Scheidenblutungen

VonDavid H. Barad, MD, MS, Center for Human Reproduction
Überprüft/überarbeitet Mai 2022
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Kurzinformationen

Anormale Scheidenblutungen schließen sämtliche auftretende Blutungen ein

  • Vor der Pubertät

  • Zwischen zwei Menstruationen

  • Während der Schwangerschaft

  • Nach den Wechseljahren (mindestens 12 Monate nach der letzten Menstruation)

Im gebärfähigen Alter treten Scheidenblutungen meist als Menstruationsblutung auf. Jedoch wird eine Menstruation als anormal angesehen, wenn sie

  • Übermäßig stark wird (pro Stunde werden mehr als 1 oder 2 Tampons benötigt)

  • Zu lange dauert (mehr als 7 Tage)

  • Zu häufig einsetzt (üblicherweise bei weniger als 21 Tagen zwischen den Menstruationen)

  • Zu unregelmäßig einsetzt (üblicherweise bei mehr als 90 Tagen zwischen den Menstruationen)

Typischerweise dauert die Menstruation zwischen 3 und 7 Tage und setzt alle 21 bis 35 Tage ein. Bei Jugendlichen können die Intervalle zwischen den Menstruationen stärker schwanken und bis zu 45 Tage dauern.

Scheidenblutungen können in der Frühphase oder in der Spätphase der Schwangerschaft auftreten und auf Probleme (Komplikationen) in Verbindung mit der Schwangerschaft hinweisen.

Längere oder übermäßige Blutungen können ungeachtet ihrer Ursache zu Eisenmangel, Anämie und manchmal zu einem gefährlich niedrigen Blutdruck (Kreislaufschock) führen.

Ursachen von Scheidenblutungen

Scheidenblutungen können entstehen durch:

Häufige Ursachen

Die wahrscheinlichen Gründe für Scheidenblutungen sind abhängig vom Alter der Frau.

Neugeborene Mädchen können minimale Scheidenblutungen haben. Vor der Geburt nehmen sie Östrogen von der Mutter über die Plazenta auf. Nach der Geburt sinkt der hohe Östrogenspiegel schnell ab, was manchmal leichte Blutungen während der ersten 1 bis 2 Lebenswochen verursacht.

Während der Kindheit sind Scheidenblutungen anormal und ungewöhnlich. Wenn diese auftreten, werden sie meist durch Folgendes verursacht:

  • Einen Gegenstand (Fremdkörper), wie Toilettenpapier oder ein Spielzeug, in der Scheide

  • Eine Verletzung oder möglicher sexueller Missbrauch

  • Infektionen in der Scheide (Vaginitis)

Im gebärfähigen Alter ist die häufigste Ursache Folgendes:

  • Hormonelles Ungleichgewicht, das dazu führt, dass der Eisprung verzögert oder nicht eintritt (Ovulationsstörung), was zu anormalen Uterusblutungen führen kann.

Uterusblutungen aufgrund einer Ovulationsstörung treten auf, wenn sich die hormonelle Steuerung der Menstruation verändert und die Gebärmutterschleimhaut unregelmäßig abgestoßen wird. Dies tritt häufiger bei heranwachsenden Mädchen auf (wenn die Menstruation gerade erst beginnt) oder bei Frauen in den späten Vierzigern (wenn die Menstruation ihrem Ende entgegengeht).

Andere häufige Ursachen für Scheidenblutungen im gebärfähigen Alter umfassen:

  • Schwangerschaftskomplikationen (manchmal bei Frauen, die nicht wissen, dass sie schwanger sind)

  • Myome (gutartige Muskeltumoren) in der Gebärmutter

  • Polypen im Gebärmutterhals oder in der Gebärmutter

  • Blutungen beim Eisprung (bei der Ovulation) während des Menstruationszyklus

  • Verwendung der Pille (orale Kontrazeptiva), wenn es zwischen zwei Menstruationen zu Schmierblutungen oder Blutungen kommt (sogenannte Durchbruchblutungen)

Nach den Wechseljahren ist die häufigste Ursache Folgendes:

  • Altersbedingte Ausdünnung der Scheidenschleimhaut (früher als atrophische Vaginitis bezeichnet) oder der Gebärmutter (Teil des urogenitalen Menopausensyndroms)

Seltenere Ursachen

Gebärmutterhalskrebs, Scheidenkrebs oder Krebserkrankungen der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumkarzinom) können Blutungen verursachen, meist nach der Menopause. Krebs ist im gebärfähigen Alter eine seltene Ursache.

Bestimmte Erkrankungen des Hormonsystems (wie Schilddrüsenunterfunktion) sind eine seltenere Ursache von Blutungen.

