Medikamentenbedingte Osteonekrose des Kiefers (MRONJ)

(Medikamentenbedingte Osteonekrose des Kiefers (MRONJ)

VonStuart B. Goodman, MD, PhD, Stanford University
Überprüft/überarbeitet März 2023
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Für die medikamentenbedingte Osteonekrose des Kiefers gibt es keine einhellig akzeptierte Definition oder Ätiologie, sie wird jedoch allgemein als eine orale Läsion betrachtet, die den nackten Unter- oder Oberkieferknochen betrifft und seit ≥ 8 Wochen im Zusammenhang mit Medikamenten auftritt. Es kann Schmerzen verursachen oder asymptomatisch sein kann. Die Diagnose wird durch das Vorhandensein von freiliegenden Knochen für mindestens 8 Wo gestellt. Die Behandlung ist ein begrenztes Débridement, Antibiotika und Mundspülungen.

Die medikamentenbedingte Osteonekrose des Kiefers (MRONJ), früher Bisphosphonat-bedingte Osteonekrose des Kiefers (BPONJ) genannt, ist eine seltene und potenziell schwächende Erkrankung. Die MRONJ ist gekennzeichnet durch nicht heilende freiliegende Knochen bei Patienten, die in der Vergangenheit Bisphosphonate (insbesondere bei hochdosierter i.v. Verabreichung), ein Antiresorptionsmittel (z. B. Denosumab) oder ein antiangiogenes Mittel eingenommen haben und bei denen keine Strahlenbelastung im Kopf- und Halsbereich vorliegt. Sehr selten tritt eine Osteonekrose des Kiefers (ONJ) mit denselben klinischen Symptomen wie eine MRONJ bei Patienten auf, die nicht mit Bisphosphonaten oder antiresorptiven oder antiangiogenen Wirkstoffen behandelt wurden.

MRONJ kann spontan oder nach dentaler Extraktion oder Trauma auftreten. Es tritt bevorzugt im Unterkiefer auf (75% der Fälle), was auf den Verlauf der Blutversorgung des Unterkiefers zurückzuführen ist. Bei medikamentenassoziierter Osteonekrose des Kiefers kann es sich eher um eine refraktäre Osteomyelitis als um eine echte Osteonekrose handeln, insbesondere wenn sie sich nach der Einnahme von Bisphosphonaten entwickelt.

Die meisten Fälle von MRONJ traten bei Krebspatienten auf, die mit hochdosierten i.v. Bisphosphonaten behandelt wurden; nur sehr wenige Fälle wurden bei Patienten gemeldet, die Bisphosphonate zur Behandlung der postmenopausalen Osteoporose erhielten und deren Therapie länger als 4 Jahre dauerte. Das Risiko, eine MRONJ zu entwickeln, ist bei Patienten, die wegen einer metastatischen Knochenerkrankung antiresorptive Medikamente erhalten haben, höher (< 5% [1]) als bei Patienten, die solche Medikamente wegen Osteoporose erhalten (< 0,05% [2]).

Orale Bisphosphonate sind weniger fettlöslich und führen zu einer geringeren Anreicherung im Knochen. Das Risiko einer MRONJ bei Osteoporose-Patienten, die orale Bisphosphonate einnehmen, ist äußerst gering und mit der Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung vergleichbar (etwa 1 Fall pro 100.000 Patientenjahre [3]). Die Prävalenz des MRONJ-Risikos bei einer langfristigen oralen Bisphosphonattherapie von weniger als 4 Jahren betrug 0,1% und scheint selbst bei Patienten, die über 4 Jahre orale Bisphosphonate erhalten, 0,21% nicht zu überschreiten (4). Derzeit sollte von einer ansonsten angezeigten Anwendung von Bisphosphonaten nicht abgeraten werden. Allerdings scheint es sinnvoll, erforderliche kieferchirurgische Operationen vor Beginn einer IV Bisphosphonattherapie durchzuführen und eine gute Mundhygiene und regelmäßige Zahnpflege zu fördern, während die Patienten Bisphosphonate einnehmen (5, 6).

