Tatsache unterschieden werden, dass sie stark daran anhaften.

Ausgewachsene Körperläuse und ihre Eier können auch in den Nähten von Kleidungsstücken und Bettwäsche vorkommen.

Filzläuse können durch eine sorgfältige Untersuchung mit ultraviolettem Licht entdeckt und durch eine Analyse mit dem Mikroskop identifiziert werden. Filzläuse können außerdem dunkelbraune Flecken (Kot) auf der Haut oder der Unterwäsche hinterlassen.

Behandlung eines Läusebefalls

  • Bei Kopf- und Filzläusen Shampoos und Cremes

  • Entfernung von Nissen aus Haaren und Wimpern

  • Gründliches Waschen oder chemische Reinigung oder Wechseln von kontaminierter Kleidung und Laken

Bei jeder Art von Läusen wird empfohlen, kontaminierte Kleidung und Laken auszutauschen oder durch ausgiebiges Waschen oder chemische Reinigung zu dekontaminieren. Artikel, die nicht waschbar sind, können für 2 Wochen in luftdichte Plastikbeutel gegeben werden, um die Läuse abzutöten.

Behandlung von Kopfläusen

Zur Behandlung von Kopfläusen sind zahlreiche rezeptpflichtige sowie rezeptfreie Arzneimittel erhältlich.

  • Rezeptfreie Shampoos und Cremes, die Pyrethrin und Piperonylbutoxid enthalten, lässt man 10 Minuten lang einwirken, bevor sie ausgewaschen werden.

  • Verschreibungspflichtiges Permethrin (eine synthetische Form von Pyrethrin), zur Anwendung als Flüssigkeit oder Creme, ist ebenfalls wirksam.

  • Lindan – ein verschreibungspflichtiges Mittel, das als Lotion oder Shampoo angewendet werden kann – kann auch zur Behandlung von Läusebefall verwendet werden, ist aber nicht so wirksam wie andere Präparate und wird außerdem bei Kindern unter 2 Jahren, schwangeren oder stillenden Frauen sowie Epilepsiekranken aufgrund möglicher toxischer Nebenwirkungen nicht empfohlen.

  • Eine Spinosad-Suspension (Flüssigkeit) kann bei Menschen ab einem Alter von 4 Jahren verwendet werden und wird in die trockene Kopfhaut eingerieben und auf trockenes Haar aufgetragen und nach 10 Minuten gründlich mit warmem Wasser abgespült. Der Kontakt mit den Augen sollte vermieden werden. Wenn nach 7 Tagen lebende Läuse festgestellt werden, sollte eine zweite Behandlung durchgeführt werden.

  • Verschreibungspflichtiges Malathion ist höchst wirksam, wenn es um das Abtöten sowohl erwachsener Läuse als auch der Läuseeier geht, es ist aber wegen seiner Entflammbarkeit und des unangenehmen Geruchs nicht die erste Wahl von Ärzten und darf 8 bis 12 Stunden nicht ausgewaschen werden.

All diese Läusebehandlungen werden nach sieben bis zehn Tagen wiederholt, um frisch geschlüpfte Läuse ebenfalls zu töten. Läuse werden immer häufiger resistent auf Arzneimittel, wodurch es manchmal schwierig wird, sie zu töten. Wenn die Läuse der Standardbehandlung widerstehen, wird in der Regel das Medikament Ivermectin zum Einnehmen verabreicht.

Die meisten medikamentösen Behandlungen töten zwar die Nissen, entfernen diese aber nicht. Tote Nissen müssen nicht entfernt werden, allerdings töten die Arzneimittel nicht immer alle Nissen. Da es nicht möglich ist, zwischen lebenden und toten Nissen zu unterscheiden, empfehlen Ärzte, diese zu entfernen. Außerdem hat ein sehr kleiner Anteil von Kindern mit Nissen auf ihrer Kopfhaut nach wie vor Läuse. Zur Entfernung wird ein feinzinkiger Kamm benötigt, der oft dem Läusemittel beiliegt. Außerdem muss die Kopfhaut sorgfältig abgesucht werden.

Da Nissen so fest an den Haaren anhaften, gibt es zahlreiche Präparate (Shampoos, Gele, Sprays), die der leichteren Ablösung der Nissen dienen und rezeptfrei erhältlich sind. Auch dreißigminütiges Föhnen der Haare mit einem Heißföhn kann dazu beitragen, die Nissen (nicht aber die Läuse) abzutöten. Nissen entfernen sich von der Kopfhaut, wenn die Haare wachsen. Wenn innerhalb von einem halben Zentimeter von der Kopfhaut keine Nissen sichtbar sind, hat die betreffende Person keine Läuse.

Bei Kopfläusen gibt es keinen gesicherten Nachweis dafür, dass persönliche Gegenstände einer befallenen Person gereinigt oder entsorgt werden müssten oder dass man von der Schule oder der Arbeit unbedingt fernbleiben soll. Allerdings empfehlen zahlreiche Fachleute, dass die mit den Eiern von Läusen kontaminierte Kleidung und Bettwäsche ausgetauscht oder durch sorgfältiges Waschen oder Trockenreinigung dekontaminiert werden sollte. Diese Gegenstände sollten möglichst in einem Trockner etwa 30 Minuten lang bei 54 °C getrocknet werden.

Behandlung von Filzläusen

Filzläuse können mit rezeptfreien Shampoos und Cremes, die Pyrethrin und Piperonylbutoxid enthalten, oder mit Lindan behandelt werden, genauso wie man auch Kopfläuse behandelt. Alle Sexualpartner sollten ebenfalls mitbehandelt werden. Läuse, die die Wimpern befallen, können mit Vaseline behandelt werden, die acht bis zehn Tage angewendet werden muss. Andere Methoden sind Fluoreszein-Augentropfen, Ivermectin zum Einnehmen, Vaseline-Salbe, Physostigmin-Salbe oder das vorsichtige Entfernen jeder einzelnen Laus mit einem entsprechenden Instrument.

Behandlung von Körperläusen

Bei Körperläusen werden in der Regel keine Arzneimittel zum Eliminieren der Läuse verwendet, da die Körperläuse in der Kleidung und den Laken und nicht auf dem Menschen hausen. Ärzte behandeln die Symptome einer betroffenen Person und empfehlen, kontaminierte Kleidung und Laken auszutauschen oder durch ausgiebiges Waschen oder Trockenreinigung dekontaminieren. Diese sollten am besten bei einer Temperatur von mindestens 65 °C getrocknet werden.