Extrem starke Menstruationsblutungen können ein erstes Anzeichen für eine Blutungsstörung sein.

Kinder können Hormonstörungen haben, die dazu führen, dass die Pubertät zu früh einsetzt. Diese Störung wird Pubertas praecox genannt. Bei diesen Kindern beginnt die Menstruation, die Brüste entwickeln sich und die Scham- und Achselbehaarung erscheint zu früh.

In seltenen Fällen werden die Blutungen durch einen Tumor oder eine Verletzung durch einen nicht vermuteten Kindesmissbrauch hervorgerufen.

Beurteilung von Scheidenblutungen

Der Arzt konzentriert sich zunächst darauf, festzustellen, ob die Ursache der Scheidenblutung eine ernsthafte oder lebensbedrohliche Erkrankung ist (wie eine rupturierte ektope Schwangerschaft) und ob die Blutung übermäßig ist und eventuell zu einem Kreislaufschock führen könnte.

Der Arzt prüft bei Frauen im gebärfähigen Alter, ob eine Schwangerschaft vorliegt.

Warnsignale

Bei Frauen mit Scheidenblutungen sind bestimmte Symptome besorgniserregend:

  • Übermäßige Blutung

  • Bewusstlosigkeit, Schwächegefühl, Schwindel, kalte und klamme Haut, Schwierigkeiten beim Atmen und ein schwacher und schneller Puls (was auf einen Kreislaufschock hinweist)

  • Blutungen, die vor Beginn der Menstruation auftreten (vor der Pubertät) oder nach ihrem Ende (nach der Menopause)

  • Blutungen während Schwangerschaft

  • Bei Kindern Probleme beim Gehen oder Sitzen, blaue Flecken oder Kratzer um die Genitalien, den After oder den Mund und/oder Scheidenausfluss oder eine juckende Scheide (das können Anzeichen von sexuellem Missbrauch sein)

Von zu starken Blutungen spricht man in folgenden Fällen:

  • Frauen verlieren mehr als eine Tasse Blut.

  • Mehr als 1 Einlage oder Tampon ist innerhalb einer oder weniger Stunden voll.

  • Im Blut sind große Klumpen zu sehen.

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Frauen, bei denen die meisten dieser Warnsignale auftreten, sollten unverzüglich einen Arzt aufsuchen, ebenso Frauen mit großen Blut- oder Gewebeklumpen im Blut oder mit Symptomen, die auf eine Blutungsstörung hinweisen. Die Symptome einer Blutungsstörung umfassen die Neigung zu Blutergüssen, übermäßiges Bluten beim Zähneputzen oder nach kleinen Schnitten und Ausschlag mit kleinen rötlich-violetten Pünktchen oder größeren Flecken (die auf Blutungen in der Haut hinweisen). Wenn jedoch das einzige Warnsignal Scheidenblutungen vor der Pubertät oder nach der Menopause sind, ist eine Wartezeit von etwa einer Woche nicht gesundheitsgefährdend.

Frauen ohne Warnsignale sollten so bald wie möglich einen Termin vereinbaren, eine Wartezeit von einigen Tagen ist wahrscheinlich jedoch nicht gesundheitsgefährdend.

Wenn die Scheidenblutungen bei Neugeborenen länger als einige Tage anhalten, stark sind oder übel riechen, sollten sie von einem Arzt untersucht werden.

Was der Arzt unternimmt:

Der Arzt befragt die Frau (oder ihre Betreuungsperson) zunächst zu ihren Symptomen und ihrer Krankengeschichte. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Die Befunde in der Krankengeschichte und bei der körperlichen Untersuchung deuten häufig auf eine Ursache für die Blutung und die eventuell erforderlichen Untersuchungen hin (siehe Tabelle mit einigen Ursachen und Merkmalen von Scheidenblutungen).

Der Arzt stellt Fragen zu den Blutungen:

  • Wie viele Binden oder Tampons pro Tag oder Stunde benötigt werden

  • Wie lange die Blutungen dauern

  • Wann es angefangen hat

  • Wann sie in Bezug auf die Menstruation und sexuelle Handlungen auftreten

Er stellt ebenfalls Fragen zur Zyklusanamnese der Frau:

  • Wie alt sie war, als ihre Menstruation einsetzte

  • Wie lange sie dauert

  • Wie stark sie ist

  • Wie groß der Abstand zwischen den Menstruationen ist

  • Ob sie regelmäßig kommt

Die Frau wird gefragt, ob sie zuvor schon einmal anormale Blutungen hatte, ob sie eine Erkrankung hatte, die Blutungen verursachen kann (wie eine noch nicht lange zurückliegende Fehlgeburt), oder ob sie die Pille, andere Hormone oder Medikamente einnimmt, die übermäßige Blutungen verursachen können (wie z. B. Gerinnungshemmer und nichtsteroidale Antirheumatika, kurz NSAR).