Literatur

  1. 1. Saag KG, Petersen J, Brandi ML, et al: Romosozumab or alendronate for fracture prevention in women with osteoporosis. N Engl J Med 377(15):1417-1427, 2017. doi:10.1056/NEJMoa1708322

  2. 2. Hallmer F, Andersson G, Götrick B, et al: Prevalence, initiating factor, and treatment outcome of medication-related osteonecrosis of the jaw-a 4-year prospective study. Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral Radiol 126(6):477-485, 2018. doi:10.1016/j.oooo.2018.08.015

  3. 3. Masoodi NA: Oral bisphosphonates and the risk for osteonecrosis of the jawBJMP 2(2):11-15, 2022.

  4. 4. Ruggiero SL, Dodson TB, Aghaloo T, et al: American Association of Oral and Maxillofacial Surgeons' Position Paper on Medication-Related Osteonecrosis of the Jaws-2022 Update. J Oral Maxillofac Surg 80(5):920-943, 2022. doi:10.1016/j.joms.2022.02.008

  5. 5. Hellstein JW, Adler RA, Edwards B, et al: Managing the care of patients receiving antiresorptive therapy for prevention and treatment of osteoporosis: Executive summary of recommendations from the American Dental Association Council on Scientific Affairs. J Am Dent Assoc 142(11):1243−1251, 2011. doi: 10.14219/jada.archive.2011.0108

  6. 6. Khan A, Morrison A, Cheung A, et al: Osteonecrosis of the jaw (ONJ): Diagnosis and management in 2015. Osteoporos Int 27(3):853–859, 2016. doi: 10.1007/s00198-015-3335-3

Symptome und Anzeichen der medikamentenassoziierten Osteonekrose des Kiefers

Eine Osteonekrose des Kiefers kann lange Zeit symptomlos bleiben. Die Symptome tendieren dazu sich in der Regel mit Beschwerden zu entwickeln, obwohl Schmerz den Beschwerden vorausgehen kann. In späteren Stadien manifestiert sich die medikamentenassoziierte Osteonekrose des Kiefers in der Regel mit Schmerzen und eitrigem Ausfluss aus freiliegenden Knochen im Unterkiefer oder, viel seltener, im Oberkiefer. Auch Zähne und Zahnfleisch können betroffen sein. Intraorale oder extraorale Fisteln können sich entwickeln.

Diagnose der medikamentenbedingten Osteonekrose des Kiefers (MRONJ)

  • Klinische Untersuchung

Eine Osteonekrose des Kiefers wird diagnostiziert, wenn ein exponierter, nekrotischer Knochen für mindestens 8 Wochen im Ober- oder Unterkiefer vorhanden ist.

Behandlung der medikamentenbedingten Osteonekrose (MRONJ)

  • Begrenztes Débridement, Antibiotika und Mundspülungen.

Ist die Diagnose gesichert, stellt die Therapie der Osteonekrose des Kiefers eine Herausforderung dar und sollte durch einen Kieferchirurgen mit Erfahrung in der Behandlung dieser Erkrankung erfolgen. Die Behandlung der medikamentenassoziierten Osteonekrose umfasst in der Regel ein begrenztes Debridement, Antibiotika und antibakterielle Mundspülungen (z. B. mit Chlorhexidin [1]).

Die chirurgische Resektion des betroffenen Gebietes kann den Zustand verschlechtern und sollte daher nicht die erste Behandlungsmaßnahme sein.

Literatur zur Therapie

  1. 1. Hellstein JW, Adler RA, Edwards B, et al: Managing the care of patients receiving antiresorptive therapy for prevention and treatment of osteoporosis: Executive summary of recommendations from the American Dental Association Council on Scientific Affairs. J Am Dent Assoc 142(11):1243−1251, 2011. doi: 10.14219/jada.archive.2011.0108