Therapeutische Ziele bei älteren Menschen

VonRichard G. Stefanacci, DO, MGH, MBA, Thomas Jefferson University, Jefferson College of Population Health
Überprüft/überarbeitet Mai 2022 | Geändert Sep. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

    Medizinische Eingriffe (wie Untersuchungen und Behandlungen) bergen fast immer gewisse Risiken. Diese Risiken können sich auf die Lebensqualität auswirken. Patienten und medizinische Fachkräfte sollten den Nutzen von Untersuchungen und Behandlungen gegenüber den möglichen negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität abwägen (siehe auch Medizinische Entscheidungsfindung).

    Mögliche Vorteile medizinischer Interventionen umfassen Folgendes:

    • Heilung

    • Erhöhte Lebenserwartung

    • Verlangsamung des Krankheitsverlaufs

    • Verbesserte Lebensqualität (z. B. Fähigkeit, mehr alltägliche Aktivitäten auszuführen)

    • Symptomlinderung

    • Vorbeugung gegen Komplikationen

    Mögliche negative Auswirkungen medizinischer Interventionen umfassen Folgendes:

    • Tod

    • Symptome wie Beschwerden, anhaltende Müdigkeit, Verlust der Muskelkraft, eingeschränkte Mobilität und Inkontinenz

    • Unannehmlichkeiten

    • Kosten

    • Bedarf an zusätzlichen Tests oder Behandlungen

    Wenn die Behandlungen sehr wahrscheinlich einen Nutzen ergeben und sehr wahrscheinlich keine negativen Auswirkungen haben, ist die Entscheidung relativ leicht. Wenn jedoch potenziell erhebliche negative Auswirkungen zu erwarten sind, müssen die Betroffenen mit ihren Ärzten zusammenarbeiten, um Entscheidungen zu treffen, bei denen die Lebensqualität berücksichtigt wird. Zum Beispiel kann eine aggressive Krebstherapie das Leben verlängern, aber schwere negative Auswirkungen (einschließlich chronischer Übelkeit und Erbrechen) mit sich bringen, welche die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. In diesem Fall können die Präferenzen der betroffenen Person bezüglich Lebensqualität gegenüber Lebensdauer sowie Risikotoleranz und Ungewissheit die Ziele der Gesundheitsversorgung verändern oder festlegen, welche medizinischen Interventionen angestrebt werden.

    Die Perspektive der betroffenen Person bezüglich Lebensqualität kann auch die Behandlungsentscheidungen beeinflussen, wenn verschiedene Behandlungen (z. B. chirurgischer Eingriff oder Einnahme von Medikamenten) unterschiedliche Vorteile, Nebenwirkungen oder beides mit sich bringen könnten. Medizinische Fachkräfte können den Betroffenen erklären, was bei den verschiedenen Behandlungsoptionen passieren könnte, sodass es den Patienten ermöglicht wird, fundiertere Entscheidungen bezüglich medizinischer Untersuchungen und Behandlungen zu treffen.

    Wenn medizinische Entscheidungen getroffen werden, spielt die Lebenserwartung oft eine größere Rolle als das Alter. Menschen mit beschränkter Lebenserwartung leben zum Beispiel möglicherweise nicht lange genug, um von einer aggressiven Behandlung einer langsam fortschreitenden Erkrankung (z. B. einer radikalen Prostatektomie bei einem lokalisierten und langsam wachsenden Prostatakarzinom) zu profitieren. Dennoch können auch Menschen mit einer begrenzten Lebenserwartung eine invasive Behandlung in Betracht ziehen, wenn sich dadurch die Lebensqualität verbessern lässt (z. B. ein Gelenkersatz).

    Unabhängig von den übergeordneten Behandlungszielen zieht der Arzt die Notwendigkeit einer Linderung von Symptomen wie Schmerzen, Übelkeit und Kurzatmigkeit in Betracht. Wer mit solchen Symptomen leben muss, kann eine erheblich beeinträchtigte Lebensqualität verspüren.