Die Frau wird nach anderen Symptomen wie Benommenheit, Bauchschmerzen und übermäßigen Blutungen nach dem Zähneputzen oder einem kleinen Schnitt gefragt.

Die körperliche Untersuchung schließt eine gynäkologische Untersuchung ein. Während der Untersuchung können Ärzte bei Frauen in jedem Alter Erkrankungen des Gebärmutterhalses, der Gebärmutter, der Scheide, der Vulva oder der Harnröhre feststellen. Bei Kindern wird zunächst eine allgemeine Untersuchung durchgeführt, um eine verfrühte Pubertät festzustellen (anhand des Vorliegens von Schambehaarung und Brustentwicklung), und eine gynäkologische Untersuchung wird nur bei Bedarf durchgeführt.

Wenn kein Blut in der Scheide vorhanden ist, kann eine rektale Untersuchung durchgeführt werden, um festzustellen, ob die Blutungen aus dem Verdauungstrakt stammen.

Tabelle

Tests

Wenn die Frau im gebärfähigen Alter ist, führt der Arzt Folgendes immer durch:

  • Urin- oder Bluttest auf Schwangerschaft

Wenn der Urin-Schwangerschaftstest negativ ist, der Arzt jedoch immer noch eine Schwangerschaft vermutet, wird ein Blut-Schwangerschaftstest durchgeführt. Dieser beinhaltet die Messung eines Hormons, das in der Plazenta gebildet wird, das sogenannte humane Choriongonadotropin (hCG). Der Bluttest ist bei sehr frühen Schwangerschaften (weniger als 5 Wochen) genauer als der Urintest.

Zu den üblicherweise vorgenommenen Tests gehört Folgendes:

  • Bluttests zur Messung des Schilddrüsenhormonspiegels

  • Wenn die Blutung stark war oder lange Zeit angedauert hat, wird ein großes Blutbild auf Anämie überprüft

Andere Bluttests werden entsprechend der vom Arzt vermuteten Krankheiten durchgeführt. Wenn beispielsweise eine Blutungsstörung vermutet wird, wird die Gerinnungsfähigkeit des Blutes evaluiert. Bei Verdacht auf ein polyzystisches Ovarialsyndrom werden Bluttests durchgeführt, um den Androgenspiegel zu ermitteln.

Eine Ultraschalluntersuchung wird häufig durchgeführt, um nach Auffälligkeiten in den Fortpflanzungsorganen zu suchen, wenn Frauen Risikofaktoren für ein Endometriumkarzinom aufweisen oder wenn ein Verdacht auf Probleme wie Myome, Polypen oder Tumoren besteht. Bei der Ultraschalluntersuchung wird üblicherweise ein Ultraschall-Handgerät in die Scheide eingeführt, kann aber auch auf dem Abdomen platziert werden.

Wenn bei der Ultraschalluntersuchung eine Verdickung der Gebärmutterschleimhaut festgestellt wird (endometriale Hyperplasie), kann eine Hysteroskopie oder eine Sonohysterografie durchgeführt werden, um nach kleinen Verwachsungen in der Gebärmutter zu suchen. Bei der Hysteroskopie wird ein Beobachtungsschlauch durch die Scheide in die Gebärmutter eingeführt. Bei einer Sonohysterografie wird während des Ultraschalls Flüssigkeit in die Gebärmutter injiziert, damit Auffälligkeiten besser zu erkennen sind.

Wenn die Testergebnisse auffällig oder uneindeutig sind, kann der Arzt in den folgenden Situationen eine Gewebeprobe aus der Gebärmutterschleimhaut zur Analyse entnehmen.

  • Frauen im Alter von über 45 Jahren

  • Frauen mit Risikofaktoren für Krebserkrankungen der Fortpflanzungsorgane, einschließlich Krebserkrankungen der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumkarzinom) und der Eierstöcke

  • Wenn zu viel Östrogen produziert wird, wie es bei Frauen mit polyzystischem Eierstocksyndrom oder einem hohen Body-Mass-Index der Fall ist

  • Bei Frauen nach den Wechseljahren ist die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) verdickt (im Ultraschall sichtbar).

Die Probe kann durch Absaugen (durch einen Schlauch) oder durch Abschaben entnommen werden – dieses Verfahren wird Dilatation und Kürettage genannt (D und K). Bei Frauen nach den Wechseljahren wird die Probe in der Regel mittels Hysteroskopie entnommen, wodurch der Arzt Einblick in die Gebärmutter erhält und die Anomalie lokalisieren kann.

