Tod und Sterben annehmen

VonElizabeth L. Cobbs, MD, George Washington University;
Karen Blackstone, MD, George Washington University;Joanne Lynn, MD, MA, MS, The George Washington University Medical Center
Überprüft/überarbeitet Okt. 2021
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

    Sich auf den nahenden Tod vorzubereiten bedeutet vielfach, ein Lebenswerk abzuschließen, die Beziehungen zu Familie und Freunden zu regeln und sich dem Unausweichlichen zu stellen. Für viele sterbende Menschen und ihre Familien haben religiöse und spirituelle Aspekte eine große Bedeutung. Pflegekräfte können den Betroffenen und ihren Familien helfen, den gewünschten Beistand zu finden, sofern sie nicht bereits Kontakt zu einem Pastor, Pfarrer oder anderem spirituellen Führer haben.

    • Sterbende und ihre Angehörigen können oftmals mithilfe ihrer Familie, Freunde und manchmal eines Geistlichen ein tiefes Gefühl des Friedens erlangen.

    • Trauern durchschreitet meistens fünf emotionale Phasen: Leugnen, Wut, Verhandlung, Depression und Annahme.

    Die Beschäftigung mit dem nahenden Tod wirft Fragen über den Sinn des Lebens und die Gründe für Leiden und Sterben auf. Auf diese Grundsatzfragen gibt es keine einfachen Antworten. Antworten können Schwerkranke und ihre Angehörigen bei sich selbst, in Religionen, bei Beratern, Freunden und in der Wissenschaft finden. Sie können miteinander reden, an religiösen oder familiären Zeremonien teilnehmen oder Aktivitäten nachgehen, die ihnen etwas bedeuten. Das wichtigste Mittel gegen die Verzweiflung angesichts des nahenden Todes ist oft das Gefühl, von anderen Menschen geschätzt zu werden. Die zahllosen medizinischen Untersuchungen und Behandlungen dürfen wichtige Fragen, bedeutsame Erfahrungen und menschliche Beziehungen nicht in den Hintergrund drängen.

    Trauer ist eine normale Reaktion vor einem nahenden Tod. Wie Elisabeth Kübler-Ross, eine Vordenkerin auf dem Gebiet Tod und Sterben, berichtet, durchleben sterbende Patienten zumeist fünf emotionale Stadien:

    • Verleugnung

    • Wut

    • Verhandeln

    • Depression

    • Akzeptanz

    Diese Stadien folgen einander in der Regel ungefähr in dieser Reihenfolge. Sie können jedoch auch in veränderter Reihenfolge auftreten. Leugnende Patienten handeln, sprechen oder denken, als stünde ihr Tod nicht bevor. Leugnen ist gewöhnlich eine Reaktion auf die überwältigende Angst, die Kontrolle zu verlieren, von geliebten Menschen getrennt zu werden, ein ungewisses Schicksal vor sich zu haben und leiden zu müssen. Gespräche mit einem Arzt oder einer Pflegekraft können dem Sterbenden helfen zu verstehen, dass er weiterhin die Kontrolle über die Situation hat und darauf vertrauen kann, dass er sich wohlfühlen und Trost finden kann. Wut kann dem Gefühl von Ungerechtigkeit entspringen: „Warum gerade ich?“ Verhandeln kann ein Zeichen für eine Auseinandersetzung mit dem Tod sein, d. h. um einen zeitlichen Aufschub bitten. Wenn dem Sterbenden bewusst wird, dass Verhandeln und andere Strategien nutzlos sind, kann eine Depression folgen. Durch Gespräche mit Angehörigen, Freunden, Ärzten und Pflegekräften kann der Patient dann seine Situation akzeptieren und sich dem Unausweichlichen stellen.

    Sich auf den Tod vorzubereiten, ist sehr schwierig und mit vielen Gefühlsschwankungen verbunden. Für die meisten Menschen ist es aber auch eine Zeit der neuen Erkenntnisse und des persönlichen Wachsens. Viele Sterbende und ihre Angehörigen finden Frieden, indem sie Kränkungen der Vergangenheit aufarbeiten, ihre Beziehung zueinander verbessern und sich umeinander kümmern.