Fischvergiftung und Meeresfrüchtevergiftung

VonGerald F. O’Malley, DO, Grand Strand Regional Medical Center;
Rika O’Malley, MD, Grand Strand Medical Center
Überprüft/überarbeitet Juni 2022
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    Fischvergiftungen und Vergiftungen durch Schalentiere sind mit einem von mehreren Toxinen verbunden, die gastrointestinale, neurologische oder histaminvermittelte Symptome hervorrufen können.

    (Siehe auch Allgemeine Grundlagen zu Vergiftungen.)

    Ciguatera-Fischvergiftung

    Ciguatera-Fischvergiftungen beobachtet man nach dem Verzehr von mehr als 400 verschiedenen Fischen tropischer Riffe um Florida, in der Karibik oder im Pazifik, wo Dinoflagellaten ein Toxin produzieren, das sich im Fisch anreichert. Ältere und große Fische (z. B. Zackenbarsch, Schnapperfisch, Königsdorsch) enthalten größere Giftmengen. Keines der bekannten Zubereitungsverfahren, inkl. Kochen, schützt vor der Vergiftung; das Toxin ist geschmacksneutral. Vergiftungen können nach dem Verzehr von frischem oder gefrorenem Fisch auftreten. Es steht kein kommerzielles Produkt zur Verfügung, um Fische auf Ciguatoxin zu testen.

    Beschwerden können 2–8 Stunden nach der Mahlzeit einsetzen. Bauchkrämpfe, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhö halten 6–17 Stunden an; danach können Pruritus, Parästhesien, Kopfschmerzen, Myalgien, eine Umkehr der Temperaturwahrnehmung und Gesichtsschmerzen auftreten. Monate später können die ungewöhnliche sensorische Wahrnehmung und die Nervosität zu einer allgemeinen Schwäche führen.

    Therapeutisch wurden Mannit-Infusionen empfohlen, ein eindeutiger Nutzen konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.

    Scombrotoxismus

    Scombrotoxismus wird durch hohe Histaminkonzentrationen im Fisch verursacht, bedingt durch einen erst nach dem Fang einsetzenden bakteriellen Abbauprozess. Zu den häufig betroffenen Arten gehören

    • Thunfisch

    • Makrele

    • Bonito

    • Echter Bonito (Katsuwonus pelamis)

    • Goldmakrele

    Der Fisch kann pfefferartig oder bitter schmecken. Gesichtsrötung und möglicherweise Übelkeit, Erbrechen, epigastrische Schmerzen und Urtikaria können wenige Minuten nach Beginn der Mahlzeit auftreten und bilden sich innerhalb von 24 Stunden wieder zurück. Die Symptome werden oft mit denen einer Meeresfrüchteallergie verwechselt. Im Gegensatz zu anderen Fischvergiftungen kann diese Vergiftung vermieden werden, wenn der Fisch nach dem Fang richtig gelagert wird.

    Zur Behandlung können H1- und H2-Blocker eingesetzt werden.

    Tetrodotoxin-Vergiftung

    Tetrodotoxin-Vergiftungen werden meist durch den Verzehr von Pufferfisch (Fugu), eine japanische Delikatesse, verursacht, auch wenn mehr als 100 Süßwasser- und Salzwasserfische Tetrodotoxin enthalten. Zu den ersten Symptomen gehören Parästhesien im Gesicht und in den Extremitäten, gefolgt von vermehrtem Speichelfluss, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen. Auch eine potenziell tödliche Atemlähmung kann auftreten. Die supportive Behandlung berücksichtigt insbesondere die Atemunterstützung, bis das Toxin verstoffwechselt ist, was Tage dauern kann.

    Das Toxin kann durch Kochen oder Einfrieren nicht zerstört werden.

    Schalentiervergiftung

    Die paralytische Schalentiervergiftung kann von Juni bis Oktober, insb. an den Küsten des Pazifiks und Neuenglands auftreten, wenn Muscheln und Austern mit giftigen Dinoflagellaten kontaminiert sind, die auch für die Algenblüte (Biolumineszenz) verantwortlich sind. Diese Dinoflagellaten bilden das Neurotoxin Saxitoxin, das durch Kochen nicht zerstört wird. Periorale Parästhesien treten 5–30 Minuten nach der Einnahme auf. Anschließend entwickeln sich Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen, gefolgt von Muskelschwäche. Die Therapie ist symptomatisch. Unbehandelt kann eine Atemlähmung zum Tod führen; Überlebende erholen sich wieder vollständig.