Je nachdem, welche Erkrankungen in Frage kommen, können andere Tests durchgeführt werden. Beispielsweise kann eine Biopsie des Gebärmutterhalses durchgeführt werden, um auf Krebserkrankungen des Gebärmutterhalses zu testen.

Treten auffällige Blutungen auf, die nicht die üblichen Ursachen haben, können diese mit Veränderungen der hormonellen Steuerung des Menstruationszyklus zusammenhängen.

Behandlung von Scheidenblutungen

Bei extrem starken Blutungen und einem sehr niedrigen Blutdruck erhalten Frauen bei Bedarf sofort intravenös Flüssigkeit und Bluttransfusionen, um den Blutdruck wiederherzustellen. Eine Laparoskopie oder Laparotomie ist bei einem Notfall häufig erforderlich. Bei einer Laparoskopie setzt der Arzt einen kleinen Schnitt unter dem Nabel und führt einen Beobachtungsschlauch (Laparoskop) ein. Eine Laparotomie erfordert einen großen Einschnitt in den Bauch. Beide Verfahren ermöglichen es dem Arzt, die Organe direkt zu betrachten und nach Auffälligkeiten zu suchen.

Wenn den Scheidenblutungen eine andere Ursache zugrunde liegt, ist diese Erkrankung möglichst zu behandeln. Wenn durch die Blutungen ein Eisenmangel verursacht wurde, wird der Frau ein Eisenpräparat verabreicht.

Die Antibabypille und andere Hormone können zur Behandlung von anormalen Blutungen der Gebärmutter eingenommen werden, wenn diese durch Veränderungen der hormonellen Steuerung des Menstruationszyklus ausgelöst wurden.

Polypen, Myome, Krebs und einige gutartige Tumoren können chirurgisch aus der Gebärmutter entfernt werden.

Grundlegende Informationen für ältere Frauen: Scheidenblutungen

Blutungen nach der Menopause (die später als 12 Monate nach der letzten Menstruation auftreten) sind relativ häufig, werden aber immer als anormal angesehen. Diese Blutungen können auf eine präkanzeröse Erkrankung (wie eine Verdickung der Gebärmutterschleimhaut) oder Krebs hindeuten. Daher sollten ältere Frauen unverzüglich einen Arzt aufsuchen, wenn eine solche Blutung auftritt, damit Krebs ausgeschlossen oder sofort behandelt werden kann.

Ältere Frauen sollten unverzüglich einen Arzt aufsuchen, wenn bei ihnen Folgendes auftritt:

  • Jegliche Scheidenblutungen

  • Ein rosafarbener oder brauner Scheidenausfluss, der kleine Mengen Blut enthalten kann

Jedoch haben Blutungen nach der Menopause viele andere Ursachen.

Die häufigste Ursache ist:

  • Ausdünnung der Gebärmutter- oder Scheidenschleimhaut (urogenitales Menopausensyndrom)

Andere Ursachen umfassen

  • Einnahme von Östrogen oder eine andere Hormontherapie, vor allem, wenn die Einnahme abgebrochen wird

  • Polypen im Gebärmutterhals oder in der Gebärmutter

  • Myome

  • Infektionen

Da das Gewebe der Scheide dünn und trocken sein kann, kann eine Untersuchung der Scheide unangenehm sein. Der Arzt kann versuchen, ein kleineres Instrument (Spekulum) zu verwenden, damit die Untersuchung weniger unangenehm ist.

Wichtigste Punkte

  • Im gebärfähigen Alter ist die häufigste Ursache einer anormalen Scheidenblutung eine Schwangerschaft.

  • Bei Frauen, die nicht schwanger sind, ist ein hormonelles Ungleichgewicht (Ovulationsstörung) die häufigste Ursache, die zu anormalen Uterusblutungen führen kann.

  • Anormale Uterusblutungen stehen mit Veränderungen der hormonellen Regulierung des Menstruationszyklus in Zusammenhang, die einen Eisprung verhindern.

  • Bei Kindern ist der Grund üblicherweise ein Fremdkörper oder eine Verletzung, manchmal ist der Grund jedoch sexueller Missbrauch.

  • Bei Frauen im gebärfähigen Alter wird ein Schwangerschaftstest durchgeführt, auch wenn die Frau nicht glaubt, dass sie schwanger sein könnte.

  • Wenn eine Scheidenblutung nach der Menopause auftritt, ist eine Beurteilung notwendig, um Krebs auszuschließen.